Die Wolken am Morgen hingen tief und es regnete. So hatten wir uns den heutigen Tag eigentlich nicht vorgestellt, denn wir wir wollten noch einmal zum Vulkanausbruch auf der Reykjanes-Halbinsel wandern. Aber nach einem Blick auf die Webcam sahen wir, dass die Wolken auch dort so tief hingen, dass die Sicht extrem eingeschränkt war. 20 Kilometer für eine schlechte Aussicht wollten wir dann auch nicht angehen.
Marcel befragte daher die Wetterprognose und entdeckte, dass der einzige Fleck auf Island, an dem die Sonne heute scheinen sollte, die Halbinsel Snæfellsnes im Westen von Island war. Von unser Unterkunft Áshamrar in Hella lagen ungefähr 245 Kilometer Fahrt (ca. 3,5 Stunden) vor uns. Da unser Flug nach Düsseldorf erst um 00:30 Uhr von Keflavik startete, beschlossen wir um 11 Uhr aufzubrechen und peilten den Kirkjufell an. Zeit hatten wir genügend.
Ich hatte die Halbinsel Snæfellsnes bereits letztes Jahr mit meiner Mutter und meiner Schwester besucht, war aber so begeistert von den Sehenswürdigkeiten, dass ich auch gerne noch ein zweites (oder drittes oder viertes) Mal hier hin fahren würde.
Ohne Zwischenstopps folgten wir der Ringstraße 1 bis nach Borgarnes, tankten hier noch einmal auf und nahmen im Kreisverkehr die 3. Ausfahrt auf die Straße 54.
Am Snæfellsnes Visitor Center legten wir gegen 13:45 Uhr eine kurze Pause ein. Während ich die Toilette aufsuchte, gönnte sich Marcel bei strahlenden Sonnenschein einen isländischen HotDog. Wir freuten uns über die richtige Entscheidung, die 245 Kilometer Fahrstrecke auf uns genommen zu haben.
Wir genossen die Aussicht auf die isländische Landschaft und fuhren weiter in Richtung Kirkjufell.
Kurz bevor wir den Parkplatz am Kirkjufell erreichten, hielten wir spontan am Selvallavatn ViewPoint. Der Blick auf den idyllisch liegenden See war traumhaft.
Wir beschlossen, die Gegend von oben zu betrachten und bereiteten die DJI Mini 2 vor. Während Marcel die Drohne fliegen ließ, schoss ich Fotos von der Umgebung.
Den versteckten Wasserfall Selvallafoss entdeckten wir tatsächlich erst durch die Drohnenaufnahmen aus der Luft.
Wir liefen daher zum Rand der Schlucht, von wo wir gebannt auf den etwa 19 Meter hohen Wasserfall blicken konnten. Hach Island, deine Wasserfälle sind wirklich nie eine Enttäuschung.
Der Selvallafoss Wasserfall ist auch unter dem Namen Sheep’s Waterfall bekannt.
Er weist drei Fallstufen auf und Besucher können sogar hinter den Wasserfall gehen. Ein wunderschöner Ort, den wir nur mit wenigen Touristen teilten.
Erneut ließen wir die Drohne fliegen und liefen danach zurück zum Auto. Ein verstecktes Juwel dieser Selvallafoss.
Am Ende der Straße bogen wir nach links ab und folgten der 54 zwischen beeindruckenden Lavaformationen weiter. Leider gab es nirgends die Möglichkeit am Straßenrand anzuhalten. Die Gegend erinnerte uns ein wenig an das Dimmuborgir im Norden Islands – nur kleiner.
Über ein Brücke überquerten wir den Kolgrafarfjörður und stoppten noch einmal am Kolgrafarfjördur Viewpoint, um die Aussicht zu genießen. Ein traumhafter Tag.
Vom Kirkjufell Viewpoint, kurz hinter dem Örtchen Grundarfjörður, konnten wir auf den berühmten Berg Kirkjufell und die Fjordlandschaft blicken.
Gegen 15 Uhr erreichten wir den großen, sehr gut gefüllten Parkplatz (700 ISK Parkgebühr), von dem man nach einem kurzen Fußmarsch einen Blick auf den häufig fotografierten Berg Kirkjufell und den Wasserfall Kirkjufellsfoss hat. Aufgrund seiner Bekanntheit war es hier nun deutlich voller als an unseren letzten Stopps. Auch Reisebusse halten häufig an dem Punkt. Der Kirkjufell ist eines der Highlights auf der Halbinsel Snæfellsnes.
Ich stellte mein Stativ auf und wollte mit den passenden Filtern eine Langzeitbelichtung vom Wasserfall und dem Kirkjufell im Hintergrund aufnehmen. Klappte gut, auch wenn mir das Licht in den Abend- bzw. Morgenstunden besser gefallen hätte. Aber die Zeit hatten wir heute leider nicht mehr.
Wir beobachteten eine Gruppe Kinder, die vom Rand der Klippe am unteren Wasserfall ins kalte Wasser springen wollten. Island im Sommer. Ein Erwachsener Mann gab den Kindern Tipps, wohin sie am besten springen sollten. Während die Jungs sich anfangs nicht trauten, hatte das einzige Mädchen in der Gruppe weniger Angst und sprang ohne nachzudenken in die Tiefe.
Nachdem wir genug vom Trubel hatten, spazierten wir zurück zum Parkplatz. Das Fliegen mit der Drohne war hier leider nicht gestattet.
Da das Wetter im Norden der Halbinsel schlechter wurde und dicke Wolken vom Meer aufzogen, beschlossen wir über die Passstraße Fróðárheiði auf die anderen Bergseite zu fahren und peilten den Robbenstrand Ytri Tunga an.
An einem Aussichtspunkt (Snæfellsnesvegur parking), mit Blick auf den See Valavatn und die umliegende Bergkette, hielten wir spontan an und ließen noch einmal die Drohne steigen. Eigentlich kann man von hier aus auch auf den Berg Snaefellsvegur blicken aber die Wolken waren in diese Richtung mittlerweile zu dicht.
Wir folgten der Passstraße noch ein Stück aufwärts. Bei den Rjúpnaborgir erreicht sie mit 361 Metern ihren höchsten Punkt, um gleich darauf langsam wieder ins Tal zu führen.
An einer Abzweigung fuhren wir links auf der 54 weiter. Den Wasserfall Bjarnarfoss hatte ich ebenfalls im letzten Jahr besucht. Da Marcel der Blick von der Straße auf den Wasserfall reichte, hielten wir nicht erneut, sondern fuhren geradeaus weiter zum Parkplatz am Strand.
Den Ytri Tunga hatte ich in 2022 auch besucht und war erstaunt, wie gut ausgebaut Straße und Parkplatz nur ein knappes Jahr später waren. Es gab keine mit Schlaglöchern übersäte Schotterpiste mehr und eine mittlerweile überwachte Videoeinfahrt auf den asphaltierten Parkplatz. Hier hatte der private Besitzer mit den ganzen Einnahmen tatsächlich mal ordentlich investiert. Fürs Parken wurden 500 ISK fällig.
Wir liefen hinab zum Strand und folgten einem kleinen Pfad nach links zu ein paar Steinen.
Die Sonne schien wieder und bis auf ein paar Schönwetterwolken war das Wetter einfach perfekt. Warm es heute aber dennoch nicht.
Wir setzten uns auf ein paar Steine direkt am Meer und hielten Ausschau nach den Robben. Ein Steinwälzer (ruddy turnstone, Arenaria interpres) beäugte uns kritisch.
In der Ferne hatten es sich ein paar Eiderenten (common eider, Somateria mollissima) auf einem Steinhaufen gemütlich gemacht. Ein Rotschenkel (common redshank, Tringa totanus) hatte sich ebenfalls dazu gesellt.
Ein Mittelsäger (red-breasted merganser, Mergus serrator) beobachtete die Szenerie aus sicherer Entfernung aber von Robben war keine Spur.
Wir genossen die warmen Sonnenstrahlen und beobachteten die Vögel.
Und dann plötzlich tauchte ein grauer Kopf ganz in Strandnähe aus dem Wasser aus dem Wasser. Unser erster Seehund (common seal, Phoca vitulina)!
In der Ferne hatte sich ein weiterer Seehund aus dem Wasser gehievt und verweilte auf den anscheinend sehr stabilen Algen.
Wir beobachteten die Seehunde und die zahlreichen Wasservögel ein wenig und begaben uns danach zurück Richtung Parkplatz.
Bevor wir jedoch abreisten, folgten wir dem Strand in die andere Richtung. Das hätten wir vermutlich sofort machen sollen, denn hier wimmelte es nur so von Seehunden (und Touristen).
Neben jungen und alten Seehunden zeigten sich auch ein paar Kegelrobben (grey seal Halichoerus grypus).
Dank Teleobjektiv musste ich den Tieren nicht auf die Pelle rücken. Eigentlich wird auf dem Schild zu Beginn darum gebeten 50-100 Meter Abstand zu den Tieren zu halten. Aber natürlich halten sich nicht alle Touristen an die Vorgabe und kamen den Tieren sehr nahe. Die schienen das jedoch gewohnt zu sein und suchten auch nicht das Weite.
Wir verweilten ein wenig auf einem großen Stein und beobachteten die niedlichen Robben, wie sie sich die Sonne auf die Nase scheinen ließen.
Eiderenten flogen im Tiefflug über das Meer und so langsam mussten auch wir uns an den Rückweg begeben.
Ich wollte allerdings noch unbedingt eine Küstenseeschwalbe (Arctic tern, Sterna paradisaea) im Flug fotografieren. Die grazilen Tiere gaben mir allerdings nicht allzu viele Möglichkeiten. Entweder waren sie außer Reichweite meines Fokus´ oder im Gegenlicht. Aber zwei Bilder sind doch ganz gut geworden.
Wir blickten ein letztes Mal zu den Robben zurück und liefen zum Auto.
Rund 3 Stunden Fahrt lagen bis zum Flughafen vor uns. In Borgarnes stoppten wir erneut zum Tanken und peilten einen Burger King in Reykjavik an. Vor dem Abflug wollten wir noch eine Kleinigkeit essen. Das Fast-Food war allerdings gewohnt enttäuschend. Burger und Pommes waren fast kalt und uns wurde mal wieder in Erinnerung gerufen, warum die ganzen Fast-Food-Ketten einfach zu 99% schlecht sind.
Auf dem Weg zum Flughafen konnten wir noch einmal einen Blick auf den Vulkanausbruch von der Straße 41 werfen. Leider lagen die Ausfahrten sehr weit auseinander und so hatten wir keine Möglichkeit auf die andere Straßenseite zu gelangen. Gerne hätten wir von einem Parkplatz das Geschehen noch ein wenig beobachtet.
Stattdessen fuhren wir nach dem Tanken an der ÓB Aðalgata auf direktem Weg zur Autorückgabe und warteten auf den Abflug nach Düsseldorf. Dieser verspätete sich leider fast eine Stunde und gegen 01:20 Uhr konnten wir endlich in den Flieger steigen. Via Hamburg kamen wir am nächsten Morgen um 09:45 in Düsseldorf an. Auf den Koffer mussten wir dieses Mal sogar nur etwa 10 Minuten warten. Ein neuer, positiver Rekord und so vollkommen ungewohnt in Düsseldorf. Bis demnächst Island.