Unseren letzten Tag auf Santa Cruz und den Galapagosinseln wollten wir heute mit einer Fahrradtour zur Cerro Mesa Giant Tortoise Reserve beenden. Wir hatten den Trip schon vor ein paar Tagen in Angriff nehmen wollen aber das Wetter in den Bergen war sehr bedeckt gewesen und aufgrund von möglichem Regen hatten wir deshalb davon abgesehen. Heute lagen die Berggipfel jedoch frei und wir beschlossen den Ausflug anzugehen. Dafür mussten wir uns jedoch erstmal ein Fahrrad ausleihen.
Doch zunächst mussten wir die Unterkunft wechseln, da wir uns für die letzte Nacht im La Casa de Judy einquartiert hatten. Nach dem Frühstück checkten wir aus und verabschiedeten uns von Mercedes. Der Aufenthalt im Finch House hatte uns wirklich gut gefallen und die Besitzerin war überaus freundlich und hilfsbereit gewesen. Lediglich die fehlende Klimaanlage im Schlafzimmer hatte die Nächte etwas zäh werden lassen.
Wir schnappten uns vor der Tür ein Taxi und ließen uns für 2 USD zum Hotel fahren. Mit dem Gepäck über die Pflastersteine zu laufen hatten wir keine Lust.
Im Hotel war nicht viel los und wir konnten daher netterweise schon unser schönes Zimmer mit Meerblick beziehen.
Vom Balkon genossen wir den herrlichen Blick auf das Meer und die kühle Brise am Morgen.
Nach einem kleinen Nickerchen im kühlen Hotelzimmer liefen wir auf der Suche nach einem Leihfahrrad hinab nach Puerto Ayora. Es gibt einige Verleiher in der kleinen Stadt. Man hat die Wahl zwischen Elektrofahrrad und einem normalen Rad.
Wir fragten beim Anbieter Discovery Galapágos Travel Agency nach den Preisen für ein normales Fahrrad. Das Angebot für 10 USD /Person war super und wir beschlossen direkt das Rad auszuleihen. Kostenlos dazu gab es ein Fahrradschloss, eine Luftpumpe und einen Helm.
Die nette Dame gab uns noch den Hinweis, dass platte Reifen allerdings selbst bezahlt werden mussten.
Da wir nicht bergauf nach Cerro Mesa fahren wollten, ließen wir uns vom Touranbieter ein Taxi bestellen, dass uns für 15 USD hinauf zur Ranch brachte.
Die Variante ist auf Santa Cruz gang und gebe, denn die meisten Taxis sind Pick-Ups, bei denen die Räder einfach hinten auf die Ladefläche gelegt werden. So brauchten wir am Ende nur noch bergab zu fahren und sparten uns den sportlichen Teil.
In ca. 20 Minuten befanden wir uns am Eingangstour der Cerro Mesa Giant Tortoise Reserve. Nachdem wir die Klingel betätigt hatten, konnten wir durch das Tor fahren und der Taxifahrer verabschiedete sich von uns. Netterweise hatte dieser noch gewartet.
Die Luft war herrlich kühl und der Himmel leicht bedeckt. Es herrschte ein erfrischender Wind und wir freuten uns über das angenehme Klima. Beeindruckend, wie sich die Vegetation innerhalb von Minuten verändert hatte. Vom rauen Lavastrand und kargen Bewuchs war hier oben nichts mehr zu sehen. Stattdessen fanden wir sattes Grün und hohe Bäume vor.
Wir fuhren zum blauen Haus, in dem wir uns anmeldeten und die Eintrittsgebühr von 5 USD / Person zahlen mussten.
Die Besitzerin gab uns eine Karte und erklärte uns die Aussichtspunkte. Leider nur auf Spanisch aber so halbwegs war klar, wo wir hinmussten.
Wir stellten das Fahrrad ab und liefen zu Fuß zum ersten Punkt – dem Mirador Cerro Mesa. Wer genug Kondition oder ein Elektrofahrrad hat, kann den steilen Anstieg auch mit dem Rad bewältigen. Wir hatten keines von beidem und zogen daher die Gehvariante vor.
Trotz der erfrischenden Luft kamen wir aufgrund der hohen Luftfeuchtigkeit beim Aufstieg ganz schön ins Schwitzen.
Doch die Aussicht über die Küstenlinie und das grüne Inland von Santa Cruz war traumhaft.
Am Ende der breiten Schotterpiste, gelangten wir über Stufen hinauf zur einer großen Hütte, die über drei Etagen ging. Der Besitzer hatte hier bestimmt mal was Größeres vorgehabt.
Wir liefen hinauf zur obersten Etage und genossen den wunderbaren Blick auf die Vulkanlandschaft.
Danach ging es auf gleichem Weg hinab zum blauen Haupthaus, wo wir uns auf das Fahrrad schwangen und der Karte zum Vulkankrater Cerro Mesa folgten.
Der angelegte Schotterweg war gut zu befahren und unterwegs trafen wir auf die erste Riesenschildkröte, die am Wegesrand hertrottete.
Voller Begeisterung hielten wir an und fotografierten das beeindruckende Tier. Wir hatten anfangs nicht damit gerechnet, überhaupt auf Schildkröten zu stoßen, da die Dame uns gesagt hatte, dass wir mit viel Glück vielleicht 2 Schildkröten sehen könnten.
Wer unbedingt die Galapagos-Riesenschildkröten sehen möchte, sollte alternativ zur El Chato Ranch fahren. Für uns standen allerdings nicht die Schildkröten, sondern die Natur im Vordergrund, weshalb wir uns für Cerro Mesa entschieden hatten.
Nachdem wir genug Fotos im Kasten hatten, sattelten wir wieder auf und fuhren zum Vulkankrater.
Von einem Aussichtspunkt blickten auf das grüne Innere und die Naturkulisse. Wer Lust hat, kann auch entlang eines schmalen Pfades hinab in den Krater wandern.
Wir hingegen ließen davon ab (man muss nämlich denselben Weg auch wieder hinauf gehen) und fuhren auf dem Schotterweg weiter.
Der Rundweg verlief einmal um das Gelände herum und unterwegs hielten wir Ausschau nach weiteren Schildkröten.
Die nächste Riesenschildkröte ließ nicht lange auf sich warten und wir folgten dem Tier mit ausreichend Abstand. Wenn man den Schildkröten zu nah kommt, ziehen sie sich in ihren Panzer zurück.
Auf der Fahrt entdeckten wir weitere Schildkröten. Mal kleiner, mal größer.
Eine hatte durch das Fressen von Früchten eine ganz verschmierte Schnauze.
Beeindruckt setzten wir uns auf einen Stein am Wegesrand und beobachteten die riesigen Tiere. Im Laufen sind diese noch einmal viel größer als wenn sie sich hinsetzen und sich zurückziehen.
Da wir natürlich mit dem Rad an dem Tier vorbeimussten, ließ es sich nicht vermeiden, recht nah an die Schildkröte heranzugehen. Und Schwups, war sie in ihrem Panzer verschwunden.
So langsam hatte sich auch die Sonne durch die Wolken gekämpft und wir näherten uns wieder der üblichen 30° Celsius-Marke. Da wurde das Bergauffahren gleich wieder zu einer Schwitztortur.
Im leichten Auf und Ab führte uns der Schotterweg zurück zum Eingangstor.
An der Zufahrt zur 5-Sterne-Lodge Pikaia entdeckten wir weitere Riesenschildkröten beim Fressen.
Auch ein paar Kuhreiher hatten sich hier versammelt.
Wir gelangten zurück zum Tor und fuhren zum Haupthaus. Marcel sagte der Dame Bescheid, dass wir fertig mit unserer Erkundung waren und sie öffnete uns das Metalltor. Für die Rundfahrt hatten wir ca. 1,5 Stunden benötigt und waren auf 7 Riesenschildkröten getroffen.
Nun hieß es abwärts nach Puerto Ayora zu fahren. Allerdings gab es zwischendurch doch noch ein paar Anstiege, die wir mit dem Fahrrad meistern mussten.
An einer Gabelung bogen wir nach rechts ab und erreichten das kleine Örtchen Bellavista. Neben ein paar Hotels und einem Supermarkt gab es allerdings nicht viel zu sehen, so dass wir nach einer kurzen Trinkpause weiterfuhren.
Von Bellavista brachte uns der gut ausgebaute Radweg nur noch abwärts in Richtung Puerto Ayora.
Der Radweg führte zwar direkt an der Hauptstraße entlang, war von dieser aber abgetrennt, so dass man sich perfekt rollen lassen konnte, ohne auf den Autoverkehr achten zu müssen. Solche Radwege hätte ich gerne mal in Deutschland.
Wir passierten das zentrale Busterminal Terrestre de Puerto Ayora und erreichten die ersten Häuser von Puerto Ayora.
Während ich mich hinabrollen ließ, rief Marcel mir etwas hinterher. Ich hielt an, drehte mich um und er zeigte auf eine Schildkröte, die direkt neben dem Radweg graste. Die hatte ich doch echt nicht gesehen.
Ich fuhr zurück und wir bestaunten abermals das große Tier, dass sich an unserer Anwesenheit so gar nicht störte. Das war total abgefahren. Wieder einmal waren wir sprachlos.
Nachdem wir genug vom Gucken und Fotos machen hatten, nahmen wir die letzten Meter abwärts rollend in Angriff.
Gegen 15:00 Uhr erreichten wir den Touranbieter, gaben das Rad zurück und holten uns ein bei Helados Tato mal wieder ein Softeis für 1 USD. Das fehlt mir jetzt schon 😀.
Da unsere Couch heute besetzt war, nahmen wir mit der Bank vorlieb und beobachteten das Treiben auf der Avenida Baltra.
Bevor wir zurück zur Unterkunft gingen, statteten wir dem Pier noch einmal einen letzten Besuch ab und beobachteten die Blaufußtölpel und Fregattvögel beim Fliegen.
Den letzten Abend auf den Galapagosinseln verbrachten wir mit dem üblichen Gang zum kleinen Fischerhafen und einem Abendessen im Restaurant 1835.
Das Essen war ausgezeichnet und so wie der Fisch auf dem Foto aussieht, hat er auch geschmeckt. Ein toller Abschluss unseres zweiwöchigen Aufenthalts auf den Galapagosinseln. Wer weiß, ob wir hierhin nicht irgendwann einmal zurückkehren. Die Inseln und die Tierwelt hatten uns wirklich sehr imponiert. Wir konnten noch gar nicht so recht glauben, dass wir Morgen nach Quito zurückflogen.
Gemütlich schlenderten wir zurück in Richtung Pier, besuchten noch ein paar Souvenirshops und beobachteten die Weißspitzen-Riffhaie bei ihrem abendlichen Schwimmen in der Bucht. Auch die Seelöwen waren wieder vor Ort. Langweilig war uns vom Zusehen immer noch nicht, auch wenn es immer dasselbe war 😂. Aber die Tierwelt hier ist einfach so verrückt und zutraulich.