Am nächsten Morgen stand eine kurze Besichtigung Gjirokastras auf unserem Programm, bevor es weiter zu einer der bekanntesten Sehenswürdigkeiten Albaniens gehen sollte – der Karstquelle Syri i Kaltër (auch „Blue Eye“ genannt).
Nach dem Frühstück gingen wir zu Fuß hinauf ins Quartier Dunavat. Da wir allerdings nicht so recht wussten, was wir uns anschauen wollten und die Beschilderung zu touristischen Attraktionen zu wünschen übrig ließ, kehrten wir wieder um und liefen hinab in Richtung Skënduli-Haus, eines der öffentlich zugänglichen Häuser Gjirokastras, dass sich heute in Privatbesitz findet. Der Eintritt kostete 200 ALL / Person (ca. 1,50 EUR).
Als wir etwas planlos vor dem Gebäude standen eilte uns eine nette Frau von der anderen Seite zu Hilfe und brachte uns zum Eingang des Hauses. Der ältere Herr, der sich um das Haus kümmert (oder selbst hier wohnt – das konnten wir nicht in Erfahrung bringen), führte uns durch das ehemalige Bürgerhaus, dass um 1700 von Skënder Skënduli – einem der reichsten Männer Südalbaniens – erbaut wurde. Mit viel Liebe und einen Mix aus italienisch, französisch und englisch zeigte und erklärte er uns in Ruhe jeden Raum. Interessant zu sehen, wie die Leute früher gelebt hatten und wie verwinkelt die Häuser waren.
Das Haus hat ingesamt 64 Fenster, 40 Türen, 9 Kamine und 7 Feuerstellen. Die große Anzahl der Kamine zeugte vom Reichtum und dem Ansehen der Skënduli Familie.
Über eine steile Stiege erreichten wir das Obergeschoss des Hauses, wo sich die Schlafzimmer (Sommer- und Winterräume) befanden. Hier saßen die Familienmitglieder entweder zusammen in einem Raum oder getrennt nach Geschlechtern. Von einem Balkon konnten die Leute den unverbauten Blick in die Ferne genießen.
Nach einer halben Stunde war die Führung beendet und wir liefen zurück zum Auto.
Wir genossen einen letzten Blick auf Gjirokastra und wählten den nächsten Punkt – die Karstquelle Syri i Kaltër – im GPS aus. Da uns das Gerät allerdings etwas anders schickte als auf dem Hinweg, landeten wir zuerst in einer Sackgasse und mussten danach in den steilen und engen Straßen der Altstadt wenden. Das war ein Abenteuer für sich und einmal mehr waren wir froh, ein hochmotorisiertes Auto bekommen zu haben.
Nachdem wir diese „kleine“ Unannehmlichkeit mit viel Schweiß, Fluchen und Millimeterarbeit überwunden hatten, erreichten wir wieder eine normale Straße und fuhren knapp 30km bis zum „Blauen Auge“. Für eine Hauptattraktion war die Ausschilderung wirklich schlecht. Besser gesagt, Schilder waren gar nicht vorhanden. Glücklicherweise hatten wir unser GPS dabei. Allerdings wollte uns das Gerät zuerst einen Wanderweg entlang schicken. Wir ignorierten die Abbiegemeldung und fuhren weiter. An der nächsten Möglichkeit abzubiegen fanden wir dann auch das erste und einzige Mal ein Schild mit dem Hinweis auf die Quelle 😀.
Bevor wir eine Staumauer überquerten, musste eine Parkplatzgebühr und Eintritt bezahlten werden (200 ALL fürs Parken und 50 ALL/Person Eintritt).
Über eine Schotterpiste mit einigen Schlaglöchern und Furchen fuhren wir ca. 2km bis zum Ziel.
Parkplätze waren in ausreichender Zahl vorhanden und wir waren froh, uns mal wieder ein wenig bewegen zu können.
Die Karstquelle ist die wasserreichste Quelle des Landes. Das Wasser tritt unter hohem Druck aus einem Quelltopf hervor, dessen genaue Tiefe noch nicht erkundet werden konnte. Das klare, smaragdgrüne Wasser ist nur ca. 12° C warm.
Auch wir sahen uns um und waren begeistert von dieser schönen Landschaft.
Von einer Aussichtsplattform kann man auf die sprudelnde Quelle blicken.
Auf schmalen Wegen kann man einige Meter bis zu einem Restaurant laufen, in dem man etwas Essen oder Trinken und den Blick auf die herrliche Landschaft genießen kann. Allerdings gibt es nur wenige Tiere. Wir hatten mit mehr Wasservögeln gerechnet, entdeckten jedoch nur Frösche und zahlreiche blauschimmernde Libellen.
Wir ließen den Tag ruhig beginnen und gönnten uns eine erholsame Pause.
Danach fuhren wir weiter zu unserem heutigen Endziel Dhermi, dass sich direkt am Meer befindet.
Die Straße war gut ausgebaut und ließ sich ohne Probleme auch mit 90km/h fahren. Unterwegs entdeckten wir zahlreiche Baracken ehemaliger Häuser.
Wir fuhren durch Saranda und erreichten nach knapp 1,5 Stunden Fahrt entlang der kurvenreichen Küstenstraße die Bucht Porto Palermo, an der wir einen Zwischenstopp einlegten.
In der Mitte der Bucht liegt eine kleine Halbinsel, deren Verbindung zum Festland als Stellplatz für Campingwagen und als Badestrand dient.
Auf der Halbinsel liegt eine gut erhaltene alte Festung, die Kalaja e Porto Palermos. Die Anlage mit dreieckigem Grundriss und drei runden Eckbastionen ist der dreieckigen Festung in Butrint ähnlich. Sie lag einst in militärischem Sperrgebiet und wurde während der kommunistischen Zeit noch vom albanischen Militär genutzt. Heute ist die Festung gegen eine kleine Gebühr (100 ALL / Person) zugänglich und kann erkundet werden. Durch die dunklen Gewölbe gelangt man auf das Dach, von wo man einen schönen Ausblick auf die Bucht hat.
Im Café auf der gegenüberliegenden Seite der Bucht gönnten wir uns noch eine kleine Getränkepause und fuhren danach unserem Endpunkt entgegen.
Unsere Unterkunft für diese Nacht sollte das Augustus Hotel sein. Leider teilte uns der Inhaber mit, dass er aufgrund einer Überbuchung nur noch ein Zimmer im Keller frei hatte. Da wir eigentlich extra ein Zimmer mit Meerblick gebucht hatten und das Zimmer im Keller auch wirklich nicht schön war, entschlossen wir uns, eine andere Übernachtungsmöglichkeit zu suchen. Der Eigentümer war sehr nett und entschuldigte sich mehrmals bei uns.
Im Internet fanden wir das erst 2016 erbaute 5-Sterne Elysium Hotel. Bei booking.com sollte es mit Frühstück und Meerblick 90 Euro kosten aber als wir vor Ort anfragten, nannte uns der Mann einen Preis von 70 Euro. Das war echt sehr günstig und wir schlugen direkt zu. Wir erwarteten zwar nicht denselben Standard wie bei einem 5-Sterne-Hotel in Deutschland aber das Zimmer kam dem schon nahe. Der Blick von unserem Balkon auf die Berge zur Linken und das Meer zur Rechten war einfach toll.
Wir gönnten uns erstmal eine erfrischende Pause an dem riesigen Pool. Ein sehr schönes und empfehlenswertes Hotel, nur das Frühstück kann man sich getrost schenken, denn das war leider einfach nur schlecht .
Am Abend liefen wir hinab zum Strand und suchten uns dort eine Lokalität in dem wir was essen wollten. Man merkte an den Preisen, dass wir uns in einer touristischen Gegend befanden, denn diesmal kamen wir mit 25 Euro nicht hin. Zumal auch die Flasche Wein, die wir bestellt hatten, nach Umrechnung schon knapp 30 Euro kostete 😮. Merke: Erst die Karte ganz durchsehen und dann entscheiden, denn der teuerste Wein stand ganz oben.
Wir ließen uns davon den Abend nicht verderben, denn wir hatten schließlich Urlaub. Das Essen war gut und gesättigt schlenderten wir zum Sonnenuntergang noch ein wenig in der Badebucht am Kiesstrand entlang.
Bei Einbruch der Dunkelheit waren wir wieder am Hotel und ließen den Abend mit einem frischen Orangensaft auf unserem Balkon ausklingen.