Lang lang ist´s her, dass wir auf dem Rheinsteig unterwegs waren. Vor fast drei Jahren sind wir die 6. Etappe von Rheinbrohl nach Leutesdorf gewandert. Irgendwas hat nie gepasst, um endlich mal weiter zu wandern. Das Pfingstwochenende versprach bestes Wetter und wir zögerten nicht lange, buchten eine der wenigen Unterkünfte entlang des Rheinsteiges und starteten unsere erste Wandertour des Wochenendes von Leutesdorf nach Rengsdorf.
Da wir drei Tage wandern wollten und es weder in Rengsdorf noch in Sayn (das wir am zweiten Tag erreichen sollten) einen Bahnhof gab, parkten wir unser Auto am Bahnhof von Vallendar. Der Schotterparkplatz hinter den Gleisen bietet ausreichend Platz. Leider zeigte ein Blick in die App, dass der Zug von Vallendar nach Leutesdorf an diesem Wochenende nicht fahren sollte. Ärgerlich, das erst heute zu erfahren, denn als ich am Dienstag noch einen Blick in die Bahn App geworfen hatte, war von einer Baustelle keine Rede. Auch der Mitarbeiter der Deutschen Bahn im Stellwerk am Bahnhof hatte keine Ahnung von der Baustelle, denn laut seiner Info sollte der Zug nur 10 Minuten Verspätung haben. Er fragte jedoch noch einmal nach und erfuhr, dass die Züge alle ausfallen würden. Tja dumm gelaufen. Wie kamen wir nun von Vallendar nach Leutesdorf? Ein Taxi hätte unser Wanderbudget ordentlich geschmälert (mal abgesehen davon, dass wir weit und breit keines gesehen hatten, Uber bot auch keine Alternative).
Sinnvollerweise sollte es jedoch bei Baustellenbetrieb einen Schienenerstzverkehr geben? (Weder die App noch der Mitarbeiter wussten etwas davon….). Wir liefen einfach mal zur nahegelegenen Bushaltestelle und siehe da; es gab tatsächlich einen Schienenersatzverkehr. Leider war der Bus jedoch vor 3 Minuten abgefahren und wir mussten somit eine Stunde warten, bis der nächste dann hoffentlich kam.
Die Laune war auf dem Tiefstand und beim nahegelegenen Bäcker gönnten wir uns schon mal ein Stück Kuchen. Zucker wirkt doch aufheiternd 😂.
Um 12:05 Uhr warteten wir an der Bushaltestelle auf den Bus, der auch tatsächlich kam und brachte uns in knapp 30 Minuten von Vallendar nach Leutesdorf. Wir waren die einzigen Fahrgäste auf der gesamten Strecke und der Busfahrer schien die Strecke vorher auch noch nie gefahren zu sein, denn am Bahnhof in Neuwied fuhr er durch so enge Straßen, dass er die ganze Zeit vor sich hin fluchte.
Wir sagten ihm, dass wir bis nach Leutesdorf wollten und insgesamt nach zwei Stunden Irrungen und Wirrungen kamen wir endlich am Startpunkt der Wandertour an.
Puls runterfahren, ankommen und Natur genießen standen jetzt auf unserem Plan für die nächsten Wanderstunden. 20 Kilometer und einige Höhenmeter lagen vor uns.
In Leutesdorf peilten wir den GPS-Track an und fanden ein gelbes Zustiegsschild des Rheinsteiges, dem wir folgten.
Vorbei an der Kirche St. Laurentius begaben wir uns über eine Straße und wenig später entlang eines schmalen Pfades steil bergauf.
Wir bogen nach rechts ab und folgten nun den offiziellen blauen Rheinsteigschildern durch ein kleines Waldgebiet weiter hinauf.
Ein toller Panoramaweg mit traumhaften Ausblicken eröffnete sich uns nach Erreichen der Anhöhe.
Über Treppen stiegen wir hinab zu den unter uns liegenden Weinfeldern.
Wir blickten auf das auf der anderen Rheinseite befindliche Andernach.
Ein schmaler Pfad schlängelte sich entlang der Schiefersteine und bot tolle Aussichten. Trittsicherheit und Schwindelfreiheit können hier nicht schaden.
In Kehren wanderten wir steil bergab bis zu einem kreuzenden, asphaltierten Weg direkt an den Weinanbaugebieten.
Eigentlich hätte man sich den knapp 2 Kilometer langen Umweg inkl. Anstieg hier sparen können, wenn man der Hauptstraße in Leutesdorf Richtung Bahnhof gefolgt wäre. Allerdings hätten wir dann den Ausblick auf Leutesdorf und den Rhein verpasst.
Wir folgten der Asphaltstraße bis zu ihrem Ende und erreichten einen Aussichtspunkt (Schönste Weinsicht 2012 Mittelrhein).
Erneut genossen wir den Ausblick auf Andernach, den Rhein und Leutesdorf. Über uns zog ein Bussard seine Bahnen. Ein toller Einstieg in die heutige Etappe.
Ein unscheinbarer Pfad zweigte nun von der Teerstraße ab und brachte uns zwischen schattenspendenden Bäumen wieder bergauf.
Abermals führte uns der Weg hinab in ein kühles Tal. Neben uns plätscherte ein kleiner Bachlauf.
Wir gelangten aufwärts aus dem schattenspendenden kleinen Buschgelände hinaus.
Mit Blick auf Andernach und dem Rhein folgten wir dem eben verlaufenden, schmalen Pfad.
Sanft bergauf wanderten wir der Rheinhelden-Hütte entgegen.
Wir genossen die Fernsicht nach Koblenz und entdeckten in der Ferne auch den Atommeiler Mülheim-Kärlich, der nur nach 100 Tagen in Betrieb wieder abgeschaltet wurde.
Mit Blick auf Koblenz wanderten wir leicht bergab bis zu den ersten Häusern von Feldkirchen.
Wir folgten der Rheinheldestraße aufwärts bis zur Schönen Aussicht. Auf einer Bank legten wir eine kurze Rast ein und überquerten danach eine Straße, um im Wald weiter hinauf zu wandern.
Oben angekommen, führte uns ein breiter Wirtschaftsweg zwischen Wiesen und Feldern entlang bis in ein kleines Waldgebiet.
Dem schönen Waldweg folgend wanderten wir abwärts und passierten den Wasserpark Feldkirchen. Dank Corona war heute nichts los, denn der Wasserpark hatte noch geschlossen.
Wir folgten dem Rheinsteig nach links und wanderten abermals durch eine kurze Waldpassage bergauf bis zu einem Aussichtspunkt.
Abermals luden eine Bank und der Ausblick zum Verweilen ein.
Auf dem breiten Schotterweg gelangten wir abwärts bis zur Rockenfelder Straße.
Hier folgten wir dem Wanderweg nach links und begaben uns auf einem Grasweg leicht bergauf.
An einer Gabelung nahmen wir den rechten Abzweig und marschierten weiter.
Während die Schafe ein schattiges Plätzchen gefunden hatten, mussten wir durch die erbarmungslose Mittagssonne wandern.
Ein weiterer Schotterweg brachte uns sanft bergab.
Wir wanderten zwischen Feldern her und genossen die Ausblicke.
Froh, endlich ein kleines Waldgebiet mit schattenspendenden Bäumen erreicht zu haben, ging es steil bergab. Bei Regen kann es durchaus rutschig werden.
Da es jedoch wochenlang nicht ein einziges Mal geregnet hatte, war der Boden staubtrocken. Auch hier galt es mit Vorsicht abwärts zu gehen. Die kleinen Kieselsteine könnten sonst zu einer ungewollten Rutschpartie führen.
Wir traten aus dem Wald hinaus und ein breiter Sandweg, der später mehr und mehr mit Gras bedeckt war, führte uns nach oben.
10 Kilometer trennten uns nach gut drei Stunden Marschzeit noch von unserem Etappenziel Rengsdorf.
Wir durchwanderten ein kleines Waldgebiet und liefen über eine Wiese an einem Tierschutzverein vorbei.
Nachdem wir die Schäferhütte passiert hatten, gelangten wir erneut in den Wald hinein.
An einer Weggabelungen folgten wir dem Rheinsteig nach rechts und gelangten leicht bergab zur Monreposstraße.
Wir überquerten diese und entdeckten am Wegesrand Holzskulpturen.
Ein breiter Grasweg brachte uns leicht ansteigend bis zu einer Streuobstwiese. Erneut konnten wir eine Fernsicht genießen.
Erneut führten uns die Wanderzeichen sanft bergab.
Dem Weg nach links folgend wanderten wir durch ein Waldgebiet bis zu der Historischen Steinbrücke in Altwied.
Entlang des Bürgersteigs der L255 gelangten wir zur Burgruine Altwied. Aufgrund der späten Zeit und den noch vor uns liegenden Wanderkilometern verzichteten wir auf eine Besichtigung.
Ein unscheinbarer Pfad brachte uns von der L255 in einem steilen Anstieg wieder aufwärts.
Wir gewannen schnell an Höhenmetern und wanderten oberhalb der Landstraße weiter.
Zwischendurch gab das dichte Blattwerk Blicke auf die Burgruine von Altwied und dem breiten Flussverlauf der Wied frei.
Einziger Nachteil; die Motorradfahrer nutzten das herrliche Wetter ebenfalls für Ausflüge und eine ruhige Wanderung konnten wir so nah an der Landstraße leider nicht genießen.
Der Wanderweg brachte uns durch den lichten Nadelwald bis zu einem weiteren Aussichtspunkt. Das Blattwerk war allerdings so dicht, dass kaum etwas sehen konnten.
Hier zweigte der Rheinsteig nach links ab.
Ein schmaler Pfad führte uns hinab zum Restaurant Laubachsmühle.
Wir verzichteten auf eine Einkehr und folgten dem schmalen Pfad steil bergauf wieder in den Wald hinein.
Am Aussichtspunkt „Almblick“ legten wir nach dem schweißtreibenden Anstieg eine Rast ein. Sehen konnte man jedoch leider nicht sehr viel.
Wir gelangten immer weiter hinauf. Der letzte Anstieg bis nach Rengsdorf hatte es in sich.
Pustend kamen wir auf dem höchsten Punkt und den ersten Häusern von Rengsdorf an.
Ein weiterer Fernblick eröffnete sich uns.
Am Tennisplatz vorbei erreichten wir unser Etappenziel.
Wir folgten dem Weg „Römergraben“ bis zur Kreuzung auf die Westerwaldstraße und begaben uns von hier die letzten knapp 500 Meter bergab bis zu unserer heutigen Unterkunft, die wir gegen 19 Uhr erreichten.
Die Ferienwohnung hatte Marcel auf AirBnB entdeckt. Ingrid – die Gastgeberin erwartete uns bereits und kam von der anderen Straßenseite hinüber. Unsere Wohnung befand sich im Dachgeschoss und war wirklich mit viel Liebe zum Detail dekoriert und eingerichtet. Nur die Fenster waren leider nicht schallisoliert aber glücklicherweise war nachts in Rengsdorf nicht viel los.
Während Marcel einen Döner besorgte, sprang ich unter die Dusche.
Müde, kaputt aber voller schöner Eindrücke beendeten wir unsere Etappe von ca. 21 Kilometern.
Jetzt galt es nur noch die Füße hochzulegen und den Tag gemütlich ausklingen zu lassen.