Lissabon: Besuch des Tagus Estuary Natural Reserve und der Cristo Rei Statue

Ein paar Tage Sonne und Temperaturen um die 22° erwarteten uns die nächsten Tage in Lissabon. Nach dem recht ruhigen Flug und der frühen Ankunft in der Hauptstadt Portugals überlegten wir, was für den ersten Tag ein sinnvolles Sightseeing Programm wäre.

Als Vogelliebhaber und Birdwatching-Enthusiasten fuhren wir daher nach Gepäckausgabe und Mietwagenübernahme zu einem der bedeutendsten Feuchtgebiete in Europa – dem Tagus Estuary Natural Reserve. Vor allem Zugvögeln, die zwischen Nordeuropa und Afrika unterwegs sind, finden in dem Naturreservat ein zeitweiliges Zuhause.

Das Tagus Estuary Natural Reserve beherbergt regelmäßig 50.000 überwinternde Wasservögel. Im Herbst kommen tausende Flamingos in dem Naturreservat an. Das muss ein überwältigender Anblick sein. Dafür waren wir leider noch etwas zu früh im Jahr hier.

Wir peilten vom Flughafen Lissabon das EVOA (espaco de visitacao e observacao de aves) – also das Besucherzentrum an. Knapp 40 Minuten trennten uns von Lissabon. Die letzten 20 Kilometer führte über eine breite Schotterpiste. Das Geruckel war zwar nicht allzu bequem mit einem Kleinwagen aber fahrbar.

Unterwegs entdeckten wir zahlreiche Vögel wie Schwarzkehlchen (European stonechat; Saxicola rubicola), die wir durch das Autofahren leider aufschreckten. An einem alten Flugplatz beobachtete ein Turmfalke (Common krestel; Falco tinnunculus) die ungewöhnliche Störung am Morgen.

Am Besucherzentrum angekommen, genossen wir die Ruhe und das morgendliche Vogelzwitschern um uns herum. Andere Besucher waren nicht hier.

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Die Öffnungszeiten sind von November bis Februar von 10 – 17 Uhr und von März bis Oktober von 9 – 19 Uhr. Im Juli und zusätzlich jeden Montag hat das Feuchtgebiet sein Pforten geschlossen.

Wir begaben uns ins Besucherzentrum und zahlten hier den Eintritt von 12 Euro / Person. Nicht günstig aber dafür unterstützt man natürlich auch die Erhaltung eines artenreichen Gebiets.

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Jeden Monat finden hier auch zu gewissen Zeiten geführte Touren zur Vogelbeobachtung statt (Überblick über die geführten Touren). Um die Tiere nicht zu stören, ist die Anzahl der Besucher auf 120 / Tag begrenzt.

Da die geführten Touren erst mittags anfingen, beschlossen wir, den knapp 5 Kilometer langen Rundweg alleine zu gehen.

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Der gut beschilderte Weg führt auch an mehreren Vogelbeobachtungshütten vorbei.

Vom Besucherzentrum führte der Weg bis zu einem Abzweig, an dem man nun nach rechts oder links gehen konnte. Wir folgten den Schildern nach rechts zum Lagoa Principal.

Überall um uns herum zwitscherte es und die ersten Vogelsichtungen ließen nicht lange auf sich Warten. Über uns flogen Hausspatzen (House sparrow; Passer domesticus), Mauersegler (Common swift; Apus apus) und in den kahlen Büschen trafen wir häufig auf Schwarzkehlchen (European stonechat; Saxicola rubicola).

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An einem kleinen Aussichtspunkt entdeckten wir Stelzenläufer (black-winged stilt; Himantopus himantopus) im Wasser, die sich die Bäuche vollschlugen.

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Ein Schwarzkehlchenweibchen schaute uns einen Moment an, bevor es sich entschloss, reiß aus zu nehmen. Wir entdeckten es jedoch erneut in kurzer Entfernung von uns auf einem Stacheldrahtzaun sitzen.

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In der ersten Vogelbeobachtungshütte, in der wir uns ganz alleine befanden und die wirklich sehr professionell hergerichtet war, entdeckten wir eine ganze Gruppe Löffler (Spoonbill; Platalea leucorodia). Die Vögel finde ich sehr interessant, denn wenn sie mit ihren breiten Schnabel, der aussieht wie ein Löffel, nach Nahrung suchen, schwingen sie ihren Kopf von rechts nach links und das in solch einem Tempo, dass ich schon nur vom Hinsehen ein Schleudertrauma bekomme.

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Wir beobachteten die Löffler eine Weile und entdeckten weitere Vogelarten. Neben den Stelzenläufern entdeckten wir in dem See auch Brandgänse (common shellduck, Tadorna tadorna), Silberreiher (great egret; Ardea alba) und Seidenreiher (little egret; Egretta garzetta).

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Die Vögel wurden irgendwann durch einen lauten Knall in der Ferne aufgeschreckt. Die Löffler drehten ihre Runden am Himmel und die Stelzenläufer versteckten sich.

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Nachdem wir dem Treiben lang genug zugesehen hatten, beschlossen wir weiter zu gehen.

Auf einem Ast in der Baumkrone entdeckte ich einen Stieglitz (European goldfinch; Carduelis carduelis). Die rote Farbe um die Augen und den Schnabel kommt leider auf dem Foto nicht gut zur Geltung.

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Ein kleiner Aussichtspunkt lud erneut zum Vogelgucken ein. Aber außer einem Stelzenläufer war nichts zu sehen.

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Wir liefen daher zum Lagoa Rasa und der dortigen Vogelbeoachtungshütte, die wiederum professionell eingerichtet war. Schon beeindruckend, was hier in dem Naturreservat für Vogelliebhaber geleistet wird.

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In unmittelbarer Nähe zur Hütte suchte ein Stelzenläufer nach Nahrung.

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Etwas weiter hinten lauerte ein Seidenreiher im Wasser.

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Nachdem wir auch hier die Ruhe genossen hatten und sich keine weiteren Wasservögel zeigten, zogen wir weiter zum Lagoa Grande.

Wir der Name schon sagt, ist er der größte der drei Seen im Tagus Estuary Natural Reserve. Hier entdeckten wir nicht nur weitere Löffler und Stelzenläufer, sondern auch Haubentaucher (great crested grebe; Podiceps cristatus), Löffelenten (Northern shoveler; Anas clypeata), Stockenten (Mallard; Anas platyrhynchos), Kiebitze (The northern lapwing or peewit; Vanellus vanellus) und Brandgänse. Für scharfe Fotos jedoch leider viel zu weit weg.

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Umso mehr freuten wir uns daher auf die letzte Beobachtungshütte, die gleichzeitig auch die Größte ist und ausreichend Platz für Fotografen und Vogelbeobachter bietet.

Wir machten uns daher auf den Weg zur  Hütte und entdeckten unterwegs eine Schafstelze (Western yellow wagtail; Motacilla flava). Den auffälligen Vogel mit seinem gelben Gefieder hatte ich schon auf der Fahrt ins Naturreservat vom Auto aus gesehen und freute mich, diesen nun auch ablichten zu können.

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Wir sahen weitere Schwarzkehlchen und eine Rohrammer (Common reed bunting; Emberiza schoeniclus).

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Mittlerweile hatte die Mittagssonne den Zenit erreicht. Der Weg bot leider keinerlei Schatten und so war uns in unseren langen Hosen und Pullovern doch recht warm.

Eine kleine Aussichtshütte nutzten wir für eine schattenspendende Rast und zur Beobachtung weiterer Vögel. Im Gras direkt neben uns weidete ein Wildpferd.

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Erneut erblickten wir Löffler und Stelzenläufer aber auch Schnatterenten (Gadwall; Mareca strepera), Blässhühner (Eurasian coot; Fulica atra) und Krickenten (Common teal; Anas crecca).

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Die Sandkopfgrasmücke (Sardnian warbler; Sylvia melanocephala) mit ihren markanten roten Augen war bereits auf dem Abflug, als ich sie ablichtete. Leider nur noch von hinten.

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Ich lauschte noch eine Weile dem schönen Lied der Grauammer (Corn bunting; Emberiza calandra) bevor es weiter des Weges zur letzten Beobachtungshütte am Lagoa Grande ging.

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Wir entdeckten einen Seidensänger (Cetti´s Warbler; Cettia cetti) und Hausspatzen in den Büschen, die fröhlich vor sich hinsangen. Der Frühling war da.

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Die Beobachtungshütte hatte sich leider ganz schön aufgeheizt und wir beobachteten daher einen Stelzenläufer aus kurzer Distanz, bevor dieser außer Sichtweite flog.

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Ein Krickentenweibchen kam neugierig näher, bevor es sich doch dazu entschloss kehrt zu machen.

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Da es uns in der Hütte zu warm wurde, verließen wir diese recht schnell wieder und beobachteten ein Schwarzkehlchenpaar bei der Suche nach Nestbauutensilien.

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Damit wir die Beiden nicht länger störten, machten wir uns nach ein paar Fotos wieder auf den Weg und folgten den letzten Metern bis zum Besucherzentrum, an dem der Rundweg endete.

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Ein toller Kurzausflug in das nahe gelegene Tagus Estuary Natural Reserve können wir jedem Vogelenthusiasten und Naturliebhaber nur empfehlen.

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Da wir nun schon einmal mit dem Mietwagen unterwegs waren, beschlossen wir die Cristo Rei Statue im Stadtteil Almada zu besuchen. Wegen ihrer Höhe ist die Christosstatue einer der besten Aussichtspunkte auf Lissabon.

Je näher wir Lissabon kamen, desto voller wurden die Straßen. Die Anfahrt gestaltete sich etwas schwieriger, da es nicht an jeder Straßenkreuzung einen Wegweiser gab und das GPS uns dauernd in Einbahnstraßen schicken wollte.

Nachdem wir am Parkplatz angekommen waren, genossen wir bereits vom Fuße der Jesusstatue einen wunderbaren Ausblick auf Lissabon und die markante Brücke.

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Mit ausgebreiteten Armen wendet sich die Figur des Christus König der Ponte de 25 Abril und der Stadt Lissabon zu. Sie steht auf einem 75 m hohen Sockel. Dieser befindet sich 113 m über dem Tejo. Die Statue selbst ist 28 m hoch und damit die siebthöchste Christusstatue der Welt.

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Für 5 Euro / Person kann man die Aussichtsplattform besuchen. Dafür gehts zuerst mit einem Fahrstuhl hinauf und die letzten Meter über enge Treppenaufgänge. Etwas belustigt waren wir von der Tatsache, dass man an einem Automaten Tickets kaufen konnte, dieser aber von einer Mitarbeiterin bedient wurde. Da hätte man auch gleich bei einer ganz normalen Kasse mit Personal bleiben können.

Der Rundumblick von der Aussichtsplattform ist wirklich fantastisch und die fünf Euro waren gut investiert.

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Nachdem wir uns satt gesehen hatten, fuhren wir mit dem Aufzug nach unten und spazierten noch ein wenig in dem kleinen Park um die Cristo Rei Statue.

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Zu der Cristo Rei Statue kommt man auch mit den öffentlichen Verkehrsmitteln. Entweder man fährt mit dem Boot vom Cais do Sodre nach Cacilhas und nimmt den Bus 101 bis zur Statue (Laufen ist nicht unbedingt empfehlenswert, da die Strecke nicht viele Highlights bietet). Alternativ kann man die Tram bis zur Haltestelle Almada nehmen. Von dort sind es ca. 15 Minuten Fußweg bis zur Statue.

Nun fuhren wir mit unserem Mietwagen zum Hotel. Da es zum Glück noch recht früh war, war es auf der Ponte de 25 Abril nicht zu voll. Der Stadtverkehr hingegen erforderte dann doch die gesamte Aufmerksamkeit.

Wir hatten im Voraus in unserem Hotel das Parkhaus gebucht und konnten uns daher die stressige Parkplatzsuche in der Lissaboner Innenstadt ersparen. Wer nicht auf ein Auto angewiesen ist, sollte darauf verzichten. Spaß macht es keinen.

Unser Hotel HF Fenix Music befand sich direkt am Praca Marquês de Pombal, knapp 2 Kilometer fußläufig von der Altstadt Lissabons entfernt. Eine U-Bahn Haltestelle lag direkt am Hotel.

Das Themenhotel (Musik) mit einem Pool auf der Dachterrasse und modernen Zimmern liegt 4 Gehminuten von der Prachtstraße Avenida da Liberdade entfernt.

Wir hatten uns für ein Zimmer mit Terrasse entschieden. Da das Hotel allerdings direkt an einer Hauptverkehrsstraße liegt, kann man nicht unbedingt auf der Terrasse entspannen. Die Fenster sind zum Glück schallisoliert und von dem Straßenlärm dringt kaum etwas nach drinnen. Mit offenen Fenster schlafen ist allerdings nur für Leute mit einem tiefen Schlaf geeignet.

Uns gefiel das Hotel und nachts hörte man weder etwas von der über uns befindlichen Bar, noch Unterhaltungen aus den Nebenzimmern. Das Preis-Leistungsverhältnis  ist daher vollkommen akzeptabel, zumal man in Lissabon für eine Übernachtung auch locker 200 Euro bezahlen kann.

Nachdem wir unser Zimmer bezogen hatten, ruhten wir uns ein wenig aus und unternahmen noch einen kleinen Spaziergang entlang der Avenida da Liberdade. Hier wollten wir auch Ausschau nach etwas Essbarem halten.

Wir gingen bis zum Praça do Comércio und genossen die abendliche Stimmung am Wasser mit Fado Musik. Der portugiesische Musikstil ist häufig sehr melancholisch und nicht jedermanns Geschmack. Wir genossen jedoch einfach die Atmosphäre und machten uns nach Sonnenuntergang wieder auf den Rückweg zum Hotel.

Eine Lokalität zum Einkehren hatten wir irgendwie nicht gefunden, daher bestellten wir Pizza und ließen diese direkt ins Hotel liefern. Wir waren so kaputt von der langen Anreise, dass wir totmüde ins Bett und in einen tiefen Schlaf fielen.