Albanien: Fahrt nach Berat und Gjirokastra

Nach unserer gestrigen Anreise nach Amsterdam und unserer Übernachtung im NH-Hotel Amsterdam Shiphol, brachte uns der Shuttlebus am frühen Morgen zum Flughafen. Unser Flug mit Transavia nach Tirana hob bereits um 06:30 Uhr ab.

Da wir vermutet hatten, dass der Check-In und die Sicherheitskontrolle länger Zeit in Anspruch nehmen würden, waren wir gegen 04:15 Uhr bereits am Flughafen. Allerdings ging alles recht schnell und so verblieb noch einige Wartezeit bis zum Boarding.

Als dann kurz vor dem Einsteigen ins Flugzeug ein Mann von der Polizei festgenommen wurde, der auch auf dem Flug nach Albanien gebucht war, wurde mir etwas mulmig zumute. Man weiß ja nie so genau, warum er gesucht und sogar in Handschellen abgeführt wurde.

Mittlerweile ist das Fliegen sowieso eher eine Qual für mich und ich bin selbst nach einem Zweistundenflug immer froh, wieder festen Boden unter den Füßen zu haben.

Der Flug mit Tirana und unserer Boeing 737 verlief sehr ruhig und ohne Turbulenzen. Um 09:30 Uhr landeten wir und verbrachten danach eine gute halbe Stunde, bis wir durch die Passkontrolle waren. Da wir vom Flugzeug aus noch mit dem Bus fahren mussten und natürlich – so Murphy es wollte – im letzten Bus saßen, waren fast alle Leute aus unserem Flug nun vor uns. Dumm gelaufen.

Nachdem wir dann endlich draußen waren, begaben wir uns zum Hertz-Schalter, um unseren Mietwagen abzuholen. Auch diesmal wurden wir mit dem Auto zum richtigen Büro gefahren, da es am Flughafen keines gab. So konnten wir direkt Kontakt mit unserem Mietwagen aufnehmen, denn der Fahrer übergab uns danach die Schlüssel des VW Passats. Ob das nun sein Privatwagen war oder ein Mietwagen – man weiß es nicht :-D.

Schnell wurden die Formalitäten geklärt und das GPS angeschmissen. Auf die Frage, ob es nicht einen kleineren Wagen gab, sagte der Mann nur ganz trocken, dass wir ja mit Hertz Gold ein Upgrade bekommen hätten. Im Nachhinein betrachtet waren wir froh darüber 🙂.

Da wir das Auto mit leerem Tank entgegen nahmen und auch wieder abgeben mussten, fuhren wir direkt zur Tankstelle und tankten voll. Ein Fehler, da wir leider nicht soviele Kilometer fahren würden, wie Liter in den Tank passten. Und da in Albanien wahrscheinlich auf jeden Einwohner eine Tankstelle kommt, hätten wir uns das Volltanken sparen können. Es gibt wirklich überall Tankstellen in dem Land. Selbst mitten in der Pampa.

Als ersten Punkt des heutigen Tages steuerten wir Berat an. Die Stadt der tausend Fenster, die 1961 offiziell zur Museumsstadt ernannt und 2008 UNESCO-Welterbe wurde, steht unter besonderem Schutz: In drei Stadtteilen mit den typischen historischen weißen Häusern sind Neubauten verboten. Insbesondere dank der drei Altstadt-Quartiere Mangalem, Gorica und Kalaja und den vielen Moscheen und Kirchen gilt Berat als eine der wichtigsten Sehenswürdigkeiten des Landes.

Zuerst lagen aber noch 120km Fahrtstrecke vor uns. Die Straßenverhältnisse in Albanien sind generell als „gut befahrbar“ zu bezeichnen. Allerdings gibt es nur eine Teilstrecke, die man als Autobahn bezeichnen kann und einige Straßen sind mit tiefen Schlaglöchern übersät. Da wir durch kleinere Städte fahren mussten, betrug die Fahrtzeit gute 2 Stunden. Schneller als 80 km/h konnten wir selten fahren, auch wenn die Albaner das ein wenig anders halten 😉. Und wir haben festgestellt, wenn die Angabe auf einem Geschwindigkeitsschild mit 20km/h angegeben wird, sollte man sich als Tourist auch dran halten, denn meist erwartet einen ein riesiges Schlagloch, fehlende Fahrbahn oder eine sonstige Überraschung 😀.  Zudem gibt es häufig Polizeikontrollen. Gesetzlich vorgeschrieben ist auch das Fahren mit Licht.

Unser Punkt im GPS war die Burg von Berat. Auf den letzten Kilometern verengte sich die Straße stark und wir hofften, dass nicht allzu oft jemand von vorne kam. Jetzt waren wir doch dankbar, ein hochmotorisiertes Auto bekommen zu haben. Wir können nur empfehlen, darauf zu achten, ein Auto mit viel PS zu mieten, denn gerade in den Städten sind die Straßen sehr steil und eng. Wir mussten manchmal auch steil rückwärts fahren oder an einem Berg anfahren, was mit einem Kleinwagen wirklich interessant werden kann.

An der Burg selbst war kaum etwas los. Da man aber Eintritt (100 ALL (Albanische Lek)/ Person) bezahlen musste und wir noch kein Geld gewechselt hatten, genossen wir kurz den Ausblick auf Berat und fuhren erstmal hinab in die Stadt.

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Über eine abenteuerliche und sehr steile Straße landeten wir direkt in der Stadtmitte. Die Straße sollte es später auch wieder hinaufgehen. Im Zentrum suchten wir einen Parkplatz und schlenderten etwas durch die Fußgängerzone.

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An der Universität kehrten wir um und setzten uns in ein Café. Interessant war, dass es hier anscheinend kein Problem ist, eine Moschee direkt neben einer Kirche zu bauen.

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Wir genossen den Ausblick auf den Stadtteil Mangalem. Die Häuser stehen sehr dicht, die Fassaden zum Tal haben alle große Fenster. Dem Viertel verdankt die Stadt ihre Bezeichnung „Stadt der tausend Fenster“. Im ehemals nur von Muslimen bewohnten Quartier liegen die Junggesellenmoschee, die Bleimoschee und die Königsmoschee sowie die Halveti-Tekke und das Ethnographische Museum, das einen Einblick in die Lebensweise zur türkischen Zeit erlaubt. Fast an der steilsten Stelle des Burgbergs klebt die kleine Michaelis-Kirche über dem Fluss. Ein beeindruckendes Bild.

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Über eine Brücke, die nur für Fußgänger zugänglich ist, liefen wir in das Stadtviertel Gorica. Von hier hatten wir abermals einen tollen Blick auf die wunderschöne Häuserfassade. Nach einem kurzen Rundgang durch die engen Gassen des Viertels, gingen wir wieder über die Brücke und fuhren mit dem Auto zur Burg hinauf.

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Die Burgfestung Kala/-ja genannt, gehört zu den am meisten besuchten und wichtigsten Sehenswürdigkeiten von Berat. Sie ist auch Wahrzeichen der Stadt und ist auf dem Stadtwappen abgebildet. Das Burgviertel besteht noch heute aus zahlreichen kleinen Häusern, wovon die meisten aus Stein gebaut sind.

Die Burganlage ist allerdings recht unübersichtlich und die einzige Sehenswürdigkeit die ausgeschildert war, war das Onufri-Museum, das Werke des gleichnamigen und bedeutendsten albanischen Ikonen-Malers zeigt. Durch kleine Gassen liefen wir hinauf und statteten diesem einen kurzen Besuch ab. Fotografieren ist jedoch nicht erlaubt.

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Wir schlenderten noch ein wenig durch die Gassen und begaben uns zurück zum Auto. Mittlerweile war es in der Mittagssonne auch ganz schön warm.

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Marcel ließ es sich natürlich nicht nehmen, noch einmal die Burgmauer zu erklimmen. In Albanien gibt es selten abgezäunte Bereiche, die man nicht betreten darf. Das fanden wir schon ziemlich cool.

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Mit Blick ins Tal verabschiedeten wir uns nach unserem zweistündigen Aufenthalt und fuhren weiter Richtung Gjirokastra – dem heutigen Endpunkt.

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Noch einmal lagen 160km vor uns und weitaus schlechtere Straßenverhältnisse als auf dem Weg nach Berat. An einigen Stellen endete auf einmal die asphaltierte Straße und wir mussten für ein paar Meter über buckelige Schotterpisten fahren. Ganz schön aufregend, zumal wir nicht unbedingt ein geländegängiges Fahrzeug besaßen 😀.

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Am Straßenrand entdeckten wir häufig Ziegen, Esel und sonstige Vierbeiner, die in Ruhe grasten oder über die Straße getrieben wurden.

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Je näher wir unserem Ziel kamen, desto bergiger wurde die Landschaft. Wir genossen die tollen Ausblicke und die Weite, die sich vor uns eröffnete. So hatten wir uns Albanien nicht vorgestellt. Ein echt tolles und bislang noch touristisch unentdecktes Land (wobei wir unterwegs viele Wohnmobile mit deutschem Kennzeichen sahen).

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Nach knapp 3 Stunden und einer Polizeikontrolle (der Polizist konnte allerdings kein Englisch und ließ uns weiterfahren) erreichten wir das Zentrum von Gjirokastra. Da unser Hotel in der Altstadt lag, galt es nun, einiges an Höhenmetern zu gewinnen. Und die Straßen waren wieder ein Abenteuer für sich. Steile Pässe und enge Kurven, wo man einigen Stellen einfach nur hoffte, dass niemand von vorne kam, brachten uns zu unserem Hotel.

Froh, endlich angekommen zu sein, stellten wir den Wagen ab und checkten ein. Der Besitzer konnte zwar kaum Englisch, war aber sehr freundlich und zeigte uns unser Zimmer für heute Nacht.

Das historische Zentrum Gjirokastras zählt übrigens wie Berat zum UNESCO-Weltkulturerbe. Den Beinamen „Stadt der Steine“ verdankt Gjirokastra seinem einzigartigen Stadtbild. Markante, kleinen Trutzburgen ähnelnde Häuser prägen seit Jahrhunderten die Viertel um die Burg, die heutige Altstadt. Bedeckt mit Steinplatten aus den nahen Gebirgen dienten die Dächer früher dazu, die Innentemperatur der Häuser zu regulieren. Dies war für das Leben in dieser klimatisch kontinental geprägten Landschaft sehr von Vorteil. So blieben im Sommer die Häuser recht kühl, während im Winter große Kälte verhindert werden konnte. Ein anderer Grund für das Benutzen von Steinmaterial für die Dächer war, dass andere Materialien wie Ziegel viel teurer waren und Stein in der Umgebung reichlich vorhanden war. Weiße Außenfassaden, hohe Holzfenster sowie viele kleine Innenhöfe mit riesigen hölzernen Hoftoren charakterisieren weiters das Altstadtbild. Entlang der steilen Hänge führen enge, kunstvoll gepflasterte Gassen, die die verschiedenen Viertel untereinander verbinden und im 18. Jahrhundert angelegt wurden.

Da wir von der Anreise ganz schön kaputt waren, wollten wir unsere Besichtigungstour heute nur auf die Burg beschränken und danach etwas essen gehen.

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Die Burg beherbergt neben dem Nationalen Museum für Waffen auch einen Uhrturm und einige andere charakteristische Häuser. Der Eintritt kostete 200 ALL/Person (ca. 1,50 Euro). Die Burgfestung gefiel uns besser als in Berat, da sie viel übersichtlicher war. Der Blick von oben auf die Stadt und die nahen Berge war einfach traumhaft.

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Mehrere große Bürgerhäuser in Gjirokastra können von Touristen besucht werden, obwohl sie noch in Privatbesitz sind. Hierzu gehört neben dem Zekate-Haus auch das Skënduli-Haus. Doch den Besuch eines der Häuser hoben wir uns für morgen auf.

Wir begaben uns zurück ins Hotel und suchten ein nahegelegenes Restaurant. Fußläufig erreichbar war die Taverna Kuka.

In schöner Atmosphäre (ähnelte einem gepflegten deutschen Biergarten) gab es leckere nationale und internationale Köstlichkeiten. Während Marcel sich eine gemischte Fleischplatte und eine Vorspeise gönnte, wählte ich Pommes und Putenfleisch mit Pilzrahmsauce. Sehr lecker aber viel zu viel. (K)eine Vorspeise hätte locker auch ausgereicht. Dazu nahmen wir eine halbe Flasche Weißwein und ein Wasser. Insgesamt kostete uns das Essen keine 25 Euro.

Müde und geschlaucht begaben wir uns zurück zum Hotel. Marcel genoss den lauen Sommerabend noch auf unserer kleinen Terrasse und ich schlich mich ins Bett. In dem Zimmer war es durch das Steingemäuer angenehm kühl und die Klimaanlage konnten wir daher aus lassen.

Der erste Tag in Albanien hatte uns schon sehr beeindruckt und wir waren gespannt, was uns noch erwartete.