Der Abschied vom Norden Mauritius war gekommen. Wir waren etwas wehmütig, das schöne Apartment im Choisy les Bains schon wieder verlassen zu müssen, freuten uns aber auch auf die bevorstehende Unterkunft und die heutige Wanderung auf den Piton du Canot in der Nähe der Halbinsel Le Morne im Südwesten von Mauritius.
Während Marcel das Gepäck im Auto verstaute, nutzte ich noch einmal die Chance, ein paar Vögel in den Bäumen am Parkplatz abzulichten.
Neben dem gelb-schwarzen Maskenweber (southern masked weaver; Ploceus velatus) entdeckte ich einen Mauritius-Graubrillenvogel (Mauritius grey white-eye; Zosterops mauritianus), der nervös im Baum von Ast zu Ast hüpfte und mir das Fotografieren wirklich nicht leicht machte.
Auch eine Sperbertaube bzw. Sperbertäubchen (zebra dove; Geopelia striata) spazierte durch den kleinen Garten.
Bevor wir uns nun auf die etwa einstündige Fahrt von Nord nach Südwest machten, statteten wir dem Mont Choisy Strand noch einmal einen Besuch bei Sonnenschein ab.
Der Blick auf das Meer war kein Vergleich zum ersten Tag als es bereits dämmerte und das Meer dunkel war. Heute schimmerte das Wasser in türkisblauen Farben. 50 shades of blue.
Zahlreiche Segelboote schipperten über das Meer. Ein herrlich kitschiger Anblick.
Wir packten die Drohne aus und flogen ein wenig über den Strand und die wunderschöne Bucht. Der Mont Choisy beach gehört nicht ohne Grund zu den schönsten Stränden der Insel. Allerdings sind auch hier wieder relativ wenig schattige Plätze vorhanden.
Wir begaben uns nach ein paar Fotos zurück zum Parkplatz, wo sich zahlreiche Straßenhunde unter parkende Autos gelegt haben. Bei den Temperaturen hier suchten die Hunde auch allen erdenklichen Schatten. Kein einfaches Leben.
Unsere Unterkunft im Westen lag etwa 1 Stunde Fahrt von Mont Choisy entfernt. Zwischenstopps waren keine geplant, denn wir wollten heute noch eine Wanderung auf den 528 Meter hohen Gipfel des Piton du Canot angehen.
Gegen 13 Uhr erreichten wir das Fullmoon Apartment in La Gaulette. Bianca – unsere Gastgeberin traf 5 Minuten später ein und zeigte uns unser Zimmer für die nächsten drei Nächte.
Wir entspannten uns ein wenig und genossen die atemberaubende Aussicht vom großen Balkon. Ich freute mich schon jetzt auf den Sonnenuntergang. Dieser war nämlich von unserem Apartment aus zu sehen.
Um 14:30 Uhr fuhren wir zum Startpunkt der Wanderung auf den Piton du Canot am Restaurant Le Chamarel. Da die Parkplätze am Restaurant nur für Besucher des Lokals waren, stellten wir das Auto am Straßenrand ab. Der eigentliche Parkplatz für die Wanderung befand sich hinter der Straßengabelung.
Hinter dem Parkplatz folgten wir einem schmalen Pfad an einem Zaun entlang.
Wir gelangten auf eine Straße, die zum Hotel Lakaz Chamarel führte, folgten dieser nur für wenige Meter und bogen kurz darauf nach rechts auf einen schönen Naturpfad ab.
Durch üppigen Bewuchs stiegen wir entlang eines Holzzauns auf dem gut erkennbaren Wanderweg sanft aufwärts. Aufgrund der hohen Temperatur und Luftfeuchtigkeit war allerdings dieser Anstieg schon sehr schweißtreibend.
Der Weg auf den Piton du Canot ist nicht zu verfehlen, denn es gibt nur eine Richtung. Eine Wegmarkierung sucht man jedoch vergebens.
Wir erreichten eine Schutzhütte und konnten einen ersten Blick auf die Bucht und das Meer vor Kopf werfen.
Weiter geradeaus führte uns der Wanderpfad aufwärts bis zu einer zweiten Schutzhütte.
Hier eröffnete sich uns erneut eine wunderschöne Fernsicht.
Wir trafen auf eine Familie aus Mauritius, plauderten kurz und nachdem wir gegenseitig Fotos gemacht hatten, wanderten wir weiter.
Der Weg verlief hinter einer Steinmauer der Lakaz Chamarel Exclusive Lodge für ein paar Meter abwärts, bevor wir kurz darauf bergauf dem Gipfel entgegenstiegen.
Am Ende der Lodge gelangten wir zu einem Schild, dass uns den Weg auf den Gipfel nach rechts wies.
Der schmale, steinige Pfad wurde nun merklich steiler und an einigen Passagen mussten wir auch die Hände einsetzen.
Immer wieder konnten wir jedoch kurz verschnaufen und einen wunderschönen Fernblick ins Landesinnere und auf die Küste genießen. Allein dafür lohnte sich doch der steile Aufstieg.
Die üppige Vegetation spendete uns zum Glück immer wieder Schatten und eine kühle Brise umspülte unsere aufgeheizten Körper.
Über kurze Felspassagen stiegen wir aufwärts und kamen ordentlich ins Schwitzen. Das war eine echte Plackerei, machte aber auch riesigen Spaß.
An einem Aussichtspunkt knapp unterhalb des Gipfels genossen wir noch einmal die Fernsicht und verschnauften.
Kurz vorm Erreichen des Gipfels wurde es noch einmal steil und wir kletterten über Felsen weiter aufwärts. An den Bäumen recht und links des Pfades konnten wir uns gut hochziehen.
Nach ungefähr einer Stunde standen wir auf dem Gipfelplateau des Piton du Canot.
Eine fantastische 360° Fernsicht auf den Le Morne, die Westküste und das Landesinnere erwartete uns. Wir konnten uns kaum satt sehen und hatten diese ganz für uns alleine.
Da es allerdings kein winziges Fleckchen Schatten gab, wollten wir unseren Aufenthalt auf dem Gipfel nicht allzu lange in die Länge ziehen.
Für ein paar Drohnenaufnahmen mussten wir das sonnige Plätzchen jedoch noch aushalten.
Nach etwa 20 Minuten begaben wir uns an den Abstieg.
Da es sich nicht um eine Rundwanderung handelte, folgten wir dem Aufstiegsweg abwärts zum Auto.
Etwas Vorsicht war auf dem Weg zurück geboten, denn durch Blätter und loses Geröll konnte man schnell ins Rutschen geraten.
Gekonnt stiegen wir die felsigen Passagen ab und hatten nun den Blick immer auf die Westküste gerichtet.
Während Marcel auf dem Rückweg ein paar Aufnahmen von der Vegetation machte, hielt ich nach Vögeln Ausschau.
Bis auf den Rotohrbülbül (red-whiskered bulbul; Pycnonotus jocosus), den Hirtenmaina (common myna or Indian myna; Acridotheres tristis) und die Madagaskarturteltaube (Malagasy turtle dove; Nesoenas picturatus) waren jedoch keine weiteren Arten auszumachen.
Vorbei an den beiden Schutzhütten gelangten wir zu der Asphaltstraße und hatten nach etwa 30 Minuten das Auto erreicht.
Eine wunderschöne Eingehtour bei sommerlichen Temperaturen endete nach rund zwei Stunden. Auf der insgesamt ca. 3 Kilometer langen Strecke (Hin- und Zurück) mussten wir etwa 260 Höhenmeter überwinden. Wer nicht so viele Fotos schießt, ist mit Sicherheit auch schneller. An ein paar Stellen im oberen Bereich müssen die Hände zum Einsatz genommen werden, um felsige Passagen zu überklettern.
Nach 15 Minuten Fahrt waren wir zurück an der Unterkunft und ließen den Abend bei einem herrlich kitschigen Sonnenuntergang mit Blick auf den Le Morne Brabant ausklingen. Vom Balkon unseres Apartments in La Gaulette hatten wir wirklich eine wahnsinnig tolle Aussicht.
Fakten zur Wanderung auf den Piton du Canot:
- Wegtyp: keine Rundwanderung, Abstieg wie Aufstieg
- Schwierigkeit: Leicht bis moderat (T2 aufgrund einiger weniger sehr leichter Kletterstellen)
- Startpunkt: Wanderweg hinter dem Parkplatz des Chamarel Restaraunts
- Zielpunkt: Gipfel des Piton du Canot
- Länge: 2,5 Kilometer (Hin- und Zurück)
- Dauer: 1-2 Stunden
- Tiefster Punkt: 263 Meter über Meer
- Höchster Punkt: 527 Meter über Meer
- Höhenmeter: 264 Meter