Vor der morgigen Ausschiffung, wartete heute eines der Highlights unserer Flusskreuzfahrt auf der MS Bolero – der Besuch des Stifts Melk und die Fahrt durch die Wachau. Bei der Wachau handelt es sich um eine Landschaft im und um das Tal der Donau zwischen Melk und Krems an der Donau, etwa 80 Kilometer westlich von Wien.
Bereits mit Sonnenaufgang waren wir an Deck und genossen das pastellfarbene Licht, dass auf das überflutete Donaudelta fiel.
Um 09:00 Uhr trafen wir uns zum Frühstück und machten es uns danach auf dem Außendeck gemütlich.
In dicken Decken eingemummelt schossen wir zahlreiche Fotos und blickten gebannt auf die sich ständig verändernde Umgebung um uns herum.
Wir passierten die Stadt Dürnstein, die mit dem blauen Turm der Stiftskirche als Wahrzeichen der Wachau gilt.
Die hohen Berge rundherum erinnerten uns ein wenig an das Rheintal.
Das Schwesternschiff der MS Bolero fuhr vor uns und wir blickten verträumt auf die überflutete Landschaft. Es waren kaum andere Passagiere auf dem Außendeck.
Die Sonne kämpfte sich allmählich durch die Wolken und wir freuten uns auf die wärmenden Strahlen.
Als nächstes passierten wir die Ortschaft Weißenkirchen in der Wachau. Die auffällige spätgotische Pfarrkirche war vom Wasser aus gut zu erblicken.
Flussaufwärts blickten wir auf die gelben Häuser von Spitz und die im Winterschlaf befindlichen Weinberge.
Auf einem Felssporn thronte die Ruine der Burg Aggstein aus dem 12. Jahrhundert.
Ebenso beeindruckten uns das Kloster und das Schloss Schönbühel, die kurz vor unserem Tagesziel Melk lagen.
Bevor wir in Melk anlegten, konnten wir einen Blick auf die gegenüberliegende Ortschaft Emmersdorf mit dem denkmalgeschützten Viadukt der Wachaubahn werfen.
Zahlreiche Flusskreuzfahrtschiffe lagen bereits am Pier in Melk und wir mussten in zweiter Reihe anlegen.
Nachdem alles festgezurrt und bereit zum Ausstieg war, verließen wir ungeduldig als erste das Schiff.
Ausgeschildert war der Stift nicht, daher zogen wir Google Maps zu rate und liefen entlang der Straße zur St. Leopold Brücke.
Hier befand sich ein Aussichtspunkt mit traumhaften Ausblick auf den Stift Melk, der sich im ruhigen Wasser spiegelte.
Wir überquerten die Hauptstraße und liefen durch die schicke Innenstadt.
Über zahlreiche Stufen erklommen wir den Berg, auf dem sich die Abtei befand.
Wir betraten den Bau durch ein Portal und gelangten in den Torwartlhof. Hier erwarben wir an der Kasse die Eintrittskarten für den Besuch des Stifts (13 Euro / Person, Stand Dezember 2023).
Direkt vor Kopf lag die prunkvolle Empfangsseite des Benediktinerklosters.
Von hier gelangten wir in den Prälatenhof. Im Hintergrund thronte die Kuppel der Stiftskirche.
Über die Kaiserstiege begaben wir uns hinauf zum Kaisertrakt – jenem Teil des Stifts, der für die kaiserliche Familie bestimmt war.
Der Kaisergang im ersten Stock durchläuft mit 196 Metern Länge fast die gesamte Südfront des Hauses. An den Wänden sind Porträtgemälde aller österreichischen Herrscher der Häuser Babenberg und Habsburg mit Kurzbiografien angebracht. Die meisten der älteren Porträts wurden 1759 von Franz Joseph Kremer, dem Hausmaler des Stifts, gemalt. Er gehörte zur Schule von Paul Troger.
Hier mussten wir unser Ticket vorzeigen und konnten danach den Stift und die Ausstellungsräume betreten. Jeder Raum behandelt ein oder zwei besondere Themen:
Wir schlenderten durch das Museum und gelangten am Ende durch eine Tür in den beeindruckenden Marmorsaal. Die Türfüllungen und die Absätze bestehen aus echtem Salzburger Marmor, die Wände aus Stuckmarmor.
Der Saal war als Fest- und Speisesaal für weltliche Gäste gedacht, besonders für den kaiserlichen Hof.
Wir verließen den Marmorsaal durch eine Tür und betraten die großzügige Altane, die den westlichen Abschnitt der Gesamtanlage bildete.
Sie verband den Marmorsaal mit der Bibliothek und bot nach außen schöne, freie Ausblicke auf die Flusslandschaft im Westen, die Berglandschaft im Nordwesten und die Stadt Melk zu Füßen des Klosters im Norden.
Außerdem konnten wir von hier einen schönen Blick auf die Stiftskirche und die beiden Türme werfen.
Vom Außenbereich begaben wir uns wieder ins Innere des Klosters und staunten über die beeindruckende Bibliothek. Fotografieren war hier strengstens verboten und jeder Besucher wurde von einem Mitarbeiter mit Argusaugen bewacht.
Die Bibliothek enthält unter anderem zwei Haupträume, die mit 1731–1732 gemalten Deckenfresken von Paul Troger ausgestattet sind. Das Fresko im größeren der beiden Räume stellt einen geistlichen Gegenpol zum Deckenfresko im Marmorsaal her. Es zeigt eine Allegorie des Glaubens, eine Frau, die das Buch mit sieben Siegeln, das Lamm der Apokalypse und einen Schild mit der Geisttaube hält, umgeben von Engelsfiguren und allegorischen Verkörperungen der vier Kardinaltugenden Klugheit, Gerechtigkeit, Starkmut und Mäßigung.
Dunkles Holz mit Intarsienarbeiten und die darauf abgestimmte einheitlich goldbraune Farbgebung der Buchrücken bestimmen das eindrucksvolle, harmonische Raumerlebnis.
Da der Hauptraum recht dunkel gehalten ist, können in den Regalen verborgene Türen geöffnet werden, um dem Studierenden die Möglichkeit zu geben, ans Licht zu treten. Im oberen Stockwerk sind – dem Publikum nicht zugänglich – zwei Leseräume eingerichtet. Sie sind mit Fresken von Johann Bergl ausgeschmückt. Die Bibliothek beherbergt ca. 1800 Handschriften seit dem 9. Jahrhundert, darunter eine Vergil-Abschrift aus dem 10. bis 11. Jahrhundert. Erst 1997 wurde ein Fragment einer Abschrift des Nibelungenliedes aus dem 13. Jahrhundert entdeckt. Dazu kommen 750 Inkunabeln. Insgesamt umfasst die Bibliothek rund 100.000 Bände, darunter z. B. zwei Exemplare der von Anton Koberger gedruckten Schedelschen Weltchronik. Alle Schriftstücke sind mikroverfilmt.
Über Stufen gingen wir hinab zur vorbarocken Stiftskirche.
Zunächst genossen wir erneut den wunderbaren Ausblick auf die Landschaft. Danach betraten wir die imposante Kirche.
Die Stiftskirche ist ein mächtiger tonnengewölbter Saalbau mit Kapellnischen und Emporen sowie mit einer gewaltigen, 64 Meter hohen Tambourkuppel.
Nach ungefähr einer Stunde endete unser Rundgang durch die Kloster und wir warfen von einem Aussichtspunkt abschließend einen Blick auf den Klostergarten.
Da so langsam die Abfahrt näher rückte, spazierten wir in aller Ruhe zurück zum Schiffsanleger.
Gegen 15:30 Uhr hieß es „Leinen los“ und Abfahrt in Richtung Passau.
Nach Kaffee und Kuchen befuhren wir die Donauschleuse Melk.
Im Licht der untergehenden Sonne ließen wir den Abend auf dem Außendeck ausklingen und begaben uns danach zum Abschied-Gala-Abendessen im Restaurant. Eine turbulente aber dennoch schöne Flusskreuzfahrt neigte sich dem Ende.