Die Färöer standen schon länger auf meiner Reisewunschliste ganz oben. Schroffe Natur, dramatische Landschaften und das typisch wechselhafte und windige, nordische Wetter waren drei Gründe für mich, um Marcel von einer Reise auf die Schafsinseln zu überzeugen.
Ein Flugangebot von SAS Anfang Juni ließ uns nicht lange fackeln und wir buchten den Flug von Düsseldorf nach Vágar via Kopenhagen. Einen Direktflug von Deutschland auf die Färöer gibt es leider nicht. Die Umstiegszeit in Kopenhagen verging jedoch schneller als erwartet und um 13 Uhr Ortszeit (12 Uhr deutscher Zeit) erreichten wir den einzigen internationalen Flughafen der Färöer.
Das Wetter war wechselhaft. Als wir das Flugzeug verließen hatte es gerade aufgehört zu regnen.
Wir holten unseren Mietwagen bei Budget ab und fuhren zu unserer Unterkunft für die nächsten zwei Nächte – dem Ró Guesthouse. Wir hatten vorher mit den Besitzern Kontakt aufgenommen und konnten schon früher einchecken als üblich.
Um 13:30 Uhr kamen wir an der Unterkunft an und wurden sehr freundlich empfangen. Der Hausherr zeigte uns unser Zimmer mit eigenem Bad, die Küche und den Aufenthaltsraum. Uns gefiel die Unterkunft auf Anhieb. Es war sauber, sehr gepflegt, ruhig und doch zentral zu den umliegenden Sehenswürdigkeiten. Beim Ausleihen des Mietwagens sind nämlich leider nur eine gewisse Anzahl an Kilometern im Preis inkludiert (Wir hatten bei Budget 500 Kilometer inklusive).
Da es leider angefangen hatte zu regnen, begaben wir uns zuerst einmal zum Supermarkt in (hier gibt es den Bonus und den FK Super Market). Nachdem wir uns mit Skyr, Süßigkeiten, Getränken und anderen Lebensmitteln eingedeckt hatten, fuhren wir zurück zur Unterkunft und kochten uns etwas.
Auf den Färöern wird es – wie auf Island, Grönland oder im Norden Norwegens – im Sommer nicht richtig dunkel. So hatten wir zum Glück keinen Zeitmangel.
Am Nachmittag hörte es auf zu Regnen und wir begaben uns auf Erkundungstour. Unser heutiges Ziel war der Wasserfall Mulafossur in der Ortschaft Gásadalur .
Die Straßen waren kaum befahren und oberhalb des Dorfes Bøur stoppten wir an einem Aussichtspunkt und genossen den Ausblick den Fjord Sørvágsfjørður und den Tindhólmur – eine kleine, schroffe Insel der Färöer, die aufgrund ihrer Größe nicht zu den 18 Inseln gezählt wird, sondern zu den Holmen der Färöer bzw. Schären. Mit 65 ha ist Tindhólmur der größte Holm des Archipels.
Wir waren angekommen auf den Färöern. Abschalten, zur Ruhe kommen und Genießen.
Durch einen 4 Kilometer langen Tunnel fuhren wir nach nach Gásadalur und zum Mulafossur Wasserfall.
Wer Zeit hat, kann übrigens auch von Bøur nach Gásadalur entlang eines alten Postweges wandern. Die 3,5 Kilometer lange Tour (one way) wird aufgrund der zurücklegenden Höhenmeter als „schwierig“ eingestuft.
Wir beließen es bei einem kurzen Zwischenstopp in Gásadalur, denn der Wind pfegte uns hier ordentlich um die Ohren. Wir zogen daher schnell Regenjacke und Mütze an und liefen zum Mulafossur. Da es leider sehr stark bewölkt war, war von der Umgebung nicht viel zu erkennen. Der Blick auf den malerischen Wasserfall, der sich seinen Weg zwischen den hohen Steilklippen ins Meer suchte, war dennoch atemberaubend.
Das Tal von Gásadalur liegt umrahmt von hohen Bergen und galt bis Anfang des 21. Jahrhunderts als einer der isoliertesten Orte Europas, da das Dorf nur zu Fuß oder per Hubschrauber erreichbar war. Gut, dass es seit mehr als zehn Jahren den Gásadalstunnilin gibt und die Bewohner/Touristen mit dem Auto die Ortschaft erreichen können.
Wir wanderten entlang eines breiten Grasweges bergauf und genossen den Ausblick auf die Steilküste.
Im Jahr 2012 zählte das Dorf 18 Einwohner. Von denen sahen wir heute jedoch nicht einen. Die Ortschaft war wie ausgestorben. Bevor ein neuer Regenschauer einsetzte, begaben wir uns daher zurück zum Auto und fuhren durch den Gásadalstunnel zurück nach Bøur.
Wir stoppten erneut an einem Aussichtspunkt und genossen die Fernsicht. Unterhalb von mir entdeckte ich den Nationalvogel der Färöer – den Austernfischer (Eurasian oystercatcher; Haematopus ostralegus). Ich freute mich über die Sichtung und wusste nicht, dass ich in den nächsten Tage haufenweise Austernfischer zu Gesicht bekommen sollte.
Die Sonne versank langsam am Horizont und tauchte die Landschaft in ein wunderschönes Licht.
Wir genossen die Einsamkeit und den Ausblick auf den Sørvágsfjørður.
Ein Wasserfall auf der linken Seite zog unsere Aufmerksamkeit auf sich. Erneut stoppten wir auf der menschenleeren Straße, machten ein paar Fotos und ich entdeckte einen weiteren Austernfischer. Diesmal ein wenig näher.
Einen Sandstrand hätte ich auf den Färöern allerdings nicht erwartet. Aber bis auf zwei Eiderenten (common eider; Somateria mollissima) und einem Eissturmvogel (Fulmar, Fulmarus) war es am Strand menschenleer. Verständlich bei einer durchschnittlichen Wassertemperatur von ca. 8-10 Grad und einer Außentemperatur von ebenfalls 8-12 Grad 😁.
Wir kehrten daher nach dem kleinen Kennenlernen der Färöer zurück in das Guesthouse und begaben uns nach diesem doch recht anstrengenden Tag ins Bett.