Nach einem weiteren Polartag mit 24 Stunden Helligkeit, ließen wir auch den heutigen Tag im Youth Hostel Kangerlussuaq entspannt starten. In den letzten beiden Tagen hatten wir den markanten Berg Sugar Loaf häufig schon bewundern dürfen; heute sollte es genau dort hinauf gehen.
Doch zunächst frühstückten wir in Ruhe. Im Hostel war es wirklich sehr ruhig, da es nur wenige Gäste gab. Heute waren nur eine Schweizerin und ein Deutscher, den wir im weiteren Reiseverlauf noch häufiger treffen sollten, vor Ort.
Gegen 10 Uhr brachen wir auf und liefen wie üblich in Richtung Flughafen. Kangerlussuaq ist ein überschaubares Örtchen, in dem es auch nicht wirklich viel zu sehen gibt.
Entlang der „Hauptverkehrsstraße“, die allerdings nicht stark befahren war, erreichten wir den Abzweig zum Inlandseis, dem Russell-Gletscher und dem Sugar Loaf. Rund 7 Kilometer lagen von hier aus vor uns – one way. Es war also wieder einmal ein langer Wandertag mit rund 20 Kilometern zu erwarten. Nicht unbedingt meine Wohlfühllänge.
Die Schotterstraße war uns von der Fahrradtour mit dem E-Fatbike zum Inlandseis schon gut bekannt, denn auf dem Weg dorthin passiert man zwangsläufig den Sugar Loaf Mountain. Da die Radtour mit rund 80 Kilometern insgesamt sehr lang war, hatten wir auf einen Aufstieg am gleichen Tag verzichtet. Wir hatten extra ein paar Tage mehr in Kangerlussuaq eingeplant, um nicht gleich zu Beginn des Urlaubs so einen Stress zu haben. Man wird ja älter.
Wir folgten der breiten Piste und genossen die Aussicht auf die arktische Tundra.
Irgendwo sollte es hier auch mal einen Golfplatz gegeben haben aber wir sahen keine Spuren des ehemals nördlichsten Golfplatzes der Welt. Schade, dass der Platz nicht mehr gepflegt wird. In der rauen Natur hätten wir gerne mal ein paar Löcher gespielt. Allerdings bestand der Golfplatz auch nur aus Sand und Tundravegetation.
Wir liefen weiter des Weges bis zu einem Picknickplatz mit Blick auf den reißenden Schmelzwasserfluss Akuliarusiarsuup Kuua (Sandflugtdalen).
Das Wetter war angenehm und noch schien die Sonne. Das lockte heute auch die Mücken wieder in Schwärmen an. An eine lange Pause brauchten wir daher nicht zu denken. Wer also Kangerlussuaq im Juni plant, sollte Mückenspray dabei haben. In Ilulissat und Nuuk war die Wetterprognose für die nächsten Tage viel kühler, so das wir auf den Kauf eines Mückensprays verzichteten.
Trotz dessen, das wir den Weg schon kannten, konnten wir heute zu Fuß die Landschaft viel intensiver wahrnehmen als auf dem Fahrrad.
Der Sugar Loaf Mountain kam langsam näher. Zahlreiche Spornammern zwitscherten in den Sträuchern um uns herum.
Wir gelangten zu einem See, an dem sich auch ein privates Haus befand. Leider wurde so langsam das Wetter schlechter und es zog sich zu. Sonne war nicht mehr viel zu erwarten. Wir hofften, dass es zumindest trocken blieb.
Rund um den See befindet sich ein ehemaliges Minenfeld. Vor dem Betreten wird gewarnt. Den Gipfel des Sugar Loaf daher unbedingt auf dem offiziellen Weg besteigen und nicht über die Trampelpfade abkürzen.
Über einen Schotterweg begaben wir uns an den Aufstieg.
Die Sicht wurde immer besser, je höher wir kamen.
Im Gebüsch neben uns hörten wir ein komisches Geräusch und wollten wissen, was sich da vor uns versteckte.
Wir sahen unser erstes Alpenschneehuhn (Rock ptarmigan, Lagopus muta).
Das possierliche Tierchen hatte kaum Angst vor uns und wir beobachteten es mit ausreichend Entfernung.
Vom Schotterweg bogen wir nach links auf einen schmalen Pfad ab und asteten uns steil bergauf.
Wir gelangten zum weitläufigen Gipfelplateau und folgten dem Pfad nur noch leicht ansteigend durch die vegetationsarme Landschaft. Was für ein toller Ausblick.
Am höchsten Punkt setzten wir uns auf einen Stein und hofften, dass die Mücken nicht direkt wieder ankamen.
Wir hatten Glück, denn es wehte ein leichtes Lüftchen und die Viecher schafften es nicht, näher zu kommen.
Der Blick vom Sugar Loaf reichte bis zum beeindruckenden Inlandseis, auf dem wir vor zwei Tage noch selbst gestanden hatten. Was für eine beeindruckende Naturkulisse.
Wir schossen zahlreiche Fotos und genossen die Aussicht.
Sobald der Wind allerdings nachließ, rückten direkt die Mücken an. Wir traten daher nach einer knappen Stunde den Rückweg an.
Bergab liefen wir mit Blick auf Kangerlussuaq und den Fjord auf selben Weg zurück zur Schotterstraße.
Das Schneehuhn war übrigens immer noch da. Schien wohl sein Gebiet hier zu sein. Das Weibchen kreuzte sogar unseren Weg. Es war allerdings so verdutzt, dass es schnell im Unterholz verschwand.
Nach rund 45 Minuten erreichten wir den Abzweig und folgten der Straße nach links zurück nach Kangerlussuaq.
2 Kilometer vor Kangerlussuaq entdeckten wir tatsächlich die Überbleibsel des ehemaligen Sondie Arctic Desert Golf Clubs. Ein paar Fahnen an den Grüns wehten einsam im Wind.
Auch das ehemalige Clubhaus und ein paar Abschlagsmatten der Driving Range entdeckten wir. Ein Lost Place, den wir noch kurz erkunden wollten.
Als passionierte Golfanfänger hofften wir vielleicht auf einen gebrandeten Ball 😂.
Wir betraten das Clubhaus und sahen uns um.
Wann genau der Sondie Arctic Desert Golf Club seine Pforten für immer schloss, ließ sich nicht herausfinden. Die letzten Scorekarten und die Übersichtskarte der Spieler der grönländischen Meisterschaft stammten aus dem Jahr 1998. Eine Frau im Souvenirshop erzählte uns, dass der Platz 2005 oder 2006 aufgegeben wurde, da die Pflege zu aufwendig war und in Kangerlussuaq zu wenig Leute Golf spielten. Vermutlich war der Platz damals für die Amerikaner angelegt worden. Der Nuuk Golfklub in der gleichnamigen Hauptstadt hingegen ist noch aktiv und während unserem Aufenthalt wollten wir dort auf jeden Fall auch eine Runde spielen.
Nach der kleinen Erkundungstour verließen wir das ehemalige Clubhaus. Einen Ball hatten wir leider nicht gefunden aber dafür Tees 🤣.
Auf unserem Weg zurück nach Kangerlussuaq passierten wir einen See, auf dem sich zwei Odinshühnchen (Red-necked phalarope, Phalaropus lobatus) treiben ließen.
Leichter Regen setzte ein und wir begaben uns auf den letzten Metern zurück zur Hauptstraße.
Auf Reis und Nudeln hatten wir heute nicht schon wieder Lust, so dass ich mir eine Tiefkühlpizza im Supermarkt kaufte. Selbst im hohen Norden war Dr. Oetker (unbezahlte Werbung) vertreten.
Die Sonne ließ sich heute nicht mehr blicken und wir ließen den Tag gemütlich ausklingen.
