Es hatte die ganze Nacht geregnet und auch am Morgen hingen die Wolken tief über dem Hardangerfjord. In Norwegen kann man einen Regentag entweder zum Entspannen nutzen oder die Regenjacke anziehen und dennoch rausgehen. Unsere Devise hieß „erstmal abwarten und Kaffee trinken“. Gegen 12 Uhr wurden wir jedoch so langsam nervös und beschlossen nach ein Teilstück der Landschaftsroute Hardangervidda zu fahren. Unterwegs befindet sich der Vøringsfossen-Wasserfall, der unser Zwischen- oder Endziel bilden sollte (je nach Wetterlage).
Wir packten die Regenjacken ein und nahmen auch mal die Wanderschuhe mit. Die Hoffnung auf trockenes Wetter stirbt zuletzt.
Entlang der kurvigen Straße 13 fuhren wir nach Odda und am Hardagnerfjord weiter bis nach Kinsarvik. Durch den Butunnelen nahmen wir die Ausfahrt auf die 7 in Richtung Eidfjord.
Das Wetter wurde leider nicht besser und die dichten Wolken gaben heute überhaupt keine Blicke frei.
Die Straße führte uns nun aufwärts zum riesigen See Eidfjordvatnet, an dessen Ende die kleine Ortschaft Øvre Eidfjord liegt, wo sich das Norsk Natursenter Hardanger befindet.
Spontan beschlossen wir, dem Naturkundemuseum einen Besuch abzustatten. Der Eintritt kostete 160 NOK / Person. Das Norwegische Naturzentrum Hardanger ist ein modernes Museum über drei Etagen und offizielles Besuchszentrum für den Hardangervidda Nationalpark.
Außer uns war niemand vor Ort, so dass wir den Film „Fjord–Berg–Wasserfall“ auf der 225-Grad-Panoramaleinwand im Kinosaal ganz für uns alleine genießen konnten.
Nach etwa einer halben Stunde folgten wir den Schildern zum Ausgang aus dem Kino und befanden uns beim Hinaustreten im „Erdinnern“. Es donnerte und die Lava brodelte um uns herum. Natürlich nur mit Licht und Ton. Die Ausstellung ist als Zeitreise aufgebaut und folgt der Entstehungsgeschichte der Erde von vor 2,9 Milliarden Jahre bis heute.
Im Untergeschoss befanden sich interaktive Stationen zur Entstehung der Erde und Norwegens, zu Fossilien, Mineralien und der Menschen, die in diesem Zeitalter gelebt hatten. Informationen zu Gletschern und dem Klima bilden ebenfalls einen kleinen Teilabschnitt. Das gefrorene Eis an der Wand kann man sogar anfassen.
Wir schlenderten zu den einzelnen Stationen und lasen uns alles in Ruhe durch. Interessant fand ich vor allem die Gesteine, die in Norwegen gefunden werden können.
Nachdem wir den unteren Teil des Museums erkundet hatten, begaben wir uns eine Etage höher. Ein Rentier lud kleine und auch große Kinder zum Draufsetzen ein.
Im Erdgeschoss erfuhren wir mehr über die Tier- und Pflanzenwelt Norwegens und auch was Moltebeeren (Sumpfbrombeeren) sind. Themenvideos brachten uns das damalige Bauernleben näher.
Die obere Etage beschäftigte sich mit der Klimaforschung und den Auswirkungen des Klimawandels sowie dem Weltraum.
Nach knapp zwei Stunden begaben wir uns zum Ausgang des Museums. Durch interaktive Stationen zum Berühren und Hören ist das Norsk Natursenter Hardanger auch für Kinder interessant.
Direkt gegenüber vom Besuchszentrum befand sich das Hardangerviddahallen Restaurant & Café, in dem wir noch für ein Getränk einkehrten. Das Restaurant bietet neben den Getränken auch norwegische Küche und Gerichte aus lokalen Rohwaren, wie z.B. Rentier Steak oder Bergforelle an.
Bevor wir uns wieder ins Auto setzten, gingen wir noch durch den gut ausgestatteten Touristenshop. Da es auf alle Artikel noch 50% Rabatt gab, durfte mich am Ende des Besuchs eine schöne, warme Fleecejacke nach Hause begleiten.
Es regnete zwar immer noch und die Berge waren wolkenverhangen aber da wir jetzt schon einmal in der Nähe des Vøringsfossen waren, peilten wir diesen Punkt im GPS an.
In etwa 15 Minuten hatten wir den großen Parkplatz am Wasserfall erreicht. Vom oberen Aussichtspunkt konnte man leider gar nichts sehen.
Während Marcel zu einem weiteren Aussichtspunkt hinabwanderte, blieb ich im Auto. Bei Nebel war vermutlich sowieso nicht allzu viel zu erkennen.
Viel zu sehen gab es nicht aber immerhin konnte Marcel einen kleinen Blick auf den eigentlich 183 Meter langen Wasserfall werfen. Sehr schade, dass das Wetter heute nicht mitspielte.
Unsere Wanderpläne verworfen wir daher und fuhren von hier zurück zu unserer Unterkunft. Da sich der Regen ein wenig verzogen hatte, hielten wir unterwegs noch an ein paar Spots am Wegesrand.
Am See Eidfjordvatnet genossen wir den Blick auf die Umgebung und fuhren auf der 7 hinab nach Eidfjord.
Mystisch waberten die Wolken an den Berghängen entlang des Fjords. Das Wasser lag ganz ruhig und bot uns einen tollen Kontrast.
Wir vertraten uns ein wenig die Beine und genossen die Regenpause. Die nächste Wolkenfront ließ allerdings nicht allzu lange auf sich warten. Bevor wir nass wurden, liefen wir zurück zum Auto und fuhren nach Odda.
Die kurvenreiche und enge Straße 13 bot nicht allzu häufig Platz für zwei Autos. Wir waren daher froh als wir das Stadtgebiet erreichten.
Von einem Aussichtspunkt blickten wir auf den wolkenverhangenen Fjord und die Industriebauten von Odda. Eigentlich wollten wir noch nach einem Geocache suchen, da der Regen aber wieder einsetzte, ließen wir davon ab und fuhren die letzten Meter bis zum Zentrum von Odda.
Spontan beschlossen wir – trotz Regen – einen kleinen Spaziergang durch den Ort zu unternehmen. Viel zu sehen gab es in dem Schwerindustrie-Standort allerdings nicht.
Odda liegt am inneren Ende des Sørfjords, eines sich tief in die 1200–1300 m hohe Bergwelt einschneidenden Seitenarms des Hardangerfjords, eingerahmt vom Folgefonna-Gletscher und den steilen Berghängen der Hardangervidda. Wir liefen daher bis zur Promenade, blickten auf das Wasser und waren etwas traurig, dass wir leider absolut keinen Blick auf die Fjordlandschaft heute genießen konnten.
Nachdem wir im nahegelegenen Supermarkt noch ein wenig Lachs für das heutige Abendessen eingekauft hatten, fuhren wir zu unserer Unterkunft in Skare.
Unterwegs kamen wir am Wasserfall Låtefoss vorbei, der ca. 15 km südlich von Odda direkt an der Straße 13 liegt. Das Wasser rauschte den steilen Hang hinab. Allerdings liegt die Straße genau zwischen Parkplatz und Wasserfall, so dass wir kein wirklich schönes Foto von dem eigentlich grandiosen Wasserfall schießen konnten.
Direkt hinter dem Låtefoss blickten wir rechterhand auf den Espelandsfossen und beendeten unseren kleinen Ausflug bei absolutem Schietwetter mit einem gemütlichen Abend in der Ferienwohnung.