Der erste Blick aus dem Fenster ließ uns früh aufstehen und schnell frühstücken, denn die Sonne schien und blauer Himmel zeigte sich. Nach dem gestrigen recht durchwachsenen Tag konnten wir es kaum erwarten, raus zu kommen.
In der Hoffnung, dass das Wetter auch auf der anderen Seite der Berge gut sein würde, peilten wir erneut den Wasserfall Múlafossur in Gásadalur an. Der Ausblick auf die schroffe Küstenlinie versetzte uns abermals ins Staunen. Bei Sonnenschein ergab sich direkt ein anderes Bild im Vergleich zum gestrigen.
Nachdem wir den Tunnel nach Gásadalur passiert hatten, stellten wir das Auto am Straßenrand ab und folgten dem Weg hinab zum Wasserfall.
Die Sonne schien und es wehte im Gegensatz zu Gestern nur ein laues Lüftchen.
Der Múlafossur und die Steilküste wurden von den Sonnenstrahlen in Szene gesetzt. Wir freuten uns, dass wir den Weg nochmals auf uns genommen hatten und dafür mit einer wunderschönen Landschaft belohnt wurden.
Nachdem wir uns satt gesehen hatten, stiegen wir ins Auto und fuhren zurück.
An einem Wanderparkplatz, an dem zufällig auch ein Geocache lag, legten wir einen Zwischenstopp ein und genossen nach dem Finden des Caches den sagenhaften Ausblick aufs Meer, den Sørvágsfjørður und die schroffen Felsen des Tindhólmur und des Drangarnir. Die Färöer hatten uns erneut in ihren Bann gezogen.
Das sahen auch die Färöischen Gänse so, die sich von unserem Aufenthalt nicht stören ließen.
Vom Wanderparkplatz peilten wir nun unsere eigentlich für heute geplante Wanderung an, die uns zuerst zum Kliff Trælanípa und danach zum Wasserfall Bøsdalafossur bringen sollte.
Mein GPS-Track begann am Supermarkt „Bonus“ in Miðvágur und daher parkten wir auch dort das Auto. Um zum Wasserfall zu gelangen, kann man jedoch auch der Straße Richtung „Bøsdalafossur“ folgen.
Am Start der Wanderung trafen wir auf Cecilia, die aus Südkorea stammte, und auch auf der Suche nach dem Wasserfall war. Wir beschlossen zusammen zu wandern.
Über die Asphaltstraße folgten wir dem Weg hinauf bis zum eigentlichen Parkplatz. Der Weg zum Bøsdalafossur war von hier aus mit 3,4 Kilometer angegeben.
Am offiziellen Startpunkt der Wanderung begaben wir uns durch ein Gatter und bezahlten an einem kleinen Häuschen den stolzen Preis für das Betreten des Gebiets von 200 DKK / Person (ca. 27 Euro / Person).
Auf dem schmalen Pfad oberhalb des größten Sees der Färöer Inseln – dem Leitisvatn/Sørvágsvatn – ging es sanft bergauf.
Genüsslich grasten die Schafe auf den Wiesen. Austernfischer, Brachvögel und Möwen stießen ihre Laute aus.
Je näher wir den Klippen kamen, umso schöner wurde die Aussicht. Der See endete kurz vor dem Meer. Eine optische Täuschung lässt annehmen, dass der See sich auf selber Höhe befindet wie das Meer. Dem ist jedoch nicht so. Der Sørvágsvatn/Leitisvatn liegt ca. 30 Meter über dem Meer.
Ob der See Sørvágsvatn oder Leitisvatn genannt wird, hängt bei den Einheimischen vom Standpunkt ab. Am Westufer heißt er Sørvágsvatn, am Ostufer jedoch Leitisvatn. Im Volksmund jedoch wird das Gewässer einfach nur Vatnið (der See) genannt.
Bevor wir hinab zu dem Wasserfall wanderten, folgten wir dem Pfad bergauf bis zum Trælanípa (Slave Mountain).
Die senkrechte Felswand befindet sich 142 Meter über dem Meer und bietet eine grandiose Aussicht auf die Inseln Streymoy, Hestur, Koltur, Sandoy, Skuvoy und Suduroy.
Da hier oben kein Zaun das Ende der Felsen markiert, ist Vorsicht geboten, da es am Rand der Klippe direkt steil hinab geht.
Wir genossen die Aussicht und konnten nicht genug von dem Anblick bekommen, der sich uns bot. Eine fantastische Wanderung, wobei wir die Gebühr von ca. 27 Euro / Person doch wirklich übertrieben fanden.
Vom höchsten Punkt des Trælanípa wanderten wir über Gras und Felsen hinab zum Bøsdalafossur.
Auf einigen (Übersichts)karten entsteht der Eindruck, der See besäße einen Zugang zum (bzw. vom) Meer, und wäre daher eine Art Fjord. Der Bøsdalafossur stürzt jedoch 32 Meter tief senkrecht ins Meer. Erneut eröffnete sich uns eine wunderschöne Fernsicht.
Wir stiegen hinab bis zum Ufer des Sees.
Wer möchte, kann den Fluss überqueren auf der anderen Seite zu einer Grotte wandern. Da wir allerdings keinen geeigneten Übergang fanden und uns keine nassen Füße holen wollten, verzichteten wir darauf und folgten dem Pfad am Ufer des Sees zurück zum Ausgangspunkt.
Noch einmal blickten wir zurück auf den Trælanípa, den wunderschönen See und die schroffe Landschaft zurück.
Sanft bergauf wand der Weg sich bis zum Kassenhäuschen zurück. Unterwegs entdeckte ich Austernfischer (Oystercatcher; Haematopus), Regenbrachvögel (Whimbrel; Numenius phaeopus) und einen Wiesenpieper (meadow pipit; Anthus pratensis).
An der Hütte angekommen, tranken wir noch gemeinsam einen Kaffee / Tee (inkludiert im Preis) und liefen denselben Weg zurück zum Supermarkt.
6 Kilometer und einige Höhenmeter hatten wir heute auf der Insel Vágar erwandert.
Wir fuhren Cecilia zurück bis zum Hostel, verabschiedeten uns und überlegten, was wir mit dem verbliebenen Tag noch anstellen konnten.
Zuerst wollten wir nach Tórshavn – der Hauptstadt der Färöer – fahren. Da unsere inkludierten Kilometer pro Tag jedoch auf 100 Kilometer begrenzt waren, hielten wir davon Abstand.
Stattdessen peilten wir die Ortschaft Sandavágur an. Von einem Parkplatz oberhalb des Meeres beobachteten wir Kinder, die im ca. 8° C kalten Wasser herumplanschten. Da wurde mir schon vom Zusehen kalt 😉.
Wir wanderten noch etwas auf den Felsen entlang und beobachteten Eiderenten (Common Eider; Somateria mollissima). Eine von ihnen hatte sogar Jungtiere.
Da wir leicht durchgefroren waren, beschlossen wir noch kurz in Sandavágur zu halten und dann zurück zur Unterkunft zu fahren.
Spontan entdeckten wir ein Schild mit dem Sightseeingpunkt „Trøllkonufingur“. Da wir nicht wussten, worum es sich dabei handelte aber neugierig waren, folgten wir einfach mal den Schildern.
Die anfangs normale Straße verengte sich auf den letzten 1,4 Kilometern zu einer einspurigen Straße. Bei Gegenverkehr muss man auf jeden Fall ausweichen. Aber Vorsicht, rechts geht es steil hinab. Zum Glück gab es immer wieder Buchten, in die man hineinfahren konnte. Allerdings kam uns auch nur einmal ein Auto entgegen.
Wir stellten den Mietwagen auf einem kleinen Parkplatz ab und liefen die letzten Meter bis zu einem Aussichtspunkt über das Meer und den Trøllkonufingur.
Trøllkonufingur bedeutet „Finger der Trollfrau“. Es handelt sich um einen 313 m hoher Monolithen. Nur 11 Personen haben je die Spitze des Monolithen erreicht.
Die Legende besagt, dass Trøllkonufingur der Finger einer Hexe ist, die gekommen war, um die Färöer nach Island zu werfen. Als sie südlich von Vágar ans Meer kam, ging die Sonne auf und sie wurde in Stein verwandelt und fiel ins Meer. Sie war so groß, dass der Hinterkopf und der Finger über dem Meeresboden lagen, als sie den Meeresboden erreichte. Ihr Hinterkopf ist die Insel Koltur, und der Finger ist Trøllkonufingur.
Abermals genossen wir die Ausblicke. Die See lag ruhig und es wehte nur ein laues Lüftchen.
Langsam begaben wir uns auf den Rückweg zum Auto und fuhren zurück zu unserer Unterkunft. Dort aßen wir etwas und ließen den Abend ruhig ausklingen.