Den heutigen Tag wollten wir uns dem Nationalpark Hainich widmen. Der 75 km² große Park befindet sich im Westen von Thüringen östlich der Werra und ist Teil des Naturparkes Eichsfeld-Hainich-Werratal. Verschiedene unterschiedliche Wanderrouten führen den Besucher durch den Nationalpark. Eines der wichtigsten Ziele des Nationalparks ist der Schutz des heimischen Buchenwaldes. Seit dem 25. Juni 2011 zählt der Nationalpark Hainich zum UNESCO-Weltnaturerbe Buchenurwälder und Alte Buchenwälder der Karpaten und anderer Regionen Europas.
Seit heute war auch der Baumkronenpfad wieder geöffnet, so dass Carsten und ich es uns nicht nehmen ließen, die Baumkronen im Nationalpark von oben zu bestaunen. Wir fuhren daher gegen 9:15 Uhr in Lauterbach los und erreichten gegen 10 Uhr den Parkplatz (kostenpflichtiges Tagesticket für PKW kostet 3 Euro).
Wir betraten das Nationalparkgelände und liefen zum Besucherzentrum.
Von dort gelangten wir in den Wald hinein und liefen an einem Teich vorbei in Richtung Baumkronenpfad.
Auf dem ca. 400 Meter langen, breiten Waldweg konnten wir bereits einige Eindrücke des Rotbuchenurwalds gewinnen.
Es war noch nicht viel los und daher konnten wir am Baumwipfelpfad direkt zur Kasse durchlaufen und die 7 Euro / Person Eintritt bezahlen.
Über eine Wendeltreppe stiegen wir hinauf zum Start des gut ausgebauten und barrierefreien ca. 530 Meter langen Weges (Ein Aufzug ist in der Nähe der Kasse vorhanden). Den Aussichtsturm kann man entweder ganz zu Beginn oder am Ende betreten. Wir entschieden uns, diesen am Schluss zu besuchen.
Leicht ansteigend verlief der Baumkronenpfad von anfangs 10 Meter Höhe auf 24 Meter.
Der Baumkronenpfad ermöglichte uns einen schönen Rundgang durch die Baumkronen und Wipfel des Urwalds. Er ist didaktisch in vier Abschnitte eingeteilt, die durch entsprechende Tore (Fledermaus, Specht, Wildkatze und Schmetterling) nacheinander betreten werden.
Dabei kamen wir den Baumwipfeln immer näher und konnten an den Infostationen einiges zum Baumbestand und den Unterschieden der einzelnen Baumarten sowie der hiesigen Fauna erfahren.
Für Kinder (und natürlich auch Erwachsene) gibt es auf dem Weg immer wieder kleinere Spielereien, wie bspw. stabile Hängebrücken, die über kleinere Baumwipfel führen.
An einigen Stellen bieten Infopavillions die Möglichkeit, weitere Informationen über den Wald allgemein und deren Tierwelt zu sammeln. Und während die Erwachsenen lesen, können die Kinder über Leitern oder Seile eine Etage tiefer klettern und über feste und gut gesicherte Seilbrücken auf der anderen Seite wieder hinaufsteigen. Man kann natürlich auch beides machen, erst lesen, dann spielen 🙂
Wir schlenderten weiter entlang des Baumkronenpfads und gelangten immer höher in Richtung Aussichtsturm.
Neben dem Tourismus dient die Anlage der Baumkronenforschung, insbesondere der Untersuchung der auf Bäumen lebenden Kleinsäuger, Vögel, Käfer, Spinnen und Schmetterlinge. Die Arbeitsbedingungen der Wissenschaftler sind durch die dauerhafte Einrichtung des Baumkronenpfads und den bequemen Zugang statt der sonst üblichen Klettertechnik erheblich erleichtert und ermöglichen und ergänzen dadurch langfristige angelegte Forschungsprojekte.
Ein letztes Mal gönnten wir uns den Spaß auf einer schmalen Hängebrücke über dem Dach des Waldes zu laufen, bevor wir zum finalen Anstieg auf den Aussichtsturm gelangten.
Von hier geht es über insgesamt 231 Stufen noch einmal 20 Meter in die Höhe.
In einem Rundbau mit Glasfenstern konnten wir uns erneut Schautafeln ansehen und stiegen danach über die letzten Stufen hinauf auf die Aussichtsplattform. Diese ist übrigens offen.
Wir genossen die herrliche Aussicht auf den Nationalpark Hainich und die umliegende Landschaft. Auf dem ganzen Baumkronenpfad ist leider eine FFP2 oder OP-Maske zu tragen. Bei den sommerlichen Temperaturen nicht wirklich angenehm.
Nach knapp 45 Minuten begaben wir uns vom Turm hinab zur Kasse und verließen den Baumkronenpfad durch das kleine Kassenhäuschen.
Auf einer Bank warteten wir auf Marcel, der in der Zwischenzeit auf dem Eichenpfad unterwegs gewesen war.
Zu dritt besuchten wir den 1,2 Kilometer langen Rundweg „Waldpromenade“ durch den hohen Buchenwald.
Wir waren fast ganz alleine unterwegs und genossen das Vogelgezwitscher.
Ein Holzbohlenpfad brachte uns tiefer in den Wald hinein und zum Eingangstor der Waldpromenade.
Am Wegesrand blühte der Bärlauch und der intensive Knoblauchgeruch ließ bei einigen unserer Gruppe Hunger aufkommen.
Wir überquerten eine Holzbrücke und befanden uns in einem kleinen Sumpfgebiet wieder. Frösche waren jedoch keine zu sehen (oder zu hören).
Beeindruckend war nicht nur der hohe Rotbuchenwald, sondern auch, das Echo, dass wir im Wald hörten.
Marcels ständigem Gequatsche mussten wir zwischenzeitlich jedoch mal einen kleinen Riegel vorschieben. Wenn er 5 Minuten den Sabbel hielt, würde er heute auch noch in den Biergarten am Craulaer Kreuz dürfen. Eine Herausforderung für Marcel, einfach mal ruhig zu sein 😉
Gemütlich schlenderten wir entlang des Weges und konnten an einigen Stationen auf dem Rundweg unser Seh-, Hör- und Liegevermögen testen.
Wir gönnten uns ein kleines Waldbad und ließen die Seele baumeln.
Da für den Nachmittag jedoch Gewitter gemeldet waren, machten wir uns auf dem Rückweg zum Auto.
Wir gelangten zu einer monumentalen Buche, die mit ihrem 5,5 Meter Stammumfang auch uns wartete. Auch die Höhe des Baumes war beeindruckend. Man kommt sich doch sehr klein vor, wenn man vor diesem Urwaldriesen steht.
Durch den Wald marschierten wir Richtung Besucherzentrum und statteten diesem noch einen kleinen Besuch ab.
Gemütlich gingen wir zum Auto und fuhren nur ein paar Kilometer weiter zum Parkplatz am Craulaer Kreuz. Hier hatte ich eine kleine Wanderung von ca. 10 Kilometern entlang des Weltnaturerbepfads durch den Hainich-Nationalpark herausgesucht.
Direkt vom Parkplatz konnten wir einen herrlichen Blick auf das Thüringer Becken und sogar bis zum Kamm des Thüringer Waldes genießen. Die gelben Rapsfelder waren in voller Blüte und stachen aus der grünen Umgebung direkt hervor.
Da es sich beim Weltnaturerbepfad um einen Rundweg handelt, schlugen wir an der ersten Weggabelung den Weg nach rechts ein und tauchten in den Wald hinein.
Der Weg wand sich durch den hohen Buchenwald, in dem die Natur alleine walten darf. Im Nationalpark bleiben die alten und abgestorbenen Buchen stehen.
Blühender Bärlauch säumte den Wegesrand und die weißen Blüten schufen einen schönen Kontrast zum Grün der Bäume; auch wenn der Bärlauchgeruch doch sehr intensiv war.
Wir folgten dem breiten Waldweg bergabwärts immer tiefer in den Wald hinein.
Nach halber Strecke gelangten wir in eine Senke am Gänserasen und bogen nach links auf einen schmalen Weg ab, der uns durch ein langes Tal mit umgefallenen und morschen Baumriesen führte. Bis hier hin verlief der Weltnaturerbepfad fast nur bergab.
Es waren kaum andere Wanderer unterwegs und wir genossen die Ruhe und das wohltuende Waldbad.
Am Ende des Pfades zweigten wir auf den Sperbersgrundweg ab und mussten nun über eine 100-stufige Holztreppe die wettgemachten Höhenmeter entlang eines Muschelkalkhang wieder hinaufsteigen. Bei den sommerlichen Temperaturen und der hohen Luftfeuchtigkeit im Wald eine schweißtreibende Angelegenheit.
Wir waren froh als das Ende der Treppe erreicht hatten und auf einen Pfad gelangten, der sich leicht auf- und abwärts durch den Wald schlängelte.
Nach ca. 7 Kilometern Wanderstrecke lichtete sich der Buchenwald und wir gelangten auf eine offene Fläche des ehemaligen Truppenübungsplatzes.
Während der Welterbepfad nun nach links führte, nahmen wir den ca. 800 Meter langen Abstecher (Hin- und Rückweg) zum Wartburgblick in Angriff.
Der breite Wirtschaftsweg brachte uns zu einem schönen Picknickplatz mit Tischen, Bänken und Liegeflächen.
Von hier genossen wir einen weiten Blick über die Wiederbewaldungsflächen des Kindel, auf die Berge des Thüringer Waldes und natürlich auf die Wartburg, die jedoch recht weit weg war und nur durch eine kleine Schneise zu erkennen war.
Ein Picknickplatz lud zu einer Rast ein. Carsten machte es sich auf einem Liegestuhl gemütlich, während ich mir die Bank nahm und die Ruhe genoss. Marcel machte ein paar Fotos und scharrte ungeduldig mit den Hufen.
Er hatte jedoch Glück, denn in der Ferne war erstes Donnergrollen zu hören.
Wir verließen daher den Picknickplatz nach kurzer Rast und liefen zurück zum Hauptweg des Welterbepfads. Ob sich der Abstecher lohnt, muss jeder selbst entscheiden. Wir waren etwas enttäuscht, dass die Wartburg in der Ferne fast nur zu erahnen war.
Wir wanderten wieder in den Wald hinein und folgten dem Wirtschaftsweg für ein paar Meter.
Entlang des Waldrands folgten wir dem Weg weiter und traten bald vollständig aus den Wald hinaus.
In der Ferne entdeckten wir die kleine Gewitterzelle, die sich über dem Thüringer Becken gebildet hatte. Eine Gefahr für unsere Wanderung stellte sie zum Glück nicht da.
Mit einem Blick über Wiesen und Ackerflächen wanderten wir die letzten Meter zurück zum Craulaer Kreuz.
Wie versprochen gönnten wir uns an der Wandergaststätte „Hainichbaude“ direkt am Wanderparkplatz ein kühles Getränk und ein leckeres Stück Kuchen (sehr empfehlenswert). Schon unglaublich, dass man nach so langer Zeit endlich mal wieder die Außengastronomie (wenn auch in abgespeckter Form) ohne Corona-Test und ohne Reservierung genießen konnte. Verrückte Zeit.
Nach diesem herrlichen Tag mit vielen Eindrücken aus dem Hainich-Nationalpark fuhren wir zurück zu unserem Ferienhaus in Lauterbach.
Wir aßen gemeinsam und entspannten uns ein wenig.
Marcel und ich hätten gerne noch einen kleinen Abendspaziergang in der Nähe der Jugendherberge in Lauterbach unternommen aber in der Ferne bildete sich eine größere Gewitterzelle, die uns von der Wanderung abhielt.
Stattdessen parkten wir am Wegesrand unterhalb der Jugendherberge mit weiter Aussicht auf die Felder und blickten auf die bedrohlich näher kommende Unwetterfront. Gerne hätte ich einen Blitz fotografiert aber leider hielt sich die Anzahl der sichtbaren Blitze in Grenzen.
Wind zog auf und die Wolken kamen schnell in unsere Richtung. Bevor es daher anfing zu regnen, fuhren wir zurück zur Unterkunft Ferienhaus Am Harsberg in Lauterbach und ließen den Abend dort gemeinsam mit Carsten bei prasselndem Regen und Donnergrollen ausklingen.
Sofern ihr den GPS-Track zur Weltnaturerbewanderung herunterladen möchtet, findet ihr diesen auf www.nationalpark-hainich.de (Achtung: Ihr verlasst unsere Website und gelangt auf die Seite des Nationalparks Hainich).