Die gestrige 20 Kilometer lange Wanderung zum Vulkanausbruch am Litli-Hrútur und die späte Ankunft in der Nacht im Hotel zollten heute ihren Tribut. Ausschlafen konnten wir leider nicht, da bereits um 11 Uhr der Check-out anstand. Für die letzte Nacht auf Island wechselten wir die Unterkunft, da das Hotel Örk in Hveragerði in der Nacht von Samstag auf Sonntag unverhältnismäßig teuer war.
Wir begaben uns daher zum Frühstück und überlegten in der Zeit bis zum Check-out, was wir heute unternehmen wollten. Noch einmal zum Vulkan wandern war uns heute definitiv zu anstrengend. Ins Hochland konnten wir mit unseren Mietwagen leider nicht und wir wollten daher erstmal entlang der Ringstraße fahren. Ich hatte zwei Wasserfälle herausgesucht, an denen wir noch nicht gewesen waren.
Spontan hielten wir daher am Parkplatz zum Flugzeugwrack am Strand von Sólheimasandur. Da wollte ich schon im letzten Jahr hin aber es hatte so stark geregnet, dass wir von der insgesamt 7 Kilometer langen Wanderung abgesehen hatten.
Heute war das Wetter zwar auch sehr bedeckt und es nieselte immer mal zwischendurch aber da kein Dauerregen vorherrschte, gingen wir die Tour an.
Der Parkplatz kostete 700 ISK (ca. 5 Euro). Wer nicht die langweilige, breite Schotterpiste durch eine offene Steinwüste laufen möchte, kann sich auch mit einem 4×4 Bus zum Flugzeugwrack fahren lassen.
Wir ließen davon ab und machten uns zu Fuß auf den Weg.
3,5 Kilometer lagen vor uns. Verfehlen kann man den Weg nicht, denn es geht einfach immer nur geradeaus. Zu sehen gab es unterwegs wirklich nichts, daher erreichten wir schnellen Schrittes nach etwa 40 Minuten das berühmte Flugzeugwrack der US Navy. Da gerade eine große Gruppe mit ihren Quads eingetroffen war, begaben wir uns zuerst hinab zum schwarzen Strand. Heute war es ohne Daunenjacke wirklich kalt.
Nachdem die Quads weitergefahren waren, liefen wir vom Strand zurück zum Wrack und umrundeten mit ein paar anderen Besuchern die Douglas C-117D.
Der schwarze Sand, die Weite und die Stille strahlten etwas Magisches aus. Und mittendrin lag das Flugzeugwrack mit seiner eigenen Geschichte. Das Flugzeug ist 1973 nicht abgestürzt, sondern wurde vom Piloten aufgrund des Wetters in eisiger Kälte am Strand von Sólheimasandur notgelandet. Es gab keine Toten oder Verletzten.
Die noch verwendbaren Teile des Flugzeugs wurden von der US-Armee demontiert, der Rest des Wracks wurde am Strand liegen gelassen, was in Island damals häufig so gehandhabt wurde. Das US-Militär hat allein zwischen 1941 und 1973 über 200 Totalverluste vermelden müssen – hauptsächlich wegen des unberechenbaren Wetters. Geborgen wurden nur die wenigsten. Die Isländer machten sich die Metallteile zu nutzen.
Dank Justin Bieber ist das Flugzeugwrack mittlerweile zu einem der bekanntesten Orte Islands mutiert. Bei den heutigen herbstlichen Temperaturen waren allerdings nicht viele Touristen vor Ort.
Nachdem wir genug Fotos gemacht hatten, setzten wir uns in den Sand und ließen die Kulisse auf uns wirken. Marcel wollte außerdem ein wenig mit der Drohne fliegen und bereitete alles für den Start der DJI Mini 2 vor.
Von oben bekam die Landschaft noch einmal eine ganz andere Dimension. Bunte Farben entlang eines Flusslaufs boten einen tollen Kontrast zum schwarzen Sand. Das Flugzeugwrack der Douglas C-117D erschien in der Weite wirklich klein und unbedeutend.
Nach etwa 25 Minuten war der Akku leer und die Hände vor Kälte abgefroren. Wir packten daher alles in den Rucksack und machten uns auf den 3,5 Kilometer langen Rückweg zum Parkplatz. Gerne würde ich mal im Winter hier hin, wenn die Nordlichter über dem Flugzeugwrack tanzen. Etwas schade fanden wir allerdings, dass es kein Infoschild zur Geschichte des Flugzeugwracks gab.
Im Auto wärmten wir uns ein wenig auf und überlegten, was wir mit dem Rest des Tages anstellen wollten. Wir beschlossen erstmal zu unserer Unterkunft „Áshamrar“ zwischen Selfoss und Hella zu fahren. Hier hatte ich im letzten Jahr schon mit meiner Schwester und meiner Mutter übernachtet und war begeistert von der ruhigen Holzhütte abseits der Ringstraße. Die Holzhütte war dieses Jahr zwar nicht mehr frei aber die Besitzer hatten ausgebaut und zwei kleinere Holzhütten oberhalb der großen Hütte platziert.
Per Schlüsselbox konnten wir einchecken und die kleine, gemütliche Hütte beziehen. Für eine Nacht vollkommen ausreichend.
Wir hatten heute Morgen erst überlegt, selbst zu kochen, beschlossen aber lieber eine Pizza essen zu gehen. Danach wollten wir zu den Wasserfällen Þjófafoss und Fossabrekkur, die sich beide entlang der asphaltierten Straße 26 befanden.
Marcel hatte die Pizzeria Flatey in der Old Dairy Food Hall in Selfoss herausgesucht, zu der wir uns gegen 17 Uhr auf den Weg machten. In Selfoss stellten wir das Auto auf einem kostenlosen Schotterparkplatz ab und liefen von dort zum Food Court. Neben Pizza gab es hier weitere kleine Buden, die mexikanisch, asiatisch, isländisch, Burger und Pasta anboten.
Die Food Hall ist allerdings nicht sehr groß und das Sitzangebot beschränkt. Draußen sitzen war uns heuet zu kalt. Wir hatten jedoch Glück, dass wir uns an einen Tisch noch dazusetzen konnten. Die Pizza schmeckte sehr gut und gegen 18:30 Uhr gingen wir zurück zum Auto.
Im Supermarkt kauften wir noch etwas zu Trinken ein und peilten dann den Wasserfall Þjófafoss (Google Maps: Parking Þjófafoss). 77 Kilometer (ca. 1 Stunde) lagen vor uns. Rechts von uns war der 1.491 Meter hohe Schichtvulkan Hekla zu sehen. Der Berg gehört zu den drei aktivsten Vulkanen Islands. Seit dem letzten Ausbruch im Jahre 2000 hat sich Hekla nach Satellitenmessungen um fünf Millimeter pro Jahr gehoben. Neigungsmesser auf dem Berg zeigen zudem, dass sich die Hekla mittlerweile stärker aufgebläht hat als vor ihren letzten Eruptionen im Jahr 2000 und 1991. Statistisch gesehen gilt ein Ausbruch der Hekla als überfällig aber die Natur hält sich nicht sehr häufig an Statistiken.
Nach etwa 73 Kilometern bogen wir von der 26 auf eine Schotterpiste ab und mussten dieser für rund 4 Kilometer bis zum Parkplatz folgen. Glücklicherweise befand sich die Schotterstraße in einem guten Zustand und wies kaum Schlaglöcher oder Spurrillen auf. Trotzdem kamen wir mit einem 2×4 natürlich nicht so schnell voran, wie mit einem 4×4.
Außer uns war niemand hier und wir liefen zum Rand der Schlucht, von wo auf wir auf den wunderschönen Wasserfall blickten. Unterhalb des Berges Búrfell stützt der Fluss Þjórsá in einem weiten Bogen um 12 Meter in die Tiefe.
Das Türkis des Wassers bot einen unglaublichen Kontrast zur Landschaft und Island zeigte uns einmal mehr, dass es Wasserfälle kann. Ich hab während meiner 5 Besuche auf der Insel noch nie einen hässlichen Wasserfall gesehen.
Der Þjófafoss liegt inmitten des Lavafeldes Merkurhraun. Der Wasserstand des Flusses schwankt allerdings im Jahresverlauf, da weiteraufwärts am Bjarnarlón-Stausee Wasser für das Kraftwerk Búrfellsvirkjun entnommen wird (im Sommer führt der Fluss aufgrund der Schneeschmelze mehr Wasser als im Winter).
Wir schossen zahlreiche Fotos und bereiteten auch noch einmal die Drohne für einen Flug über den Fluss und den Wasserfall vor.
Entlang der Schotterpiste fuhren wir nach etwa einer Stunde zurück zur Hauptstraße. Hier bogen wir nach links auf die 26 ab und nahmen kurze Zeit später den Abzweig zum Fossabrekkur. Auf dem etwas versteckten Parkplatz befand sich ein weiteres Fahrzeug, das uns gerade schon bei unserer Abreise vom Þjófafoss entgegen gekommen war.
Über einen angelegten Schotterweg liefen wir abwärts zum Flussufer des Ytri-Rangá.
Die kleine grüne Oase liegt inmitten der Vulkanlandschaft. Auf einer Länge von etwa 150 Metern finden sich zahlreiche kleine Wasserfälle.
Vom Aussichtspunkt am Flussufer blickten wir auf das herabrauschende Wasser. Alle Wasserfälle sind von hier allerdings nicht zu sehen.
Am besten kann man Wasserfälle von der anderen Flussseite oder aus der Vogelperspektive erkennen. Wir bereiteten daher die Drohne für einen weiteren Flug vor und waren begeistert vom Blick auf die Fossabrekkur. Evtl. kann man irgendwo entlang des Flusses an einer niedrigen Stelle durch das Wasser auf die andere Uferseite waten, das war uns aber heute zu kalt und auch zu spät.
Nachdem ein weiterer Akku leer geflogen war, holten wir die Drohne zurück, packten alles zusammen und fuhren zurück zu unserer Unterkunft. Es war kurz vor 22 Uhr und immer noch hell. Ein großer Vorteil des isländischen Sommers. In Zeitdruck aufgrund der langen Helligkeit gelangt man daher nur selten.
Nach etwa 40 Minuten erreichten wir unsere Unterkunft und fielen müde ins Bett. So ein langer Tag war eigentlich gar nicht geplant gewesen 😂.