Über Ostern hatten wir uns diesmal für einen Besuch in der Ukraine entschieden. Mit Wizzair ging´s am Karfreitag von Dortmund nach Kiew. Da der Flug leider erst am Mittag abhob und wir Kiew somit auch erst Abends erreichten (die Flugzeit beträgt knapp 3 Stunden), gingen wir nach dem Abendessen im Einkaufscenter, das sich gegenüber von unserem Hotel Mercure Kyiv Congress befand, direkt ins Bett.
Der nächste Morgen startete daher früh, denn wir hatten letztendlich nur zwei volle Tage, um Kiew zu erkunden. Wir hatten zuerst überlegt das Frühstück im Hotel dazuzubuchen. Da der riesige Supermarkt gegenüber des Hotels jedoch alles bot, was man sich vorstellen konnte, entschieden wir uns gegen das Frühstück im Hotel und deckten uns lieber für den Bruchteil des Betrages, dass wir fürs Frühstück hätten zahlen müssen, im Supermarkt ein.
Kiew ist eine sehr günstige Stadt. Ein Abendessen zu zweit kostet ca. 15 – 20 Euro insgesamt (mit Getränken), der Einkauf im Supermarkt nicht mehr als 10 Euro (für Wasser, Cola, Süßigkeiten, Joghurts, frische Wurst und Brot) und ganz besonders günstig ist die Fortbewegung von A nach B. Entweder kann man für umgerechnet 50 Cent überall mit Bus und Metro hinfahren oder man nimmt sich – so wie wir es bevorzugt haben – ein Uber. Denn das kostet nur selten mehr als 2 Euro / Fahrt 😎.
Daher fackelten wir am Morgen nicht lange und riefen ein Uber zum Hotel. Ca. 5 Minuten später traf der Fahrer ein und brachte uns zum Botanischen Garten – dem Startpunkt unserer heutigen Entdeckungstour durch Kiew.
Der Frühling hielt Einzug und die Magnolienbäume begannen gerade ihre weißen und lilafarbenen Blüten zu öffnen. Das nahmen nicht nur wir zum Anlass um Fotos zu schießen, sondern auch zahlreiche Einheimischen und Urlauber, die scheinbar mit jeder einzelnen Blüte Selfies machten 😆.
So lange hielten wir uns nicht auf und begaben uns nach einem kleinen Spaziergang zum nächsten Punkt – der Wladimirkathedrale.
Sie ist eine bedeutende Kathedrale der ukrainisch-orthodoxen Kirche und wurde zwischen 1859 und 1882 errichtet. Die 49 Meter hohe Kathedrale hat sieben vergoldete Kuppeln, sowie im Inneren drei Apsiden und sechs Pfeiler.
Da jedoch gerade ein Gottesdienst stattfand, verzichteten wir auf einen Besuch im Innern der Kirche und liefen ein paar Meter zum Goldenen Tor von Kiew. Es handelt sich hierbei um ein historisches, befestigtes Stadttor, dass von 1017 bis 1024 erbaut wurde.
Hier fanden wir einen Geocache und umrundeten das Tor. Marcel gönnte sich einen Espresso für 15 UAH (ca. 0,50 Cent) bevor wir die Avenue weiter hinaufgingen bis zum beeindruckenden Nationalen Opernhaus der Ukraine.
Wir bestaunten nicht nur das schöne Gebäude, sondern auch die Bänke, die eine USB-Ladestation für Handys aufwiesen. Bei unseren Auslandsbesuchen merken wir häufig, wie hinterwäldlerisch es teilweise noch in Deutschland ist.
Der Track brachte uns durch die Straßen der Hauptstadt zu einem der herausragendsten Bauwerke europäisch-christlicher Kultur – der Sophienkathedrale. Allein der Platz vor der Kirche versetzte uns ins Staunen.
Der Bau wurde Anfang des 11. Jahrhunderts begonnen, im Laufe der Jahrhunderte mehrfach zerstört, umgebaut und erweitert. Sie gehört seit 1990 zum Weltkulturerbe der UNESCO.
Wir stellten uns in die Warteschlange und bezahlten den Eintrittspreis von 200 UAH (ca. 10 Euro) / Person.
Die goldenen Kuppeln der Kathedrale strahlten uns entgegen.
Zuerst statteten wir dem Innern der Sophienkathedrale einen Besuch ab. Eine goldene Ikonenwand schmückt den Hauptraum, in der nur noch wenige Originale erhalten sind. Viele Ikonen verschwanden in den 1930er-Jahren.
Über Stufen ging es eine Etage höher. Die verzierten Fresken und Mosaike beeindruckten uns und vom ständigen Hoch- und Runtergucken bekamen wir schon eine Nackenstarre.
Auch von hier hatten wir einen tollen Blick in den Hauptraum.
Wir folgten dem Rundgang durch die Kathedrale und sahen uns die Räume in Ruhe an.
Ein aus zahlreichen bunten Eiern geschaffenes Kunstobjekt hatte es besonders mir angetan. Ein tolles Gebäude und unbedingt einen Besuch wert.
Mit unserem Eintrittsticket hatten wir Zutritt zu allen Bereichen innerhalb der Sophienkathedrale und statteten als nächstes der Bakery einen Besuch ab. Hier befanden sich allerdings nur ein paar Kunstgemälde und abstrakte Statuen. Von der erwarteten, historischen Bäckerei war nichts mehr zu sehen.
Als letztes sahen wir uns die Old Monastery an. Hier gewannen wir einen Eindruck, wie die Menschen früher gelebt hatten.
Allerdings hätte uns persönlich auch das Ticket für den Besuch der Kathedrale und den Glockenturm ausgereicht.
Wir umrundeten die wunderschöne Kathedrale und waren geblendet von den in der Sonne glänzenden Goldkuppeln.
Bevor wir weiter des Weges zum nächsten Highlight gingen, betraten wir am Ausgang noch den Zugang zum Glockenturm.
Vom obersten Stockwerk hat man einen fantastischen Blick auf die Sophienkathedrale und Kiew. Auch das St. Michaeliskloster ist von hier aus sehr gut zu erkennen.
Wir begaben uns nach draußen und folgten dem GPS-Track bis zu einem großen Park.
Vom Rande des Parks genossen wir einen Blick auf die St.-Andreas-Kirche. Die Kirche besticht durch ihren Standort: Das Smaragdgrün der Fassade, das Gold der Kuppeln und die elegante Form treten plastisch aus dem Hintergrund der lichten Weiten jenseits des Flusses Dnepr hervor.
Da der Innenbereich zur Zeit restauriert wird, konnten wir nur ein Ticket für den Zugang zum Außengelände der Kirche erwerben (20 UAH / Person). Wir blickten auf die Hochhäuser in den Vororten Kiews und begaben uns danach weiter Richtung St. Michaeliskloster.
Das St. Michaeliskloster ist ein Mönchskloster am Michaelplatz und abermals ein auffälliger und beeindruckender Bau. Es ist Sitz der Orthodoxen Kirche der Ukraine.
Wir umrundeten das Kloster einmal und statteten diesem noch einen Besuch im Innern ab.
So langsam saß uns doch die Zeit im Nacken. Von meiner To-Do Liste der Top-Sehenswürdigkeiten hatten wir uns gerade einmal fünf angeschaut. Das Tempo musste also deutlich erhöht werden, wenn wir noch bis zur Mutter-Heimat-Statue kommen wollten.
Das nächste Highlight – der Majdan Nesaleschnosti (Unabhängigkeitsplatz) – erwartete uns nur ca. 500 Meter vom St. Michaeliskloster entfernt. Der weitläufige Platz ist auch bei Demonstrationen sehr beliebt und abends Treffpunkt der Jugendszene.
Der Platz wird durch den Chreschtschatyk (eine mehrspurige Hauptverkehrsstraße) in einen nördlichen und einen südlichen Teil getrennt. Beide Teile des Platzes sind durch das unterirdische Einkaufszentrum „Globus“ sowie durch die Unterführung der Metrostation „Majdan Nesaleschnosti“ miteinander verbunden.
Wir begaben uns auf die Suche nach einer kleinen Zwischenmahlzeit in dem riesigen Einkaufszentrum. Nachdem wir etwas gegessen hatten, begaben wir uns wieder an die Oberfläche und schlenderten über den großen Platz.
Die halbovale Nordseite wird umrahmt von sieben Gebäuden im Stalin-Stil des sowjetischen Realismus.
Die Südseite des Platzes hat einen Durchmesser von 70 Metern und ist mit Granitplatten in Form eines ukrainischen Stickereimusters gepflastert. In seiner Mitte befindet sich das 63 Meter hohe Unabhängigkeitsdenkmal der Ukraine. Dahinter liegt ein dreistöckiger Glaspalast in der Form eines Halbkreises, der ein Einkaufszentrum beherbergt. Darüber thront auf dem Hang das 16stöckige Hotel „Ukrajina“.
Wir gingen erneut in das Einkaufszentrum und folgten diesmal den Schildern zu einem Aussichtspunkt auf dem Dach des Ladens.
Von hier genossen wir einen Blick über den Platz und schauten dem Treiben ein wenig zu. Da sich aber auch sehr viele alkoholisierte Jugendliche hier oben aufhielten, machten wir ein paar Fotos und gingen über eine Fußgängerbrücke oberhalb der Straße auf die andere Seite.
Der GPS-Track führte uns weiter durch die Straßen Kiews und durch einen kleinen Park zum Denkmal der Völkerfreundschaft zwischen Russland und der Ukraine.
Das größte Denkmal ist der Bogen der Völkerfreundschaft aus unbemaltem Titan, und stellt einen Regenbogen mit einem Durchmesser von 60 Metern dar. Er soll die Verbindung der zwei Völker symbolisieren.
Das zweite Denkmal ist eine 6,20 Meter hohe Bronzeskulptur. Sie stellt einen russischen und einen ukrainischen Arbeiter dar, die zusammen das Band der sowjetischen Völkerfreundschaft nach oben halten. Die Skulptur gedenkt der „Wiedervereinigung“ zwischen Russland und der Ukraine.
Das dritte Denkmal ist das aus Granit gehauene Perejaslaw-Denkmal und erinnert an den Vertrag von Perejaslaw 1654. Es stellt den ukrainischen Hetman Bohdan Chmelnyzkyj (vorne), einige Kosaken und den russischen Gesandten Wassili Buturlin (links von ihm) dar.
Von einer Aussichtsplattform bot sich ein ausgezeichneter Blick auf den Dnepr, die Stadtteile am Ostufer und dem Podil.
Durch den schön angelegten Park spazierten wir am Walerij-Lobanowskyj-Stadion vorbei zum Marienpalast.
Wir liefen durch den angrenzenden Mariinsky-Park und konnten einen Blick auf die Hinterseite des Marienpalastes werfen.
Der barocke Palast dient heute als offizielle zeremonielle Residenz des Präsidenten der Ukraine und liegt in unmittelbarer Nachbarschaft zur Werchowna Rada, dem ukrainischen Parlament.
Entlang eines breiten, asphaltierten Fußgängerweges schauten wir uns den Marienpalast auch von vorne an und durften sogar Fotos machen.
Wir gelangten zur Straße und folgten dem GPS-Track zum Denkmal des unbekannten Soldaten. Der ca. 26 Meter hohe Obelisk befindet sich im Herrlichkeitspark.
Hier befindet sich auch ein Denkmal für die Opfer der Hungersnot (Holodomor) von 1932/33, dass erst im Jahr 2008 erbaut wurde.
Das Kiewer Höhlenkloster ist eines der ältesten orthodoxen Klöster und stand als nächstes auf unserem Sightseeingprogramm . Der Klosterkomplex zählt seit 1990 zum Weltkulturerbe der UNESCO und zu den Top-Sehenswürdigkeiten in Kiew.
Der große von Mauern umgebene Klosterkomplex teilt sich in zwei Bereiche: die obere und die untere Lawra. Beide Teile umfassen eine Vielzahl von kulturell bedeutenden Kirchen, Klöstern und Museen sowie Mönchshöhlen im unteren Lawra, die den historischen Kern der Anlage bilden.
An einer Kasse zahlten wir den Eintritt für die Besichtigung der Anlage. Ein großes, glänzendes Ei lud uns gleich zu einem Selfie ein.
Das Kloster erhielt seinen Namen von ausgedehnten künstlich geschaffenen Höhlen, die seit der Gründungszeit als Einsiedeleien der Mönche dienten. Hier in größter Abgeschiedenheit von der Welt versuchten (und versuchen wieder) Mönche sich durch Gebet Gott zu nähern. Die langen Höhlengänge umfassen in gewissen Abständen kleinste Mönchszellen und unterirdische Kirchen. Die Höhlen wurden aber auch als Bestattungsort verstorbener Mönche genutzt. Entlang aller Gänge stehen in Nischen die Särge vieler Mönche, deren Körper sich in den Särgen im Laufe der Jahrhunderte mumifizierten. Auch der berühmte Chronist Nestor ist in den Höhlen bestattet. Das Höhlensystem, das heute teilweise für Touristen zugänglich ist, wird in zwei Bereiche unterteilt: die nahen und die fernen Höhlen, die beide von der unteren Lawra zugänglich sind.
Für einen Besuch der Höhlen hatten wir allerdings keine Zeit mehr. Daher schauten wir uns einige Kirchen in dem Komplex an und genossen die Aussicht. In der Ferne war die Mutter-Heimat-Statue zu erkennen; unserem Ziel für heute.
Wir schlenderten zurück zum Ausgang, warfen noch einmal einen Blick auf die wirklich beeindruckende Klosteranlage und liefen entlang der Straße zu einer Gedenkstätte aus dem Zweiten Weltkrieg.
Herzstück der Anlage ist die größte Frauenstatue der Welt, die an den Sieg der Roten Armee im Zweiten Weltkrieg erinnert.
Vorbei an alten Flugzeugen und Panzer aus Kriegszeiten, gelangten wir immer näher zur Mutter-Heimat-Statue.
Die kolossale Statue besteht aus rostfreiem Stahl, hat eine Höhe von 62 Metern und steht auf einem 40 Meter hohen Sockel am Berghang über dem Dnepr. Die Gesamthöhe des Denkmals beträgt somit 102 Meter, das Gewicht liegt bei 500 Tonnen. Zur Sicherung der Stabilität befindet sich in ihrem Inneren eine besondere mechanische Konstruktion. Der Schild, auf dem das Wappen der Sowjetunion abgebildet ist, ist 36 m2 groß und 13 Tonnen schwer. Das Schwert ist 16 Meter lang und neun Tonnen schwer.
Vom Mahnmal der „Ewigen Flamme“ blickten wir auf den Dnjepr und die das Höhlenkloster.
Durch einen Tunnel unterhalb der Ewigen Flamme flanierten wir zum Ausgang der Gedenkstätte.
Da wir nicht zu Fuß zurück bis zum Hotel laufen wollten, beschlossen wir, ein Uber zu rufen. Diesmal warteten wir zwar ein wenig länger aber auch hier klappte es einwandfrei.
Am Schokoladenhaus in der Kiewer Innenstadt ließen wir uns absetzen. Das ehemalige Herrenhaus verdankt seinem Namen der braunen und groben Rustizierung, die Schokoladenriegeln ähnelt.
Wir spazierten an weiteren prachtvollen Häusern vorbei.
Der nächste Punkt im GPS sollte uns zum Haus mit den Chimären führen. Seit 2005 dient das Haus als eine Residenz des ukrainischen Präsidenten zur Ausrichtung offizieller und diplomatischer Empfänge. Leider war der Weg zum Haus abgesperrt und wir konnten die beeindruckende Stadtvilla leider nicht von außen besichtigen.
Stattdessen entdeckten wir auf der gegenüberliegenden Straßenseite das Haus der weinenden Witwe (oder auch Arschawskyj-Haus). Dieses 1907 im Jugendstil errichtete Gebäude erhielt seinen Namen nach einem Frauenmaskaron in der Mitte der Giebelfassade, dem bei Regen scheinbar Tränen die Wange hinabrinnen.
Auch dieses Haus ist seit 2007 offiziell eine Residenz des ukrainischen Präsidenten und dient gelegentlich zur Ausrichtung offizieller und diplomatischer Empfänge.
Da sich so langsam Hunger breit machte, begaben wir uns auf die Suche nach dem Restaurant, das Marcel bei tripadvisor herausgesucht hatte.
Und während wir gemütlich die Straße hinablaufen, fielen wir doch tatsächlich das erste Mal auf einen dieser Tourinepps rein. Mir als Vogelliebhaber blieb der Falke, den ein junger Mann auf dem Arm hatte, nicht unentdeckt. Mein neugieriger Blick entging auch leider ihm nicht und so hatte ich – ehe ich mich versah und drüber nachdenken konnte – den Falken schon auf dem Arm sitzen. Er war so lange nett und zuvorkommend, bis es an die Bezahlung für seine Dienstleistung gehen sollte. Er wollte doch tatsächlich 15 Euro / Foto haben, die er mit unserem Handy gemacht hatte. Das sahen wir dann nun wirklich nicht ein und war auch nicht so vereinbart gewesen. Er begleitete uns noch bis zur Hauptstraße und diskutierte mit uns über den viel zu niedrigen Preis, dem Marcel ihm bezahlt hatte, verschwand dann aber.
Schade, dass der schöne Tag doch noch so ein unschönes Ende nahm. Aber gut, jeder will mit den Touristen Geld verdienen. Womit ich damit kein Problem habe, solange es verhältnismäßig für die Leistung ist… Und dann waren die Fotos noch nicht mal scharf. Aber ein Tourifoto ist bei rumgekommen.
Dafür wurden wir mit einem leckeren Essen im Musafir Teatralna entschädigt. Die traditionelle Küche bietet für jeden Gaumen etwas und ist für die hohe Qualität des Essens unschlagbar günstig. Am besten aber vorher einen Tisch reservieren. Wir hatten Glück nach nur fünf Minuten Wartezeit einen Platz zu bekommen.
Mit dem Uber ließen wir uns zurück zum Hotel bringen und vielen nach einem langen Tag totmüde ins Bett.