Iran: Auf Entdeckungstour in Isfahan

Isfahan oder Esfahan bedeutet laut einem persischen Sprichwort – nesf-e dschahan – Isfahan ist die Hälfte der Welt. Knapp 4 Millionen Menschen leben in der Stadt und der näheren Umgebung. Isfahan befindet sich auf ca. 1.500 m Höhe über dem Meeresspiegel und liegt am Rande des Zagros-Gebirges.

Nach dem Frühstück bei unserem Fahrer, brachte uns dieser am Morgen direkt zu unserem Hotel. Das Abbasi Hotel ist das beste am Platze und wurde von Sultan Hosein im 17. Jahrhundert erbaut. Der Prunk der damaligen Zeit ist auch heute noch erkennbar. Nach einem Zimmerupgrade mit Blick auf den Garten (zu empfehlen) konnten wir zum Glück schon einchecken und uns noch ein wenig ausruhen. Wir waren immer noch geschlaucht von der gestrigen Anreise.

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Die Zimmerpreise im Abbasi Hotel sind nicht günstig (wir bezahlten nach Upgrade 170 Euro / Nacht) und das 5-Sterne-Hotel entspricht auch nicht unbedingt unserem Standard. Die Zimmer sind schon etwas in die Jahre gekommen und wir haben leider nicht verstanden, ob und wie wir die Temperatur im Zimmer im regulieren konnten, daher war es einfach immer nur stickig und warm in dem Raum. Auch das Öffnen der Fenster brachte nur gering Abkühlung. Aber die Aussicht auf den Garten und das schöne Interieur entschädigen.

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Wir legten uns eine Stunde aufs Ohr und begaben uns danach auf Sightseeingtour durch Isfahan. Ich hatte im GPS ein paar Punkte aus unserem Reiseführer eingezeichnet, die wir nun aufsuchten.

Vom Hotel begaben wir uns nach rechts und gelangten nach ein paar Metern auf die Chahar-Bagh-Straße. Die Prachtstraße, die um 1600 von Shah Abbas I. gebaut wurde, war zur damaligen Zeit von Gartenanlagen und Palästen gesäumt und ist heute noch die wichtigste Nord-Süd-Verbindung der Stadt. Vorbei am Theologischen Seminar Chahar Bagh gelangten wir zum Hast Behesht Palast.

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 Der Name des Palastes bezieht sich auf den islamischen Paradiesgarten. Er wurde 1669 unter Schāh Soleiman fertiggestellt und liegt inmitten einer persischen Gartenanlage mit der ursprünglichen Bezeichnung „Nachtigallengarten“.

Der Palast gehörte einst zu den am reichhaltigsten verzierten Gebäuden der Stadt. Mit der Zeit wurden die Innendekorationen jedoch weitestgehend zerstört.

Architektonisch lebt der Bau von dem Zusammenspiel innerer und äußerer Räume. Sehenswert sind unter anderem die zahlreichen kunstvoll verzierten Iwane im Inneren des Gebäudes. An der Außenfassade befinden sich mehrere Kachelarbeiten mit Darstellungen diverser Tierszenen (Vögel, Raubtiere und Reptilien).

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Wir beschränkten unseren Aufenthalt auf die Außenansicht und liefen durch den Garten weiter zum Chehel Sotun Palast. Es ist allerdings gar nicht so einfach, die Straßen im Iran zu überqueren. Es gibt kaum Ampeln, und Zebrastreifen haben hier eine andere Bedeutung als bei uns. Der Fußgänger steht in der Hackordnung ganz weit unten und wenn man sich nicht irgendwann einfach überwindet zu gehen, wird man laaaaange warten. Also Augen zu und durch.

Den Eingang des Palasts zu finden, war auch nicht einfach, denn es gibt keine Beschilderung zu den Sehenswürdigkeiten. Wir waren also sehr froh, unser GPS dabei zu haben.

Der Chehel Sotun Palast liegt inmitten einer großen Gartenanlage und wurde unter Abbas II. fertiggestellt. Der Vierzig-Säulen-Palast gehört zu den schönsten Beispielen safawidischer Architektur, unter anderem, weil er neben dem Hascht-Behescht-Palast zu den wenigen gehört, die noch von der einstigen Gartenanlage umgeben sind. Neben einer Veranda mit zwanzig Säulen aus Zypressenholz, die sich im Becken spiegeln (daher auch der Name Vierzig-Säulen-Palast), gibt es einen Spiegelsaal und zahlreiche Fresken mit Darstellungen vom Leben am Hofe der Safawiden und historischen Ereignissen. Außerdem findet man kunstvolle Spiegelkachelungen und Stuckverzierungen.

Auch wir wollten uns diesen Palast von innen ansehen und zahlten 200.000 IRR / Person (ca. 6 Euro) Eintritt. Einen Audioguide benötigt man nicht unbedingt, denn die Informationstafeln vor Ort sind sehr ausführlich.

Vorbei an einem 110m langen Becken, gelangten wir auf die Veranda des Palasts, auf der sich die zwanzig Säulen befinden.

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Nachdem wir uns draußen umgeschaut hatten, betraten wir durch einen mit Spiegelmosaik verzierten Eingang eine große Halle. Die Fresken an den Wänden zeigen die Schlacht von Taher Abad bei Merw, 1510, die Schlacht bei Tschaldiran gegen den Osmanen Selim I. 1514, den Empfang des Mogulherrschers Humayun 1544, ein Bankett zu Ehren des Emirs von Buchara im Jahre 1611, und der Empfang des usbekischen Königs im Jahr 1646.

Ein weiteres Fresko zeigt den Sieg Nadir Schahs gegen die indische Armee in der Schlacht von Karnal 1739.

Unterhalb der Fresken befinden sich kleinere Darstellungen, die sich stilistisch den persischen Miniaturen annähern. Nachdem sie unter den Kadscharen mit Gips bedeckt worden waren, wurden sie später kunstvoll restauriert. Fotografieren erlaubt aber ohne Blitzlicht.

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Wir begaben uns wieder nach draußen, umrundeten noch einmal den Palast und verließen das Gelände.

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Durch einen kleinen Park liefen wir zum Platz des Imams. Der Meidān-e Naghsch-e Dschahān oder auch Meidān-e Naghsh-e Jahan gehört mit fast neun Hektar Fläche zu den größten Plätzen der Welt.

Er stellt ein wichtiges Zeugnis des gesellschaftlichen und kulturellen Lebens Persiens im safawidischen Zeitalter dar und wurde 1979 als bedeutende historische Stätte in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes aufgenommen. Zu Recht, denn dieser Platz ist wirklich eine Augenweide und das Highlight in Isfahan.

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Umgeben von monumentalen Bauwerken wie dem Königspalast (Ali Qapu Palast), der Königsmoschee, dem privaten königlichen Bethaus Lotfollah und dem Großen Basar weiß man gar nicht, wo man zu erst hinschauen soll. Am besten setzt man sich auf eine der Bänke und lässt diesen Ort auf sich wirken.

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Wir statteten der Königsmoschee einen Besuch ab (200.000 IRR / Person). Die Moschee wird als Meisterwerk islamischer Baukunst angesehen und besticht durch ihre himmelblaue Zwiebelkuppel und ihre reichen Mosaikarbeiten auf Portalen, Gebetshallen, Minaretten und Arkaden. Flankiert wird sie von zwei schlanken, türkisfarbenen, etwa 50 Meter hohen Minaretten, die den 26 Meter hohen Türmchen des Eingangsportals ähneln.

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Diese farbenfrohe Moschee ist definitiv einen Besuch wert. Die filigranen Verzierungen und Mosaike lassen einen erstaunen und die Frage aufkeimen, wie lange wir wohl für diese Malereikunst benötigen würden.

Die vier monumentalen Iwane stellen die vier Flüsse des Paradieses dar.

Im Innern der prachtvollen 54 Meter hohen Kuppel, sollte man den Blick nicht nur nach oben schweifen lassen, sondern sich genau in die Mitte der Gebetshalle stellen (eine Platte im Boden markiert den Mittelpunkt) und mit dem Fuß kräftig auf den Boden stampfen. Ein lautes Echo hallt von den Wänden wieder. Faszinierend.

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Wir sahen uns in Ruhe um und schlenderten danach noch einmal staunend über den Imam-Platz.

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Danach begaben wir uns zurück ins Hotel, entspannten etwas und zogen gegen Abend los um ein Restaurant aufzusuchen. Marcel hatte vorher beim tripadvisor geschaut und in der Nähe unseres Hotels das Restaurant Shahrzad mit typisch persischer Küche ausfindig gemacht.

Zu Fuß begaben wir uns zum Restaurant. In dem bunt verzierten Restaurant stimmen Service und Ambiente. Es gibt eine englische Karte und die Kellner sprechen auch ein wenig Englisch. Zur Not zeigt man einfach mit dem Finger auf das Gericht, dass man möchte . Die Portionen sind reichlich.

Marcel entschied sich für die Kebab-Platte und ich nahm Chelo Fesenjan. Ein sämiges, geschmacklich süßlich-herbes Schmorgericht, das aus einer Granatapfel-Walnusssoße besteht und mit Reis und Hühnchen serviert wurde. Das sich allerdings Granatapfel in der Soße befindet, war der Karte leider nicht zu entnehmen. Wahrscheinlich hätte ich mich sonst doch für ein anderes Gericht entschieden. Mir persönlich hat das Essen zu stark nach Granatapfel geschmeckt.

Ansonsten bin ich von der persischen Küche positiv angetan. Meine anfängliche Vermutung, dass alles sehr stark gewürzt sein könnte, konnte nicht bestätigt werden. Auch hatte ich zum Glück nie Gerichte, in denen Zwiebeln oder Knoblauch enthalten waren. Generell gab es weniger Gemüse als ich dachte.

Neben Softgetränken und Wasser sollte man sich übrigens einmal Delster bestellen. Das iranische, nicht-alkoholische Bier (ähnlich wie Malzbier) gibt es in verschiedenen Geschmacksrichtungen und schmeckt lecker. Alkohol ist verboten und wenn überhaupt nur illegal zu bekommen. Davon sollte man allerdings Abstand nehmen; die Strafen sind hoch und wer weiß, ob derjenige überhaupt in der Lage ist, Alkohol herzustellen…

Nach dem Essen ging es zurück ins Hotel und direkt ins Bett.