Der Morgen startete früh, denn heute ging es auf das madagassische „Festland“ – wenn man das so nennen kann. Eigentlich verließen wir ja nur die kleine Insel, um auf der großen Insel weiterzureisen 😀. Bereits zu Hause hatten wir beim Anbieter Cactus Tours eine Rundreise im Norden Madagaskars gebucht.
Das Reisen auf Madagaskar ist generell schwierig. Ein Auto ohne Fahrer bekommt man nicht, die Straßenverhältnisse sind katastrophal und in fast allen Nationalparks ist ein lokaler Guide notwendig. Außerdem sprechen wir beide nicht wirklich gut Französisch, was die Kommunikation hier deutlich erschwert. Daher hatten wir uns kurzerhand für eine organisierte Tour entschieden und können nur jedem empfehlen, dass auch so zu handhaben. Beim individuellen Reisen geht unserer Meinung nach viel zu viel Zeit verloren. Und diese ist im Urlaub bekanntlich kostbar.
Auf unserem Plan stand der Start in Antsiranana (Diego Suárez) mit Besuch der drei Buchten (Three Bays, Trois Baies) und des Smaragdmeers (Emerald Sea, Mer d´emeraude), einen Ausflug in den Amber Mountain Nationalpark (Montagne d´Ambre), zu den Red Tsingys (Tsingy Rouge) und dem Ankarana Nationalpark.
Unser Hotel hatte einen Transfer zum Hafen in Hell-Ville auf Nosy Be organisiert, von dem wir mit einem Speedboat nach Ankify, dem Hafen im Norden Madagaskars gebracht wurden.
Man ist ja immer sehr gespannt, wie das alles so klappt, denn im Gegensatz zu Deutschland läuft das in Afrika strukturell gesehen natürlich viel chaotischer ab.
Am Hafen von Hell-Ville, den wir nach 40 Minuten erreichten – wurden wir direkt von zahlreichen Kofferträgern umringt. Ein Mann – vermutlich ein Organisator am Hafen, denn er trug ein Namensschild – nahm uns in Empfang und brachte uns zum Speedboat. Er organisierte das Ticket, einen Kofferträger und das Boot. Natürlich wollte er dafür etwas mehr Trinkgeld haben, als das Speedboat generell gekostet hätte (13.000 Ariary / Person). Er nahm 15.000 Ariary / Person + Trinkgeld + Trinkgeld Koffertragen. Insgesamt landeten wir bei 50.000 Ariary. Nun gut, so lief das hier nun mal. Dafür brauchten wir uns um nichts kümmern.
Als Empfehlung: für die Kofferträger immer ein paar Scheine in der Hosentasche bereit haben. Wir haben den Leuten meist 10.000 Ariary gegeben (ca. 3 Euro). Da 1 Euro umgerechnet etwa 3.500 Ariary sind und der größte Schein 20.000 Ariary sind, bekommt man immer einen Batzen an Bargeld, den man nicht permament aus der Tasche holen möchte.
Das Speedboat benötigt übrigens nur 30 – 40 Minuten bis Ankify, die Fährüberfahrt dauert ca. 2 Stunden und die Boote sehen nicht sehr vertrauenserweckend aus.
Wir bekamen Rettungswesten angereicht, die wir anzogen und durften als erste in Boot einsteigen. Mit uns an Bord kamen noch knapp weitere 20 Personen. Ganz schön voll.
Unsere Koffer wurden ordentlich verstaut und nach kurzer Zeit ging es mit Highspeed los.
Wir flogen über die Wellen und landeten 40 Minuten später in Ankify. Als Ankunftszeit hatten wir mit Cactus Tours 08:00 Uhr vereinbart. Aber so genau kann man das nicht sagen, da es keine Fahrpläne gibt. Die Boote fahren, wenn sie voll sind.
Am Hafen angekommen, wurden unsere Koffer direkt an einen Träger übergeben, der nach unserem Touranbieter suchte.
Unser Guide Jean Richard und der Fahrer, dessen Namen ich leider vergessen habe, von Cactus Tours waren bereits da und nahmen uns in Empfang.
Nach kurzer Vorstellung fuhren wir auch schon los. 6 Stunden brauchten wir bis zu unserem heutigen Ziel Diego Suárez. Dabei waren es nur 350 km Wegstrecke. Aber warum man diese lange Zeit benötigt, konnten wir unterwegs selbst feststellen. Vor Staus braucht man sich selten zu fürchten, dafür umso mehr vor den Schlaglöchern….
Anfangs waren die Straßenverhältnisse noch ok. Es galt zwar einige Schlaglöcher zu umfahren, doch man konnte zumindest mit knapp 40km/h fahren. Zwischendurch auch mal schneller. Später änderte sich dies jedoch gravierend.
Kurz nach Start der Tour entdeckte unser Fahrer Chamäleons am Straßenrand. Wir stoppten und konnten die ersten Pantherchamäleons (Furcifer pardalis, panther chameleon) in freier Natur entdecken. Sie zählen zu den farbenprächtigsten Madagaskars.
Die Farbe hängt von den jeweiligen Verbreitungsgebieten ab. Die Männchen der Nordspitze Madagaskars sind besonders bunt. Die Weibchen sind dort grün mit einer roten Zeichnung. Auf Nosy Bé sind die Männchen hellgrün mit einer weißen, grauen, roten oder hellblauen Streifenzeichnung, die Weibchen sind schmutziggelb, grau, rosa oder lila. Auf Nosy Boraha sind die Pantherchamäleons mehr grau mit einer weißen Streifenzeichnung.
Das Pantherchamäleon kommt im Norden und an der Ostküste Madagaskars, sowie auf nahegelegenen Inseln wie Nosy Bé und Sainte Marie vor.
Wir freuten uns wie verrückt, machten zahlreiche Fotos und fuhren danach weiter.
Nach knapp 3 Stunden legten wir in Ambilobe einen kurzen Stopp ein. Mit Jean-Richard liefen wir über eine Brücke durch die Straßen der ca. 9.000 Einwohner zählenden Stadt. So viele Menschen wie hier allerdings unterwegs waren, musste die Stadt deutlich mehr als 9.000 Einwohner haben oder die Leute kamen Scharenweise aus allen umliegenden Dörfern.
Wir schlenderten durch Ambilobe und schauten uns die zahlreichen Stände entlang der Straße an. Hier gab es allerhand Zeugs zu kaufen. Von Schulsuchen über Elektronikartikeln, Kleidung bis hin zu Solarpanels in den unterschiedlichsten Größen.
Es war voll, es war heiß und ich war froh, nach ca. einem Kilometer wieder am Auto angekommen zu sein. Aber das Beinvertreten hatte ganz gut getan.
Wir folgten weiter der Nationalstraße 6, deren Zustand sich zunehmend verschlechterte. Die Schlaglöcher wurden größer und größer und teilweise war überhaupt kein Asphalt mehr vorhanden. Das nahm natürlich ordentlich Zeit in Anspruch, denn schneller als 30 km/h konnte unser Fahrer auch mit dem 4×4 nicht fahren.
An einem Aussichtspunkt stoppten wir kurz und genossen den Ausblick auf die Landschaft. Grandios.
Da die Temperatur im Auto immer weiter stieg, schaltete unserer Fahrer die Klimaanlage ein. Zum Glück funktionierte diese auch.
Wir schlichen weiter über die endemische Bundesstraße, wie unser Guide sie nannte, denn solche Straßen gibt es nur auf Madagaskar .
Unterwegs legten wir ein Nickerchen ein und waren froh, nach knapp 6 Stunden endlich in Diego Suarez angekommen zu sein. Holla die Waldfee, was für Straßen hier.
Der erste Blick bei Ankunft fällt auf den „Zuckerhut“, eine kleine kreisrunde Insel vulkanischen Ursprungs.
Eigentlich heißt Diego Suárez seit 1975 Antsiranana aber das kann sich ja keiner merken. Daher ist die Kurzform „Diego“ auch heute noch gebräuchlich.
Der Touranbieter hatte für uns zwei Nächte im Suarez Hotel einquartiert, dass sich außerhalb der Stadt befindet. Wir bekamen einen kühlen Willkommenstrunk, ein feuchtes Tuch zum Erfrischen und eine kurze Erklärung zum Ablauf des Frühstücks und Dinners im Hotel.
Danach hatten wir 15 Minuten Zeit uns frisch zu machen, bevor es weiterging. Der heutige Tag war noch nicht beendet.
Auf dem Programm standen die Three Bays – die drei Buchten.
Vom Hotel fuhren wir daher ca. 20 Minuten bis zur Sakalavabucht (Sakalava bay, Baie de Sakalava). Unterwegs stoppten wir an einem der ältesten Baobabbäume Madagaskars.
Die Sakalava-Bucht ist bei Kitesurfern sehr beliebt und es gibt nicht nur eine Lodge direkt am Strand, sondern auch eine Kiteschule.
Da sich der Tag dem Ende neigte und es zudem sehr windig war, waren kaum Leute am Strand. Wir spazierten einmal hin und zurück und fuhren danach weiter.
Über eine üble Sand- und Schotterpiste fuhren wir im Schneckentempo zur Taubenbucht (Pigeon bay, Baie de Pigeons) und Dünenbucht (Dunes bay, Baie de Dunes). Der Name klingt im Englischen irgendwie melodischer als auf Deutsch, dafür sind die beiden Buchten einfach grandios. So stellte ich mir einen einsamen, tropischen Strand vor. Smaragdgrünes Wasser und feiner, weißer Sand.
Der Tag neigte sich dem Ende und das Licht war beeindruckend. Wir spazierten am Strand der Dünenbucht entlang zurück zum Auto und fuhren kurz vor Sonnenuntergang noch zu einem Leuchtturm.
Die Aussicht von der ehemaligen französischen Wehranlage war fantastisch. In der Ferne entdeckten wir sogar Wale. Wow.
Wer mehr Zeit hat, kann die gesamte Tour übrigens auch zu Fuß zurücklegen. Die drei Buchten sind miteinander verbunden und bei Niedrigwasser kann man von der Sakalavabucht bis zur Dünenbucht wandern.
Über die Sandpiste fuhren wir zurück zur Hauptstraße und genossen unterwegs das letzte Licht dieses abwechslungsreichen Tages.
Erschöpft und kurz vor Einbruch der Dunkelheit erreichten wir unser Hotel. Wir verabschiedeten uns von den beiden und begaben uns auf unser Zimmer. Da wir den ganzen Tag noch nicht allzu viel gegessen hatten, freuten wir uns nun auf das Dinner.
Aus einer Menükarte konnten wir eine Vorspeise, ein Hauptgericht und ein Dessert auswählen. Der Preis war bereits in unserer Tourbuchung inkludiert.
Zu uns gesellte sich ein neugieriger Lemur namens Kiki, der gerne etwas vom Essen abhaben wollte. Aber wir blieben standhaft.
Nach dem langen Tag waren wir froh, endlich ins Bett gehen zu können und schliefen bald ein.
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