Bevor die Ferien in Mecklenburg-Vorpommern und das Wochenende starteten, wollten wir eines der Highlight – eine Fahrt mit der historischen Schmalspurbahn „Rasender Roland“ – in Angriff nehmen. Mit dem dampflokbetriebenen Zug fuhren wir bis nach Göhren, um dort eine 5 Kilometer lange Rundwanderung auf dem Nordperd zu unternehmen. Das Nordperd ist eine bewaldete Landzunge, die bis zu 60 Meter über dem Meeresspiegel liegt und zugleich den östlichsten Punkt der Insel bildet. Über einen Hochuferwanderweg mit beeindruckenden Aussichten über die Ostsee bis zur Kreideküste des Jasmunder Nationalparks lässt sich das Kap wunderbar erkunden.
Dafür mussten wir von Sassnitz zunächst eine etwa 40-minütige Busfahrt mit der Linie 22 bis nach Binz bewältigen.
An der Haltestelle Kleinbahnhof Binz stiegen wir aus und kauften die Tickets für das Eisenbahnerlebnis im dortigen Ticketshop. Ein Tagesticket kostete 31 Euro und berechtigte zu beliebig vielen Fahrten. In Verbindung mit dem Deutschland-Ticket konnten wir einen vergünstigten Tagesticketpreis von 10 Euro nutzen. Es gibt auch Einzel- und Familientickets für jede Haltestelle. Sollte es keinen Shop geben, kann das Ticket auch im Zug erworben werden.
Der Rasende Roland ist eine dampflokbetriebene Schmalspureisenbahn, die seit 1895 mit gemütlichen 30 km/h Höchstgeschwindigkeit von Mai bis Oktober auf 750 mm Spurweite von Putbus über Binz, Sellin und Baabe nach Göhren fährt.
Von Binz verkehrte der Zug etwa jede Stunde. Um 10:30 Uhr hörten wir bereits das Hupen in der Ferne.
Und dann kam die Dampflokbetriebene Eisenbahn pustend und schnaufend um die Ecke gefahren. Schnell ein Foto machen und dann mit den anderen Gästen in einen der Waggons einsteigen.
Wir nahmen beim kühlen aber sonnigen Herbstwetter im offenen Wagen Platz, um ein paar Fotos während der Fahrt machen zu können.
Um 10:40 Uhr setzte sich der Zug ratternd in Bewegung. Auf der 24,1 km langen Strecke verkehren Dampflokomotiven und Wagen, die teilweise fast 100 Jahre alt sind. Sehr beeindruckend.
Wir wurden draußen allerdings ordentlich eingerußt, denn der rasende Roland braucht natürlich einiges an Energie, um die Anstiege auf der Strecke zu meistern. Ein Spaß für Jung und Alt.
Zurückversetzt in die damalige Zeit erreichten wir nach etwa 40 Minuten Fahrt den Endbahnhof Göhren, wo wir unsere etwa 5 Kilometer lange Rundwanderung zum Nordperd starteten.
Vom Bahnhof liefen wir am Parkhaus vorbei und folgten der Straße „Nordstrand“ leicht bergauf.
Einen kleinen Abstecher zum Strand mussten wir uns natürlich gönnen.
Wir ließen das Seebad kurze Zeit später hinter uns und gelangten zum Beginn des Wanderweges direkt hinter der Pension Strandhaus 1.
Bergauf folgten wir dem ausgeschilderten Hochuferweg in den herbstlichen Wald hinein.
Auf und Ab brachte uns der Wanderweg entlang der Abbruchkante oberhalb des Nordstrandes in Richtung Kap.
Immer wieder ließen wir den Blick entlang der Steilküste schweifen und konnten in der Ferne Sassnitz und die Kreidefelsen erkennen.
Der Pfad schlängelte sich oberhalb des Meeres durch den Buchenwald.
An den unterschiedlichen Aussichtspunkten hielten wir immer wieder an und waren begeistert von der abwechslungsreichen Rundwanderung, die mit mehr Höhenmetern auf uns wartete als ich anfangs erwartet hatte.
Nach etwa 1,8 Kilometern erreichten wir einen Abzweig mit Bank, an der sich das Kap umrunden lässt. Bevor wir die Umrundung in Angriff nahmen, rasteten wir jedoch ein wenig und genossen die frische Luft.
Wir bogen nach links ab und folgten dem Weg abwärts.
An einer kleinen Wanderhütte suchten wir nach einem Geocache und rasteten noch einmal. Zeit hatten wir genug und das Wetter war traumhaft.
Der zu Beginn breite Waldweg ging schnell in einen schönen Pfad über, der uns durch den Wald führte. Meerblick lässt sich allerdings nur durch das Blattwerk erahnen.
Bevor wir bergauf zurück zur Bank liefen, genossen wir von einem Aussichtspunkt den Blick auf Thiessow und die Insel Usedom.
Bergauf verlief der Hochuferweg zurück zur Bank, an der die Umrundung des Kaps endete.
Auf gleichem Weg liefen wir zurück zu einem Abzweig, an dem wir nun nicht an der Steilküste entlang, sondern nach links wanderten.
Kurz vor den ersten Häusern von Göhren, gelangten wir zum Aussichtspunkt „Steilufer am Nordperd“, von dem wir ein letztes Mal den Blick in die Ferne schweifen ließen.
Wir folgten dem Wanderweg nach rechts und liefen auf der asphaltierten „Hövtstraße“ wieder in den Wald hinein.
Der Waldweg führte uns auf- und abwärts durch den Wald, bis wir auf einen Abzweig stießen, an dem wir nach links abbogen.
Zurück auf dem Hochuferweg an der Steilküste wanderten wir die letzten Meter bis zur Pension Strandhaus 1.
Wir ließen den Wald hinter uns und gingen entlang der Bernsteinpromenade zurück nach Göhren.
Ein nochmaliger, kleiner Abstecher zum Strand durfte natürlich bei dem herrlichen Wetter nicht fehlen.
Bis zur Abfahrt des Rasenden Rolands hatten wir noch etwa 40 Minuten Zeit, die wir mit einem Besuch der Seebrücke und einer kleinen Pause auf einer Bank in der Sonne verbrachten.
Danach marschierten wir zurück zum Bahnhof, wo der Dampfzug bereits abfahrtbereit stand.
Um 14:50 Uhr sagten wir Göhren auf Wiedersehen und fuhren in etwa 40 Minuten zurück nach Binz.
Mittlerweile hatte der Nachmittag Einzug gehalten und da wir nicht wieder vollgerußt werden wollten, nahmen wir im Innern des Zuges Platz.
Kurz vor Binz zog es mich noch einmal nach draußen, um ein paar Videos vom hupenden und schnaufenden Roland zu machen.
Ein wunderschönes Erlebnis mit der Dampflok und eine atemberaubende Wanderung beendeten unseren Aufenthalt in Göhren und Binz.
Mit dem Bus 22 ging es um 16:37 Uhr zurück nach Sassnitz, wo wir den verbleibenden Tag mit einem herrlichen Spaziergang durch die Altstadt von Sassnitz verbrachten.
Von der Ferienwohnung liefen wir mit Blick auf die zahlreichen Villen zum zentralen Marktplatz.
Rundherum zweigten kleine Gassen und Treppen in die versteckten Winkel der Altstadt ab, in denen es nette kleine Läden mit Schmuck, Kunsthandwerk, Deko und Souvenir sowie kleine Cafés gab.
Wir gingen hinab zum Meer und folgten der Promenade nach links.
Die Sonne erstrahlte das Meer und die Blätter der Bäume in einen goldenen Licht.
Wir peilten den Aussichtspunkt „Klein Helgoland“ an und liefen zu einem der größten Findlinge am Strand von Sassnitz.
Der Uskam – wie der Findling eigentlich heißt – übte auf Menschen eine Faszination aus, weshalb er über Jahrzehnte immer wieder mit Bänken bestückt wurde und über Brücken begehbar blieb. Die letzte Brücke wurde allerdings im Februar 2002 Opfer der Naturgewalten. Seitdem ist der Findling nicht mehr trockenen Fußes zu erreichen.
Mittlerweile hatte der Wind ordentlich aufgefrischt und das Meer in Wallung versetzt.
Die Sonne war bereits hinterm Horizont verschwunden und gemütlich spazierten wir auf der Promenade mit Blick auf die Küste zurück.
Am Musikpavillon „Kurmuschel“ setzten wir uns noch einmal auf eine Bank und ließen uns die frische Brise um die Ohren wehen.