Temperaturen weit über 30° Celsius sind für mich – im wahrsten Sinne des Wortes – die Hölle auf Erden. Über das Wochenende fuhren wir daher mit meiner Mutter und meiner Schwester nach Emden. Für heute war ein Tagesausflug auf die Insel Baltrum geplant.
Im Norden herrschten zwar auch Temperaturen von knapp 30° Celsius aber am Meer lassen sich diese besser aushalten als im Westen Deutschlands. Zudem sagte die Wetterprognose für unsere Heimat Temperaturen von rund 38° Celsius voraus.
Nach dem Frühstück verließen wir daher das Boardinghouse Emden (Quartier 96 – Boardinghouse Emden) und fuhren für einen kleinen Spaziergang in die Stadt.
Vom alten Binnenhafen spazierten wir am Museumsfeuerschiff „Amrumbank Deutsche Bucht“ vorbei zum Otto Huus.
Dat Otto Huus ist halb Museum, halb Shop und halb Ferienwohnung. Das Museum beinhaltet eine Sammlung von Artefakten und Geschichten rund um Otto Waalkes. Wer Lust hat, kann sich auch alte Otto-Filme anschauen. Danach kann im Souvenirshop nach Mitbringsel für zu Hause Ausschau gehalten werden.
Nachdem wir fündig geworden waren, liefen wir noch etwas für die Fußgängerzone. Bereits am Morgen war es unsagbar schwül und wir freuten uns auf die etwas kühleren Temperaturen und vor allem über eine Abkühlung am Meer auf Baltrum.
Mit der Fähre wollten wir uns um 13:00 Uhr von Neßmersiel in 30 Minuten auf die Insel schippern lassen. Die Tickets hatten wir bereits vorab im Internet (www.baltrum-linie.de) gekauft (Hin- und Rückfahrt 26 Euro / Person).
Ein wenig außer Acht hatten wir die Fahrzeit von rund einer Stunde gelassen. In Emden begaben wir uns daher schnellen Schrittes zurück zum Auto und fuhren um 11:45 Uhr zum Fährhafen in Neßmersiel.
Verkehr und Straßensperrungen verlängerten unsere Fahrzeit um rund 10 Minuten, so dass wir das Erreichen der Fähre um 13:00 Uhr eigentlich schon für unmöglich hielten.
Glücklicherweise ist der Fährhafen in Neßmersiel allerdings sehr überschaubar und nachdem wir die Parkgebühr in Höhe von 6 Euro bezahlt hatten, konnten wir uns direkt zur kleinen Fähre begeben. Glück gehabt.
Wir nahmen im Innenraum Platz und warteten auf das Ablegen des Bootes.
Gegen 13:10 Uhr ging es los und vom Außenbereich genossen wir die Sicht auf den Hafen.
Am Horizont entdeckten wir die kleine, autofreie Insel Baltrum. Es ist übrigens möglich bei Ebbe eine Wattwanderung von Neßmersiel nach Baltrum zu unternehmen (ca. 7 Kilometer in rund 3 Stunden). Aber nicht auf eigene Faust loslaufen, sondern nur mit geführter Tour!
Vorbei an den Seehundbänken erreichten wir gegen 13:40 Uhr die flächenmäßig kleinste der sieben dauerhaft bewohnten Ostfriesischen Inseln.
Baltrum hat eine Länge von fünf Kilometern und eine Breite von bis zu 1,4 Kilometern. Die Fläche beträgt derzeit rund 6,5 Quadratkilometer.
Wir hatten uns kein bestimmtes Ziel herausgesucht, sondern wollten nur ein wenig über die Insel flanieren. Bis zum Ablegen der Fähre nach Neßmersiel um 17:45 Uhr hatten wir daher etwa 4 Stunden Zeit für unseren Erkundungstrip.
Anhand eines Geocaches ließen wir uns über einen Teil der Insel führen. Ich hatte außerdem auch einen GPS-Track von rund 15 Kilometern vorbereitet. Allerdings war es auf Baltrum mit 27° Celsius wärmer als ich erwartet hatte und 15 Kilometer durch die sengende Sommersonne zu laufen, erschien uns wenig attraktiv.
Unser Ziel war daher die höchste Erhebung der Insel – die in der Inselmitte befindliche Aussichtsdüne mit 19,3 Metern über Meeresniveau.
Vom Hafen liefen wir zur alten Inselkirche. Sie ist das zweitälteste erhaltene Gotteshaus auf einer ostfriesischen Insel und wurde 1826 als evangelisch-lutherische Kirche erbaut. Die Kirche bietet nur rund 50 Personen Platz. Als „Glockenturm“ besitzt die Alte Inselkirche neben dem Kirchengebäude ein einfaches Holzgerüst, in dem die Glocke eines vor der Insel gestrandeten holländischen Segelschiffs hängt. Die „Inselglocke“ ist Wahrzeichen der Insel und findet sich auch im Wappen der Insel wieder. Die Kirche wird heute, nach zwischenzeitlicher Nutzung als katholische Kirche und Leichenhalle, nur noch für Trauungen und Taufen sowie für kulturelle Veranstaltungen genutzt.
Wir gelangten durch die ruhigen Straßen des Westdorfs zu einer Mole mit Blick auf das Meer. Auf Baltrum gibt es keine offiziellen Straßennamen, sondern lediglich Hausnummern.
Am Strand herrschte bereits Hochbetrieb. Wir bogen von der Mole zur Dorfmitte der autofreien Insel ab und gönnten uns ein erfrischendes Eis. Die heutige Devise war: Alles langsam angehen lassen.
Mittlerweile hatten wir 14:45 Uhr und wenn wir es noch bis zur Aussichtsdüne schaffen wollten, mussten wir jetzt auch mal langsam los. Ein asphaltierter Fußweg brachte uns hinaus in die Dünenlandschaft.
Von Aussichtspunkt „Willy’s Utkiek“ genossen wir einen herrlichen Blick auf das Meer und die Dünen.
Wir bogen vom Asphalt auf einen sandigen Naturpfad ab, der uns mitten durch die Dünen führte. Die Sonne schien erbarmungslos auf uns nieder. Schatten gab es so gut wie keinen.
Im Auf und Ab waren wir daher froh als wir einen Zugang zum Meer entdeckten und diesem durch feinen, weißen Sand abwärts zum kühlen Nass folgten.
Ein Fußmarsch über spitze Muscheln, die aus dem Sand ragten, lag noch vor uns, dann aber waren wir endlich am Meer. Wir packten die Handtücher aus und testeten die Wassertemperatur. Das Wasser war viel wärmer, als ich es erwartet hatte.
Der Strand fiel nur leicht ab und wir konnten meterweit ins seichte Meer hineingehen. Das Wasser reichte nur bis zu den Knien. Das war ja ein Traum.
Keine Algen, keine Steine, keine Quallen und keine Muscheln störten das Badevergnügen. Meine Schwester und ich hatten kein Badezeug dabei und blieben daher im knietiefen Wasser.
Marcel gönnte sich den Spaß und stürzte sich in die Fluten.
Bevor wir weiter zur Aussichtsdüne liefen, entspannten wir uns am Strand und blickten auf das Meer.
Am Horizont bildeten sich die ersten Quellwolken und ließen die für heute angekündigten Gewitter näher rücken. Hoffentlich erst, wenn wir in Neßmersiel im Auto saßen.
Gegen 16 Uhr brachen wir auf und marschierten zur Aussichtsdüne.
Wir gelangten auf einen asphaltierten Weg, der uns durch die wunderschöne Dünenlandschaft zu einem kleinen Wäldchen führte. Die schattenspendenden Bäume des kleinen Waldgebiets kamen tatsächlich etwas unerwartet 😉.
Kurze Zeit verließen wir den Wald und folgten den Pfad bergauf zur Aussichtsdüne.
Wir genossen einen herrlichen Ausblick über die Insel, die fast komplett zu sehen war.
So langsam wurde es Zeit für den Rückweg. Rund eine Stunde lag bis zur Abfahrt der Fähre nach Neßmersiel nur noch vor uns.
Durch die Dünen liefen wir zurück in Richtung Hafen.
Eine breite Asphaltstraße führte uns vom Ostdorf zurück zum Westdorf.
Vom historischen Pfahlschutzwerk am Westkopf der Insel blickten wir auf das Meer und die aufziehende Gewitterfront.
Das historische Pfahlschutzwerk diente im 19. Jahrhundert als Wellenbrecher, bevor die massive Strandmauer um den Westkopf errichtet wurde. Auf einem der Pfähle saß ein Austernfischer und verteidigte sein Brutrevier mit lauten Rufen.
Wir schlenderten zurück zum Hafen, blickten ein letztes Mal auf das Meer und die weiße Dünenlandschaft und begaben uns auf die Fähre zurück nach Neßmersiel.
Die Zeit war wie im Flug vergangen. Gerne hätten wir heute eine Nacht auf der wunderschönen Insel verbracht. Baltrum hat uns wirklich sehr gut gefallen.
Die Unwetterfront kam näher und näher und wir waren froh, dass wir Neßmersiel trockenen Fußes erreichten. Nur 15 Minuten später begann es zu Regnen und zu Gewittern. Da saßen wir jedoch glücklicherweise schon im Auto in Richtung Heimat.