Nach zwei Tagen Regen war für heute endlich mal trockenes Wetter und sogar etwas Sonne vorhergesagt. So konnten wir vor unserer Rückreise nach Bergen doch noch die Wanderung zur weltberühmten Trolltunga am westlichen Rand des Hardangervidda-Bergplateaus angehen. Der horizontale Felsvorsprung in der Nähe der Stadt Odda spornt jedes Jahr zahlreiche Touristen an, sich auf eine lange und anstrengende Wanderung zu begeben. Gute Ausrüstung (festes Schuhwerk, wasserdichte Kleidung und genügend zu Trinken) sowie Ausdauer für eine 20 bis 28 Kilometer lange Wanderung (320 bis 800 Höhenmeter; je nachdem von wo man startet) sind unabdingbar. Der Hauptgrund, dass Touristen immer wieder in den norwegischen Bergen stranden, liegt fast immer an der schlechten Ausrüstung.
Ein paar allgemeine Infos zur Tour: Die Wanderung zur Trolltunga (1180 Meter über dem Meeresspiegel) führt durchs Hochgebirge, ist lang und anstrengend. Im Sommer ist die Tour heillos überlaufen und man sollte so früh wie möglich starten. Auch in der Nebensaison ist man auf der Wanderung nicht alleine. Später als 8 Uhr sollte man aufgrund der Länge der Tour nicht losziehen.
Es gibt drei Parkplätze in der Umgebung: Tyssedal (1), Skjeggedal (2) und Mågelitopp (3). Da es nur eine begrenzte Anzahl von Parkplätzen gibt, sollte man in der Hauptsaison die Parkplätze am Mågelitopp (3) im Voraus buchen. Von hier ist die Tour am kürzesten und man spart rund 400 Höhenmeter, die man entlang einer asphaltierten Straße laufen muss. Kostenpunkt: 600 Kronen für den Parkplatz und 200 Kronen Maut für die Privatstraße. Die Parkgebühr in Skjeggedal (2) ist etwas günstiger; die Maut i. H. v. 200 Kronen ist jedoch auch hier schon zu zahlen.
Von Skjeggedal (2) aus ist die Wanderung zur Trolltunga ca. 28 Kilometer lang und es müssen dabei fast 800 Höhenmeter überwunden werden. Wanderzeit: ca. 10 bis 12 Stunden einschließlich Pausen.
Vom Ausgangspunkt Mågelitopp (3) sind hin und zurück rund 20 Kilometer und ein Höhenunterschied von etwa 320 Metern zurückzulegen. Die geschätzte Wanderzeit beträgt 7 bis 10 Stunden.
Sofern Parkplatz 2 und 3 schon belegt sind, kann man von Tyssedal (1) mit dem Shuttlebus hinauffahren oder von hier loswandern, dann sind jedoch schlappe 40 Kilometer zurückzulegen.
Da Ende September der Wanderparkplatz Mågelitopp (3) bereits geschlossen worden war, stellten wir uns auf die 28 Kilometer lange Wandertour ein. Das Glück war jedoch mit uns und einen Tag vorher wurde auf der offiziellen Website der Trolltunga mitgeteilt, dass in den norwegischen Herbstferien vom 08.10.2021-17.10.2021 der höchste Parkplatz noch einmal geöffnet wurde. So konnten wir uns doch noch die 8 Extrakilometer und die zusätzlichen 400 Höhenmeter auf der asphaltierten und steilen Straße sparen. Juhuu. Die Parkgebühr + Maut in Höhe von 80 Euro schockierten uns jedoch ordentlich. Aber die Wanderung zur Trolltunga ist ja vermutlich eine einmalige Sache und so wollten wir nicht am falschen Ende sparen.
Wir starteten um 7 und fuhren von unserer Unterkunft in Skare zum Ausgangspunkt der Wanderung zur Trolltunga. Die schmale und häufig nur einspurige Straße ist im Winter durch Schranken gesperrt. Noch war der Himmel wolkenverhangen und wir hofften auf besseres Wetter.
Am Parkplatz Skjeggedal (2) bezahlten wir die Mautgebühr i. H. v. 200 Kronen und folgten den Schildern zum Parkplatz 3. An einem Kassenhäuschen bezahlten wir die sportliche Parkgebühr von 600 Kronen und ein Mitarbeiter öffnete die Schranke. Noch einmal ging es in Kehren auf der engen Straße aufwärts. Am Morgen war hier tatsächlich schon Gegenverkehr unterwegs, den wir an einer geeigneten Stelle passieren ließen.
Gegen 08:15 Uhr erreichten wir den Parkplatz 3, der bereits gut gefüllt war. Eine große Wandergruppe machte sich gerade startbereit und wir hofften, dass sich die zahlreichen Wanderer gut verteilen würden.
Wir zogen Wanderschuhe an und packten genug zu Trinken in den Rucksack. Ebenso Regen-, Daunenjacke, Handschuhe und Mütze. Auch Wanderstöcke hatte ich dabei, die allerdings nicht unbedingt notwendig sind. Für mich waren die Stöcke eher hinderlich, da der steilste Teil der Wanderung über zahlreiche Steinstufen aufwärts führte. Hat man diesen Part überwunden, verläuft der Weg nur noch in leichten Auf und Ab bis zur Trolltunga. Technisch anspruchsvoll ist die Wanderung nicht.
Um 08:30 Uhr folgten wir vom Parkplatz auf etwa 700 Metern Höhe der großen Wandergruppe und hofften, diese recht schnell überholen zu können. Wir wollten so schnell wie möglich die Trollzunge erreichen, um für eines der bekanntesten Fotos in Norwegen nicht ewig Schlange stehen zu müssen.
Die Wegbeschilderung zweigte nach rechts ab und führte uns auf eine weite Hochebene.
Geröll und große Felsplatten wechselten sich ab. Die Herbstfärbung auf dem Hochplateau gab noch einmal ihr bestes. Der graue Boden bot einen tollen Kontrast zum rot-orange der Bäume und Sträucher.
Wir überquerten zwei Brücken, die darauf schließen ließen, dass zur Schneeschmelze das Wasser um einiges höher sein muss als jetzt im Herbst.
Dem gut markierten Weg weiter folgend, holten wir die Gruppe ein und marschierten flugs an ihnen vorbei.
Wir kamen schnell voran und überquerten erneut eine Brücke. Nun begann die knackige Berg-Auf-Passage über Steinstufen und Geröllfelder.
Zunächst nur leicht ansteigend, wurden die angelegten Steinstufen schnell steiler und wir gewannen auf wenigen Metern ca. 400 Höhenmeter.
Mit dem Kopf nach unten stiegen wir stetig bergauf und waren froh, als wir endlich sanfteres Gelände erreichten. Also diese Stufen waren nichts für mich. Was für eine Plackerei. Und das schlimme war, wir hatten erst zwei Kilometer zurückgelegt.
An einem Felsen legten wir eine Pause ein. Die große Wandergruppe war allerdings auch recht flott unterwegs und hatte uns schon fast wieder eingeholt. Wir genossen daher nur kurz den Ausblick auf die grandiose Landschaftskulisse und folgten dem Weg weiter aufwärts.
Die Wolken lichteten sich ein wenig und ließen die Sonnenstrahlen hindurch. Sollten wir wirklich Glück mit dem Wetter haben?
Eine breite, große Plattenlandschaft eröffnete sich uns und wir stiegen weiter bergauf. Steinmännchen markierten die ungefähre Laufrichtung.
Endlich waren wir auf dem Trombeskar auf etwa 1.160 Meter angekommen. Ein Schild zeigte uns die verbleibende Entfernung von 7 Kilometern zur Trolltunga.
Wir folgten dem Weg nach rechts und liefen nun auf fast gleichbleibender Höhe bis zu einem idyllischen Bergsee.
Am Ufer des Sees wanderten wir weiter bis wir die Ausläufer des Sees an dessen Ende über große Steine nach links querten.
Ein weiter Blick in das Tal eröffnete sich uns und in der Ferne sahen wir den weiteren Wegverlauf.
Leicht auf- und abwärts wanderten wir in Richtung Trolltunga.
Vorbei an kleinen und größeren Bergseen genossen wir die herbstliche Wanderung.
An einer Rangerhütte schlossen wir auf weitere Wanderer auf und überholten diese. Wir waren gut in Form und voller Vorfreude auf die Trolltunga.
Erneut galt es eine Holzbrücke trockenen Fußes zu überqueren. Der Weg befand sich in top Zustand und war perfekt markiert. Verlaufen konnte man sich hier wirklich nicht. Ein GPS-Track ist ebenfalls nicht notwendig.
Mal über große Steinplatten und mal entlang eines steinigen, schlammigen Pfades knabberten wir Meter für Meter ab.
Leicht aufwärts wanderten wir durch die herrliche Herbstlandschaft, an der wir uns einfach nicht satt sehen konnten.
Oben angekommen verlief der Weg leicht nach links. Bevor wir diesem weiter folgten, blickten wir auf den künstlich angelegten Stausee Ringedalsvatnet hinab.
Ein Ende war noch nicht zu sehen und so marschierten wir über Felsen leicht ansteigend weiter.
Immer wieder blieben wir stehen und genossen die Sicht auf die fantastische Naturkulisse um uns herum. Wie bei so vielen norwegischen Wanderungen ist auch bei der Trolltunga der Weg das Ziel.
Abwärts stiegen wir auf Schotter steil hinab zu einem kleinen Flussbett und folgten dem Pfad auf der anderen Seite wieder aufwärts.
Auf einem Hang oberhalb der Schlucht befanden sich große Zelte der Touranbieter. Wer hier oben den Sonnenaufgang und/oder -untergang genießen möchte kann das entweder mit seinem eigenen Zelt tun (nur auf ausgewiesenen Flächen) oder eine Tour mit Übernachtung buchen.
Noch einmal mussten wir einige Höhenmeter zurücklegen und erreichten ca. 2 Kilometer vor unserem Ziel ein felsiges Hochplateau.
Weglos folgten wir den Wandermarkierungen über das steinige, alpine Gelände.
Wir passierten einen See und erblickten in der Ferne die Trolltunga, die aus dieser Perspektive sehr unscheinbar aussah. Der Felsvorsprung war noch nicht als solcher auszumachen.
Zahlreiche Wanderer kamen uns schon entgegen und nachdem auch wir die letzten Meter zurückgelegt hatten, standen wir nach 3,5 Stunden endlich vor der beeindruckenden Trolltunga.
Wir warfen den Rucksack ab und ich schickte Marcel direkt zum obligatorischen Fotopunkt auf dem Felsvorsprung.
Die Trolltunga befindet sich rund 700 Meter über dem Stausee Ringedalsvatnet und ist insgesamt etwa 10 Meter lang.
Nachdem ich Marcel fotografiert hatte, begab ich mich zum berühmtesten Felsvorsprung Norwegens.
Über ein paar befestigte Metalltritte stieg ich am glatten Fels hinab zur Trolltunga. Marcel wagte noch mal einen Blick in die Tiefe.
Mit einem flauen Gefühl in der Magengegend und etwas wackeligen Knien begab ich mich zum Rand der Trollzunge.
Ein Wanderer, mit dem wir unterwegs ins Gespräch gekommen waren, schoss ein Foto von uns zusammen.
Dann begab sich Marcel zurück zum Plateau. Ich nahm allen Mut zusammen, legte mich auf den Bauch und robbte mich zum Rand des Felsvorsprungs. Holla die Waldfee, also der Blick nach unten war schon gewöhnungsbedürftig. Der Vorteil der Trolltunga ist allerdings, dass der Fels leicht aufwärts geht. Deswegen kann man sich sogar mit ein wenig Höhenangst direkt an die Kante setzen und die Beine in der Luft baumeln lassen kann, denn nach vorne fallen kann man eigentlich nicht.
Aber ein komisches Gefühl blieb trotzdem und ich war durchaus froh, als ich wieder etwas weiter weg von der Kante war.
Empfehlenswert ist übrigens, farbige Kleidung zu tragen. Durch meinen Grauton fiel ich in der Landschaft kaum auf. Marcel hingegen stach mit seiner roten Jacke sofort heraus.
Nach ein paar Fotos machte ich Platz frei für die nächsten Trolltungaanwärter, die geduldig warteten, bis die Felsplattform frei war. In der Hauptsaison kann es durchaus vorkommen, dass man hier für ein Foto auch mal rund zwei Stunden warten muss.
Wir waren froh, dass heute nicht so viel los war und wir vor allem auch vor der großen Wandergruppe angekommen waren.
Ich stieg noch einmal hinauf zu einem Felsen oberhalb der Trolltunga und ließ den Blick in die unglaubliche Landschaft Norwegens schweifen.
Auch die Sonne ließ sich immer wieder blicken und wir freuten uns, dass wir nach zwei Tagen Regen heute so ein Glück mit dem Wetter gehabt hatten.
Wir setzten uns ein paar Minuten hin und beobachteten die anderen Wanderer, die nach und nach das obligatorische Foto von sich auf der Trolltunga machten. Der Mensch ist schon ein Phänomen.
Übrigens kaum zu glauben; bei rund 80.000 Besuchern pro Jahr gab es bis jetzt nur einen Todesfall an der Trolltunga. Im September 2015 stürzte eine australische Studentin, als sie nach einem Foto den Felsen wieder verlassen wollte, ab und starb.
Da wir bei dem heutigen Topwetter noch gerne zur Gletscherzunge am Buarbreen wandern wollten, beschlossen wir um 12:30 Uhr aufzubrechen und in flottem Tempo zurückzuwandern.
Wir blickten noch einmal zurück und folgten demselben Weg zurück in Richtung Auto.
Die Sonne hatte sich nun gegen die Wolken durchgesetzt und es wurde angenehm warm.
Wir verließen das felsige Hochplateau und gelangten auf den gut erkennbaren Weg zurück, der uns leicht abwärts brachte.
Wandernd genossen wir die Aussicht in die tiefe Schlucht, auf den Stausee und auf die umliegende Bergwelt.
Immer wieder führte der Weg uns auf und ab durch die norwegische Steppe.
In der Sonne kamen die Herbstfarben der Moose und bunten Flechten wunderbar zur Geltung.
Wir legten immer wieder kurze Fotostopps ein, denn auch wenn wir schnellen Schrittes zurückwanderten, wollten wir dennoch die Aussicht genießen.
Erneut erreichten wir den großen Bergsee von heute Morgen und balancierten trockenen Fußes über die Steinplatten.
Über die großen, griffigen Steinplatten ging es nur noch 3 Kilometer bergab. Kaum zu glauben, dass wir das am heutigen Morgen alles hinaufgewandert waren.
Ein großer Fels lud uns noch einmal zu einer kleinen Pause mit Sicht auf die umliegende Berg- und Gletscherlandschaft ein. Was für ein herrlicher Tag.
Wir stiegen die letzten Kilometer abwärts, überquerten den Fluss und wanderten auf breiter Fläche zurück zum Auto, dass wir nach ca. 3 Stunden gegen 15 Uhr erreichten. Ich war froh, dass wir die Kosten für den Parkplatz Mågelitopp nicht gescheut hatten, denn nach gut 21 Kilometern Fußmarsch auch noch die asphaltierte Serpentinenstraße zum Parkplatz Skjeggedal absteigen zu müssen, hätte ich sehr wenig Lust gehabt, zumal der Weg auch nicht wirklich schön ist.
Die Wanderung zur Trolltunga ist ein echtes Highlight in der Gegend. Wir können die Tour nur empfehlen. Man sollte aber genügend zu Essen und zu Trinken dabei haben und die Länge der Tour von mindestens 20 Kilometern (je nach Parkplatz) nicht unterschätzen. Auch festes Schuhwerk und geeignete, wetterfeste Kleidung sind ein absolutes Muss. Technisch herausfordernd ist die Tour nicht aber aufgrund der Länge doch recht anstrengend.
Alternativ gelangt man zur Trolltunga übrigens auch über den Klettersteig „Himmelstigen“. Auch wir hatten zuerst damit geliebäugelt aber aufgrund der Gefahr eines Wintereinbruchs zu unserer Reisezeit davon abgelassen. Außerdem kostet der Zutritt zum Klettersteig 35 Euro / Person.
Da der Tag heute so herrlich war und wir noch Zeit hatten, wollten wir ein weiteres Highlight im Folgefonna Nationalpark aufsuchen; die Wanderung zur Gletscherzunge des Buarbreen. Ich hatte leider keine Infos zum eigentlichen Wanderweg dabei aber einen GPS-Track, der insgesamt nur 6 Kilometer lang sein sollte.
Wir fuhren daher zurück nach Odda und folgten den Straßenschildern zum Buargletscher.
Auf den letzten Kilometern ist eine buckelige Schotterpiste zu befahren, die häufig nur Platz für ein Auto bot. Da wir jedoch erst so spät vor Ort waren, waren kaum noch andere Wanderer unterwegs und nur selten kam uns ein Fahrzeug entgegen.
Gegen 16 Uhr erreichten wir den kostenpflichtigen Parkplatz (150 NOK / ca. 15 EUR) am Nationalparkhof Buer. Die Parkgebühr kann nur per Kreditkarte bei Ausfahrt gezahlt werden und der Weg zum Parkplatz ist durch eine Schranke gesperrt.
Am Parkplatz erwartete uns ein rauschender Wasserfall, dessen Wassermassen tosend ins Tal flossen.
Wir hatten jetzt noch gut 2,5 Stunden Zeit, bis es dunkel wurde. 6 Kilometer hin und zurück sollten doch locker zu schaffen sein. Allerdings wussten wir da noch nicht, dass wir auf den 3 Kilometern im Aufstieg auch gut 400 Höhenmeter zurücklegen mussten und der Weg gegen Ende der Tour sehr abenteuerlich wurde. Aber dazu später mehr.
Vom Parkplatz liefen wir auf einem Wirtschaftsweg geradeaus am Nationalparkhof Buer. Hier gibt es auch Stellplätze für kleine Camper und Möglichkeiten zum Zelten.
Frei herumlaufende Hochlandrinder grasten gemütlich in den noch grünen Wiesen und die Gletscherzunge des Buarbreen war bereits von hier unten gut zu erkennen. Wir mutmaßten, ob unsere Wanderung dort noch hinauf führen würde. Um dies vorweg zu beantworten: Ja, das tut sie 😅.
Der Weg brachte uns entlang des Flusses durch das Buardalen und wurde nach wenigen Metern steiniger und schmaler.
Wir folgten dem matschigen Pfad aufwärts und richteten uns nach den roten Wandermarkierungen, die uns durch einen Wald führten. Durch den Regen der letzten Tage mussten wir einige überflutete Stellen passieren und waren froh, wasserdichtes Schuhwerk an unseren Füßen zu tragen.
An einem Aussichtspunkt etwas abseits des Weges blickten wir tief ins Tal und auf den Gletscher vor uns. Absolut beeindruckend dieser Blick aber auch noch ein steiler Aufstieg, der da vor uns lag.
Zurück im Wald führte uns der Weg zu einer Metallbrücke, die es zu queren galt. Unter unseren Füßen rauschte das Wasser des Flusses Buarelvi hinab.
Wir gewannen gut an Höhenmetern, machten uns aber dennoch Sorgen, dass wir den Aufstieg zum Gletscher zeitlich nicht schaffen würden. Immer wieder kamen uns Wanderer von oben entgegen.
An einigen Stellen hatte sich der Fluss bereits Nebenarme gesucht und die Metallbrücken unterspült. Durch das darüberliegende Laub waren diese teilweise sehr rutschig und man musste aufpassen, nicht hinzufallen.
Wir waren froh als wir die Brücken passiert hatten und auf einem gut erkennbaren Pfad aufwärts liefen. Die bunte Herbstfärbung der Bäume versetzte uns auch hier wieder ins Staunen.
Je höher wir kamen, desto abenteuerlicher wurde die Wanderung. Einige Felsblöcke waren so groß, dass sie nur per Seil überwunden werden konnten. Ein lustiger Kletterspaß, der kurz vorm Ende der Tour noch ausgeprägter werden würde. Wer also am ersten Seil schon Probleme hat und sich nicht sicher fühlt, sollte lieber umkehren, denn die nächsten Seilstrecken werden noch länger und steiler.
Entlang des reißenden Flusses liefen wir oberhalb des Ufers weiter in Richtung Gletscher.
Schon bald standen wir vor einer Hängebrücke, die uns nun über einen reißenden Nebenarm des Buarelvi bringen sollte. Das Erreichen der Brücke gestaltete sich jedoch schwieriger als gedacht, denn der Einstieg war komplett unterspült und wir mussten uns zwischen Felsblöcken einen geeigneten Weg auf die Brücke suchen. Achtung: Nasse Füße sind hier vorprogrammiert, wenn man keine wasserfesten Schuhe trägt.
Auf der anderen Seite galt es die Felsen an einem dicken, türkisen Seil abzuklettern. Aufgrund des Regens der letzten Tage waren die Steine sehr feucht und teilweise rutschig, so dass wir gut aufpassen mussten.
Dank profilierter Schuhsohle überwanden wir problemlos die kurze Kletterpassage.
Der Startpunkt unserer Tour lag mittlerweile weit unter uns und die Gletscherzunge rückte immer näher in unser Blickfeld.
Seilpassagen und normales Gehgelände wechselten sich ab und wir genossen diese fantastische Tour.
Das rauschende Wasser verursachte einen Heidenlärm und wir konnten uns kaum unterhalten.
Immer wieder mussten wir uns an den dicken Seilen aufwärts ziehen, um die steilen Felswände überwinden zu können. Das machte wirklich einen Heidenspaß, zog allerdings auch die Tour etwas in die Länge. Wir sputeten uns daher ein weiteres Mal an diesem Tag, um nicht im Dunkeln hier hinabklettern zu müssen.
Wir folgten den roten Markierungen und kamen dem Gletscher näher und näher.
Eine längere Klettereinheit sorgte für Spaß und bescherte uns nebenbei ein paar weitere Höhenmeter.
Danach ging es auf einem steinigen, schottrigen Pfad steil aufwärts. Hier kamen wir noch einmal ordentlich ins Schwitzen und Pusten. So viele Höhenmeter hatte ich für heute eigentlich nicht mehr erwartet.
Die letzte Felspassage musste mit Hilfe einer Metallleiter überwunden werden und dann waren wir fast an unserem Ziel angelangt.
Über Felsblöcke wanderten wir weglos bis zu einer kleinen Informationstafel, von der auch die Touren auf den Gletscher starteten.
Wir genossen die Aussicht auf den eisblaufarbenen Gletscher und das Wasser, dass von allen Seiten ins Tal strömte.
Aufgrund der Gletscherschmelze kann man jedoch leider nicht mehr ganz an den Gletscher herangehen. Die Wassermassen versperrten uns den weiteren Weg und die Brücke etwas oberhalb von uns war mit einem Schloss versperrt und nur für die Touranbieter begehbar.
Was für eine unerwartet fantastische Tour mit einem grandiosen Abschluss und wir hatten dies alles für uns alleine. Die meisten Besucher waren uns beim Aufstieg schon von oben entgegengekommen.
Wir rasteten kurz und stiegen aufgrund der späten Uhrzeit wieder hinab ins Tal.
An den festen Seilen hangelten wir uns abwärts. Das gelang mir sogar besser als ich erwartet hatte.
Ein Wanderpärchen überholten wir beim Abstieg sogar noch. Heute waren wir wirklich in Topform.
Dir Sonne war mittlerweile hinter den Bergen verschwunden und wir sahen zu, dass wir Meter machten. Natürlich immer mit Vorsicht und vor allem an den Kletterstellen nicht zu hastig.
Schon bald erreichten wir die Hängebrücke und schaukelten uns auf die andere Seite. Dieses Mal suchten wir uns einen besseren Weg und tauchten unsere Schuhe nicht wieder komplett unter Wasser.
Wir gelangten in den Wald, überquerten die Metallbrücken und stiegen abwärts ins Tal, das wir gegen 18 Uhr erreichten.
Dem breiten Schotterweg zum Hof Buer folgend, überholten wir noch eine Familie und kamen pünktlich zum Einbruch der Dunkelheit wieder am Parkplatz an. Was für eine sagenhaft abenteuerliche und schöne Wanderung und ein weiteres Highlight des Tages.
Die Tour zur Gletscherzunge des Buarbreen können wir nur jedem abenteuerlustigen und trittsicheren Wanderer empfehlen. Festes Schuhwerk (hohe, wasserdichte Wanderstiefel) sind hier ratsam, denn insbesondere die Kletterstellen an den Felswänden können feucht und rutschig sein. Für die ca. 6 Kilometer lange Wanderung (hin und zurück) benötigt man bei normaler Geschwindigkeit ungefähr 3-4 Stunden (hin und zurück).
Im Dunkeln fuhren wir zurück zu unserer Unterkunft in Skare.
Am beeindruckenden Låtefossen stoppten wir spontan und bestaunten den beleuchteten Wasserfall. Leider ist kein ungehinderter Blick auf den Wasserfall möglich, da dieser aufgrund der direkt daran verlaufenden Straße nur von der Seite oder der Hütte auf der anderen Straßenseite besichtigt werden kann. Schade um den schönen Wasserfall.