Unsere erste Tagestour, die wir mit dem Boot Altamar ansteuerten, war die Fahrt zur Insel North Seymour. Die Insel zählt aufgrund der großen Brutkolonie der Fregattvögel zu den Highlights der Galapagosinseln. Ich hoffte, dass die männlichen Tiere auch ihren großen, roten Kehlsack am Hals aufgeblasen hatten. Wir hatten den Ausflug bereits vorab von zu Hause aus bei der Agentur Agora Tours gebucht.
Nach dem Frühstück (für mich gab es nur die obligatorische Reisetablette gegen Seekrankheit) liefen wir bereits um 07:50 Uhr zum Hafen von Puerto Ayora. Treffpunkt war der Parque San Francisco gegenüber der Kirche um 08:15 Uhr. Unser Guide und weitere Gäste warteten bereits auf das Eintreffen des Busses. Mit uns begaben sich 14 weitere Ausflügler auf die Altamar. Ein paar Schulkinder der deutschen Schule in Quito saßen mit ihrem Lehrer bereits im Bus.
Wir suchten uns einen Platz und mussten zunächst 45 Minuten zum Itabaca-Kanal fahren. Im Hochland nieselte es heute zur Abwechslung mal und die Luft, die durch die geöffneten Fenster strömte, war herrlich kühl.
Dort bekamen wir Rettungswesten und warteten nach dem Anziehen etwa 15 Minuten auf das Zodiac, dass uns in zwei Gruppen zum Boot brachte.
Wir gingen an Bord, entledigten uns der Rettungswesten und suchten uns ein schattiges Plätzchen.
Der Kapitän steuerte die Altamar durch den Kanal hinaus auf das Meer.
Wir passierten die Insel Baltra, fuhren an deren Westküste bis zum nördlichsten Punkt und erreichten nach etwa einer Stunde auf der kleinen Jacht die Anlandestelle (Trockenlandung) von Nord-Seymour.
Über uns kreiste ein männlicher Fregattvogel mit aufgeblasenen Kehlsack, der wie ein großer, roter Ballon aussah. Das Aufblasen des Kehlsacks kann übrigens bis zu 20 Minuten dauern und der Fregattvogel muss dafür in der Luft sein.
Mit dem Schlauchboot wurden wir nun in zwei Gruppen an Land gebracht. Unser Guide briefte uns, dass die Gruppe immer zusammen und auf dem Weg bleiben soll.
Ausgerüstet mit Kamera und Teleobjektiv konnte ich es kaum erwarten, die männlichen Fregattvögel zu fotografieren. Doch zunächst mussten wir einer Lavamöwe (Lava gull, Leucophaeus fuliginosus) ausweichen, die sich mitten auf dem Wanderweg ihren Brutplatz gebaut hatte.
Zwischen den Federn des Muttertiers lugte tatsächlich ein Junges hervor. Ist das nicht niedlich?
Auf dem ca. 1,4 km langen Rundgang besuchten wir den südwestlichen Teil der Insel. Neben Fregattvögeln erwarteten uns Seelöwen, Blaufußtölpel und gelbe Landleguane.
In einem Busch direkt am Wegesrand saß ein weiblicher Fregattvogel, den wir aus nächster Nähe betrachten konnten. Das Teleobjektiv war schon fast überflüssig.
Aber nur fast. Für Aufnahmen von Fregattvögeln in der Luft war es bestens geeignet.
Wir staunten nicht schlecht über die ganzen Vögel auf der kleinen Insel und liefen der Gruppe hinterher. Auch wenn man Zusammenbleiben sollte, war es kein Problem, wenn man sich mal etwas nach hinten fallen ließ und Fotos machte. Der Guide legte auch zahlreiche Zwischenstopps ein, in denen wir genügend Zeit für Fotos hatten.
Der Wanderweg führte entlang der Küste, wo wir auf Seelöwen und Blaufußtölpel trafen. Auch wenn wir die Tiere mit ihren auffälligen blauen Füßen schon häufig auf Isabela gesehen hatten, waren wir ihnen immer noch nicht satt.
Wir folgten dem Guide durch die offene Landschaft und trafen auf weitere Fregattvögel.
Weltweit gibt es übrigens fünf Arten von Fregattvögeln, von denen zwei die Galapagosinseln bewohnen: Der Prachtfregattvogel und der Bindenfregattvogel.
Und einer dieser Bindenfregattvögel (Fregata minor) hatte sein Nest direkt in einem Busch am Weg gebaut und seinen roten Kehlsack zu einem riesigen Ballon ausgeblasen hatte. Auch hier gilt: Je roter und größer der Kehlsack des Männchens, umso attraktiver für die Weibchen.
Wir beobachteten die Tiere aus nächster Nähe und mussten lachen als sich das Männchen auf einmal mit seinem Kopf auf den Kehlsack ablegte. Das nenn ich mal ein Kissen-to-go. Aber was soll man auch sonst den ganzen Tag über machen?
Entlang der Küste führte der Weg uns weiter. Schatten sucht man auf North Seymour übrigens vergebens. Bäume gibt es hier so gut wie keine.
Wir trafen auf Meerechsen, Lavaeidechsen, Blaufußtölpel und Braunpelikane, die das ruhige Leben an Land der unbewohnten Insel genossen.
Im zentralen Teil der Insel, die mit Büschen bewachsen ist, fanden wir die Nester weiterer Fregattvögel vor. Was für ein Treiben.
Sobald ein Weibchen in der Nähe war, machten die Männchen auf sich aufmerksam, in dem sie den Kehlsack in die Höhe streckten und ihre Flügel ausbreiten.
Begeistert folgten wir unserem Guide und hielten immer wieder an, um die Pracht- und Bindenfregattvögel aus nächster Nähe zu fotografieren.
Fregattvögel haben übrigens kein wasserdichtes Gefieder und können daher nicht schwimmen. Landen sie im Wasser, kann es für die Vögel sehr gefährlich werden. Dafür haben sie einen langen, dünnen, hakenförmigen Schnabel, der sich gut eignet, um Fische aus dem Wasser zu fangen oder anderen Vögeln und zu stehlen. Die Tiere sind nämlich Kleptomanen. Sie schnappen sich die Fische von anderen Vögeln oder belästigen sie so lange, bis sie ihren Fang aufgeben.
Die Landschaft auf North Seymour war ganz anders als auf Santa Cruz oder Isabela und neben den Tieren beeindruckte uns auch die Naturkulisse. Wenn es doch nur nicht so heiß gewesen wäre.
Wir liefen an weiteren Nestern der Fregattvögel vorbei und waren erstaunt, dass in einigen auch Jungtiere saßen. Faszinierend, wie groß diese jetzt noch kleinen, weißen Wollknäule mal werden.
Neben den Fregattvögeln und Blaufußtölpeln leben auch Landleguane auf North Seymour. Wir freuten uns daher, dass wir die großen Tiere zu Gesicht bekamen.
Im Gegensatz zu den Meerechsen wiesen die Landleguane eine gelbe Farbe auf.
Aufgrund der Farbgebung waren die Landechsen nicht direkt auf den Blick zu erkennen. Zum Glück waren wir in einer Gruppe unterwegs und irgendeiner sah immer eines der großen Tiere.
Nach zahlreichen Fotos später schlenderten wir langsam Richtung Boot. Aber so richtig weit kamen wir nicht, denn Landleguane und Fregattvögel zogen immer wieder unsere Aufmerksamkeit auf sich. Wir wussten gar nicht, wo wir zuerst hinschauen sollten. Am Boden Landleguane und in den Büschen Fregattvögel, die absolut keine Scheu hatten.
Dazu ein Blaufußtölpel, der in seinem „Nest“ (einfach ein runder Kreis auf dem Boden ohne irgendeinen Schutz) drei Eier ausbrütete.
Viel zu schnell waren die 1,5 Stunden vorbei und mit Blick auf das Meer gelangten wir in Richtung Boot. Der Kontrast des roten Bodens und des blauen Meers war gigantisch.
Dazu Fregattvögel und Lavamöwen, die überall in der offenen Landschaft herumsaßen oder in der Luft umherschwirrten. Man musste wirklich aufpassen, keinem Tier zu Nahe zu kommen. Also immer auf dem Weg bleiben.
Unser Guide hatte zum Ende der Wanderung noch ein Schmankerl für uns parat; wir durften an der Küstenlinie von North Seymour schnorcheln.
Wir zogen an Bord der Altamar daher Schnorchelsachen und Neopren über und wurden mit dem Zodiac zu den Felsen gefahren.

Bereits bei Ankunft auf North Seymour hatte uns unser Guide auf die vielen Fische im seichten Wasser aufmerksam gemacht. Wie viele es tatsächlich waren, konnten wir erst beim Blick unter Wasser sehen.
Riesige Schulen von Rasiermesser-Doktorfischen (razor surgeonfish or razor sawtail, Prionurus laticlavius) schwammen um uns herum. Sowas hatte ich noch nie gesehen.

Sobald der eine Schwarm vorbeigezogen war, tauchten weitere Fischschulen auf.
Dazu entdeckten wir Kalifornische Engelfische (King angelfish or Passer angelfish, Holacanthus passer), Blaustreifen-Papageienfische (Blue-chinned Parrotfish, Scarus ghobban) und viele andere Fische.

Aber das Highlight waren die Rasiermesser-Doktorfische, mit denen wir uns durch das Wasser treiben ließen.
Manchmal schwammen die Fische so nah an uns heran, dass wir sie fast hätten berühren können. Da fielen mir echt die Worte.
Nach etwa 30 Minuten wurden wir zum Zodiac gerufen. Ich muss gestehen, dass ich darüber nicht so unglücklich war, denn für mich war das Wasser echt kalt. Und beim Schnorcheln bewegt man sich nicht wirklich viel, damit es wärmer wird.
Zurück an der Altamar spritzte der Kapitän mit einem Schlauch das Salzwasser ab.
Der Lunch war bereits vorbereitet und nach dem Abtrocknen konnten wir uns direkt zu Tisch begeben. Leider waren nur noch im klimatisierten Innenbereich Plätze frei und ich fror mir echt den Hintern ab.
Ich aß daher schnell und begab mich danach in die Sonne zum Aufwärmen. So aufgeheizt wie ich vor dem Schnorcheln war, so ausgekühlt war ich jetzt. Arschkalt und das bei 30° Celsius 🤣.
Nachdem Mittagessen fuhren wir zurück in Richtung Itabaca-Kanal.
Vor dem Bachas Beach auf Santa Cruz ankerten wir erneut und fuhren mit dem Zodiac an Land. Wer wollte, konnte hier auch noch einmal schnorcheln. Allerdings schien die Sonne nicht mehr und ich hatte für heute genug vom Schnorcheln.
Das sah auch der Rest der Gruppe so und zusammen mit unserem Guide liefen wir zu einer kleinen Lagune, in der sich ein einzelner Flamingo befand.
Danach liefen wir durch den weißen Sand zu einem Lavafelsen, auf dem zahlreiche Blaufußtölpel saßen.
Leider tanzte diesmal keiner der Vögel und wir beobachteten die Tiere bei ihrer Gefiederpflege.
Das sind aber auch einfach hübsche Vögel.
Was für ein genialer, erster Ausflugstag. Wir konnten nicht mal sagen, was das absolute Highlight war. Die Fregattvögel? Der Schnorchelausflug vor North Seymour oder der idyllische Bachas Beach mit den Blaufußtölpeln, die keinerlei Angst vor uns hatten? Einfach unglaublich diese Vielfalt.
Nach dem einstündigen Aufenthalt begaben wir uns mit dem Zodiac zurück zur Altamar und schipperten gemütlich zurück zum Itabaca-Kanal, wo uns der Bus nach Puerto Ayora brachte.
Rund 8 Stunden waren wir unterwegs gewesen und hatten nicht eine Minute davon bereut. Den Tagesausflug nach North Seymour können wir daher nur jedem ans Herz legen.