Für den heutigen Tag hatte ich mir die 7,1 Kilometer lange Rundwanderung auf den La Mola im Norden Mallorcas herausgesucht. Von meiner Unterkunft in Port de Pollença lagen bloß 15 Minuten Fahrzeit vor mir. Auf der anspruchsvollen Halbtagestour (ca. 4 Stunden) sind 420 Höhenmeter im Auf- und Abstieg zu bewältigen. Das Gelände ist steil und die Tour nicht unbedingt für Anfänger geeignet. Insbesondere die Wegfindung ist herausfordernd (T4, schwierig), denn es gibt keine Beschilderung!
Nach dem Frühstück fuhr ich mit dem Mietwagen nach Cala Sant Vicenç und parkte direkt am Start der Wanderung (kostenlose, öffentliche Parkplätze in ausreichender Menge vorhanden).
Der Weg auf den La Mola ist nicht ausgeschildert oder markiert und ein GPS-Track für die Wegfindung daher unabdingbar. Im felsigen Gelände finden sich später Steinmännchen zur Orientierung. Man sollte jedoch geübt sein, sich im weglosen Gelände zurechtzufinden.
Ich startete um 09:00 Uhr mit der Rundwanderung. Es war bereits jetzt schon recht warm und auf dem Weg zum Gipfel gab es so gut wie keinen Schatten. Daher war ich sehr gespannt, ob ich zum einen den Weg finden würde und zum andern, die anstrengende Wanderung komplett schaffen würde. 400 Höhenmeter im weglosen Gelände sind sehr anspruchsvoll, zumal ich alleine unterwegs war.
Ein breiter Weg führte mich durch einen schattigen Wald.
An einer Wegkreuzung bog ich nach rechts ab und lief entlang des Wirtschaftsweges bis zu einem Metalltor. Dieses kann entweder links umgangen oder durch ein kleineres Tor auf der rechten Seite durchstiegen werden. Die Hinweisschilder, dass man sich auf Privatgelände befindet, kann man ignorieren. Das war wohl mal irgendwann.
Ich empfehle übrigens die Rundwanderung im Uhrzeigersinn zu gehen, d.h. hinter dem Metalltor dem GPS-Track nach links folgen. Ich bin den Weg in entgegengesetzter Richtung gegangen und fand den Rückweg über das steile, felsige Gelände anspruchsvoller als dies im Aufstieg wäre.
Anstatt daher dem nicht direkt sichtbaren Pfad nach links ins Unterholz zu folgen, nahm ich den breiten Fahrweg bergauf.
Der Schotterpiste folgend, lief ich leicht aufwärts. Die dicken Steine waren etwas hinderlich aber ansonsten gut zu gehen. Feste Schuhe sind daher bei der Tour ein Muss.
Je höher ich kam, desto traumhafter wurde der Ausblick. Nicht nur der Gebirgszug des La Mola zu meiner Linken beeindruckte mich, sondern auch der Blick auf das Meer und die Badebucht Platja de Cala Barques. Auch die Halbinsel Formentor war zu sehen.
In weiten Serpentinen gewann ich nur wenig Höhenmeter. Vorbei an einer Höhle, die wohl Ziegen als Unterschlupf dient (muss nicht begangen werden), endete der breite Fahrweg. Ab hier war nun Wegfindungsgespür gefragt.
Der schmale, steinige Pfad führte mich nun steil bergauf. Immer wieder waren Steinmännchen und Wegspuren zu sehen. Mit Hilfe des GPS´ verlor ich nicht die Orientierung und konnte checken, ob ich noch auf dem richtigen Weg war.
Das felsige Terrain führte mich zu einem Aussichtspunkt, dessen Gipfel mit einem großen Steinmann markiert war. Von hier war der Ausblick jetzt schon fantastisch und ich überlegte zuerst, ob ich die Wanderung hier beenden wollte.
Aber der Gipfel rief und ich folgte dem schmalen, kaum erkennbaren Pfad über Gestein leicht bergauf. Wer bis hier hin schon Probleme hatte mit dem Finden des Weges oder dem Terrain an sich, sollte auf jeden Fall umkehren, denn es wird anspruchsvoller.
Die ersten zwei Kilometer hatte ich bereits hinter mir. Da ich lediglich 100 Höhenmeter gewonnen hatte, war ich gespannt, auf den weiteren Wegverlauf.
Der schmale Pfad schlängelte sich an der Steilküste entlang. Tiefblicke kann man allerdings nur genießen, wenn man vom Track abweicht.
Hohe Dissgrasbüsche und lockeres Gestein wechselten sich nun ab. Ich traf auf ein Pärchen, dass den Blick hinab auf die Bucht und Cala Sant Vicenç genoss.
Auch ich genehmigte mir eine kurze Verschnaufpause und ließ den Blick in die Ferne schweifen. Mittlerweile war auch die Halbinsel Alcúdia zu sehen.
Zahlreiche Boote ankerten vor den Buchten und während ich schwitzte, konnten die im Tal gebliebenen das kühle Nass genießen. Ein bisschen neidisch war ich schon darauf. Aber dafür traf ich hier oben nur selten auf weitere Wanderer. Die meisten gingen nur bis zu dem großen Steinmann, an dem ich vorhin vorbeigekommen war.
Leicht unterhalb der Steilküste folgte ich dem Pfad weiter. Auch hier halfen zahlreiche Steinmännchen bei der Orientierung. Trotzdem kam ich zwischendurch immer mal wieder etwas vom GPS-Track ab und befand mich entweder zu weit unterhalb oder zu weit oberhalb. Daher war das Finden des Weges mein Hauptaugenmerk bei der Wanderung.
Damit ich jedoch auch die wunderschönen Ausblicke genießen konnte, wich ich vom Track für ein paar Meter ab und setzte mich auf einen Stein oberhalb der Steilwand.
Von hier konnte ich einen herrlichen Panoramablick auf den nordwestlichen Teil der Küste von Pollensi, das Castell del Rei, Cala Estremer, Cala Castell, Punta Galera und Punta Topina genießen.
Ich trank einen ordentlichen Schluck Wasser und rastete für etwa 15 Minuten. Der Anstieg war ganz schön schweißtreibend und anstrengend. Auf dem unwegsamen Gelände kam ich nur langsam voran. Immer wieder musste ich auf Gestein, Büsche und den Wegverlauf achten.
Die nächsten drei Kilometer führten mich nun steil bergauf. Die Hände mussten allerdings nicht zum Einsatz kommen, auch wenn einige Felsen mit einem großen Schritt überstiegen werden mussten.
Ich lief querfeldein durch das anspruchsvolle Gelände. Manche Steinmännchen waren durch das hohe Gras versteckt und erst spät zu sehen. Das GPS war daher mein stetiger Begleiter, um nicht zu weit vom Optimalweg abzukommen.
Andere Wanderer kamen mir tatsächlich nur zweimal entgegen. Die meiste Zeit war ich komplett alleine unterwegs. In dem Gelände befinden sich übrigens einige Wildziegen, die sich auch mal gerne in dem hohen Gras versteckten und mich einige Mal erschreckten, als sie gemütlich weggingen.
Der Blick auf das vor mir liegende Bergmassiv des La Mola und die Serra de Tramutana war gigantisch.
Cala de Sant Vicenç lag bereits weit unter mir und nach zwei Stunden hatte ich 300 Höhenmeter hinter mich gebracht.
Mein GPS-Track zweigte nun nach links zum Gipfel des La Mola ab. Auch hier markierten Steinmännchen den richtigen Abzweig.
Hier und da war ein Pfad zu erkennen. Wobei ich mir häufig nicht sicher war, ob dieser nicht von den Wildziegen stammte. Aber so lange GPS-Track und Steinmännchen sich mit der Wegrichtung einig waren, lief ich beruhigt weiter.
Durch tiefes Gras und großen Felsen nahm ich die letzten Meter zum Gipfel in Angriff. Die Sonne brannte erbarmungslos auf mich nieder.
Wieder einmal schreckte ich eine Wildziege auf (bzw. sie erschreckte mich als etwas direkt neben mir raschelte aber ich nichts sah). Ängstlich waren die Ziegen nicht, sondern trotteten gemütlich davon als ich mich näherte.
Die letzten 500 Meter zum Gipfel hatten es sich wirklich in sich. Immer wieder musste ich rasten und Luft holen. Die hohe Luftfeuchtigkeit tat ihr übriges.
Und dann kraxelte ich über die letzten, griffigen Steine und stand am Abzweig zum unscheinbaren Gipfel des 474 Meter hohen La Mola.
Die letzten Meter zum höchsten Punkt wollte ich natürlich auch noch mitnehmen. Dafür muss man allerdings tatsächlich nun die Hände benutzen und ein paar feste Felsblöcke aufwärts klettern (I).
Am Gipfel herrschte ein laues Lüftchen und die Temperatur war angenehmer als auf Meeresniveau. Ich genoss den traumhaften Rundumblick auf die Nordküste Mallorcas und die Serra de Tramutana.
Bevor ich mich an den etwa zwei Kilometer langen Abstieg über den Westgrat begab rastete ich ausgiebig. Weit und breit war niemand zu sehen.
Über zahlreiche, kleine Felsstufen stieg ich den Bergrücken steil abwärts. Hier kamen nun häufiger die Hände zu Hilfe. Die Steinmännchen wiesen mir den Weg. Davon gab es zum Glück viele, denn ich konnte nicht permanent auf das GPS nach dem Weg gucken.
Die Kamera hatte ich im Rucksack verstaut, da ich mich hier voll und ganz auf den Abstieg konzentrieren wollte. Der war tatsächlich sehr anspruchsvoll. Daher nochmal der Hinweis: Besser andersherum gehen.
Meine Wanderstöcke halfen mir an den gerölllastigen Stellen sicher abwärts zu gehen.
Zum Glück war der Fels wirklich griffig. Schuhe und Hände fanden problemlos halt. Aber Achtung: Teilweise sehr scharfkantig.
Cala Sant Vicenç und die türkisschimmernde Badebucht Platja de Cala Barques im Blick, führte mich der Weg am Hang weiter steil bergab.
Nicht immer war der Weg klar. Einige Mal stand ich vor einer Steilwand, die ich nicht absteigen konnte. Einige Steinmännchen waren von den Felsen versperrt und man sah sie erst, wenn man quasi am Fels schon vorbei war.
Manchmal musste ich auch wieder ein Teilstück zurück, um mir einen alternativen Weg durch das Gelände zu suchen.
Ich war froh als ich in etwas flacheres Gefilde gelangte und auch den Wanderweg wieder erahnen konnte.
Auf dem Hochplateau konnte ich etwas Verschnaufen und den Ausblick genießen.
Kurze Zeit später wartete jedoch der nächste, steile Abstieg.
Durch die Vegetation kämpfte ich mich über große und kleine Felsen in kleinen Schritten vorwärts. Eine Wandergruppe kam mir entgegen. Den steilsten Part hatten sie noch vor sich.
Über fast ebenes Gelände lief ich weiter und rastete mit Blick auf die Bucht noch einmal auf einem Stein.
Der Blick zurück zeigte mir, was ich bereits hinter mich gebracht hatte. Wenn man das so sah, konnte ich mir kaum vorstellen, dass ich irgendwo durch diese Geröllwüste abgestiegen war.
Bevor ich den schmalen Pfad zurück zum Metalltor erreichte, musste ich noch einmal steiles, steiniges Gelände absteigen. Wieder kamen an einigen Stellen die Hände zum Einsatz.
Unten angekommen nahm ich den ebenen, kaum erkennbaren Pfad und erreichte nach rund 4 Stunden und 7,7 Kilometern das Tor, stieg hindurch und lief durch den schattenspendenden Wald zurück zum Auto.
Bevor ich zurück zur Unterkunft fuhr, stattete ich dem Örtchen Cala Sant Vicenç noch einen Besuch ab. Es bietet sich an, Badesachen dabei zu haben, denn die kleinen Buchten laden zum Abkühlen ein. Davon musste ich heute Abstand nehmen aber ein Blick konnte ja nicht schaden.
Ich gelangte vom Parkplatz hinab zur Platja de Cala Barques, die gut besucht war.
Entlang einer kleinen Promenade lief ich am Wasser entlang zur Cala Clara, wo ich mich in den Schatten setzte und ein wenig die Füße in das kühle Nass tauchte. Hach war das angenehm. Da wäre ich jetzt gerne ins Wasser gegangen.
Nach 15 Minuten folgte ich der Carrer del Temporal zu einem Aussichtspunkt auf die wunderschöne Bucht. Nur das ganze Beton war etwas störend.
Bergab gelangte ich zur Bucht Cala Molins, an der es auch kostenpflichtige Liegen mit Sonnenschirmen gibt. Auch der Strandabschnitt war gut gefüllt und ich lief nicht mehr hinab zum Meer, sondern besuchte zum Abschluss meines Ausflugs die Cala Carbó.
Die kleine Felsenbucht mit Kiesstrand lud mich persönlich nicht zum längeren Verweilen ein. Der Blick auf das türkisschimmernde Wasser war jedoch wunderschön.
Nachdem ich ein paar Fotos geschossen hatte, machte ich mich auf den Rückweg zum Auto und fuhr zu meinem Apartment in Port de Pollença, wo ich mich auf eine frische Dusche und eine kalte Cola freute.