Ein Halbtagesausflug zu Los Tuneles (Lavatunnel) gilt als eines der Highlights auf der Insel Isabela. Die Lavaformationen sind beim Ausbruch des Vulkans Cerro Azul entstanden. Dabei ist Lava ins Meer geflossen und hat die surreale Lavalandschaft aus Lavatunneln, Lavabrücken und Bögen erschaffen. Das Erlebnis an Land wird nur getoppt von den zahlreichen Tieren unter Wasser, die während des Ausflugs entdeckt werden können. Weißspitzen-Riffhaie, Riesenschildkröten, Rochen und sogar Seepferdchen sind mit Glück hier zu finden. Wir waren gespannt, ob die Tour uns nach den letzten zwei Tagen noch beeindrucken würde.
Während Marcel noch schnell in den Genuss von Toastbrot mit Käse und Schinken kam, bestand mein Frühstück wieder einmal aus einer Tablette gegen Seekrankheit. Die ist nämlich leider auf nüchternen Magen einzunehmen. Und da mein Morgen sehr empfindlich ist, wollte ich nicht das Risiko eingehen, dass mir während der Fahrt oder beim Schnorcheln schlecht wird. Die Anreise nach Isabela mit dem Schnellboot ist mir noch in guter Erinnerung geblieben. Da hatte ich den Fehler gemacht, die Tablette nach dem Frühstück einzunehmen und zack, schon hat sie nicht mehr richtig gewirkt.
Den üblichen Gang nach Puerto Villamil starteten wir gegen 8 Uhr. An der Agentur von Agora Tours wartete bereits Alicia auf uns. Diesmal lieh ich mir allerdings einen Wetsuit aus. Ein Pärchen aus England leistete uns Gesellschaft und gemeinsam warteten wir auf den Pick-Up, der uns zum Hafen fahren sollte.
Am Pier trafen wir auf die anderen Teilnehmer. Unsere heutige Gruppe bestand aus 12 Leuten und unser Guide Darwin war einer der besten unserer gesamten Ausflüge. Sehr engagiert und sogar mit einer GoPro ausgestattet. Die Bilder hat er am Ende der Tour kostenlos mit uns geteilt.
Bevor es aufs Boot ging, mussten wir uns erstmal entlang der schlafenden Seelöwen hangeln. Die hatten sich nämlich über das ganze Pier verteilt und machten keine Anstalten, Platz zu machen 🤣.
Auf dem Boot war entweder draußen oder auch im Innenbereich genügend Platz für alle Gäste. Nach einer kurzen Einweisung fuhren wir auch schon los.
Erster Stopp auf unserer Tour war der Vogelfelsen „Roca Union“, der mitten aus dem Meer ragte.
Zu sehen gab es hier nicht nur Blaufußtölpel und Braunpelikane, sondern auch Nazcatölpel (Nazca booby, Sula granti). Die Vögel haben zwar keine auffälligen, blauen Füße, dafür aber ein elegantes schwarz-weißes Gefieder.
Wir schaukelten mit dem Kutter einmal um den Felsen herum und ich war froh, dass ich die Reisetablette eingeworfen hatte.
Nach ausreichend Fotos fuhren wir weiter zu den bizarren Lavafelsen.
Die Fahrt mit dem Boot vom Hafen in Puerto Villamil bis Los Tuneles dauerte etwa 45 Minuten.
Unser Kapitän schipperte uns ganz langsam an den Lavafelsen vorbei. Manchmal war es so eng, dass ich mir kaum vorstellen konnte, dass er ohne Berührung da hindurchfahren konnte. Aber es klappte immer. Das war absolut beeindruckend, mit welcher Präzision er uns durch die schmalen Kanäle fuhr.
So konnten wir auch Blaufußtölpel (Blue-footed booby, Sula nebouxii) aus nächster Nähe beobachten.
Unterhalb der Blaufußtölpel hatten es sich Galápagos-Seebären (Galápagos fur seal, Arctocephalus galapagoensis) auf den scharfkantigen Lavafelsen gemütlich gemacht.
Wir genossen die einmalige Atmosphäre und den Blick auf die atemberaubende Landschaft. Wir entdeckten Pelikane, Reiher und Möwen. Wie immer wussten wir nicht, wo wir zuerst hinsehen sollten. Ein vergleichbarer Ort ist uns auf unseren ganzen Reisen noch nirgends untergekommen.
Nachdem uns der Kapitän auch nur ohne eine einzige Berührung der Lavafelsen zur unscheinbaren Anlegestelle gebracht hatte, verließen wir das Boot und trafen direkt auf weitere Blaufußtölpel.
Und das tolle war, dass wir hautnah dem Paarungstanz der Boobies beiwohnen konnten. Die drei Vögel (zwei Männchen und ein Weibchen) hatten sich direkt am Wanderweg niedergelassen und zogen ihre Show ab. Die Vögel flatterten mit den Flügeln, pfiffen und präsentierten ihre blauen Füße.
Man kann Männchen und Weibchen übrigens gut voneinander unterscheiden. Das Weibchen ist nicht nur größer als das Männchen, sondern die Augen des Weibchens weisen einen dunklen Pigmentring auf der inneren Iris auf, was ihre Pupillen größer erscheinen lässt als die der Männchen.
Begeistert beobachteten wir die Vögel. Das Weibchen hatte sich allerdings scheinbar schon entschieden. Warum, war direkt zu erkennen. Der hintere Vogel hatte leider eher grüne als blaue Füße und ist somit für die weiblichen Vögel nicht attraktiv. Je blauer die Füße, desto attraktiver der Vogel, da der Blaufußtölpel damit als gesund und wohl genährt gilt.
Blaufußtölpel brüten fast ganzjährig und überwiegend auf den Galapagos-Inseln. Von den 40.000 verbliebenen Paaren leben ungefähr die Hälfte auf den Galapagosinseln, wo Blaufußtölpel gesetzlich geschützt sind.
Guide Darwin freute sich riesig, dass wir dem Balztanz der Vögel aus nächster Nähe beobachten konnten. Nachdem die Vögel sich so langsam unserer satt waren, verschwanden sie und auch wir erkundeten die skurrile Umgebung.
Warum der Ort Los Tuneles heißt, wurde uns schnell klar. Lavaströme hatten die unzähligen Tunnel und Brücken erschaffen, die wir heute nun bestaunen konnten.
Auch eine Schildkröte erblickten wir im seichten Wasser. Wir waren schon sehr gespannt auf den Schnorchelgang.
Doch vorher führte uns Darwin über das spitze Gestein zu einem Aussichtspunkt. Eine einmalige und sehr beeindruckende Naturkulisse.
Auf einer Gesteinsbrücke konnte jeder Teilnehmer noch schnell ein Foto mit nach Hause nehmen. Keine Angst, die Brücke ist stabil 😊.
Nach dem kurzen Landgang liefen wir zurück zum Boot.
Auch der Blaufußtölpel war wieder da und wir ließen uns ein Selfie nicht nehmen. Auch wenn man leider die blauen Füße nicht sieht. Aber der Gesichtsausdruck des Vogels sagt eigentlich alles 🤣.
Wir hatten nun Zeit für einen kurzen Schnorchelausflug direkt hier an den Lavatunneln. Wir zogen daher Neoprenanzug, Maske und Flossen an und sprangen ins kühle Nass. Mit 3mm Wetsuit und dem dünnen Neopren war es für mich heute allerdings in Ordnung.
Zum Glück waren wir die heute einzige Gruppe und gemeinsam folgten wir Darwin, der uns nun durch das Labyrinth von Tunneln führte. Achtung, manchmal sind die Durchgänge sehr eng und man muss auf seinen Kopf achten.
Wir sahen Pazifische Sergeant Major Fische (Abudefduf troschelii), ein paar Riffbarsche (Yellowtail Damselfish, Stegastes arcifrons), einen Kugelfisch (Concentric Pufferfish, Sphoeroides annulatus) und die farbenfrohen Junker – Lippfische (Cortez rainbow wrasse; Thalassoma lucasanum).
Zu unserer Freude begrüßte uns ein paar Meter weiter ein Marmor-Zitterrochen (Marble ray, Torpedo marmorata), der bewegungslos am Boden lag und ein Nickerchen zu halten schein. Marmor-Zitterrochen sind nachtaktive Jäger, die sich tagsüber oft im Sand des Meeresbodens eingraben, so dass nur die Augen und das Atemloch unbedeckt bleiben.
Außerdem entdeckten wir wir einen grünen Galápagos-Hummer (Green lobster, Panulirus gracillus).
Auch ein Gefleckter Adlerrochen (Spotted Eagle ray, Aetobatus narinari) hatte sich tief unter uns in den Sand gelegt. Im Gegensatz zu allen anderen Tieren, denen wir bisher begegnet waren, durften keiner zu dem Adlerrochen hinuntertauchen. Selbst Darwin ließ davon ab. Daher gibt es nur ein recht verpixeltes iPhone-Foto 😀.
Ein Highlight jagte das nächste und wir hätten nicht gedacht, während des 30-minütigen Schnorchelgangs so viele unterschiedliche Meeresbewohner zu Gesicht zu bekommen.
Da war der Perlhuhn-Kugelfisch (guineafowl puffer, Arothron meleagris) fast nur noch Beifang.
Zurück an Bord erklärte Darwin, dass wir nun ein Stück weiter zum Schnorcheln bei den Lavatunneln Cabo Rosa fuhren. Das Highlight sind die zahlreichen Meeresschildkröten, Seepferdchen und Weißspitzen-Riffhaie. Auch hier war kein anderes Boot vor Ort. Das chaotische Schnorcheln wie bei der Las Tintoreras Tour war daher nicht zu erwarten.
Wir waren noch keine Minute im Wasser, da sahen wir auch die erste Meeresschildkröte.
Mit Leichtigkeit ließ sie sich durch das Wasser gleiten und beeindruckt blickten wir auf das große Tier.
Hinter und neben uns sahen wir im trüben Wasser zahlreiche weitere Schildkröten. Jeder Schnorchler konnte sich fast seine eigene Schildkröte fürs Selfie auswählen.
Marcel und ich schwammen daher auch ein wenig abseits, da jeder in der Gruppe natürlich möglichst nah ran wollte und Sedimente vom Boden aufwirbelte, die das Wasser noch mehr trübten. Außerdem wollte ich auch nicht ständig Füße oder Hände im Gesicht haben. Ein paar Teilnehmer unserer Gruppe waren da echt anstrengend.
Wir beobachteten die Schildkröten eine Weile, die auch einfach auf uns zu schwammen und unter uns her tauchten. Den nötigen Abstand konnten wir daher nicht immer einhalten. Das störte die Tiere recht wenig.
Darwin schwamm voraus und führte uns durch die Tunnel zu einer kleinen Höhle, in der etliche Weißspitzen-Riffhaie ein Schläfchen hielten. Das war absolut beeindruckend und neben den Schildkröten eines der Highlights. Jeder in der Gruppe hat ausreichend Zeit sich die Haie anzusehen und Fotos zu machen.
Gemeinsam schnorchelten wir durch eine große Lavahöhle zu den Mangroven. Hier verstecken sich die bis zu 30 Zentimeter großen Pazifischen Seepferdchen (Pacific seahorse, Hippocampus ingens). Im trüben Wasser waren diese allerdings nur durchs Abtauchen zu erkennen, da sie sich vornehmlich am Boden an den Wurzeln der Mangroven aufhalten. Da ich aufgrund meiner Erkältung nicht abtauchen konnte, sah ich dank der ganzen aufgewirbelten Sedimente gar nichts. Immerhin wusste ich nachträglich vom Foto der GoPro, das Darwin gemacht hatte, wie groß die Tiere waren.
So langsam wurde es Zeit aufzubrechen und unsere Gruppe schnorchelte daher zurück zum Boot. Fische konnte man hier so gut wie war nicht bzw. immer nur auf den letzten Metern sehen, da das Wasser sehr trüb war.
Dafür sahen wir zum Abschluss der Los Tuneles Tour noch einen Galapagos-Pinguin, der direkt auf einem Felsen stand und uns beäugte.
Nachdem wir unser ausgezeichnetes Mittagessen in der ruhigen Bucht eingenommen hatten, brachen wir auf in Richtung Puerto Villamil.
Die heutige Tour hatte uns noch einmal aufs Neue geflasht. Allein die ganzen großen Tiere wie Haie, Rochen und Schildkröten bildeten ein Highlight für sich. Dazu noch der Paarungstanz der Blaufußtölpel. Konnte der Tag noch besser werden?
Ja, er konnte, denn auf der Rückfahrt tauchten urplötzlich Manta-Rochen auf und schwammen an der Wasseroberfläche majestätisch direkt an unseren Boot vorbei.
Riesenmantas können eine Spannweite von sieben Metern und ein Gewicht von zwei Tonnen erreichen. Im Gegensatz zu vielen anderen Rochenarten besitzen sie keinen Giftstachel. Sie halten sich, im Gegensatz zu ihren Verwandten, meistens nahe der Wasseroberfläche auf, wo sie auf der Suche nach Plankton, Fischen oder Weichtieren sind. Beeindruckende Tiere, die ich gerne beim Tauchen sehen würde.
So schnell wie die Mantas aufgetaucht waren, waren sie auch wieder verschwunden.
Der Kapitän drehte daher bei und vorbei am Vogelfelsen „Roca Union“ fuhren wir in den Hafen von Puerto Villamil.
Wer sich nun die Frage stellt, ob er lieber eine Tour zu Las Tintoreras oder Los Tuneles unternehmen sollte, dem können wir sagen: Macht beides! Für Las Tintoreras sprechen die Sichtung von Galapagos-Pinguin, das Anlanden auf einer der Inseln und das Schnorcheln mit Weißspitzen-Riffhaien. An den Los Tuneles ist die Natur komplett anders und man kann hier Blaufußtölpel aus nächster Nähe beobachten. Außerdem kann man mit Riesenschildkröten schnorcheln und mit Glück die Pazifik-Seepferdchen sehen.
Wir verabschiedeten uns von der Crew und Guide Darwin und fuhren mit dem Pick-Up zurück zur Agentur Agora Tours, wo Alicia auf uns wartete.
Nach einem kleinen Plausch liefen wir zurück zu unserer Unterkunft, duschten wir erstmal das Salzwasser ab und überlegten, wo wir heute Essen gehen wollte.
Gestern Abend auf dem Rückweg zum Apartment waren wir an einer Pizzeria vorbeigekommen, zu der wir uns begaben. Die Pizza sah zwar gut aus, schmeckte allerdings nach gar nichts. Zu allem Überfluss durfte ich mich dann in der folgenden Nacht auch noch mit Montezumas Rache herumärgern und befand mich jede Stunde auf der Toilette ein. Medikamente gegen Durchfall hatten wir nicht dabei und ich hoffte einfach, dass es am nächsten Morgen besser war. Während der Rückfahrt mit dem Schnellboot nach Santa Cruz konnte ich das echt nicht gebrauchen. Erst ne Erkältung und jetzt das auch noch. Ätzend.