Nach unseren letzten zwei entspannten Tagen im Phu-Naphat Resort in der Nähe des Erawan-Nationalparks, hieß es am nächsten Morgen für uns zeitnah aufzustehen. Eine etwa 3-stündige Autofahrt zur Tempelstadt Ayutthaya stand auf unserem Plan. Von den einst ca. 400 Tempeln und Palästen sind bis heute noch eine beachtliche Anzahl an Tempelanlagen erhalten geblieben. Wir beschränkten uns auf die wichtigsten wie den Wat Phra Si Sanphet, den Wat Phra Ram und den Wat Mahathat. Den Besuch des Wat Chai Watthanaram zum Sonnenuntergang hatten wir zeitlich nicht mehr geschafft.
Wir frühstückten in Ruhe und während Marcel das Gepäck im Auto verstaute, entdeckte ich einen Orienthornvogel (Oriental pied hornbill, Anthracoceros albirostris) direkt in einem Baum am Parkplatz des Hotels. Würde der Vogel wohl noch ein Weile dort bleiben, bis ich meine Kamera aus dem Zimmer geholt hatte? Ich war hin- und hergerissen, ob sich der Aufwand lohnte, beschloss aber mein Glück zu versuchen und die Kamera zu holen. Gute Wahl, denn der grazile Vogel ließ sich in Ruhe fotografieren und störte sich überhaupt nicht an meiner Anwesenheit.
Auch ein bunter Rotscheitel-Bartvogel (Coppersmith barbet, Psilopogon haemacephalus) ließ sich von mir ablichten. Der Tag fing gut an.
Wir verabschiedeten uns von der Hotelbesitzerin und nahmen die 200 Kilometer lange Strecke nach Ayutthaya in Angriff. Für die kommende Nacht hatten wir uns in einem traditionellen Thai-Zimmer in der Phuttal Residence etwas außerhalb der Stadtmitte einquartiert. Für uns war es wichtig, einen Parkplatz an der Unterkunft zu haben. Die meisten Hotels haben nämlich keinen eigenen Parkplatz und in der Stadt einen Parkplatz zu finden ist echt schwierig. Zumal der Verkehr hier auch zunahm. Gerade am Abend waren die Straßen brechend voll.
Zunächst aber waren wir wieder fast alleine auf der gut ausgebauten Straße unterwegs. Je näher wir jedoch Ayutthaya kamen, desto voller wurde es. Auch ein leidiger U-Turn (eine 180° Wendung) blieb uns nicht erspart. Allerdings war es auf der 357 nicht so voll, wie vor ein paar Tagen noch in der Region um Bangkok.
Auf der vierspurigen Straße kamen wir gut voran. Staus gab es keine und gegen 11 Uhr hatten wir bereits die Phuttal Residence erreicht. Die beiden Besitzerinnen sprachen allerdings kein Englisch, so dass wir uns mit der Übersetzer-App aushalfen. Klappte hervorragend und wir konnten sogar bereits unser Zimmer beziehen.
Die gepflegte, kleine Anlage lag in einer Sackgasse direkt am Fluss Muang. Hier gefiel es uns wieder einmal sehr gut.
Bevor wir mit dem Fahrrad die Tempelstadt erkundeten, legten wir noch eine kleine Rast ein und machten uns gegen 12 Uhr auf den Weg zum ersten Stopp – dem Wat Worachettharam. Die Fahrräder konnten wir in der Unterkunft kostenlos ausleihen. Sie waren zwar nicht im besten Zustand aber für ein paar Kilometer reichte es. Nur die Temperatur von 34° Celsius machte uns mal wieder zu schaffen.
Wir erkundeten die kleine Tempelanlage (Eintritt kostenlos) und schwangen uns danach wieder aufs Rad. Schatten gab es leider nur selten, so dass wir die Stopps sehr kurz hielten.
Der große liegende Buddha im Wat Lokaya Sutha war unser nächstes Ziel. Leider war die überdimensionale Figur komplett in ein Gerüst gehüllt, so dass man nicht viel sehen konnte.
Eine der Hauptattraktionen Ayutthayas ist sicherlich der Tempel Wat Phra Si Sanphet auf dem Gelände des alten Königspalastes, der nur ca. 1,5 Kilometer vom Wat Lokaya Sutha entfernt lag. Man kann Ayutthaya allerdings nicht gerade als fahrradfreundliche Stadt bezeichnen. Daher war das Radfahren auf den Hauptstraßen gewöhnungsbedürftig. Die Thais fahren allerdings nicht sehr aggressiv und auch die Mopeds nahmen Rücksicht auf die Drahtesel. Aufgrund des Verkehrs war das Abbiegen auf den großen Parkplatz des Tempels trotzdem spannend.
Dafür konnten wir direkt zum Eingang des kleinen Basars fahren, durch den wir zum Tempeleingang schlenderten. Man kann mit dem Fahrrad auch direkt zum Tempel fahren und das Zweirad dort abstellen. Hätten wir das eher gewusst, hätten wir davon auch Gebrauch gemacht.
Allerdings wären uns dann die ganzen undefinierbaren Köstlichkeiten an den Marktständen entgangen. Keine Ahnung, was da alles verkauft wurde.
Vorbei am prachtvollen Tempel Wihan Phra Mongkhon Bophit, gelangten wir zum Eingang des Wat Phra Si Sanphet (Eintritt: 30 THB / Person) und staunten nicht schlecht über den imposanten Bau.
Der Wat Phra Si Sanphet war Tempel der königlichen Familie und besaß als solcher keinen Sanghawat, also keinen Wohnbereich für Mönche. Der Wat wurde ausschließlich für königliche Zeremonien benutzt.
Im Jahr 1767 eroberten die Birmanen die Hauptstadt Ayutthaya und begannen die weitgehende Zerstörung und Plünderung der zahlreichen Tempel und anderer Gebäude, darunter auch des Wat Phra Si Sanphet. Sie setzten das Gebäude in Brand, um das Gold einzuschmelzen.
Auch die drei Chedis, die auf einer erhöhten Plattform stehen, wurden dabei vernichtet, konnten aber 1956 wieder renoviert werden. Von allen weiteren Gebäuden sind nur noch die Grundmauern erhalten.
Die Chedis sind in der klassischen, ceylonesischen Bauart errichtet, die an eine Glocke erinnert. In jeder Himmelsrichtung sind kleine Kapellen angesetzt, zu denen steile Treppen führen. Die Dächer der Kapellen sind wiederum mit einer Miniatur-Chedi gekrönt. Jeder der drei Chedis ist auf der Ostseite ein Mondop zugeordnet, in denen sich möglicherweise Fußabdrücke Buddhas befanden. Sehr beeindruckende Bauwerke.
Auf einem angelegten Weg erkundeten wir die Anlage (und waren über jedes bisschen Schatten froh).
Neben dem Haupttempel mit den Chedis statteten wir auch dem riesigen Park mit den Ruinen einen Besuch ab.
Bei 34° Celsius durch die sengende Mittagshitze zu schlendern war allerdings kein Zuckerschlecken, so dass wir zurück zum Wat Phra Si Sanphet begaben und den Rest der Anlage erkundeten.
Auf einer Bank im Schatten legten wir eine kleine Pause ein und ließen die Szenerie auf uns wirken. So ein paar Wolken wären doch echt was nettes gewesen.
Nach dem etwa 1,5-stündigem Rundgang durch die weitläufige Anlage, marschierten wir zurück zum Fahrrad und beschlossen die weiteren Tempelbesichtigungen auf den Nachmittag zu schieben. Es war uns einfach zu heiß. Allerdings mussten wir die Öffnungszeiten der Tempel ein wenig im Auge behalten, denn die meisten schlossen bereits zwischen 16 und 17 Uhr.
Mit dem Radel fuhren wir daher zurück zur Unterkunft. Beim Vorbeifahren blickten wir noch kurz auf die Chedi Sri Suriyothai, dessen goldfarbene Bemalung in der Sonne nur so glänzte.
In der Unterkunft angekommen, gönnten wir uns erstmal eine kalte Dusche und verbrachten die nächsten drei Stunden mit ein wenig Rasten, bevor wir gegen 16:00 Uhr wieder aufsattelten. Hoffentlich war die Temperatur jetzt ein wenig erträglicher.
Zumindest knallte die Sonne nicht mehr so erbarmungslos auf uns nieder wie am Mittag. Wir hatten jetzt noch 1,5 Stunden Zeit bis zum Sonnenuntergang und noch drei Tempel auf unserer To-Do-Liste.
Damit wir schneller vorankamen, fuhren wir entlang der Hauptstraße, die allerdings nicht wirklich fahrradfreundlich war.
Nach etwa 2,6 Kilometern hatten wir den Wat Ratchaburana erreicht. Wir stellten das Fahrrad ab und betraten die weitläufige Tempelanlage (Eintritt 50 THB / Person).
Der hohe Tempelturm (Prang) des Wat Ratchaburana stand weit sichtbar im Mittelpunkt des Komplexes und wies zahlreiche Verzierungen auf, wie Nagas, Garudas und andere kleinere Figuren in schöner Stuckarbeit.
Wir schlenderten entlang des angelegten Weges und nutzen das goldene Nachmittagslicht für ein paar Fotos. Ein beeindruckender Ort.
Über die hohen Steinstufen stiegen wir eine Etage höher und genossen den Ausblick auf die gesamte Tempelanlage.
Nach rund einer Stunde verließen wir den Wat Ratchaburana, sattelten auf und fuhren zum gegenüberliegenden Wat Mahathat, der sich direkt im Zentrum Ayutthayas befindet und eines der Wahrzeichen der Stadt bildet.
Im Gegensatz zum Wat Ratchaburana, der nur bis 17 Uhr geöffnet hatte konnte man den Wat Mahathat bis 18:30 Uhr erkunden.
Viel Zeit bis zum Sonnenuntergang blieb uns allerdings nicht mehr. Die vordere Teil der Tempelanlage lag bereits im Schatten und wir schritten daher schnellen Schrittes zu einem der am meist fotografierten Motive im Wat Mahathat – den eingewachsenen Steinkopf Buddhas.
Im Wurzelwerk des Banyan-Feigenbaums blickten wir auf den Buddha-Kopf. Es gibt einige Theorien, wie der Buddha-Kopf dorthin gekommen ist. Einige sagen, er wurde dort bewusst durch die Einwohner Ayutthayas versteckt andere meinen, er sei bei Bauarbeiten einfach heruntergefallen und wurde dort liegen gelassen. Es bleibt also ein Mysterium, wie der Steinkopf dorthin gelangt ist. Vermutlich ist er bei Touristen deswegen so beliebt.
Wir liefen zur Mitte des Tempels, wo sich nur noch Ruinen befanden.
Von dem einst mächtigen Prang im Zentrum der Anlage war ebenfalls nicht mehr viel zusehen.
In aller Runde spazierten wir durch den Komplex, bis zu dessen Ende.
Gegenüber des Tempels in einem Park war eine große Tribüne aufgebaut und ein Sprecher verkündete auf Thailändisch irgendetwas. Tanzgruppen betraten nach und nach den Rasen vor der Tribüne und führten ihre Vorstellung auf. Was genau hier stattfand, wussten wir allerdings nicht.
So langsam verschwand die Sonne und läutete das Ende des Tages ein.
Auch die meisten Besucher hatten den Tempel bereits verlassen. Wir wollten hingegen noch ein wenig auf die Beleuchtung des Tempels warten. Ein Stativ hatte ich allerdings nicht dabei.
Wir liefen daher noch einmal um die komplette Anlage und konnten nach Einbruch der Dunkelheit den beleuchteten Wat Mahathat bestaunen. Das sah wirklich mystisch aus.
Im Dunkeln liefen wir zum Ausgang, wo sich bereits ein Absperrgitter befand. Wir kamen jedoch ohne Probleme hinaus und waren nun gespannt, wie wir am besten zurück zur Unterkunft kamen.
Eigentlich hatten wir geplant, durch den Bueng Phra Ram Park zu fahren aber aufgrund der Veranstaltung hatten wir keine Möglichkeit hindurch zu kommen.
Außerdem hatten mittlerweile zahlreiche Stände ihr Essensangebot aufgebaut und die Straßen waren brechend voll. Gut, dass wir mit dem Fahrrad und nicht mit dem Auto hier hin gefahren waren.
Da wir die Straße von der Hinfahrt nicht mehr nutzen konnten, fuhren wir hinter dem Bueng Phra Ram Park auf die gut befahrene Straße.
Zwischen all den Mopeds, Tuk Tuks und Autos mussten auch wir uns irgendwie unseren Weg suchen. Wir hängten uns an die Mopeds und schlängelten uns an den Autos vorbei. Was für ein Verkehr.
Ein paar Meter weiter wussten wir dann auch, was den Stau verursachte. Der riesige bunt beleuchtete Tunnel brachte uns zu einem kleinen Grünstreifen, der komplett mit Lichterketten und bunt leuchtenden Schmetterlingen übersät war. Das war ja wohl unglaublich. Erinnerte mich schon fast an Avatar.
Auch die Bäume am gegenüberliegenden kleinen See waren mit bunten Lichterketten geschmückt. Ein Festival of Lights hatten wir tatsächlich nicht mehr erwartet. Umso begeisterter waren wir über all den Kitsch. Herrlich, das war genau meins.
Wir stellten das Fahrrad ab und blickten mit zahlreichen anderen Touristen und Einheimischen auf das Spektakel. Sowas könnte man in Deutschland auch mal machen. Einfach unbeschreiblich.
Nachdem wir genug vom bunten Leuchten hatten, stiegen wir wieder aufs Rad und fuhren an den Ständen des Nachtmarkts vorbei. Die Straße war nun etwas leerer und besser zu fahren.
Als wir um die Ecke bogen, warteten weitere Lichtinstallationen auf uns, die in einem weiteren kleinen Park gerade aufgebaut wurden. Was für ein Lichterrausch. Und alles kostenlos.
Erneut parkten wir das Rad am Straßenrand und schlenderten mit zahlreichen anderen Menschen durch den Park.
Wir konnten uns gar nicht satt sehen. Die Bienen und Schmetterlinge bewegten sich sogar. Was es alles gibt.
Vom ganzen Gucken und Staunen wurden wir doch langsam müde und peilten nun unsere Unterkunft an. Der Tempelkomplex des Wat Phra Si Sanphet versperrte uns leider den direkten Weg zurück, so dass wir noch einen kleinen Umweg in Kauf nehmen mussten.
Daher kamen wir durch Zufall noch an einem anderen Tempel vorbei, der ebenfalls bunt beleuchtet wurde.
Auch die Bäume drum herum waren mit Lichterketten geschmückt. Das sah wirklich toll aus. Ich hab selten so eine grandiose Weihnachtsbeleuchtung wie hier in Thailand gesehen. Bunt, kitschig und viel Licht.
Gegen 21 Uhr kamen wir in der Phuttal Residence an, stellten die Räder ab und fielen geschafft ins Bett. Wir hatten zwar nicht alle Tempel gesehen, die ich geplant hatte aber dafür hatte uns das Lichterfestival ein spontanes Vergnügen bereitet. Gut, dass wir im Dunkeln unterwegs waren, auch wenn das mit dem regen Verkehr und dem Fahrradfahren nicht ganz einfach gewesen war. Aber dadurch, dass alle Verkehrsteilnehmer wirklich gut aufpassen, haben wir uns zu keiner Zeit unsicher gefühlt.