Nach dem gestrigen ruhigen Tag, meldeten sich heute die Hummeln im Hintern, die uns zur Erkundung der Insel anspornten. Mietwagen sind coronabedingt echte Mangelware auf den Kanaren und die Preise dementsprechend hoch. Als Alternative entdeckte Marcel jedoch einen Händler, der Motorräder, Roller und Fahrräder verlieh. Die Rezensionen waren ausgezeichnet und wir machten uns um 9 Uhr morgens direkt auf den Weg dorthin, um einen Roller auszuleihen.
Während man für einen 125er Roller in Deutschland extra noch einmal die Fahrschule besuchen muss, kann man diesen in Spanien mit einem normalen Autoführerschein fahren. Die Roller waren sehr gefragt und für die nächsten beiden Tage fast schon alle ausgebucht.
Von einem Mitarbeiter bekamen wir eine Piaggio, auf der man bequem zu zweit sitzen konnte. Nach einer kurzen Einweisung fuhren wir los.
Ich peilte den ersten Zwischenpunkt bei Google Maps an und nachdem wir Playa del Ingles hinter uns gelassen hatten, folgten wir der Autobahn 1 bis zur Abfahrt nach Mogán.
Durch das weite Tal wurde die Straße immer enger und die Kurven steiler. Wir waren froh, dass wir uns für einen Roller entschieden hatten, so konnten wir überall am Wegesrand einfach anhalten und die Aussicht genießen.
Wir schraubten uns immer höher und gelangten zum Mirador El Mulato. Vom gut ausgebauten Aussichtspunkt genossen wir eine herrliche Fernsicht.
Nur ein paar Meter weiter stoppten wir erneut und konnten auf den etwas versteckten Stausee Presa Del Mulato hinabblicken.
Von der GC-605 bogen wir spontan auf die Straße Richtung Soria ab und ließen uns einfach mal ein wenig treiben.
Auf einem kleinen Parkplatz hielten wir an und ließen den Blick noch einmal in die Ferne schweifen.
Da die Straße allerdings aufgrund einiger Schlaglöcher und Unebenheiten mit dem Roller nicht gut zu fahren war, kehrten wir um, bevor wir zu weit hinab ins Tal fuhren.
Wir erreichten wieder den Abzweig zur GC-605 und folgten dieser zum Cruz De San Antonio.
Vom höchsten Punkt der Passstraße konnten wir den Stausee Presa de Las Niñas entdecken.
Auch der Stausee Presa Del Mulato lugte zwischen den Baumwipfeln hervor.
Ein weiterer Aussichtspunkt mit Blick auf den Stausee Presa de Las Niñas erwartete uns ein paar Kilometer weiter. Erneut stiegen wir ab und genossen den Ausblick. Eine sehr abwechslungsreiche Fahrt durch das Landesinnere Gran Canarias.
Kurz hinter dem Aussichtspunkt zweigte eine Straße mit dem Hinweis zu einer Recreational Zone ab. Zuerst geteert ging es ein paar Meter weiter nur noch auf einer Schotterpiste steil abwärts zu einem großen Parkplatz.
Der Picknickplatz zog heute viele Ausflügler an, die an den zahlreichen Tischen aßen, quatschten und den Tag genossen. Auch wir setzten uns ein paar Minuten hin, tranken eine Cola und freuten uns über den sonnigen Tag.
Danach schwangen wir uns wieder auf den Roller und fuhren hinauf zur GC-605, der wir nach rechts folgten.
Wir ließen die Landschaft an uns vorbeisausen und hielten einfach immer mal wieder am Straßenrand an, um zu genießen. Das wäre mit einem Auto definitiv nicht so einfach gewesen, denn die kleinen Haltebuchten boten häufig keinen Platz für einen PKW.
Unser nächstes Ziel war die Ortschaft Tejeda. Ein Stopp hier wurde in unserem Reiseführer empfohlen. Wir folgten daher den Schildern und bogen von der GC-605 auf die GC-60 ab.
Von einem Aussichtspunkt entdeckten wir den Roque Bentayga. Er erhebt sich im Herzen des Vulkankessels von Tejeda.
Im Reiseführer wurde der markante Felsen zwar nicht erwähnt aber wir machten trotzdem einen Abstecher dahin. Von der GC-60 fuhren wir auf eine Nebenstraße, die uns in Kehren hinauf zum Wanderparkplatz am Roque Bentayga brachte.
Unterwegs konnten wir einen Blick auf Tejeda werfen.
Auch der markante und bekannteste Felsen Gran Canarias – der Roque Nublo – war von hier zu sehen.
Am Parkplatz angekommen, liefen wir zum großen Aussichtspunkt mit Hinweistafeln zur Geologie der Gegend und des Roque Bentayga. Wieder einmal war die weite Sicht in die Talkessel rund um den Monolithen äußerst beeindruckend. Wer mag, kann auf einen Wanderweg auch hinauf zum Roque Bentayga wandern. Der Gipfel ist hier nur Kletterern vorbehalten.
Wir folgten der serpentinenlastigen Straße wieder abwärts zur GC-60 und fuhren die verbleibenden Kilometer bis Tejeda. Wir befanden uns mittlerweile auf einer Höhe von rund 1.000 Metern und ohne Jacke wäre es auf dem Moped spürbar kalt gewesen. Insbesondere im Schatten spürten wir den kühlen Fahrtwind.
Der große Parkplatz war bereits gut besucht und wir waren abermals froh, kein Auto gemietet zu haben. Wir konnten daher auf dem Parkplatz schnell einen kleinen Abstellplatz ergattern und blickten auf die malerischen weißen Häuser Tejedas, die entlang der Terrassenfelder am Berghang eingebettet lagen.
Wir spazierten auf einer kleinen Promenade – vorbei am Rathaus – zur kleinen Pfarrkirche Iglesia Nuestra Señora del Socorro, die das Zentrum der Ortschaft bildete.
Durch den kleinen Stadtpark schlenderten wir zurück in Richtung Parkplatz.
Nach unserer kurzen Stippvisite kauften wir noch in der lokalen Bäckerei Dulceria Nublo köstlichstes Mandelgebäck ein. Bei der großen Auswahl konnten wir uns kaum entscheiden. Das die Bäckerei sehr beliebt war, sahen wir an der riesigen Schlange, die sich mittlerweile vor dem Laden gebildet hatte. Da hatten wir noch einmal richtig Glück gehabt.
Wir liefen zurück zum Parkplatz und sattelten auf. Es war bereits 14 Uhr und da wir die Küstenstraße im Westen der Insel zurückfahren wollten, mussten wir so langsam mal vorwärts kommen. Ein letztes Mal genossen wir die Ruhe und die fantastische Fernsicht.
Von Tejeda peilten wir Artenara an, dem höchstgelegenen Ort der Insel, und folgten den Straßenschildern. Der Handyakku war durch die vorherige Navigation bereits fast erschöpft und wir mussten für die Rückfahrt nach Playa del Ingles noch etwas Strom sparen.
An einem Aussichtspunkt hielten wir noch einmal an. Da sich der Ausblick aber kaum verändert hatte, fuhren wir nach ein paar Minuten weiter Richtung Artenara.
In Artenara selbst stoppten wir nicht mehr , sondern sahen zu, dass wir jetzt mal ein paar Kilometer abspulten. Das Wetter im Nordwesten der Insel war nun auch deutlich schlechter als im Inland und dicke Wolken bedeckten den Himmel.
Wir folgten der GC-217 in Richtung Las Hoyas und kamen an den beiden Talsperren Presa de Lugarejos und Presa de los Pérez vorbei.
Die kurvige GC-217 führte uns zur ebenso kurvigen GC-220, der wir nun weiter in Richtung Agaete folgten. In der Ferne war bereits die Küstenlinie zu erspähen und auch die Sonne ließ sich wieder blicken.
Wir ließen die Ortschaften Hoya Pineda, Buenavista und El Agazal hinter uns und legten an einen Punkt am Straßenrand noch einmal einen Fotostopp ein.
Unter uns entdeckten wir den Pico de Gáldar, an dessen Berghang sich ein Teil der Stadt Gáldar angesiedelt hatte.
Abwärts näherten wir uns der Urbanizacion La Enconada, die nicht unbedingt mit ihrer Schönheit ins Auge stach.
Wir fuhren für ein paar Kilometer auf die GC-2 und folgten den Schildern in Richtung La Aldea.
In Puerto de las Nieves legten wir noch einmal einen kleinen Zwischenstopp ein und genossen die warme Meeresbrise.
Wir spazierten ein wenig entlang der Promenade, blickten auf den weiten Ozean und die steilen Klippen entlang der Küstenlinie.
Danach schwangen wir uns auf den Roller und fuhren auf der GC-200 in Serpentinen aufwärts.
Wir blickten hinab auf die strahlend weißen Häuser Agaetes und folgten der beeindruckenden Küstenstraße, die uns immer höher brachte.
Eine weite Sicht eröffnete sich uns in der hellen Nachmittagssonne.
Anstatt der GC-200 weiter entlang der Küstenlinie zu folgen, führten uns die Verkehrsschilder auf die gut ausgebaute GC-2. Dadurch kamen wir zwar schnell voran, verpassten aber den Aussichtspunkt Mirador del Balcón.
Die GC-2 führte nach dem kurzen Teilstück wieder auf die kurvige GC-200, die uns nun zurück ins Landesinnere führte.
Vorbei am Cactualdea Park, dem größten Kakteenpark Europas, ließen wir die Landschaft an uns vorbeiziehen.
Erneut ging es in zahlreichen Kehren aufwärts.
Am San Nicolas View Point legten wir noch einmal einen kurzen Stopp ein und blickten hinab in die tiefe Schlucht.
Die langsam untergehende Sonne tauchte die umliegende Berglandschaft in ein traumhaftes Licht und wir konnten uns nicht satt sehen. Vor Einbruch der Dunkelheit wollten wir die Berge jedoch gerne verlassen haben, da die Straßen nicht beleuchtet sind und Kurvenfahren im Dunkeln wenig Spaß macht.
Wir waren nun nicht mehr weit entfernt von Mogán und fuhren auf der gut ausgebauten Straße in langgezogenen Serpentinen abwärts.
Am Aussichtspunkt Los Azulejos De Veneguera (Rainbow Rocks), der direkt an der GC-200 lag, stoppten wir erneut und bewunderten das wunderschöne Farbspiel in den Felswänden.
Das Vulkangestein besteht hier aus vielen bunten Farben, dessen Schichten in Violett,- Gelb-, Rot- und Türkistönen leuchteten. Ein echter Geheimtipp und wenn man schon mal dran vorbeifährt, sollte man unbedingt anhalten und die bunte Felswand bestaunen. Wir waren jedenfalls total begeistert von dem Anblick.
Noch eindrucksvoller kamen die Farben am paar Kilometer weiter entfernten Aussichtspunkt Fuente de los Azulejos zur Geltung.
Entlang der GC-200 fuhren wir bis zum Mirador de Veneguera, von dem wir noch einmal kurz die Sicht hinab nach Veneguera und nach Mogán schweifen ließen.
Den Straßenschildern nach rechts folgend, ließen wir Mogán kurz darauf hinter uns und fuhren die Straße hinab zur Autobahn 1.
Anstatt den Rückweg nach Playa del Ingles anzutreten, hatten wir spontan beschlossen, zum Abschluss des Tages durch Puerto de Mogán zu flanieren und Essen zu gehen.
Den Roller parkten wir direkt auf einem ausgewiesen Parkplatz für Zweiräder und liefen über eine Brücke zur herrlich gelegenen Strandbucht mit Blick auf die Mole.
Wir kamen gerade rechtzeitig zum Sonnenuntergang und konnten am Ende der Promenade auf die untergehende Sonne blicken. Wieder einmal ein traumhafter Ausblick.
Nachdem die Sonne im Meer versunken war, spazierten wir zurück und liefen durch die kleinen Gassen am Hafen zum empfohlenen Restaurant aus unserem Reiseführer.
In der Cofradia de Pescadores war noch nicht viel los und wir bekamen auch ohne Reservierung einen Platz. Das Lokal der Fischereigesellschaft bot frischem Fisch in einem gemütlichen Ambiente. Während Marcel die Fischplatte bestellte, nahm ich den gebratenen Seehecht. Beide Menüs schmeckten ausgezeichnet und wir bereuten unsere Wahl nicht. Zum Abschluss gab es noch kanarischen Honigrum (Ron La Indiana – Ron Miel Honey & Rum Honigrum), der erstaunlich leicht schmeckte.
Gesättigt und mit vielen, neu gewonnenen Eindrücken fuhren wir die letzten Kilometer zu unserem Hotel in Playa del Ingles. Den Roller konnten wir in einem hoteleigenen Außenparkplatz gesichert unterstellen und ließen den restlichen Abend auf dem Balkon ausklingen.