Nordwestengland: Schlössertour und Steinkreise

Bereits um fünf Uhr morgens brachen wir gemeinsam mit meiner Mutter und Marcels Eltern zum Flughafen in Köln/Bonn auf. Das Pfingstwochenende wollten wir im Lake District Nationalpark verbringen. Als erster Nationalpark des Vereinigten Königreichs erhielt er im Juli 2017 den Status eines UNESCO-Welterbes. Er liegt in der Grafschaft Cumbria im Nordwesten Englands rund 130 km von Manchester entfernt. Die Cumbrian Mountains machen einen Großteil der eindrucksvollen Berg- und Seenlandschaft aus.

Unser Flug nach Manchester ging pünktlich um 07:55 Uhr und eine gute Stunde später erreichten wir Großbritannien. Da bei Ryanair teilweise auch das Handgepäck abgegeben werden muss (sofern man nicht extra dafür bezahlt), mussten wir an der Kofferausgabe noch auf die Trollys warten. Danach ging es zum Autoverleiher. Für den ersten Tag war direkt eine größere Rundtour von knapp 300 km geplant. Wir hatten nur drei Tage Zeit und wollten diese vollends auskosten.

Mit dem kostenlosen Shuttlebus fuhren wir zum Hertz-Mietwagenverleih und konnten unser Auto direkt in Empfang nehmen. Nun hieß es: Der Bordstein muss sich beim Abbiegen generell immer links befinden. Marcel handhabte das jedoch wie ein Profi und hatte sich nach kurzer Eingewöhnungsphase schon auf Linksverkehr umgestellt. Nur das mit dem Blinken wollte nicht immer funktionieren (und das obwohl wir den Scheibenwischer bei herrlichem Sonnenschein gar nicht benötigten 😜).

Nachdem wir den Stadtverkehr hinter uns gelassen hatten, fuhren wir auf der M6 bis zu unserem ersten Stopp: Shap Abbey, eines von 32 religiösen Häusern in Großbritannien, die dem Prämonstratenserorden der Kanoniker angehörten. Unterwegs suchten wir noch einen Cache direkt am Straßenrand und genossen den tollen Blick auf die Landschaft.

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In der Ortschaft Shap folgten wir den Straßenschildern nach Shap Abbey. Die Straße hinab zur ehemaligen Abtei ließ uns jedoch erahnen, wie es in den nächsten Tagen vorangehen würde. Die Straße war nämlich so schmal und von einer großen Steinmauer umgeben, dass wir hofften, das kein Gegenverkehr kommen würde. Auch wenn die Straßen häufig wie Einbahnstraßen erscheinen; sie sind es nicht.

Shap Abbey ist übrigens immer geöffnet und der Eintritt ist kostenlos. Die Abtei wurde Ende des 12. Jahrhunderts in einem abgeschiedenen und wunderschönen Tal des Flusses Lowther gegründet. Zu Fuß können die Überreste einer erkundet werden. Informationstafeln illustrieren das damalige tägliche Klosterleben.

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Von der Abtei fuhren wir über dieselbe enge Straße zurück bis zur Hauptstraße nach Shap und gelangten nach knapp 10 km Fahrt zum beeindruckenden Lowther Castle. Dabei handelt es sich um die Ruine eines Landhauses in der englischen Grafschaft Cumbria. Es gehörte der Familie Lowther, den Earls of Lonsdale, seit dem Mittelalter.

Auf dem Parkplatz war heute kaum etwas los. Die Größe ließ jedoch erahnen, was hier zur Hauptsaison für ein Betrieb sein muss. Das Schloss sieht wirklich so aus, wie man sich ein englisches Schloss vorstellt.

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In den Jahren 1939 und 1940 wurde das Landhaus vom Kriegsministerium requiriert und für die Entwicklung von Panzern genutzt. Erst 1954 wurde es an die Familie zurückgegeben. Allerdings konnte sich die Familie die Nutzung und den Erhalt des Landhauses nicht mehr leisten und bot an, es an den National Trust oder andere Institutionen abzugeben, aber in diesen Zeiten der wirtschaftlichen Depression nach dem Krieg fanden sich keine Abnehmer. Damit die Familie nicht auch noch hohe Steuern zahlen musste, ließen sie das Landhaus ausräumen und das Dach entfernen.

Neben dem Landhaus findet man hier auch die Verlorenen Gärten, die im Laufe der Jahrhunderte verwildert sind. Die verschiedenen Gärten werden von einer gemeinnützigen Stiftung wieder angelegt. Allerdings soll die komplette Wiederanlage der Gärten 20–25 Jahre in Anspruch nehmen.

Der Eintritt ins Landhaus kostet 9 Pfund pro Person. Man erhält eine Karte, mit der man sich auf dem Gelände orientieren kann.

Bevor man das Außengelände betritt, läuft man durch ein kleines Museum. Hier gibt es Informationen über die Familie Lowther und die Geschichte des Landhauses.

Wir betraten die Ruinen und begaben uns zum Garten der Countess.

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Von hier schlenderten wir zum Sommerhaus der Countess und gelangten zum romanischen Bad. Eine alte Steinbadewanne, die mitten in der Wildnis steht. Spannend, wie interessiert sich alle die Badewanne angeschaut haben 🤣.

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Weiter ging es durch den verwunschen Steingarten, dem Japanischen Garten und dem Süß-duftenden Garten bis zum Rosengarten, der für die Öffentlichkeit noch nicht zugänglich ist.

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Nachdem wir auch Matildas Sommerhaus einen Besuch abgestattet hatten und einen grandiosen Blick auf das Anwesen geworfen hatten, liefen wir zum Jubliee Sommerhaus und genossen den traumhaften Ausblick über die Landschaft. Ja, hier hätte ich auch gerne ein Sommerhaus.

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Durch einen Wald gelangten wir zum Verlorenen Schloss. Ein riesiger Abenteuerspielplatz aus Holz, der ausdrücklich auch von Erwachsenen genutzt werden darf. Das probierten wir doch gleich aus. Während Marcel und meine Mutter eine Rutschpartie unternahmen, begnügte ich mich mit der Feuerwehrstange und rutschte hinab ins Erdgeschoss. Vor allem aber die Seilbahn hatte es Marcel und mir angetan und wir hatten mächtig Spaß.

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Da uns jedoch die Zeit mal wieder ein wenig im Nacken saß und noch zwei Punkte auf meiner heutigen To-Do-Liste standen, kletterten wir durch das Holzschloss zurück und begaben uns Richtung Ausgang.

Vom Jack Crofts Sommerhaus ließen wir noch einmal den Blick über den schönen See schweifen und lauschten nach dem Quaken der Frösche. Die schienen heute jedoch ausgeflogen zu sein.

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Durch einen verwunschenen Wald gelangten wir zurück zum Eingang. Mitten im Wald befinden sich übrigens Schaukeln, die auch zum Benutzen einladen.

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Weitere 30 km vom Lowther Castle erwarteten uns die Steinkreise von Castlerigg. Diese stehen unter Denkmalschutz und gehören zu den größten Steinkreisen Englands.

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Der Kreis besteht aus 38 bis zu drei Meter hohen und 16 Tonnen schweren unbearbeiteten Steinen unterschiedlicher Form, zumeist aus Schiefer. Sie zeigen mit der glatteren Seite nach innen.

Hier war jetzt deutlich mehr los. Wir genossen daher den Ausblick auf die Berge von Helvellyn und High Seat und fuhren nach dem kurzen Zwischenstopp noch einmal 30 km bis zum Lake Windermere und dem Wray Castle.

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Die Straßen wurden deutlich kurviger und – je näher wir unserem Ziel kamen – auch deutlich enger. Das war ganz schön anstrengend. Vor allem die hohen Steinmauern oder das hohe Buschwerk ließen keinen Blick auf den Gegenverkehr zu. Glücklicherweise gibt es immer wieder Haltebuchten, in die man ausweichen kann. Manchmal muss man jedoch auch zurücksetzen oder darauf hoffen, dass es der andere Verkehrsteilnehmer tut 😶.

Nach der Kurverei waren wir froh, endlich den Parkplatz am Schloss zu erreichen und uns die Beine vertreten zu können. Wir umrundeten das Wray Castle, sparten uns jedoch einen Besuch im Innern, da wir nach dem anstrengenden ersten Tag ganz schön kaputt waren und uns jetzt so langsam auf den Weg zu unserer Unterkunft machen wollten.

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Entlang der engen, kurvigen Straßen fuhren wir bis Ambleside und von hier auf normalen Straßen bis Tewitfield. Hier befand sich auch unsere Ferienwohnung für die nächsten Tage. Marcel hatte bereits vorher mit der Vermieterin gesprochen und den Code für die Schlüsselbox erhalten. Die Anlage Tewitfield Marina beherbergt mehrere Ferienwohnungen, von groß bis klein und befindet sich direkt an einem kleinen Hafen. Wer also ein Boot hat, kann direkt bis vor die Tür fahren.

Auf zwei Etagen befanden sich drei Schlafzimmer, zwei Bäder, eine Küche, Essecke, Wohnzimmer und eine kleine Terrasse. Eine sehr schöne und empfehlenswerte Ferienwohnung für Selbstversorger.

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Nachdem wir uns kurz eingerichtet hatten, fuhren noch schnell in den Supermarkt, um für das Frühstück und für die nächsten Tage schon ein wenig einzukaufen. Da wir heute nichts mehr kochen wollten, suchte Marcel einen typisch englischen Pub heraus, in dem wir dann lecker Essen gingen und den Abend bei Fish & Chips und Lamm in Minzsoße ausklingen ließen.