Wir frühstückten heute eine halbe Stunde später als gestern, da die Sonne sowieso erst gegen 07:30 Uhr aufging. Und sie ging – anders als per Wetterapp vorausgesagt – tatsächlich auf. Auch meiner Mutter ging es wieder gut und so stand unserer weiteren Erkundung der Insel nichts mehr im Wege. Ziel war der Nordosten der Insel und der Wasserfall Salto do Prego. Dort hatte ich eine ca. 15 Kilometer lange Rundwanderung geplant.
Ein kurzer Abstecher auf einer engen, kurvigen Straße brachte uns zum Castelo Branco. Vom Wachturm der ehemaligen Festungsanalge genossen wir einen fantastischen Rundumblick. In der Ferne konnten wir Ponta Delgada und die Ilheu de Vila Franca erkennen. Da es heute ganz schön windig war, machten wir schnell ein paar Fotos und fuhren weiter.
Auf der Autobahn ging es in Richtung Furnas. Die Ortschaft ist bekannt für ihre heißen Quellen und dem Geothermalgebiet. Dies ließen wir heute jedoch außen vor.
An zwei Aussichtspunkten legten wir noch kurze Zwischenstopps ein. Die Miradouros auf den Azoren bieten nicht nur tolle Aussichten, sondern sind auch immer top gepflegt und wie kleine Parkanlagen angelegt.
Schraubten uns in windigen Kurven die Straße nach oben. Und wo es rauf geht, geht es bekanntlich auch bald wieder hinunter.
Ausgangspunkt der Wanderung zum Salto do Prego ist das verschlafene Örtchen Moinho do Passal direkt am Meer.
Wir stellten das Auto an einem der wenigen kostenlosen Parkplätze ab und starteten unsere Wanderung auf einer Straße leicht bergauf.
Die Entfernung bis zum Wasserfall war mit 2 Kilometern angegeben.
Nachdem wir die wenigen Häuser entlang der Straße passiert hatten, wurde die Vegetation schnell dichter und die Wege schmaler. Das saftige Grün der Landschaft beeindruckte uns schon jetzt.
Schnell gewannen wir an Höhe. Die Blumensaison war zwar schon fast zu Ende aber hier und dort entdeckten wir doch immer wieder schöne bunte Blumen.
Wir gelangten zu einem Fluss, überquerten diesen auf einer Brücke und stiegen steil in Serpentinen bergan bis zum Hauptweg. Bei Regen kann der Weg sehr matschig sein.
Ein neugieriger Hahn, der wohl gerne was zum Essen abgrasen wollte, folgte uns nun auf Schritt und Tritt.
An einem Abzweig führte der Wanderweg nach unten zum Salto do Prego. Wer dem Weg nach links folgte, gelangte zu einem weiteren Wasserfall – dem Salto do Cagarrao. Wir begaben uns jedoch hinab.
Um in Ruhe Fotos machen zu können, lief ich den steilen Weg bergab vor. Über Steinstufen und Wurzeln verlor ich schnell an Höhe.
Am Wasserfall angekommen waren nur zwei weitere Frauen mit einer Wanderführerin vor Ort. Ansonsten waren wir ganz allein.
Ich versuchte ein paar Langzeitbelichtungsaufnahmen ohne Stativ hinzubekommen. Sind besser geworden als erwartet. Aber ein paar hilfreiche Steine als Ersatzstativ lassen sich ja immer finden.
Die anderen drei kamen nun auch unten an und gemeinsam genossen wir den herrlichen Anblick. Ein wirklich schöner Ort.
Nachdem wir uns satt gesehen hatten, liefen wir auf demselben Weg hinauf bis zum Abzweig. Ich unternahm noch einen kurzen Abstecher zu einem anderen Aussichtspunkt. Hier blickt man von oben auf den Wasserfall. Ist allerdings nicht unbedingt lohnend.
Wir trafen uns am Abzweig zum anderen Wasserfall ab. Aus Zeitgründen ließen wir vom Besuch jedoch ab.
Stattdessen gönnten wir uns eine Brotzeit und hatten auf einmal eine Hühnerherde um uns herum gescharrt. Kleine Küken, Hennen und Hähne wollten alle etwas von unserem Essen abhaben. Die wurden auch recht aufdringlich und sprangen einem auf die Schulter oder auf den Arm. Was zu Essen gabs trotzdem nicht.
Auf selben Weg wie wir gekommen waren, wanderten wir zurück zum Auto. Erneut genossen wir die wunderschöne Landschaft und das Grün der Pflanzen um uns herum.
Gegen 15:30 Uhr waren wir am Auto angekommen und fuhren zurück zur Hauptstraße.
Am Meer legten wir noch einen kurzen Zwischenstopp ein und genossen das Rauschen des Meeres und die sanfte Brise.
Meine Mutter und ich nahmen das auch gleich zum Anlass noch ein paar Steine zu suchen. Hier gab es einige wirklich tolle Mitbringsel. Eine Moschusente beobachtete unsere Anwesenheit ganz genau. Die große Entenart ist eigentlich in Südamerika beheimatet. Ihr schwarzes Gefieder schimmert bei Sonneneinfall.
Anstatt zur Unterkunft zurückzufahren, beschlossen wir weiter Richtung Nordeste zu fahren und ein paar Aussichtspunkte anzusteuern. Auf den Azoren gibt es viele dieser Miradouros und viele sind mit Picknickplätzen und gepflegten Gärten versehen.
Der Miradouro Da Ponta Do Sossego war unser letzter Stopp vor Nordeste und auch einer der schönsten. Die Aussicht auf das Meer und die Steilküste waren wirklich schön aber der wundervoll angelegte Garten toppte alles.
Wir legten in Nordeste einen kleinen Zwischenstopp ein und gingen in ein kleines Cafe. Ich gönnte mir ein Panini und einen heißen Kakao und Günter probierte das heimische Bier. Die anderen waren mit ihrem Kaffee zufrieden.
Da sich der Tag langsam dem Ende neigte, fuhren wir weiter und nahmen anstatt der serpentinenlastigen Küstenstraße den direkten Weg auf der Autobahn Richtung Ponta Delgada. Die Aussichtspunkte entlang der Strecke mussten daher allerdings wegfallen.
Die Sonne verschwand hinterm Horizont. Einziger Nachteil auf den Azoren ist, dass es schon sehr früh dunkel wurde (ca. 17:30 Uhr).
Den heutigen Abend ließen wir gemütlich bei einer Tiefkühlpizza ausklingen. Wobei „gemütlich“ bedeutete: „Um 20 Uhr waren alle im Bett verschwunden“. 😀