Iran: Unterwegs in der Maranjab Wüste

„Ihr fliegt in den Iran? Ist das nicht gefährlich?“. Die meisten Reaktion über unser Vorhaben eine Woche in den Iran zu reisen, begannen mit diesen Fragen. Wir können nach dieser Woche schon vorweg nehmen: Wir hatten zu keiner Zeit oder fühlten uns in Gefahr. Im Gegenteil die Menschen dort waren zu uns überaus gastfreundlich und interessiert; ohne Hintergedanken zu haben. Natürlich muss man sich als Europäer den iranischen Gepflogenheiten (insbesondere für Frauen) anpassen aber wenn man erstmal in diese Welt eingetaucht ist, wird man sie mögen.

Einen Tag später als geplant, landeten wir am internationalen Flughafen von Teheran. Die Reise in den Iran hat zwei Tage vor Abflug noch in den Seilen gehangen, denn eigentlich sollte unser Flug mit der Lufthansa von Düsseldorf via Frankfurt nach Teheran gehen. Leider hatte die Vereinigung Cockpit angekündigt, die Kurz- und Langstreckenflüge in Deutschland bestreiken zu lassen. Die Topverdiener der Lüfte wollten mal wieder mehr Geld. Ich werde das jetzt einfach mal unkommentiert stehen lassen aber nachvollziehen kann ich das bei dem Gehalt eines Piloten nicht.

Wir buchten unseren Flug mit der Lufthansa zuerst kostenlos vom 23.11. auf den 24.11.2016 um. Diesen Service muss man der Lufthansa ja lassen. Wehe dem allerdings, der über die Hotline nachfragen oder umbuchen wollte….

Da der 24.11.2016 sowieso nur als Erholungstag in Teheran angesetzt war, verzichteten wir zwangsläufig darauf und hofften, dafür dann morgen planmäßig fliegen zu können.

Da sämtliche Flüge aber auch noch am 24.11.2016 bestreikt wurden, erhielten wir am nächsten Morgen direkt die Benachrichtigung, dass unser Flug bereits gecancelt worden war. Tja, das war natürlich blöd, denn noch einen Tag konnten wir nicht verlieren, da am 25.11.2016 unsere gebuchte Tour startete.

Wir informierten uns über Alternativen und sahen, dass neben Pegasus, Ukraine International und Alitalia auch KLM Flüge ab Düsseldorf nach Teheran anbot. Der Preis war sogar einen Tag vor Abreise immer noch günstiger als der Flug mit Lufthansa.

Da zögerten wir nicht lange, stornierten den bereits gecancelten Lufthansa-Flug und buchten bei KLM.

Die Ankunftszeit in Teheran lag nur 40 Minuten hinter der der Lufthansa. Statt 00:40 Uhr sollten wir um 01:20 Uhr im Iran landen.

Mit Umstieg in Amsterdam brachte uns eine Boeing 777-200 ohne Turbulenzen zum Flughafen von Teheran. Kurz vor der Landung begann der Verwandlungsprozess der Frauen, die alle ihr Kopftuch aufsetzten. Mich eingeschlossen, denn im Iran müssen Frauen Kopftücher tragen; außerdem eine lange Jacke oder Strickjacke, die den Hintern bedeckt.

Wir verließen das Flugzeug und beeilten uns zur Passkontrolle. Da wir unser Visum schon in Deutschland beantragt hatten, brauchten wir uns nicht mehr in die lange Schlange für das Visum-on-arrival anstellen. Wir würden daher auch jedem empfehlen, dass Visum bereits zu Hause zu beantragen. Es kostet zwar mehr, dafür spart man sich aber Stunden des Anstellens.

Auf das Gepäck warteten wir allerdings eine gute halbe Stunde und auch an der Wechselstube mussten wir uns noch einmal in eine Schlange stellen. Da internationale Kreditkarten im Iran nicht funktionieren, muss jeder Tourist ausreichend Bargeld mitnehmen.

Wer in den Iran reist, muss auf jeden Fall Zeit mitbringen. Hier läuft alles ein wenig langsamer ab als wir es gewohnt sind.

Nach einer knappen Stunde verließen wir den Flughafen und begaben uns zum IBIS-Hotel, dass fußläufig zu erreichen war. Wir hatten zwar nur noch vier Stunden, bis wir wieder aufstehen mussten aber besser ein paar Stunden Schlaf als gar keiner. Außerdem bietet sich der Aufenthalt am Flughafen nicht an. Es ist laut, klein und es gibt nur wenig Sitzgelegenheiten. Mit 150 Euro / Nacht inkl. Steuern ist das IBIS-Hotel zwar sehr teuer aber zum Schlafen jeden Cent wert.

Um 03:00 Uhr schliefen wir endlich ein und standen am nächsten Morgen gerädert um 06:45 Uhr auf.

Das Frühstück (ca. 7 Euro) bot eine breite Auswahl an Brötchen, Brot, frisch zubereiteten Eierspeisen, Cornflakes, verschiedenen Salaten und Früchten.

Danach gingen wir aufs Zimmer, holten das Gepäck und checkten aus.

Ein Fahrer sollte uns nun im Hotel abholen und in die Maranjab Wüste bringen. Nach einer kleinen Unklarheit (er hatte zwei Männer erwartet und uns deswegen nicht angesprochen) begaben wir uns zum Auto und fuhren Richtung Kashan. Leider sprach unser Fahrer kaum Englisch und wir konnten uns nur wenig unterhalten. Schade, man hätte ja gerne mehr über Land und Leute erfahren.

Von Kashan befindet sich die Wüste ca. 2 Stunden entfernt. Unterwegs konnten wir einen ersten Eindruck vom Land gewinnen und noch ein wenig die Augen pflegen.

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40 km vor unserem Ziel – der Karawanserai Maranjab mitten in der Wüste – ging es nur noch über eine Schotter-/Sandpiste weiter. Zu Beginn mussten wir an einem kleinen Häuschen unsere Pässe und etwas Geld abgeben. Wahrscheinlich ein Militärposten, denn einige Teile der Wüste sind Militärgebiet.

Unser Fahrer, ausgerüstet mit einem normalen PKW – musste nun vorsichtig und mit verminderter Geschwindigkeit fahren. So benötigten wir für die 40 km gut 1,5 Stunden. Dafür konnten wir eine grandiose Landschaft genießen. Alleine fahren können wir allerdings nicht empfehlen wenn man die Sprache nicht beherrscht. Englisch versteht hier kaum jemand.

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Die Maranjab Wüste ist vor allem für ihre Salzseen und Dünenlandschaften bekannt.

Kurz vor unserem Ziel, bogen wir zum Maranjab Salzsee ab und waren beeindruckt von der Weite. In Wabenform kristallisiert das Salz durch Verdunstung des Wassers.

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Nach dem kurzen Zwischenstopp fuhren wir zur Karawanserai, die unser Nachtlager für heute Nacht werden sollte.

Wir erreichten die kleine Oase, die sich direkt an der Seidenstraße und mitten in der Wüste befindet, gegen 13:00 Uhr. Wir schauten uns das Zimmer an und waren etwas verwundert, dass sich gar nichts in diesem Raum befand. Keine Decken, keine Heizung, gar nichts. Wenn das heute Nacht so bleiben sollte, würden wir wohl ganz schön frieren, denn es wurden Temperaturen unter Null erwartet.

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Da auch hier leider niemand Englisch sprach, mussten wir uns darauf verlassen, dass sich da schon jemand drum kümmern würde. Etwas unwohl war uns allerdings schon. Eine Info von unserem Veranstalter, dass man Schlafsack und Isomatte benötigt hätte, wäre hilfreich gewesen. Sofern man hier übernachten möchte, sollte man also die nötige Ausrüstung mitbringen, denn es ist eher ein Campingplatz.

Wir schauten uns ein wenig um, tranken Tee und machten danach ein paar Fotos in der Wüste.

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Es war noch recht früh und wir wussten nicht so wirklich, was wir hier anstellen sollten. Nachdem wir uns eine halbe Stunde in unserer Unterkunft hingelegt hatten (und permanent Besucher hineingeschaut hatten), standen wir gegen 14:30 Uhr auf und fragten unseren Fahrer, ob er mit uns zu den Sanddünen fährt.

Diese liegen ca. 8 km von der Karanwanserai entfernt und bieten eine fantastische Aussicht. So stellt man sich eine typische Wüste vor.

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Wir begaben uns hinauf zum höchsten Punkt der Düne und genossen die grandiose Weitsicht. Jeeps nutzten den Wüstenspielplatz zum Austoben.

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Kurz vor Sonnenuntergang gingen wir hinab, machten noch ein paar Fotos und liefen zurück zum Auto.

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Unser Fahrer brachte uns zurück zur Karanwanserai. Die Sonne war bereits untergegangen und er fragte uns, ob wir denn wirklich hier übernachten wollen oder ob wir mit ihm nach Hause fahren möchten. Die Aussicht bei Minusgraden in einem Raum ohne Heizung und Decken auf dem kalten Boden schlafen zu müssen, ließ uns nicht lange fackeln und festigte unseren Entschluss, mit ihm nach Isfahan zu fahren. Wir hatten bereits vorher schon darüber gesprochen, in Isfahan ein Hotel zu nehmen.

So verzichteten wir zwar auf den Sternenhimmel in der Wüste, konnten aber in einem Bett in einem warmen Raum schlafen.

Die Rückfahrt durch die Wüste zog sich erneut 1,5 Stunden und die anschließende Fahrt nach Isfahan, zum Haus unseres Fahrers auch noch einmal 2,5 Stunden.

Gegen 21:00 Uhr erreichten wir das Haus und wurden bereits von der Familie erwartet. Da der Freitag im islamischen Raum wie ein Sonntag bei uns ist, hatten sich alle zum gemeinsamen Gebet am Morgen und zum Abendessen getroffen. Die Geschwister und Eltern unseres Fahrers, die hier gemeinsam mit ihm wohnen, waren bereits alle versammelt.

Wir wurden herzlich empfangen und umsorgt. Auch wenn nur die Schwester ein wenig Englisch sprach, fühlten wir uns zu keiner Zeit unwohl. Alle wollten gerne mehr erfahren und waren so gastfreundlich, wie ich es noch nie zuvor erlebt hatte. Alle Vorurteile, die über den Iran vorherrschen konnten wir

Das gemeinsame Essen war ausgezeichnet und besonders der Safranreis mit Kruste (Tahdig) hatte es mir angetan. Ausgezeichnet.

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Wir versuchten noch ein wenig Konversation (zur Not auch mit Händen und Füßen), machten ein gemeinsames Foto und verabschiedeten uns von der Familie. Unser Fahrer zeigte uns unser Schlafzimmer für die heutige Nacht. Wir hatten die obere Etage ganz für uns alleine und die Heizung hatte den Raum schon schön aufgewärmt.

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Das Bett war zwar sehr hart aber wir waren einfach nur froh, nicht in der kalten Wüste übernachten zu müssen. Welch glückliche Wendung. Der heutige Tag hatte uns bereits gezeigt, wie herzlich und offen die Iraner sind.