Das kasachische Frühstück bestand auch heute wieder aus Porridge, Brot sowie Gurken und Tomaten. Eine vierstündige Autofahrt brachte uns nach dem Ausschecken aus dem Hostel vom Turgen-Tal zum Rand des Altyn-Emel-Nationalparks nach Baschi. Die Ortschaft besteht aus kaum mehr als 10 Häusern und einem Minimarkt.
Die Fahrt in dem Discomobil brachte uns durch veschiedene Landschaftsstriche Kasachstans. Gerne hätten wir die Ausblicke mit etwas weniger lauter Musik genossen aber aufs Leiser drehen ließ sich unser Fahrer immer nur kurzfristig ein. Dennoch beeindruckte uns die weite Steppe und die immer wieder wechselnde Landschaft.
Um 15:00 Uhr erreichten wir das Guesthouse in Baschi und bekamen von der Dame des Hauses direkt ein traditionelles Essen gereicht, dass aus Suppe und Hauptgericht bestand. Wobei die Suppe so reichlich war, dass ich danach schon satt war. Aber auch die Nudeln mit Rindfleisch und frischem Gemüsen schmeckten sehr gut.
Während Marcel nach dem Mittagessen ein wenig die Umgebung erkundete, genoss ich einfach mal die Ruhe und döste vor mich hin.
Um 16:15 Uhr trafen wir uns mit Giorgi und machten uns auf den Weg durch die Wüste zum Altyn Emel Nationalpark, der sich ca. zwei Stunden von Baschi (etwa 80 Kilometer) entfernt befand. Natürlich nicht ohne die übliche Musik 😉
Der Nationalpark ist vor allem für seine bunten Berge und der atemberaubenden Landschaft bekannt. Altyn Emel bedeutet übersetzt „Goldener Sattel“ und geht angeblich darauf zurück, dass Dschingis Khan 1219 mit seinen Truppen durch das Gebiet geritten sein soll und von einer Hochebene die Landschaft überblickend gesagt habe, er fühle sich wie auf einem goldenen Sattel.
Der Altyn Emel Nationalpark liegt im Südosten von Kasachstan und schützt 4596 Quadratkilometer vorwiegend trockenes und bergiges Land. Etwa 20 Quadratkilometer der Parkfläche sind von Flusswäldern bedeckt, die besonders wertvolle Lebensräume darstellen. Wüsten machen rund 45 %, Felsgebiete etwa 30 % der Landfläche aus, Grasland und Wälder jeweils etwa 10 %. Die restlichen 5 % sind von Buschland bedeckt.
Der Park beherbergt 70 Säugetierarten, darunter den sibirischen Steinbock, die Kropfgazelle, das Argali, den Turkmenischen Halbesel, Przewalski-Urwildpferde und Bucharahirsche.
Unser erstes Ziel waren die ca. 80 Kilometer entfernt liegenden Berge Aktau (dt. „Weiße Berge“).
Nachdem wir die Schranke zum Nationalpark passiert und Giorgi den Eintritt bezahlt hatte, bretterten wir weiter. Es war natürlich schon recht spät für den Besuch des Nationalparks aber in der Mittagshitze hätten wir es in der schattenlosen Landschaft nicht lange ausgehalten. Im Sommer herrschen hier bis zu 50°.
Mit einer halsbrecherischen Geschwindigkeit jagte Giorgi den Jeep durch die einzigartige Landschaft. Viel sehen und genießen konnte man so leider nicht. Aber für ein paar Fotostopps bremste er doch zwischendurch mal rasant ab 😎.
Ich war sehr froh als wir einen langsameren Jeep vor uns hatten, der anstatt mit 80 km/h nur mit 50 km/h die sandige Piste entlangfuhr. Besser war noch als ich – in den Aktau Bergen angekommen – endlich aussteigen konnte 🤗.
Die Schmerzen im Rücken und Nacken durch die Mitnahme jedes Schlaglochs mit 80 km/h waren jedoch schnell vergessen, als ich die einzigartige Landschaft um mich herum entdeckte.
Die Aktau Berge sind durch die Ablagerungen des Ozeans Thety entstanden, der sich vor über 14 Millionen Jahren hier erstreckte.
In der Nachmittagssonne waren die Farben, die die Berge von den Gipskristallen haben, aus denen sie bestehen, beeindruckend. Es schimmerte gelb, rot, orange und blau-grau. Wir konnten uns gar nicht satt sehen und es kaum erwarten, endlich die Gegend zu erkunden.
Durch einen vom Wasser zerfurchten Canyon wanderten wir durch die atemberaubende Szenerie. Unglaublich, was die Natur hier geschaffen hatte. Wir wussten gar nicht, wo wir zuerst hin sehen sollten.
Immer wieder fanden wir neue tolle Punkte, die wir für Fotos in Szene setzten.
Der ausgetrocknete Boden eigenete sich gut zum Umherlaufen. Ich entdeckte haufenweise Selenit (eine Varietät des Minerals Gips), dessen Kristalle in der untergehenden Sonne schimmerten.
Der Name Selenit geht auf den schwedischen Chemiker und Mineralogen Johan Gottschalk Wallerius zurück, der ihn als synonym für transparenten Gips verwendete. Das Wort leitet sich von der griechischen Mondgöttin Selene ab. Es wird vermutet, dass Wallerius durch die blass-blaue Reflexion des Minerals, ähnlich dem Mondlicht, zu diesem Namen inspiriert wurde.
Selenit zerfällt übrigens in der Hitze zu weißem Pulver und daher war nun klar, woher die Aktau Berge ihren Namen (Weiße Berge) haben, auch wenn sie aus der Nähe betrachtet nicht sehr weiß aussehen.
Gemeinsam mit Giorgi liefen wir auf einen kleinen Aussichtshügel, von dem man die bunten Berge noch besser umblicken konnte.
Nachdem wir uns satt gesehen hatten, begaben wir uns abwärts.
Bevor wir zurück zum Auto liefen, rief Giorgi uns zu sich und zeigte uns Wüstenrennmäuse, die durch die Gegend pflitzten und von einem zum nächsten Loch liefen. Die Tierchen waren echt niedlich.
Durch den weiten Canyon schlenderten wir zum Ausgangspunkt zurück und genossen abermals die tolle Atmosphäre. Vor allem das Licht der untergehenden Sonne tauchte die Berge in ein unglaublich tolles Licht.
Zurück auf der staubigen Piste fuhren wir zum Abschluss des Tages zu den rötlich-violetten Kakutau Bergen (wörtlich übersetzt heißen sie „die erstarrten Berge“). Bei Ankunft war die Sonne allerdings schon hinter den Wolken verschwunden.
Die Berge von Katutau entstanden durch einen Vulkanausbrach. Die Lava erstarrte und durch Erosion bildete sich eine Vielzahl von fantastischen Formen, Felsen und Höhlen von dunkelroter bis violetter Farbe.
Die vollkommen andere Landschaft gefiel uns sehr gut und wir kletterten ein wenig auf den alten Lavaresten herum.
Der Blick in die Ferne war atemberaubend und wir genossen jede Minute vor Ort.
Da die Dunkelheit bald Einzug hielt und der Nationalpark um 21 Uhr seine Pforten schloss, fuhren wir mit einem Affenzahn zurück zur Schranke.
Das letzte Licht des Tages tauchte die Berglandschaft in verschiedene pastellfarben.
Auch eine Gewitterfront braute sich zusammen und in der Ferne zuckten die ersten Blitze. Das sah tatsächlich sehr spektakulär aus. Um uns herum war nichts außer die Weite der Landschaft. Dadurch wirkten die Blitze viel näher am Boden als sie tatsächlich waren.
Leider zog die Gewitterfront direkt über Baschi und als wir unser Guesthouse erreichten, schüttete es wie aus Eimern.
Auf den paar Metern vom Auto zum Eingang der Unterkunft waren wir vollkommen durchnässt. Zum Glück hatte jedoch das Gewitter nachgelassen.
Erschöpft nahmen wir noch das heutige späte abendliche Diner zu uns und begaben uns dann dann schleunigst zu Bette.