Wer sich für einen Urlaub auf den Färöer entschließt, der wird zwangsläufig auch auf das Vogelparadies Mykines stoßen. Die Insel liegt westlich vor der Insel Vágar und ist nur per Boot oder per Helikopter zu erreichen. Auf diesem Breitengrad ist Mykines der westlichste Ort Europas. Die Insel ist u.a. Anziehungspunkt für Papageientaucher (Puffins; Fratercula arctica ), Basstölpel (Gannet; Morus bassanus), Trottellummen (Common Guillemot; Uria aalge), Tordalken (Razorbill; Alca torda), Eissturmvögel (Fulmar; Fulmarus glacialis), große Raubmöwen (Skua; Stercorarius skua), Eiderenten (Common Eider; Somateria mollissima) und Austernfischer (Oystercatcher; Haematopus ostralegus).
Spontan einen Ausflug auf die Insel unternehmen zu wollen, ist allerdings gewagt. Unser Plan war es, mit dem Helikopter von Atlantic Airways Sonntag morgens hinzufliegen und mit der Fähre abends zurück nach Sørvágur zu fahren.
Der Helikopter lässt sich jedoch erst sieben Tage im Voraus buchen. Der Flugplan steht auf der Website von Atlantic Airways zur Verfügung.
Als der Tag der eigentlichen Buchung gekommen war, stellte sich leider heraus, dass ausgerechnet am 09. Juni kein Helikopter nach Mykines flog. Blöd, dass wir das vorher nicht gesehen hatten, denn die Plätze an den anderen Tagen waren bereits alle ausgebucht.
Auch bei der Auswahl der Fähre hatten wir kein Glück. An den in Frage kommenden Tagen war maximal noch ein Platz frei.
Enttäuscht hatte ich mich schon mit der Tatsache abgefunden, keine Papageientaucher und Basstölpel zu sehen als ich zufällig auf der Website der Fährgesellschaft entdeckte, dass diese im Sommer zusätzliche Verbindungen nach Mykines anboten.
So fackelten wir nicht lange und buchten für den 09. Juni die Hin- und Rückfahrt vom Hafen in Sørvágur nach Mykines. Pro Person kostete die Fähre 300 DKK (ca. 40 Euro).
Da die Fähre am heutigen Tag erst um 12:30 Uhr den Hafen verließ, frühstückten wir in Ruhe und checkten um 10:30 Uhr aus.
Wir fuhren noch einmal ein paar Spots an, die uns gestern ins Auge gestochen waren.
Erster Punkt unserer kleinen Rundtour: Die Nixe vom Sørvágsvatn / Leitisvatn; eine Wasserkreatur, die sich in unterschiedliche Gestalten verwandeln kann. Hier ist die Nixe als Pferd dargestellt, dass im Dunkeln beleuchtet wird.
Nach dem kurzen Zwischenstopp hielten wir an einem kleinen Steindorf, dass sich direkt am Sørvágsvatn / Leitisvatn befand. Wir genossen den kurzen Spaziergang entlang der scheinbar verlassenen Steinhütten und kehrten danach zum Auto zurück.
Da wir gerne noch einen Multi am Trøllkonufingur in Sandavágur machen wollten, fuhren wir erneut zu dem Hexenfinger und machten uns auf die Suche nach der ersten Station des Geocaches. Wir peilten mit dem Ergebnis die finalen Koordinaten an, fanden jedoch leider nichts. Vermutlich ist der Cache verschwunden. Der Weg zum Trøllkonufingur ist noch relativ neu und die Dose wahrscheinlich unverhofft von den Erbauern des Weges gefunden worden.
Es war zwar noch recht früh aber wir entschlossen uns dennoch dazu, zum Hafen von Sørvágur zu fahren und dort auf die Fähre zu warten. Unterwegs entdeckte ich einen Singschwan (Whooper Swan; Cygnus cygnus) im Gras. Singschwäne sind etwas kleiner als der Höckerschwäne und haben einen graderen, weniger geschwungenen Hals.
Gegen 11:45 Uhr stellten wir das Auto auf einem der zahlreichen Parkplätze am Hafen ab und warteten aufs Einsteigen.
Die Bezahlung der Tickets erfolgt übrigens direkt vor Ort. Zusätzlich muss man auch eine Gebühr von 100 DKK / Person für das Betreten des Vogelschutzgebiets auf Mykines bezahlen.
Wir setzten uns in den Innenraum der Fähre und kurze Zeit später legte diese ab. Voll war das Boot allerdings nicht.
Da mir beim ersten Schaukeln auf den Wellen unter Deck immer schlecht wird, begab ich mich nach dem Ablegen nach draußen. Die Aussicht war auch viel schöner als in dem stickigen kleinen Raum 🙂
Das Boot fuhr durch den breiten Fjord der Insel Vágar und zwischen den beiden Felsen Tindhólmur und Drangarnir hindurch. Auf den steilen Klippen nisteten zahlreiche Seevögel.
Die Fähre fuhr hinaus aufs offene Meer und der Wind nahm ordentlich zu. In der Ferne war bereits Mykines zu erkennen.
Knapp 15 Minuten später passierten wir schon die ersten, steil ins Meer hinabfallenden Felswände von Mykines. Mit 10,3 km² ist die Insel doch größer als man anfangs erwarten würde.
Nach einer guten halben Stunde liefen wir in den Hafen von Mykines ein.
Wir begaben uns von Bord und folgten dem GPS-Track zu den Vogelfelsen. Die Rundwanderung ist mit 8 Kilometern und ca. 2,5 Stunden angegeben. Aber wer Vögel beobachten und fotografieren möchte, sollte sich mehr Zeit nehmen.
Übrigens leben zwischen Tausenden von Schafen und Vögeln aktuell nur 9 Einwohner dauerhaft auf der Insel.
Steil bergauf verliefen die ersten Meter über eine Wiese. Neben uns grasten die Schafe, die sich kaum stören ließen.
120 Höhenmeter hatten wir auf diesen paar Metern zurückzulegen. Kein Wunder, dass wir außer Atem oben ankamen. Die Aussicht war jedoch wunderschön.
Am Eingang zur eigentlichen Wanderung der Vogelkolonien saß ein Mädel und kontrollierte die Zugangsberechtigung. Wer auf der Fähre kein Ticket gekauft hat, kann dies hier nachholen.
Auf einem schmalen Pfad folgten wir dem Weg weiter hinauf bis zu einem Denkmal aus dem zweiten Weltkrieg.
Erneut genossen wir die Aussicht und folgten dem Graspfad weiter leicht abwärts.
Bereits nach ein paar Minuten konnten wir die ersten Papageientaucher entdecken. Ich war überglücklich, zückte die Kamera und lichtete einen der niedlichen Wasservögel direkt ab.
Mit seinem dreieckigen, bunten Schnabel, den orangefarbenen Füßen und dem schwarz-weißen Kopf mit dem rötlichem Augenring ist der Papageientaucher unverkennbar.
Über Stufen stiegen wir hinab bis zu einem Gatter. Durch dieses gingen wir hindurch und landeten in einem Gebiet, in dem die Papageientaucher quasi ihr zu Hause haben.
Bevor wir abwärts gingen, liefen wir zu einem Aussichtspunkt, von dem wir neben den Papageientauchern die ersten Basstölpel und Eissturmvögel entdecken konnten. Jede Vogelart schien ihr eigenes Lieblingsgebiet zu haben.
Interessant fand ich das Nistmaterial der Basstölpel. Neben den Großalgen, die die Basstölpel für ihren Nestbau nutzen, entdeckte ich überall Plastikfasern. Der unnatürliche Grünton fiel direkt ins Auge. Vermutlich Reste von alten Fischernetzen. Ein Bild, dass zum Nachdenken anregt.
Warum die Basstölpel Kunststoffreste in ihren Nestern verbauen weiß man nicht genau. Eventuell weist die Struktur des Plastiks dieselbe Form auf wie die normalerweise verbauten Algen oder aber die Vögel finden die bunten Schnüre schöner. Was bedeuten würde, dass sie sie sogar aktiv zum Nestbau verwenden. Vielleicht haben die Basstölpel über die Zeit hinweg aber auch einfach gemerkt, dass Plastik stabil ist.
Wir liefen zurück zum Hauptweg und folgten diesem steil bergab. Zum Glück hatte es nicht geregnet und der Boden war nicht nass. Bei zuviel Regen kann es durchaus sein, dass der Weg gesperrt wird und man gar nicht in das Vogelgebiet kommt.
Papageientaucher brüten in Erdhöhlen an und auf Klippen oder an deren Fuß. Überall waren daher Löcher im Gras und in den Felsen zu erkennen. Über uns kreisten zahlreiche Papageientaucher.
Aus den Höhlen tauchten immer wieder Vögel auf oder verschwanden darin. Viele saßen auch einfach nur davor und beobachteten ihre Umgebung.
Aufgrund der gebietsweise stark schrumpfenden Populationen stuft die IUCN den Papageitaucher seit 2015 als Vulnerable (gefährdet) ein.
Der steile Weg führte uns hinab bis zur 35 Meter hohen Fußgängerbrücke (die so genannte „Atlantische Brücke“) die uns so den Übergang zur vorgelagerten kleinen Insel Mykineshólmur ermöglichte.
In den steilen Felswänden rechts und links der Brücke hatten sich die Dreizehenmöwen (black-legged kittiwake; Rissa tridactyla) ihr Revier auserkoren. Wir lauschten dem lauten Geschrei der Vögel eine Weile und folgten dem matschigen Pfad steil nach oben.
Wir kamen ordentlich ins Schwitzen. Der Mykineshólmur (oft auch Mykinesholm) zählt mit seinen 45 Hektar zu den elf färöischen Holmen der Färöer.
Nahe der Westspitze des Mykinesholms befindet sich ein Leuchtturm und an der Steilküste eine große Robbenkolonie. Außerdem gibt es dort rund 2.500 Brutpaare des Basstölpels, der mit seinen 180 Zentimetern Flügelspannweite eine der größten Vogelarten auf den Färöern ist.
Auch auf diesen Vogel freute ich mich ganz besonders, da die Basstölpel überwiegend an den Küsten brüten, die vom Golfstrom beeinflusst sind. Also in den nördlichen Gefilden.
Zunächst mussten wir jedoch dem Grasweg entlang der Steilküste folgen.
Erneut eröffnete sich uns ein wunderschöner Ausblick. Wir konnten uns gar nicht satt sehen.
Ich glaube übrigens, dass ich in keinem anderen Land jemals soviele Schafe gesehen habe, wie auf den Färöern. Die Tiere grasen wirklich überall und sind überhaupt nicht scheu. Nur wenn man ihnen viel zu nah kommt, hauen sie ab.
Kurz vor dem Aufstieg zum Leuchtturm entdeckten wir auf den drei vorgelagerten Felsen die Basstölpelkolonien.
Wir setzten uns ins Gras und beschlossen hier eine kleine Pause einzulegen und dem Treiben der Vögel zuzuschauen. Ein neugieriger Papageitaucher gesellte sich zu uns und sammelte Nistmaterial.
Nach einer Weile zog jedoch ein kurzes Regengebiet durch und bevor unsere Hosen allzu nass wurden, wanderten wir lieber weiter.
Den steilen Weg hinauf zum Leuchtturm unterbrachen wir für einen weiteren Stopp, um erneut Papageientaucher zu fotografieren. Von den niedlichen Vögeln konnte ich wirklich nie genug bekommen.
Der Leuchtturm selbst ist zwar geschlossen aber man kann sich bis ans Ende des Mykineshólmur wagen und die steilen Klippen hinabblicken. Hier befindet sich übrigens auch der westlichste Punkt der Färöer.
Von hier liefen wir oberhalb der Klippen zurück zur Fußgängerbrücke. Die Eissturmvögel (Fulmar) hatten sich hier ihr Revier gesucht.
Wir entdeckten abermals eine Kolonie von Basstöpeln und konnten uns bis auf wenige Meter den Vögeln nähern, da diese soweit oben saßen, dass man sich ins Gras setzen und die Vögel ganz entspannt beobachten konnte.
Eine Weile saßen wir einfach da und schauten dem ständigen Kommen und Gehen der großen Vögel zu. Ihre Spannweite liegt zwischen 165 und 180 Zentimeter.
Adulte Basstölpel erkennt man an ihrem überwiegend reinweißem Körpergefieder, während Jungtiere durch gepunktetes Gefieder auffallen.
Der Gesamtbestand wird von der IUCN mit etwa 530.000 Tieren angegeben. Die Bestände steigen. Damit gilt die Art als „nicht gefährdet“.
Da erneut Regen aufzog und der Wind zunahm, machten wir uns auf den Rückweg.
Wir hatten jedoch noch zwei Stunden Zeit bis zum Ablegen der Fähre und gingen gemütlich und immer mit Blick auf die Vögel hinab zur Fußgängerbrücke.
Nachdem wir diese überquert hatten, stiegen wir wieder steil hinauf und gelangten zurück in das Brutgebiet der Papageientaucher.
Zur Zeit waren jedoch fast alle in der Luft oder im Meer. Vor den Höhlen saßen kaum Vögel.
Ich versuchte mich daher an einem Foto von einem Papageientaucher in der Luft. Gar nicht so einfach, denn die Vögel sind recht flink und mit dem Autofokus der Kamera kaum zu fixieren. Nachdem ich mir jedoch eine Taktik überlegt hatte, kamen zumindest ein paar scharfe Fotos dabei heraus.
Wir genossen unseren Aufenthalt auf Mykines mit jeder Minute und waren ein wenig wehmütig, dass alsbald der Abschied bevorstand.
Dem Grasweg steil bergauf folgend beobachteten wir erneut die Papageientaucher.
Und zur Abwechslung auch mal einen Bergpieper (Rock Pipit; Anthus petrosus).
Bevor wir die letzten Stufen nach oben nahmen, folgten wir einem schmalen Weg nach links und konnten von hier einen letzten Blick auf die Basstölpelkolonie und die Eissturmvögel werfen. Zahlreiche Papageientaucher hatten sich zudem auf der Spitze des ausgesetzten Felsens zusammengefunden. Auch hier herrschte ein ständiges Kommen und Gehen.
Wir marschierten die letzten Meter über Stufen hinauf. Noch einmal genossen wir den Ausblick aufs Meer.
Wir kamen am Gedenkstein vorbei und folgten dem Weg hinab in die gleichnamige und einzige Ortschaft der Insel Mykines.
Da das Wetter allerdings merklich schlechter wurde, sahen wir von einer Wanderung auf die gegenüberliegende Seite des Dorfes ab. Durch Regen und Nebel zu wandern erschien uns nicht allzu reizvoll.
Nur was wollten wir mit den verbleibenden 1,5 Stunden anfangen? Mykines hat abgesehen von den Vögeln nicht wirklich viel zu Bieten.
Wir liefen ein wenig umher und schauten uns die Häuser an.
Nachdem wir vom Helikopterlandeplatz die Aussicht genossen hatten, liefen wir zurück zum Ortskern.
Auf den Färöern gibt es übrigens eine endemische Unterart des europäischen Stars – den Färöer Star (Färöer Star (faroese starling; sturnus vulgaris faeroensis). Dieser ist größer als die Stare in unseren Gefilden.
Unsere Hoffnung einen Souvenirladen zu finden, wurde leider enttäuscht. Daher kehrten wir im einzigen geöffneten Cafe der Insel ein. Der Laden war zwar nicht sehr gemütlich aber zum Aufwärmen war uns alles recht.
Wir tranken einen Kaffee / Kakao und warteten auf die Abfahrt der Fähre um 19:00 Uhr.
Viel zu früh liefen wir jedoch hinab zum kleinen Hafen. Wir waren allerdings nicht die einzigen, die sich schon eine halbe Stunde vor Abfahrt des Boots hier eingefunden hatten.
Es war kalt, stürmisch und Regen setzte ein. Um mir die Zeit zu vertreiben machte ich ein paar Aufnahmen von den Dreizehenmöwen (black-legged kittiwake; Rissa tridactyla). Fast alle hatten es sich jedoch gemütlich gemacht und ihre Schnäbel ins Gefieder gesteckt.
In der Ferne entdeckte ich einen Austernfischer (Oystercatcher; Haematopus), einen Alpenstrandläufer (Dunlin; Calidris alpina) und eine Gryllteiste (Black Guillemot; Cepphus grylle). Vögel gibt´s auf Mykines wirklich genug.
Etwas verspätet legte die Fähre dann endlich am Hafen an und wir stürmten alle durchgefroren aufs Boot.
Da ich mich nach ein paar Minuten unter Deck schon wieder nach Frischluft sehnte, begab ich mich nach draußen und genoss die abendliche Atmosphäre und den Blick auf Mykines.
Wir fuhren in den Fjord von Vágar. Ich ließ die magische Kulisse der Färöer auf mich wirken, war aber gleichzeitig auch froh als ich den Kutter endlich verlassen konnte und wieder festen Boden unter meinen Füßen hatte.
Nach dem Anlegen am Hafen um 19:40 Uhr stand jedoch noch eine ca. 70 Kilometer lange Autofahrt zu unserer Unterkunft nach Norðragøta auf der Insel Eysturoy an. Zum Glück wird es auf den Färöer im Sommer nicht richtig dunkel.
Um 21 Uhr erreichten wir unser Apartment und wurden von David – dem Besitzer – freundlich in Empfang genommen. Wir freuten uns jetzt auf etwas warmes zu Essen und dem gemütlichen Bett.
Ein wunderschöner Tag mit vielen tollen Eindrücken ging erneut zu Ende.