Nach einem schnellen Frühstück in unserer Unterkunft, liefen wir um kurz vor 9 hinauf zum Spitsbergen Hotel. Dort wurden wir von unserem heutigen Guide zur Wanderung auf den ca. 500m hohen Sarkofagen abgeholt. Auch diese Wandertour von ca. 6 Stunden hatten wir bereits zu Hause im Voraus gebucht. Die Gruppe war heute etwas größer (10 Personen), da ein Kreuzfahrtschiff angelegt hatte und zahlreiche Wandergruppen den Berg hinaufpilgerten.
Wie bereits gestern, galt es auch heute, den Fluss in Nybyen zu überqueren. Da sich die Flussrichtung, die Fließgeschwindigkeit und Höhe verändert hatten, war dies kein leichtes Unterfangen. Zumal unser Guide vom Anbieter Svalbard Wildlife Expeditions auch leider keine Leiter dabei hatte, über die man bequem die reißenden bzw. tiefen Flusspassagen hätte überqueren können. So suchten wir mit vereinten Kräften nach geeigneten Stellen und bekamen trotzdem nasse Füße. Das ist eben die Arktis 😎. Da das Überqueren des Flusses schon eine Stunde in Anspruch genommen hatte, blieb weniger Zeit für die spätere Fossiliensuche übrig.
Unsere bunt gemischte Gruppe bestand aus zwei Norwegerinnen, einer amerikanischen Familie und einem weiteren deutschen Pärchen, dass den Ausflug von der AIDA aus gebucht hatte. Heute war ich zumindest nicht eine der unfittesten Personen der Gruppe 😀.
Wie gestern stiegen wir denselben Weg bergauf bis zum Rand des Larsgletschers. Das Wetter war allerdings deutlich besser als gestern und der Blick daher trotzdem anders.
Über kleine Schneefelder folgten wir dem schmalen Pfad weiter bis zum Hochplateau des Sarkofagen.
Vor uns waren noch zwei weitere Gruppen, die sich gerade auf den Weg zum Gipfel machten. Wir machten daher etwas weiter unten unsere Rast und bekamen vom Guide heiße Getränke und Kekse. Bei strahlendem Sonnenschein setzten wir uns in das kurze Gras und genossen die grandiosen Ausblicke auf den Isfjord, Longyearbyen und dem Gipfel des Trollsteinen. Wer übrigens kein Kaffeefan ist (so wie ich) sollte unbedingt den Preiselbeerensirup (lingonberry syrup) probieren. Echt lecker, vor allem auch in der heißen Variante.
Nachdem es am Gipfel leerer wurde, begaben wir uns auch dorthin. Wir trugen uns ins Gipfelbuch ein und begaben uns danach an den Abstieg zum Longyeargletscher.
Über Schnee- und Steinschichten gelangten wir immer näher an den Rand des Gletschers. Wie schnell sich hier übrigens das Wetter verändern kann, sahen wir nun selbst. Eben noch hatten wir in der Sonne gestanden und schon zogen dicke Wolkenfelder über uns hinweg.
Nachdem wir einen reißenden Gletscherfluss überquert hatten, ging es über die Moränen des Gletschers zum Einstieg auf den Gletscher.
Nach einer kurzen Sicherheitseinweisung zogen wir unsere Mini-Spikes über die Schuhe und liefen über den Gletscher hinab zum Fossilienfeld.
Der Longyeargletscher war angenehmer zu laufen als der Larsgletscher, da er nicht so weich war und sich kaum Wasser auf dem Eis angesammelt hatte. So blieben nicht nur die Füße trocken, sondern der Weg hinab war auch weniger anstrengend.
An einem breiten Gletscherlauf füllten wir unsere Getränkeflasche mit klarem, kalten Gletscherwasser auf. Lecker.
Am Ende des Gletschers zogen wir die Spikes aus und hatten nun ein wenig Zeit auf Fossiliensuche zu gehen. Die Wahrscheinlichkeit, dass man hier fündig wird ist sehr groß und aufgrund der Masse an Fossilien ist es sogar erlaubt, einen Stein mit nach Hause zu nehmen. Wie immer hatte Marcel bei der Suche nach Fossilien mehr Glück als ich und fand einen gut erhaltenen Stein mit fossilen Gräsern. Das besondere Souvenir war gesichert.
Nach einer knappen halben Stunde waren alle mit Steinen versorgt und wir begaben uns zurück zum Ausgangspunkt.
Über ein Grasfeld ging es noch einmal steil nach oben, bevor es auf der anderen Seite wieder galt, den Fluss trockenen Fußes zu überqueren. Das gestaltete sich jedoch leichter als zu Beginn der Tour und wir fanden geeignete Stellen für die Überquerung.
Auch die Rentiere waren heute wieder vor Ort und wir beobachteten sie noch eine Zeit lang, bevor es zurück zum Auto ging.
Da unsere heutige Unterkunft, das Coal Miners´Cabins, direkt hier oben in Nybyen lag, benötigten wir keinen Rücktransport, sondern konnten sofort einchecken. Wir bekamen ein Zimmerupgrade und statt eines Raumes mit Gemeinschaftsbad, hatten wir zwei Räume und ein eigenes Bad zu unserer Verfügung. Das gefiel uns doch.
Bis zum abendlichen Bootsausflug um 19:00 Uhr hatten wir jetzt noch ein wenig Zeit, die wir mit Einfach-Mal-Abhängen verbrachten. Kann auch sehr entspannend sein.
Eine halbe Stunde vor Abholung durch unseren Transport nahmen wir die Seepillen und warteten auf den Bus. Und diesmal kam tatsächlich ein Bus, der uns abholte. Uns schwante nichts Gutes. Laut Beschreibung des Touranbieters hatten auf der Polargirl bis zu 85 Personen Platz. Es könnte also heute etwas voller werden als bei unseren letzten Touren.
Letztendlich befanden sich allerdings kaum 20 Personen an Bord und unser Ausflug zum Bore Gletscher konnte entspannt starten. Ca. 2 Stunden dauerte die Fahrt bis zum Gletscher und unter Deck konnte ich es trotz der Tabletten gegen Seekrankheit nicht lange aushalten. Dieses langsame Auf- und Ab und die warme Luft waren nichts für mich. Ein mulmiges Gefühl machte sich in der Magengegend breit und ich beschloss, den auf dem Schiff verfügbaren Polaranzug anzuziehen und lieber an die frische Luft zu gehen.
Es war zwar ganz schön kalt draußen aber der Anzug schützte sehr gut gegen die kalte Luft. Nur an den Füßen wurde es doch recht unangenehm. Dafür konnte ich so die zwei Stunden Fahrt ohne Probleme überstehen und hielt nach Walen Ausschau. Außer zahlreichen Lummen, Möwen und Puffins wollte sich jedoch keines der Tiere zeigen. Der Vorteil in der Arktis; an Deck ist man fast immer alleine 😉. Ein Seefahrer wird aus mir wohl nie werden.
Auf den letzten Metern leistete Marcel mir Gesellschaft und wir genossen gemeinsam die Ankunft am Bore Gletscher.
Auf der Fahrt hier hin, hatte noch alles in dicken Wolken gehangen aber bei unserer Ankunft zeigte sich sogar zaghaft die Sonne und der Himmel klarte ein wenig auf.
Wir genossen die grandiose Naturkulisse und die beeindruckende Landschaft am Gletscher. Unbeschreiblich, wie klein man sich hier fühlte. Die knapp 20m hohen Eiswände ragten drohend hinauf und das Knacken des Eises verriet, dass der Gletscher ständig in Bewegung war. Einen größeren Abbruch konnten wir heute jedoch nicht beobachten. Das machte allerdings überhaupt nichts, da die Landschaft auch so unheimlich toll war. Die vielen kleinen und großen Eisschollen, die im Wasser schwammen und das abendliche Licht, ließen uns die Arktis genießen. Ob man eigentlich jemals müde von diesem Anblick wird?
Bei einem leckeren Essen (Lachs mit Kartoffeln und Salat), dass wir an Deck genießen konnten, beobachteten wir den Gletscher und hielten Ausschau nach Eisbären. Zeigen wollte sich allerdings keiner. Ich holte mir daher noch einen Nachschlag, bevor es auf selben Wege (und denselben 2 Stunden Schaukelei) wieder zurück nach Longyearbyen ging.
Marcel war es zu kalt und so blieb ich die zwei Stunden alleine an Deck und genoss den Blick auf das Wasser und das umwerfende Licht, dass den Himmel verzauberte. So konnte man es aushalten. Wenn nur die Füße nicht so frieren würden… Immerhin war der Wellengang nicht mehr so stark wie auf der Hinfahrt.
Kurz vor der Einfahrt in den Hafen gesellten sich zahlreiche Küstenseeschwalben zu unserem Boot und hielten Ausschau nach einer fischreichen Mahlzeit, die das Boot aufwirbelte.
Nach 5 Stunden waren wir wieder in Longyearbyen angekommen und wurden mit dem Bus zum Hostel gebracht. Ein toller, ereignisreicher Tag ging zu Ende aber die Mitternachtssonne war auch heute wieder nicht zu sehen.