Die erste Schnupperstunde

Als wir den Parkplatz des Golfclubs Weselerwald e.V. in Schermbeck am Morgen erreichten, herrschte bereits reges Treiben. Männer und Frauen mit ihren Trolleys liefen über den Platz zum ersten Abschlag oder hatten gerade ihre Runde beendet. Wo genau wir uns mit unserem Trainer Diego treffen sollten, wusste wir nicht aber da Marcel ihn schon während einer anderen Schnupperstunde kennen gelernt hatte, wusste er zumindest wie er aussah.

Vor dem Eingang des Pro-Shops warteten wir bis und ließen die Atmosphäre auf uns wirken.

Diego kam uns von der Driving Range entgegen. Die Driving Range ist ein separater Teil des Golfplatzes, auf dem Golfer ihre Golfschläge trainieren oder sich vor einer Runde Golf aufwärmen können. Die Übungsanlage sollten wir in der Zukunft häufiger sehen. 

Gemeinsam liefen zu einer Trainerbox, in der nicht nur etliche Schläger, Bälle und sonstige Ausrüstung lagen, sondern auch ein Simulator, an dem man die Golfschläge, die Weite und die Ballgeschwindigkeit analysieren und sich ansehen kann.

Diego erklärte uns kurz den Ablauf der heutigen Schnupperstunde. Zunächst würden wir eine Stunde lang den Abschlag trainieren und danach noch zum Putting Green gehen.

Ich durfte loslegen und schlug ohne irgendwelche Vorkenntnisse einfach mal den Schläger auf den Ball. Immerhin traf ich direkt und die Weite von ca. 60 Metern war gar nicht so schlecht. Alles ganz ohne Technik. Aber 60 Meter sind natürlich auf dem Golfplatz keine Weite. Es gibt Bahnen, die um die 500 Meter lang sind. 

Die nächsten Abschläge gingen alle daneben und der Ball rollte eher als das er flog. Bevor Diego daher auf den technischen Aspekt einging, durfte Marcel sein Können zeigen. 

Scheinbar hatte er tatsächlich mehr Ballgefühl, denn seine Abschläge waren für einen ersten Anfang gar nicht schlecht. Ein Ball flog sogar 100 Meter weit.

Wir wechselten uns ab und Diego korrigierte die Haltung, den Stand und den Griff. Bei so vielen Anweisungen kam ich komplett raus und schlug nur noch daneben. Auf der Videoanalyse konnte man super erkennen, wie ich das koordinatorisch überhaupt nicht mehr hinbekam.

Arme Strecken, rechten Arm anwinkeln aber links gerade lassen, Schläger nach oben richtig ausrichten aber nicht zu hoch, die Hüfte drehen und den richtigen Griff nicht vergessen. Wie das ganze bei mir aussah: Voilá.

Ich versuchte mich auf alles gleichzeitig zu konzentrieren und traf nicht einen Ball. Schlimm waren vor allem die Treffer, die direkt in den Boden gingen. Da tat gleich der gesamte Arm weh. Nach der ersten Schnupperstunde schon nen Golferarm? Nein danke 😂.

Marcel schlug sich etwas besser auch wenn die Haltung und der Griff nicht ganz stimmten aber er brachte den Ball immerhin in die Luft. Die berühmten Chicken Wings konnten wir beide nicht ablegen.

Bei mir kam jetzt noch dazu, dass meine Körperhaltung überhaupt nicht mehr gerade war und ich beim Durchschwung immer nach rechts sprang. Besser trifft man dadurch natürlich nicht 😊.

Diego half mir mit einer Schwimmnudel, den Körper gerade zu halten. Das klappte aber nur so semi 😶‍🌫️🤣.

So komplex hatte ich mir Golfen nicht vorgestellt. Jede Bewegung musste perfekt getimt sein, um den Ball überhaupt in die Luft zu bekommen und nicht davor, dahinter oder ganz daneben zu treffen.

Die zahlreichen Anweisungen wie ich Arme, Beine, Hüfte und Co. bewegen bzw. halten sollte verwirrten mich eher als das sie halfen und ich war nach einer Stunde sehr ernüchtert. So schlecht hatte ich meine Koordination nicht eingeschätzt.

Nach dem Frust am Abschlag gingen wir daher zum Putting Green, wo wir noch ein wenig das Einlochen übten. Beherzigt man einige Tricks aus dem Golfspiel beim Minigolf, kann man da bestimmt auch besser einlochen 😁.

Ein kleines Wettspiel zwischen mir und Marcel kürte Marcel am Ende zum klaren Sieger. Wie beim Minigolf hatte ich auch beim Golf das Glück, den Ball immer ganz knapp am Loch vorbeizuspielen. Ja, da möchte man manchmal doch den Schläger irgendwo hinwerfen.

Diego ging nach dem Putten mit uns noch zum ersten Loch des Platzes, an dem gerade ein paar Herren abschlugen. Mit nur drei Schlägen hatte der Turnierteilnehmer den Ball eingelocht. Das war auch unser Ziel. Irgendwann mal.

Der Ehrgeiz war geweckt und wir beschäftigten uns in den nächsten zwei Wochen mit der Suche nach einem Golfplatz, um die Platzreife zu absolvieren.