Etappe 1: Von Kavos nach Lefkimmi

Gesamtlänge: 17 km
Wanderzeit: ca. 3 – 4,5 Std.
Höhenprofil Etappe 1

Als Ziel unserer Reise nach Korfu, hatten Marcel und ich uns den Korfu-Trail herausgesucht. Ein Fernwanderweg, bei dem man die Insel von Süd nach Nord (oder umgekehrt) durchqueren kann. Viele Informationen gibt es im Internet nicht. Daher hatten wir uns den Wanderführer „Griechenland: Corfu Trail“ und passende GPS-Tracks angeschafft. Das Problem mit diesem Wanderweg ist nämlich, dass die Wegführung ohne solche Hilfsmittel extrem schwierig ist. Der Trail wurde vor Jahren angelegt, aber seitdem nicht mehr gepflegt und so sind auch zahlreiche Markierungen (teilweise an wirklich wichtigen Abzweigungen!) nicht mehr vorhanden. Da wir in der Nebensaison reisten, hatten die meisten Hotels und Appartments noch geschlossen und wir mussten unsere Wanderplanung diesen Gegebenheiten anpassen.

Nach einem guten Frühstück im Hotel, packten wir die Rucksäcke und zogen los Richtung Korfu-Stadt. Von hier fahren die grünen Busse zahlreiche Destinationen auf der Insel an. Das Busnetz ist wirklich gut ausgebaut. Allerdings waren wir sehr froh, dass uns die Dame an der Rezeption noch gezeigt hatte, wo sich der Busbahnhof befindet. Das ist nicht so leicht herauszufinden.

Die Sonne schien und wir tankten unsere Energiereserven auf. Wir gingen durch die Innenstadt zur Busstation. Tickets werden im Bus verkauft. Wir hatten jetzt noch eine halbe Stunde Zeit und setzten uns in das nahegelegene Cafe. Dort tranken wir eine Kleinigkeit.

Pünktlich um 09:30 Uhr ging die Fahrt los. Unterwegs konnten wir schon einen schönen Eindruck von der Insel gewinnen. Zudem war auch das Wetter ganz auf unserer Seite. Gestern Abend hatten wir noch Schlimmeres erwartet. 1,5 Stunden später erreichten wir Kavos. Die Stadt am südlichen Ende der Insel ist während der Nebensaison eine Geisterstadt. Nicht ein Tourist befand sich hier und fast alle Geschäfte und Unterkünfte (inkl. Mc Donalds) hatten geschlossen. Wenn die Saison beginnt, finden sich hier zahlreiche Engländer ein. Ballermannfeeling. Zum Glück war jetzt nichts los. Ein Supermarkt jedoch hatte geöffnet und so konnten wir uns mit Getränken und etwas Marschverpflegung eindecken. Man sollte unbedingt jeden offenen Supermarkt oder Kiosk nutzen, um seinen Getränkevorrat aufzufüllen, denn nicht in jedem Dorf oder jeder Stadt hat man diese Möglichkeit!

Marcel peilte nun den Beginn des GPS-Tracks an und los ging unsere Wanderung. Durch die Hauptstraße – vorbei an einem Krankenhaus der verlassenen Stadt – gelangten wir bald zu einem Schotterweg. Dort befand sich auch das erste gelb-schwarze Hinweisschild auf den Corfu-Trail.

Vorbei an zahlreichen Olivenbäumen, führte unser Weg leicht aufwärts. Der Frühling auf Korfu war eingekehrt. Wir entdeckten viele Schmetterlinge und überall blühte es.

Nachdem wir die erste Anhöhe erreicht hatten, führte der Weg wieder hinab. Vorbei am gelben Ginster, wanderten wir weiter entlang des Weges. Bis jetzt hatten wir jedoch noch kein weiteres Corfu-Trail Schild entdeckt. Allerdings gehören auch gelbe Punkte, die mit Farbe aufgesprüht wurden, zur Wandermarkierung. Trotzdem waren wir sehr froh, den GPS-Track und den Wanderführer bei uns zu haben.

Wieder ging es leicht bergauf. Auf der Anhöhe hatten wir nun das erste Mal einen Blick auf das Ionische Meer.

Auf einem breiten Weg folgten wir dem Weg weiter abwärts zu den Klosterruinen Arcoudilas. Der Weg verläuft danach eben und  bietet an warmen Tagen auch Schatten. An einer Stelle konnten wir bis hinab auf das Meer schauen. Hier legten wir auch unsere erste Rast ein. Ein wirklich schöner Platz. Die tosende Brandung und der weite Blick beeindruckten uns.

Von hier war es nicht mehr weit bis zu den Klosterruinen. Wir sahen uns im ehemaligen Kloster ein wenig um. Auch von hier oben – dem Kap Asprokavos –  hat man einen traumhaften Blick auf das Meer und bei klarem Wetter sogar bis zur Insel Paxos. Einfach schön.

Am Kloster vorbei ging der Weg hinab in den Wald hinein. Der anfangs breite Weg, wurde zunehmends schmaler. Es ging aufwärts durch dichtes Gestrüpp. Zum Glück gab es keine andere Möglichkeit; freiwillig wären wir hier nicht entlang gelaufen.

Wir gingen weiter aufwärts, bis wir auf eine geteerte Straße trafen. Dort gingen wir nach links hinab in Richtung Strand. In den Pfützen befanden sich kleine Frösche, die davonhüpten, sobald wir uns näherten.

Das Meer war bereits zu sehen und wenige Minuten später erreichten wir eine wunderschöne Bucht. Der Wanderweg führt nun unterhalb der Felsen direkt am Strand entlang. Die Wellen waren sehr hoch und wir waren gespannt, wie die Wegbeschaffenheit war, wenn wir zu den Steinen gelangten.

Wir zogen die Schuhe aus und liefen durch den feinen Sandstrand. Zu Beginn der Strecke kamen wir gut voran, doch die Felsen kamen näher und der Sandstrand zog sich zurück. Anfangs dachten wir, dass sich hinter den nächsten Steinwänden bestimmt wieder Sand befindet, doch dem war nicht so. Die Wellen schlugen gegen die Felsen und wir waren unsicher, ob die Idee, hier weiterzugehen, so schlau wäre.

Über glitschiges Gestein und fußgroßen Kieseln, sahen wir das Ende des Martyriums. Vorher wurden wir jedoch ordentlich von den Wellen gegen die Felsen geworfen. Klätschnass und erleichtert erreichten wir das andere Ende, wo wir schnellstmöglich die nassen Sachen auszogen und versuchten zu trocken. Meine Kamera hatte das Abenteuer leider nicht überstanden. Da wir nicht dachten, dass die Wellen uns komplett überspülen würden, hatten wir sie beide draußen gelassen. Ein Fehler. Da meine Kamera während einer riesigen Welle an war, hatte sich die Weiternutzung danach natürlich erledigt… Auch eine Wasserflasche ist mit den Wellen fortgespült worden.

Wir waren heilfroh, endlich aus dem Wasser zu kommen. Zum Glück hatten wir keine Blessuren oder Kratzer von uns getragen. Das hätte auch ganz anders ausgehen können. Die Kraft des Wassers sollte man wirklich nicht unterschätzen. Leider gibt es jedoch keinen anderen Weg und wir hätten die Wanderung abbrechen müssen.

Wir setzten uns in die Sonne und ließen das Geschehene auf uns Wirken. Ja, wir hatten wirklich Glück gehabt! Nach ca. 1 Stunde mussten wir weiter. Es war bereits 15:00 Uhr und wir wollten nicht im Dunkeln an unserem Zielort ankommen. Die nassen Sachen wurden zusammengepackt und am Rucksack befestigt. Vielleicht trockneten sie unterwegs noch ein wenig.

Der Corfu-Trail verlief nun ein kurzes Stück auf einer asphaltierten Straße entlang. Achtung: Kurze Zeit später erfolgt bereits der Abzweig nach oben. Von der Straße aus, erkennt man eine Bank. Wir haben jedoch gepennt und erstmal einen Umweg eingebaut. Zum Glück erkannte Marcel auf dem GPS-Track, dass wir verkehrt waren. So kehrten wir um und gingen nun den richtigen Weg. Hätten wir eher gewusst, dass sich hier oben eine Bank befindet, hätten wir uns hier hin gesetzt, anstatt unten auf die Felsen.

Wir genossen erneut den Blick auf das Meer und waren immernoch froh, nicht mehr dort unten zu sein. Die Sicht war trotzdem schön. Der ausgewaschene Weg verlief nun steil aufwärts. Immer höher kamen wir und ließen den Blick in die Ferne schweifen.

Nachdem wir die Anhöhe erreicht hatten, veränderte sich die Landschaft. Das Meer war nun nicht mehr zu sehen. Stattdessen sattes Grün und ringsherum Olivenbäume.

Der Wanderweg war jedoch teilweise von riesigen Pfützen unterspült. Wir versuchten, so gut wie es ging, drumherum zu laufen. Doch ein paar Mal sackten wir knöcheltief in den Schlamm ein. Da hatten wir doch gerade das Wasser hinter uns. Ich hatte trockene Schuhe angezogen und dann das. Das nervte mich jetzt doch arg, denn beide Schuhpaare waren nun durchnässt. Überall befanden sich Sand und Steine. Damit die Schuhe nicht total eingeschlammt aussahen, reinigte ich sie in den kommenden Pfützen. Doch da noch einige dieser Schlammlöcher kamen, denen wir nicht ausweichen konnten, war das auch ein unnützes Unterfangen.

Nachdem wir auch den Schlamm hinter uns gelassen hatten, wanderten wir weiter durch die Olivenhaine. Bald schon erreichten wir das Dorf Spartera. Auf der asphaltierten Hauptstraße kamen wir an der Kirche vorbei, von wo aus der Weg wieder auf einen unbefestigten Feldweg abzweigte.

Diesem folgten wir nun ebenerdig. Rechts und links von uns, standen immer wieder knorrige, alte Olivenbäume. Da wir immer wieder Orangen- und Zitronenbäume auf den Feldern entdeckten, passte Marcel eine gute Gelegenheit ab und pflückte eine Frucht. Ganz gereift waren die Orangen jedoch noch nicht.

Ein Schotterweg, dem wir nun ca. 2km folgten, brachte uns an den Stadtrand Lefkimmis. Der Weg endete an einer Asphaltstraße, die wir überquerten und geradeaus weiterwanderten. An den ersten Häusern vorbei, liefen wir in die Innenstadt des zweitgrößten Ortes Korfus.

Auf einer Brücke, welche die Ufer des Flusses Himaros verbindet, setzten wir uns auf eine Bank. Als Erstes wurden nun die Schuhe ausgezogen. Endlich raus aus den nassen Tretern. Marcel ging in eine nahegelegene Taverne und kaufte Gyros. Sehr lecker. In Lefkimmi herrschte immerhin Leben. Die Stadt war nicht wie ausgestorben und die zahlreichen Tavernen entlang des Ufers hatten geöffnet. Wir füllten unseren Getränkevorrat auf und rasteten noch ein wenig.

Die erste Etappe des Corfu-Trails endet an der Kirche von Lefkimmi, die sich ca. 500m von der Innenstadt entfernt befindet. Wir hatten somit diese Etappe erfolgreich beendet, mussten jedoch noch ein wenig weiter laufen, da in Lefkimmi keine Möglichkeit einer Unterkunft bestand.