Nach der kalten Nacht im Hostal Tierra Oculta in Villa Mar startete der Morgen früh. Unsere Gruppe traf sich um 7:30 Uhr im Gemeinschaftsraum zum Frühstück. Neben Kaffee und Tee gab es Brot, Marmelade, Käse, ein paar Kekse und die süße, leckere Dulce de Leche. Die Karamellcreme aus Milch ist in Bolivien übrigens sehr beliebt. Ein super Brotaufstrich für das sonst recht trockene Brot.
Eigentlich sollte es dann mit ein paar Zwischenstopps um 09:00 Uhr weiter in Richtung Colcha „K“ zu unserer Unterkunft in der Nähe des Salar de Uyuni gehen. Doch da der Hostelbesitzer leider vergessen hatte, das Mittagessen vorzubereiten, verzögerte sich unsere Abfahrt. Daher spazierten wir in Villa Mar noch etwas umher und erkundeten die abgelegene Ortschaft irgendwo im Nirgendwo.
Viel zu sehen gab es hier nicht und so setzte ich mich etwas in die wärmende Sonne, denn am Morgen war es im Andenhochland sehr kalt. Ein paar Hunde leisteten mir Gesellschaft.
Nach einer halben Stunde war dann das Mittagessen fertig und die Fahrer verstauten Gepäck und Lebensmittel. Endlich konnte es los gehen.
Erster Stopp waren ein paar Felsmalereien der Quechua-Kultur aus der Zeit der Inkas in Tomas Lakha.
Wir entdeckten die recht unscheinbaren Felszeichnungen und schauten uns diese aus der Nähe an.
Spannender war allerdings die weite Landschaft um uns herum. Rote Berge umrahmt vom Blau des Himmels und dem Grün der Steppe.
Auch ein paar Andengänse fühlten sich hier wohl.
Nachdem beide Gruppen die Felsmalereien besichtigt und auf den Felsen herumgeklettert waren, stiegen wir ins Auto und fuhren zum nächsten Highlight in Bolivien – Italia Perdida – übersetzt soviel wie verlorenes Italien (lost Italy). Die versteinerte Stadt ist ein faszinierender Ort und ein Abenteuerspielplatz für Groß und Klein, denn die Felsen können bestiegen werden. Der Legende nach war der erste Besucher dieses Orts ein Italiener, der sich in der bolivianischen Wüste verirrte, den Weg nicht mehr zurückfand und starb. Also Achtung: Nicht verloren gehen.
Da uns heute Morgen etwas Zeit verloren gegangen war, hatten wir an den Felsformationen nur rund 45 Minuten Zeit. Nicht genug, um die Gegend ausgiebig zu erkunden.
Wir liefen zu einer markanten Felsenmauer, dessen Gestein zum Klettern einlud. Was für ein toller, griffiger Fels, da hätten wir gerne die Kletterausrüstung dabei gehabt.
Da es keine Wege gab und man die Felsen nach Lust und Laune besteigen konnte, verteilten wir uns in alle Ecken und erkundeten das Gelände. Ein beeindruckendes Gebiet. Man sollte sich aber wirklich nicht zu weit entfernen, denn die Orientierung zwischen den roten Felsen ist nicht leicht und man kann sich schnell verlaufen.
Ich gönnte mir den Spaß und erklomm einen der Felsen. Auch Marcel nahm auf der gegenüberliegenden Seite den Gipfelsturm in Angriff.
Gegenüber von mir befand sich eine Felswand mit einem kleinen Loch, in dass sich gerade ein paar Touristen reinstellten, um Fotos zu machen. War ja klar, wo ich als nächstes auch hin wollte. Dafür holte ich Marcel, denn er sollte von unten ein Foto schießen.
Ich kraxelte die steile Wand hinauf, nur um dann festzustellen, dass man von der anderen Seite ganz leicht über einen sandigen Pfad zum Felsloch gekommen wäre. Hm… ok aber so hatte es ja mehr Spaß gemacht.
Nachdem die anderen Besucher fertig mit posieren waren, begab ich mich in das Loch und positionierte mich in der Mitte. Leider hat Marcel den Winkel, den ich mir vorgestellt hatte, nicht ganz getroffen und so stehe ich mehr links als in der Mitte. Aber cool war es da. Zumal man nicht zu weit nach vorne gehen durfte – Absturzgefahr! Immerhin war es nicht windig und man konnte auf einer schönen, ebenen Fläche in dem Felsen stehen.
Die Zeit der Weiterreise nahte und ich nahm den leichten Weg aus dem Felsenlabyrinth. Gemeinsam gingen wir noch einmal zu der Mauer aus rötlichen Felsen schossen dort ein Foto.
Eine letzte Klettereinlage durfte auch nicht fehlen. An einigen Stellen waren sogar Kletterrouten erkennbar. Die Felsen sind aber auch wunderbar zum kraxeln.
Oscar stoppte mit uns an der Laguna Vinto, an der wir kurz die Aussicht auf das ruhige Wasser und ein paar Flamingos genießen konnten. Diese Ruhe ist einfach unglaublich. Kein Wind, kein Rauschen, keine Flugzeuge, kein einziges Geräusch außer die Unterhaltungen der Mitreisenden.
Ein Riesenblässhuhn (giant coot, Fulica gigantea) stapfte mit seinen wahrhaft riesigen Füßen durch das schlammige Wasser. Aufgrund des grellen Gegenlichts war aber auch kein wirklich vernünftiges Foto hinzubekommen. Aber wir sollten die Riesenblässhühner während unserer Weiterreise noch häufiger zu Gesicht zu bekommen. Die riesigen Füße von dem Vogel fand ich allerdings sehr beeindruckend.
Wir setzten unsere Reise fort und ließen die unglaubliche Andenlandschaft an uns vorbeiziehen. Diese Kombination aus Salzseen und den bunten Bergen im Hintergrund sind ein wahrer Augenschmaus und am liebsten möchte man alle paar Meter anhalten und fotografieren.
Ein weiterer Höhepunkt des heutigen Tages war die Laguna Catal. Sie liegt inmitten einer Felsenlandschaft und wird aufgrund ihres dunklen Wassers auch Laguna Negra genannt. Bevor wir uns gemeinsam mit Oscar zum See begaben, brachte er die Lebensmittel für das Mittagessen zu einem Steinhaus.
Um uns herum ragten rote Felsen empor, die auch erstürmt werden können. Das Gelände ist nicht anspruchsvoll, da der Fels trocken und sehr fest ist.
Durch ein Sumpfgebiet oder Hochmoor spazierten wir in Richtung See.
Zum Glück hatten wir Wanderschuhe an, denn zwischendurch mussten immer wieder kleine Wasserläufe gequert werden. Aber diese Landschaft war wieder mal ein Traum. Wir wünschten uns erneut mehr Zeit zum erkunden. Doch der Zeitplan war eng und der Tag nicht mehr allzu lang.
Die auf dem Altiplano gelegene Lagune liegt malerisch eingebettet zwischen rötlich schimmerndem Vulkangestein. Lamas und neugierige Viscachas springen auf den Felsen umher.
Zahlreiche Vögel schwirrten um uns herum und ich versuchte einige von ihnen auf die Speicherkarte der Kamera zu bannen.
Da die Vögel nicht allzu scheu sind, konnte ich einen Rotnackentyrann (rufous-naped ground tyrant, Muscisaxicola rufivertex) direkt vor mir auf einem Felsen entdecken.
Ein Kurzschnabel-Uferwipper (buff-winged cinclodes, Cinclodes fuscus) suchte am Wasser nach Fressbarem.
Auch die Riesenblässhühner (Giant Coot, Fulica gigantea) hatten an der Lagune eine perfekte Umgebung gefunden.
Wir erreichten das Ufer der Laguna Catal, dessen Wasser tiefblau schimmerte.
Wer Lust hat, kann auch das Plateau erklimmen und von oben einen tollen Blick auf den See werfen. Während ich Ausschau nach weiteren Vögeln hielt, erklomm Marcel das felsige Terrain und genoss die Aussicht.
Die Zeit verging mal wieder wie im Flug und gemeinsam mit den anderen liefen wir zurück zur Steinhütte, wo uns das Mittagessen erwartete.
Während ich ein paar Andengänse (Andean goose, Chloephaga melanoptera) fotografierte, wurde ich skeptisch von einem Schopfentenpaar (Crested duck, Lophonetta specularioides) beäugt, die ihren Sicherheitsabstand zu mir lieber etwas vergrößerten.
Auch der Rotnackentyrann (rufous-naped ground tyrant, Muscisaxicola rufivertex) tauchte mehrmals vor meiner Linse auf.
Über die feuchte Wiese liefen wir weiter in Richtung Steinhütte. An den hohen Felsen grasten ein paar Lamas.
Erneut sah ich Schopfenten, Chile-Krickenten (yellow-billed teal, Anas flavirostris) und Andengänse. Der Ort war ein echtes Vogelparadies. Wer weiß, was mir hier noch vor die Kamera geflogen wäre, wenn wir mehr Zeit gehabt hätten.
Doch da wir mittlerweile die letzten aus der Gruppe waren, die hinterherschlichen, liefen wir weiter. Den Blick immer auf das Wasser und die Umgebung gerichtet.
Gegen 13:30 Uhr erreichten wir das Häuschen im Nirgendwo, das aber sogar einen Shop beherbergte. Wer wollte, konnte sich hier mit Getränken, Süßkram oder diversen anderen Dingen eindecken.
Wir aßen gemeinsam und spazierten bis zur Abfahrt noch etwas draußen umher.
Nächstes Ziel war nun der Cañon de la Anaconda, der ein komplettes Kontrastprogramm zur Laguna Negra bot.
Von einem Aussichtspunkt genossen wir den spektakulären Blick in die Schlucht.
Bei unserem Aufenthalt war es jedoch sehr windig, so dass man an der Abbruchkante oberhalb der Schlucht wirklich sehr gut aufpassen muss. Eine Böe könnte hier einen schon vom Plateau wehen.
Die beeindruckende Schlucht liegt übrigens mal wieder auf rund 4.000 Metern Höhe und verdankt ihren Namen dem Fluss, der sich wie eine Anakonda durch den Canyon schlängelt.
Es waren kaum andere Touren hier und wir hatten diesen besonderen Ort fast für uns alleine.
Nachdem wir ein wenig auf den Felsen herumgekraxelt waren, gingen wir zurück zum Auto, wo Oscar auf uns wartete.
Durch die fantastische Hochebene der Anden fuhren wir zu unserem letzten Stopp – der Ortschaft Julaca.
In dem trostlosen Örtchen auf dem Altiplano gibt es zwei Kneipen, die die Scharen von Touristen mit den unterschiedlichsten Biersorten versorgen. Dazu wird man mit lauter Musik beschallt. Open Air Disco mitten im Nirgendwo 😉.
Da ich kein Bier mag, nahm ich mit Cola vorlieb, während Marcel sich für das Cactus-Bier entschied.
Gemeinsam mit den Teilnehmern unserer beiden Gruppen saßen wir draußen in der Wüste und ließen uns die Nachmittagssonne ins Gesicht scheinen. Wir hatten hier allerdings rund eine Stunde Aufenthalt, bis es zu unserem Hotel in Colcha K ging. Da hätten wir uns an den anderen Spots doch länger aufhalten können.
Viel zu sehen gibt es in Julaca nicht. Wir schlenderten ein wenig zu den verlassenen Industriebaracken und warteten auf die Weiterfahrt.
Die Bahnstrecke ist übrigens immer noch aktiv und man kann sogar mit dem Zug hier hin fahren.
Wir besuchten ein paar Souvenirshops und waren froh als es dann endlich weiterging. Eine Stunde Aufenthalt fanden wir schon recht viel für so ein unbedeutendes Örtchen.
Rund 1,5 Stunden Fahrt lagen vor uns. Die Sonne ging bereits unter und gegen 19 Uhr erreichten wir unsere Unterkunft das Hotel „PedreSal de colcha K“ in Colcha „K“. Von außen kaum als solches erkennbar waren wir zuerst etwas schockiert als Oscar uns mitteilte, dass sich hier tastsächlich der Eingang zum Hotel befand.
Als wir jedoch durch den Rohbau liefen und das Salzhotel betraten, kamen wir uns vor wie in einer anderen Welt. Die Zimmer, der Flur und die anderen Räume in dem kleinem Hotel waren liebevoll dekoriert und eingerichtet. Es gab eine warme Dusche und ein gemütliches Bett. Auch das Zimmer selbst war heute nicht kalt.
Die Wände in dem Hotel sind übrigens alle aus Salz. Wer das nicht glaubt, kann gerne eine Kostprobe nehmen und einfach mal an der Wand lecken. Einziges Manko in dem Hotel war, dass es auch hier keine Fenster mit Blick nach draußen gab, sondern nur mit Blick auf den Flur. Ich vermute, das hängt mit der Kälte zusammen, die durch die Fenster schneller ins Zimmer gelangen würde. Denn Heizungen waren bis jetzt in keiner Unterkunft in Bolivien zu finden gewesen.
Gegen 20 Uhr gab es ein leckeres Abendessen und sogar eine Flasche Wein. Wir ließen den Tag Revue passieren und überlegten, was uns heute wohl am besten gefallen hatte. Schwer zu sagen, denn alle Spots waren einfach so unterschiedlich, dass sie kaum vergleichbar waren. Wir ließen daher gemeinsam den Abend ausklingen und begaben uns heute mal recht spät ins Bett. Und das, wo morgen bereits um 5 Uhr der Wecker der klingelte.