Unsere nächste Tour führte uns heute auf den 1.124 Meter hohen Schildvulkan Sierra Negra. Er ist einer der aktivsten Vulkane der Galapagosinseln und brach das letzte Mal 2018 aus. Wir wurden von einem Kleinbus um 07:30 Uhr von unserer Unterkunft „Black Pearl“ abgeholt und fuhren mit den restlichen Touristen und unseren Guide in einigen Serpentinen und Höhenmetern in rund 45 Minuten zum Parkplatz hoch oben in den Bergen. Für die Wanderung sind feste Schuhe und etwas Kondition gefragt. Die Tour wird aufgrund der Länge von ca. 16 Kilometern als mittelschwer eingestuft. Wer gerne wandert, sollte sich die Tour auf den Sierra Negra nicht entgehen lassen. Ein Guide ist verpflichtend.
Dichte Wolken bedeckten die Hänge des Vulkans und wir hofften, dass sich das Wetter im Lauf der Wanderung bessern würde. Ich hoffte vor allem, dass mich meine leichte Erkältung heute nicht zu sehr schlauen würde. Wandern, Schwitzen und Nießen sind nicht unbedingt die beste Kombination.
Bevor es los ging, erzählte unser Guide noch ein wenig über den Vulkan und wer wollte, konnte noch schnell auf die Toilette huschen.
Während unser Guide die Registrierung im Nationalparkbüro vornahm, entdeckte ich im Gras ein paar Kuhreiher, die nach Fressen suchten.
Ein breiter Wanderweg aus dunklem Lavagestein führte uns durch das üppige, grüne Hochland von Isabela aufwärts.
An einer Weggabelung folgten wir unserem Guide nach links und liefen weiterhin sanft bergan.
Die ersten Vögel ließen nicht lange auf sich warten. Der Galapagos-Schopftyrann (Galapagos Flycatcher, Myiarchus magnirostris) ist eine auf den Galapagosinseln vorkommende, endemische Vogelart und ließ sich gerne von mir ablichten.
Auch ein Darwinfink (Kleingrundfink (Small ground finch, Geospiza fuliginosa) oder Zwerg-Darwinfink (Small tree finch; Camarhynchus parvulus), da bin ich mir leider sehr unschlüssig) begrüßte uns.
Wir schlossen wieder zur Gruppe auf und wanderten weiter bergauf. Auch die Sonne ließ sich nun blicken und es wurde direkt um ein paar Grad wärmer.
In den Büschen zeigten sich uns immer wieder Darwinfinken und begeistert beobachteten wir die kleinen, frechen Vögel. Eine wahnsinnig tolle Natur und kaum in Worte zu fassen.
Zwei Goldwaldsänger (Yellow Warbler, Setophaga petechia) waren hingegen etwas scheuer und blieben nicht lange im Baum sitzen. Daher war nur ein schnelles Foto möglich. Nicht ganz so gut getroffen aber aufgrund der gelben Farbe erkennbar.
Schlechter lief es bei dem endemischen, roten Galápagos-Rubintyrann (Galápagos Vermilion Flycatcher, Pyrocephalus nanus), den wir nur einmal für ein paar Sekunden hoch oben im Geäst entdeckten. Schade, denn der Vogel ist eine echte Rarität.
Der Weg wurde flacher und im Gebüsch zeigte uns unser Guide eine ebenfalls endemische, juvenile Galapagos-Taube (Galápagos dove, Zenaida galapagoensis), die überhaupt keine Scheu hatte und uns bis auf 2 Meter an sich heranließ. Unser Guide achtete darauf, dass auch keiner näher an das Tier heranging. Die zwei Meter Abstand sollten grundsätzlich bei allen Tieren auf den Galapagosinseln berücksichtigt werden. Bitte daran halten.
Nach etwa einer Stunde erreichten wir eine Bank und folgten einem schmalen Pfad durchs hohe Gras zum ersten Aussichtspunkt, von dem wir einen atemberaubenden Blick auf den 10 Kilometer breiten Krater des Sierra Negra werfen konnten. Wahnsinn, was für eine Landschaft.
Der anfänglich breite Weg ging nun in einen schmalen Pfad über, dem unsere Gruppe im leichten Auf und Ab folgte.
Nur wenige Meter später gelangten wir zu einer offenen Fläche, von wo aus wir erneut einen atemberaubenden Blick auf die Caldera werfen konnten. Was soll man dazu sagen? Bombastisch.
Vom Rand des Kraters konnten wir hinab in die Caldera blicken. Die steile Wand fällt mehr als 100 Meter ab. Eine herrliche Aussicht und kaum noch Wolken am Himmel ließen uns den Ausblick in vollen Zügen genießen.
Es ging nun die letzten Meter bergauf bis zu einem großen, überdachten Picknickplatz.
Hier rasteten wir einige Minuten und lasen uns die Informationstafeln zum Sierra Negra Vulkan und zum Vulkan Chico durch, zu dem es nun als nächstes ging.
Entlang eines ausgewaschenen Pfades folgten wir unserem Guide abwärts.
Ein Goldwaldsänger (Yellow Warbler, Setophaga petechia) posierte für uns auf Augenhöhe und war mindestens genauso neugierig wie wir.
Der 1,5 km lange Weg zum Vulkan Chico zählt aufgrund des unebenen Wanderwegs und der heißen Temperaturen ohne Schatten zum anspruchsvolleren Teil der Wanderung. Viel Wasser mitnehmen und gut eincremen.
Der Blick auf die vor uns liegende Elizabeth Bay an der Ostküste von Isabela ließ uns Stauen. Wir hielten nach weißem Qualm Ausschau, denn von hier oben hätte man bei guter Sicht eventuell auch den aktuellen Ausbruch des Vulkans La Cumbre auf der Insel Fernandina sehen können. Die Spalteneruption begann am 02.03.2024 und dauerte bis zu unserem Ausflug auf den Sierra Negra immer noch an. Es war allerdings zu diesig, um den Ocean Entry der Lava zu erspähen. Im Dunkeln hätte man mit Sicherheit die rotglühende Lava beobachten können.
Dieser Teilabschnitt war aufgrund der kargen und bunten Vulkanlandschaft einfach beeindruckend. Ich bin eh ein Fan karger Vulkanlandschaften und die Wanderung zum Chico war einfach phänomenal.
Auf der Wanderung kamen wir auch an riesigen Kakteen vorbei, die in solch einer Landschaft wohl einmalig zu finden sind.
Der Opuntia galapageia wächst baumartig und bildet gut entwickelte, gerundete Kronen aus. Die Kaktusart erreicht Wuchshöhen von 2 bis 5 Metern. Der anfangs dornige, später mit rötlichen Plättchen bedeckte Stamm ist für gewöhnlich deutlich ausgeprägt.
Das die Aktivität des 860 Meter hohen Vulkan Chico noch nicht allzu lange her ist (letzter Ausbruch im November 1979, geologisch betrachtet ist das ja nichts 😀), konnten wir anhand der erkalteten Lavaströme und der scharfkantigen Lavasteine gut erkennen.
Mitten hindurch führte der Weg vorbei an Lavatunneln und bizarren Felsformationen bis zu einem kleinen Vulkankegel.
Über farbenfrohes Gestein wanderten wir die letzten Meter leicht aufwärts und erreichten einen Aussichtspunkt, von dem wir einen atemberaubenden Blick in die Ferne hatten. Ein Traum.
Das kilometerlange Lavafeld schien kein Ende zu nehmen und ließ die Entstehung der Insel gut erkennen.
Wir rasteten gemeinsam mit einer weiteren Wandergruppe und genossen den herrlichen Tag. Rund eine Stunde hatten wir von der großen Picknickhütte bis zum Aussichtspunkt am Vulkan Chico benötigt.
Auf selben Weg liefen wir nun zurück. Die Vulkanlandschaft war nicht minder beeindruckend.
Bergauf durch die ohne Gnade auf uns herabscheinende Sonne war der Rückweg allerdings kein Zuckerschlecken. Zu allem Überfluss mussten drei Leute aus unserer Gruppe auch noch die Fähre nach Santa Cruz um 15:00 Uhr erwischen. D.h. wir mussten relativ flott laufen. So flott, dass wir auf andere Gruppen stießen, die ebenfalls auf dem Rückweg waren.
Nach anstrengenden, rund 130 Höhenmetern und ca. einer Stunde erreichten wir den überdachten Picknickplatz, wo wir unsere Mittagspause einlegten und das Lunchpaket aßen, dass wir zu Beginn der Wanderung erhalten hatten. Ich weiß nicht, ob ich nach einer Wanderung jemals so nass geschwitzt war, wie heute.
Eine neugierige Galapagos-Spottdrossel flitzte von Besucher zu Besucher und hoffte, dass ein Happen für sie abfiel.
Ohne Erfolg flog sie irgendwann von dannen und auch wir packten alles zusammen und liefen denselben Weg zurück zum Parkplatz.
Ein letztes Mal blickten wir auf die riesige Caldera des Sierra Negra Vulkans und tauchten dann wieder in das üppige Grün ab.
Die grazilen, endemischen Pflanzen am Wegesrand, hatten mich auf dem Hinweg schon beeindruckt und da sich die meisten Vögel in der Mittagshitze ebenfalls ein schattiges Plätzchen gesucht hatten, fotografierte ich ein paar Blumen.
Nach etwa 5 Stunden erreichten wir den Parkplatz am Nationalparkhaus und wurden mit dem Kleinbus zurück nach Puerto Villamil gebracht.
Wir freuten uns auf eine frische Dusche und eine kleine Pause. Ich musste erstmal ein Nickerchen einlegen, denn die Wanderung hatte mich echt ganz schön geschlaucht. Ich hoffte, dass sich die Erkältung nicht verschlimmerte.
Am Nachmittag liefen wir noch einmal in das verschlafene Örtchen. Wir wollten ein wenig am Strand sitzen und uns die Flamingos in der nahegelegenen Lagune anschauen.
Am Strand war auch heute nicht viel los.
Zum Baden war es uns ebenfalls zu kalt und wir spazierten daher ein wenig durch den Sand und zum Aussichtsturm.
Hier hatten sich bereits zahlreiche Meerechsen eingefunden, die sich in der Sonne aufwärmten.
Ganz langsam liefen wir an den Echsen vorbei, um von oben die Aussicht auf das Meer genießen zu können. Stören ließen sich die Iguanas von uns nicht.
Die Sonne versank langsam hinter den Bergen und wir überlegten zunächst, ob wir auf den Sonnenuntergang warten wollten.
Bis dahin war jedoch noch eine Stunde Zeit und diese wollten wir mit dem Besuch der Flamingos nutzen. Wir waren gespannt, ob überhaupt welche da waren.
Wir stiegen vom Aussichtsturm hinab und liefen vom Strand zurück zum Hauptplatz in Puerto Villamil.
Hinter dem Souvenirladen und direkt am Hotel Los Flamencos befand sich kleine Lagune. Entlang eines Holzstegs liefen wir bis zum Ende und entdeckten unterwegs einige Flamingos.
Auch ein Schwarznacken-Stelzenläufer (Black-necked Stilt, Himantopus mexicanus) pickte im seichten Wasser.
Der Kubaflamingo (American flamingo, Phoenicopterus ruber) ist die einzige Flamingoart, die auf den Galápagos-Inseln lebt.
Die letzten Sonnenstrahlen des Tages tauchten die Lagune und ihre Besucher in ein wunderschönes Licht.
Ein Bahamaentenpärchen (White-cheeked pintail; Anas bahamensis) zog im Abendlicht sein Bahnen, während wir langsam über die Holzbohlen zurückliefen.
Wir beobachteten die Flamingos, die im Brackwasser der Lagune nach kleinen Krebsen und Algen fischten und begaben uns nach Sonnenuntergang zurück zu unserer Unterkunft.
Heute hatten wir uns vorgenommen Essen zu gehen und nicht schon wieder Nudeln zu dinieren.
Wir zogen uns daher noch einmal um (es ist verrückt, wie stark man nach nur ein paar Metern Laufen hier schwitzt) und gingen erneut nach Puerto Villamil.
Lienke, unsere Gastgeberin, hatte uns das Grillrestaurant „La casa del asado de Anibal Garcia“ empfohlen, zu dem wir nun marschierten.
Das rustikale Lokal war genauso, wie wir uns das vorgestellt hatten. Eine gemütliche Atmosphäre, fast wie in einem Biergarten, dazu perfekt gegrilltes Fleisch und leckere Pommes. Fettiges Essen war jetzt genau das richtige nach einem anstrengenden Wandertag.
Wir ließen den Abend gemütlich ausklingen und liefen danach zurück zu unserer Unterkunft. Jetzt wo die Temperaturen angenehmer waren, waren die Straßen direkt belebter als tagsüber. Kinder spielten auf Spielplätzen und zahlreiche Einheimische gingen einkaufen oder trafen sich zu einem kleinen Plausch.
Ich hoffe, dass meine Erkältung morgen besser ist und unser Schnorchelausflug zu den Los Tuneles nicht wieder mit einem Abbruch meinerseits enden muss.