Nachdem wir letzten Kilometer der 13. Etappe beendet hatten, starteten wir direkt durch mit Etappe 14. Der Rheinsteig brachte uns auf 12,5 Kilometern und etwa 4 Stunden von Kamp-Bornhofen nach Kestert. Dabei würden auch auf dieser Etappe wieder einige Höhenmeter überwunden werden müssen. Die Etappe zählt daher ebenfalls zu den anspruchsvolleren Abschnitten.
Da wir nicht nach Kamp-Bornhofen abgestiegen waren, folgten wir dem schmalen Pfad mit der Höhe am Sendemast vorbei weiter geradeaus.
Nach etwa 600 Metern stießen wir auf einen breiten Wanderweg, der uns durch lichten Wald führte.
Der Fingerhut stand in voller Blüte und gab ein tolles Farbspiel zum satten Grün ab.
Mit der Höhe folgten wir dem Wirtschaftsweg bis zu einem unscheinbaren Abzweig, an dem wir dem Rheinsteig nach rechts folgten.
Leicht abwärts gelangten wir in den Wald hinein, der nun unser Begleiter war.
Am Wegesrand blühte der Fingerhut und wir genossen die Wanderung durch den schattigen Wald.
Bergauf brachte uns der Rheinsteig nun zur Wilhelmshöhe, von wo wir einen herrlichen Blick auf die Burgen Sterrenberg und Liebenstein erhaschen konnten.
Die Burg ist etwa 1190 entstanden und zählt vermutlich zu den ältesten Burgen des Mittelrheins.
Einer Sage nach wurden die Burgen Sterrenberg und Liebenstein von Heinrich Beyer von Boppard für seine beiden Söhne Heinrich und Konrad erbaut. Vater Heinrich hatte ein Waisenkind aus einer entfernt verwandten Rüdesheimer Familie namens Hildegard Brömser bei sich aufgenommen. Die drei Kinder wuchsen miteinander heran. Heinrich und Konrad verliebten sich in Hildegard. Da Hildegard jedoch Konrad zu lieben schien, ließ Heinrich seinem Bruder den Vortritt und die beiden heirateten. Heinrich hingegen schloss sich den Kreuzzügen an und zog ins Heilige Land.
Nach einiger Zeit erreichten das glücklich miteinander lebende Paar Nachrichten der Heldentaten Heinrichs im Morgenland. Konrad wollte nicht mehr untätig zu Hause sitzen. Er zog ebenfalls los, um seinen Mut zu beweisen. Einige Zeit später kehrte Heinrich zurück und berichtete, dass Konrad nur kurz im Heiligen Land gewesen und dann nach Athen gereist sei. Hildegard und Heinrich zogen zusammen in der Burg Liebenstein ein, um nicht alleine zu sein, bis Konrad zurückkehren sollte. Heinrich respektierte jedoch während der gesamten Zeit das heilige Band der Ehe.
Endlich kehrte auch Konrad zurück, hatte jedoch eine wunderschöne griechische Frau bei sich. Hildegard war tief gekränkt und wurde zu einer ernsten und traurigen Frau. Heinrich konnte diese Kränkung durch seinen Bruder nicht ertragen, ließ eine Mauer zwischen den Burgen erbauen und forderte Konrad zu einem Duell heraus.
Als das Duell stattfinden sollte, trat Hildegard zwischen die Brüder und bat sie, nicht miteinander zu kämpfen. Sie würde indes in Boppard dem Kloster Marienberg beitreten und somit nicht mehr zwischen den Brüdern stehen. Heinrich und Konrad legten daraufhin ihren Streit bei, Hildegard ging ins Kloster und Heinrich zog sich auf Liebenstein zurück. Auf Burg Sterrenberg wurden wilde Feste gefeiert, doch Konrad fehlte bald der Kontakt zu seinem Bruder. Danach kam Konrad zu Heinrich und erzählte ihm, dass die Griechin ihn wegen eines anderen Ritters verlassen hatte. Heinrich machte Konrad keinerlei Vorwürfe, und sie schlossen wieder Freundschaft.
Aufgrund der großen Bekanntheit der Sage und der einmaligen Lage der Burgen, die durch zwei Schildmauern voneinander getrennt sind, werden die beiden Burgen selbst als die „Feindlichen Brüder“ bezeichnet und sind landläufig eher als solche, als unter ihren richtigen Namen bekannt.
Wir genossen die Aussicht und folgten danach dem Waldweg weiter.
Mit der Höhe traten wir aus dem Wald hinaus und gelangten zu einem Abzweig, der uns ohne Markierungen über ein Feld bergab brachte. Ein Hinweisschild beschrieb den Weg bergab.
Aufgrund des hohen Grases war der Weg gerade so noch zu erahnen.
Der schmale Pfad führte uns nur kurze Zeit durch den schattigen Wald und brachte uns auf einen steinigen Weg mit herrlichen Ausblicken.
Im leichten Auf und Ab folgten wir dem Rheinsteig weiter.
Wandern auf schmalen Pfaden ist nicht nur eine Wohltat für die Füße, sondern lässt das Wanderherz auch direkt höher schlagen. Das macht einfach viel mehr Spaß als breite Wirtschaftswege oder Schotterstraßen.
Durch den knorrigen Eichenwald marschierten wir abwärts bis zu einer Metalltreppe, auf der wir über zahlreiche steile Stufen hinab zur K103 Loreley-Burgen-Straße liefen.
Auf der gegenüberliegenden Seite folgten wir der Asphaltstraße ansteigend zu den Burgen Sterrenberg und Liebenstein.
Der harte Asphalt war ein krasser Gegensatz zu dem gerade noch weichen Waldboden. Also Kopf nach unten und einen Schritt vor den anderen setzen.
Den Abzweig zur Burg Sterrenberg ließen wir rechts liegen und wanderten weiter aufwärts zur Burg Liebenstein, auf der es einen kleinen Biergarten gab. Der Rheinsteig führte allerdings nicht direkt zur Burg, sondern zweigte etwa 50 Meter vorher nach links auf einen Trampelpfad ab.
Wir nahmen jedoch den kurzen Abzweig in Kauf und blickten von der Aussichtsterrasse auf den Rhein.
Zurück auf dem Rheinsteig nahmen wir den Anstieg in Angriff und folgten dem Pfad steil aufwärts.
In ausschweifenden Serpentinen gewannen wir schnell an Höhe und gelangten zu einem Metallzaun.
Wir passierten das Gatter und hielten nach Ponys und Ziegen Ausschau, die laut Wanderführer hier leben sollten. Wir sahen weder das eine noch das andere aber der Wanderführer ist auch aus dem Jahr 2015. Vermutlich leben die Tiere gar nicht mehr hier.
Weiterhin ansteigend liefen wir durch den alten Eichenwald.
Wir traten für wenige Meter aus dem Wald heraus und wanderten leicht abwärts um eine namenlose Erhebung herum.
Alsbald ließen wir den Wald hinter uns und begaben uns leicht ansteigend in Richtung Lykershausen.
Ein breiter Wirtschaftsweg brachte uns mit der Anhöhe und Fernblick (allerdings ohne Rheinblick) der verschlafenen Ortschaft näher.
Den höchsten Punkt mit knapp 365 M.ü.M hatten wir nach rund 8 Kilometern kurz vor Lykershausen erreicht.
Wir tauschten Schotter mit Asphalt und folgten der Kirchstraße durch das Dorf.
An der Kirche und einem Kiosk bogen wir nach rechts ab und ließen kurze Zeit später Lykershausen schon wieder hinter uns.
Der Asphaltweg ging in Schotter über und an einem Abzweig wanderten wir nach rechts.
Wir tauchten in den Wald ein. Ab jetzt ging es nur noch mit ganz kleinen Gegenanstiegen abwärts in Richtung Kestert.
Auch der Blick auf den Rhein war zurück.
Nach 1,9 Kilometern erreichten wir die Hindenburghöhe und gönnten uns einen letzten kurzen Abstecher zum Aussichtspunkt.
Auch wenn wir heute schon sehr viele Ausblicke auf den Rhein genossen hatten, waren wir immer noch nicht müde davon.
Nach rechts blickend konnten wir die Burgen Sterrenberg und Liebenstein sehen. Wir waren bei solchen unverkennbaren Landmarken immer begeistert, wie weit uns die Füße getragen hatten.
In der kleinen Holzhütte rasteten wir und nahmen danach die letzten Kilometer bis zu unserem Etappenziel Kestert in Angriff.
Mit der Höhe wanderten wir zu einer Gabelung, an der wir einem schmalen Pfad rechts hinab nach Kestert (Holzschild) folgten.
Der anfangs gut begehbare Pfad (Aggerstögger Pöödche) brachte uns durch hohes Gras bergab.
Kurz zum Ende wurde der sogenannte Sonneberg-Pfad sehr steil und war aufgrund von losem Gestein auch nicht gerade angenehm zu laufen. Wanderstöcke können hier helfen.
Ich war froh als wir nach ca. 700 Metern endlich die erlösende Straße erreichten und „freute“ mich gleichzeitig auf den steilen Zustieg zur nächsten Etappe.
Bergab liefen wir entlang der kaum befahrenen Straße hinab nach Kestert. Für die heutige Etappe hatten wir mit zahlreichen Genießerpausen ca. 3,5 Stunden benötigt.
Bevor wir zu unserer Unterkunft Knab’s Mühlenschenke in St. Goar auf der anderen Rheinseite fuhren, peilten wir noch einmal Osterspai an. Hier gönnten wir uns in der RHEIN-LOUNGE Zimmermann’s eine leckere Currywurst-Pommes mit Blick auf den Rhein. Tolle Lokalität und sehr zu empfehlen.
Nach einem kurzen Tankstopp in St. Goarshausen verließen wir die rechte Rheinseite und fuhren mit der Rheinfähre auf die andere Seite. Unsere Unterkunft lag von hier ca. 2 Kilometer entfernt.
Wir checkten ein (Self-Checkin) und entspannten uns ein wenig.
Der Rhein führte immer noch Hochwasser und auf einem kleinen Abendspaziergang genossen wir den Blick auf St. Goarshausen und die Landschaft des Mittelrheintals.
Durch die kleinen Gassen der Stadt spazierten wir nach etwa einer halben Stunde zurück zum Auto und fuhren zur Unterkunft.