Nachdem wir gestern die Küste in Porto Cristo erkundet hatten, verschlug es uns heute in den Llevant Nationalpark. Bereits letztes Jahr hatte mich hier eine Wandertour auf den Talaia Freda, den Puig de sa Tudossa und zur Badebucht S’Arenalet des Verger gereizt. Aufgrund der Länge von 20 Kilometern hatte ich allerdings davon abgesehen. Auch heute wollten wir uns keine 20 Kilometer in der Hitze antun und beschlossen zu einer anspruchsvollen Rundwanderung auf den Puig de sa Creu und dem Talaia Freda im Osten Mallorcas aufzubrechen. 9 Kilometer und gut 500 Höhenmeter lagen vor uns. Die Tour wird als mittelschwer bewertet und wartet mit einigen steilen An- und Abstiegen sowie weglosem, steinigen Gelände (Steinmännchen) auf den ambitionierten Wanderer.
Von unserer Unterkunft „Apartamentos Vista Alegre“ in Porto Cristo lagen etwa 40 Minuten Fahrt vor uns. Das Navi führte uns direkt durch Artá, wo man an ein falsches Abbiegen vermeiden sollte. Schnell kann man in eine der engen Straßen der Ortschaft landen. Nachdem wir Artá verlassen hatten, führte uns die kurvige Straße aber gut zu fahrende Straße zum Parkplatz (Parc natural de la peninsula de Llevant).
Der Weg zum Nationalpark ist ab Artá übrigens ausgeschildert. Am Parkplatz selbst war zum Glück noch fast alles frei, so dass wir ohne lästige Sucherei die Wanderschuhe schnüren und loslaufen konnten. Keine Selbstverständlichkeit auf Mallorca, wie wir noch feststellen sollten…
Den GPS-Track hatte ich mir zu Hause aufs Gerät geladen, da die Tour in dieser Variante nicht ausgeschildert war. Der Track ist auf der Seite von Outdooractive herunterladbar (www.outdooractive.com=> externer Link führt zur Seite von outdooractive.com. Um den GPS-Track herunterladen zu können, ist eine Registrierung erforderlich!)
Von der Informationstafel überquerten wir die Zufahrtsstraße und wanderten zunächst auf dem ausgeschilderten Weg Nr. 10 für ca. 150 Meter geradeaus.
Am Wegweiser des Wanderweges GR-222 bogen wir nach rechts ab in Richtung S´Arenalet des Verger.
Vorbei an dem Gut Tafona de s’Alqueria Vella wanderten wir geradeaus weiter bis zu einem alten Wasserrad, das noch aus der Zeit der muslimischen Besetzung stammt.
Wir hielten uns links und folgten weiter der Beschilderung des Wanderweges Nr. 10.
Leicht ansteigend schlängelte sich der steinige Weg bergauf.
Zwischen Dissgras und Felsen brachte uns der naturbelassene Pfad schnell höher.
Der Wanderpfad war nicht markiert aber gut zu erkennen. Es gab nur diesen einen Weg bergauf.
Wir passierten ein Holztor und stiegen über den felsigen Untergrund steil bergauf.
Eine kurze Verschnaufpause und ein herrlicher Blick in die Ferne, bevor wir weiter aufwärts liefen. Zum Glück war es nicht so warm. Im Hochsommer empfehlen wir einen frühen Start, da es auf der Wanderung kaum Schatten gibt.
Im Zick-Zack ging es stetig hinauf zum ersten Aussichtspunkt – dem Puig del Migdia.
Auf einer Höhe von 380 Metern genossen wir die fantastische Weitsicht auf das blaue Meer und das unter uns liegende Betlem bis zum Cap Formentor. Ca. 2 Kilometer und 150 Höhenmeter lagen hinter uns.
Rechts von uns blicken wir auf den Puig de sa Creu und den Talaia Freda.
Die Wegfindung zum Puig de sa Creu gestaltete sich nun schwieriger. Vom Aussichtspunkt wanderten wir ca. 100 Meter zurück und suchten dann links von uns den unscheinbaren Pfad durch das hohe Dissgras. Der GPS-Track und ein paar Steinmännchen halfen uns bei der Richtungsfindung.
Immer wieder hielten wir Ausschau nach den nächsten Steinmännchen und wanderten teils weglos durch das anspruchsvolle Gelände. Je näher wir dem Gipfel kamen, desto knackiger wurde der Anstieg.
Das lose Gestein bot keinen guten Untergrund und wir waren froh als wir das österreichische Gipfelkreuz des Puig de sa Creu erblickten.
Leider fehlte dem Gipfelkreuz mittlerweile einer der Querbalken aber das minderte nicht den Gipfelsieg.
Nach dem anstrengenden Aufstieg rasteten wir und suchten nach einem Geocache. Zum Glück waren nur zwei Wanderer in die entgegengesetzte Richtung unterwegs.
Wir suchten in Ruhe nach der Dose und genossen dabei die herrliche Aussicht auf das türkisfarbene Meer und die Bergwelt. Der Aufstieg zum Puig de sa Creu ist anspruchsvoll und sollte nur mit festem Schuhwerk und evtl. Wanderstöcken angegangen werden.
Bis zum Talaia Freda lagen Luftlinie vielleicht noch 600 Meter vor uns aber auch die Höhenmeter waren gut erkennbar. Ein Weg allerdings nicht.
Zunächst mussten wir weglos über lockeres Gestein und Dissgras vom Puig de sa Creu in eine Scharte absteigen, um auf der gegenüberliegenden Seite wieder steil und weglos aufwärts zu kraxeln.
Querfeldein folgten wir im zick-zack dem GPS-Track und den Steinmännchen. Achtung: An einer Steinmauer muss man sich links halten, da man ansonsten zu weit vom eigentlichen Pfad abkommt.
Je näher wir dem Gipfel kamen, umso steiler wurde der Anstieg.
Das alpine Gelände wartete am Ende mit ein paar leichten Kletterstellen (max. I) auf den ambitionierten Wanderer. Ein Weg war hier nicht mehr zu erkennen.
Nach etwa 2 Stunden und ca. 3,6 Kilometer hatten wir den höchsten Berggipfel der Serra Llevant – de 564 Meter hohen Talaia Freda – erreicht.
Vom breiten Gipfelplateau konnten wir eine spektakuläre Weitsicht über das türkisfarbene Meer bis zur Cala Ratjada und Cala Millor sowie zur Bucht von Pollença und das Cap Formentor genießen.
Wir teilten uns den Gipfel nur mit einem weiteren Wanderer. Nach dem anstrengenden Aufstieg rasten wir ausgiebig und genossen die herrliche Ruhe vor dem Touristenrummel im Tal.
Ein paar pinke Berg-Zeitlose wuchsen aus dem kargen Untergrund.
Ein Gipfelkreuz gibt es hier oben übrigens leider nicht, sondern nur eine Vermessungssäule auf einem Betonsockel.
Nach einer halben Stunde kehrten wir dem Talaia Freda den Rücken und stiegen über die Südseite des Berges abwärts.
Ein schmaler Pfad brachte uns über Gestein steil abwärts bis zu einer Steinmauer. Der Weg war wesentlich angenehmer zu gehen als der feslige Aufstieg vom Puig de sa Creu.
An einem Wanderschild hielten wir uns links der Steinmauer und folgten der Route 13 über Blockgestein leicht abwärts.
In weiten Serpentinen schlängelte sich der Pfad nach unten.
Wir passierten ein Gatter und gelangten zu einer Asphaltstraße.
Auf dieser wanderten wir für ca. 400 Meter bis zum Campament des Soldats – einem ehemaligen Soldatenlager.
Anstatt der Asphaltstraße camí dels Presos weiter zu folgen, bogen wir auf einen parallel zur Straße verlaufenden, steinigen Wanderweg nach links ab.
Durch den schattigen Wald liefen wir abwärts bis wir wieder auf die Asphaltstraße trafen und entlang dieser bis zum Parkplatz marschierten.
Insgesamt hatten wir für die 9 Kilometer lange Tour mit Pausen ca. 3,5 Stunden benötigt.
Für die anspruchsvolle Bergtour auf schmalen Pfaden und weglosem, steilem Gras- und Felsgelände sind das Trittsicherheit, Schwindelfreiheit und Orientierungsvermögen erforderlich. Außerdem sind gutes Schuhwerk und evtl. ein paar Wanderstöcke notwendig. Einkehrmöglichkeiten gibt es keine, daher ausreichend Trinken mitnehmen.
Wer Lust hat, kann noch einen Abstecher zum Porrassar oder den Puig de sa Tudossa unternehmen. Wir hatten jedoch für heute genug und fuhren gegen 15:00 Uhr zu unserem Apartment Vista Alegre in der Nähe von Porto Cristo.
Bevor es dunkel wurde, unternahmen wir noch einen kleinen Abstecher zur Cala Anguila. Zum Schwimmen war es bereits zu kühl und wir setzten uns daher an den Strand und genossen die kühle Meeresbrise.