Früh am Morgen klingelte der Wecker uns aus dem Bett. Unsere Reise nach Spitzbergen – dem nördlichsten Zipfel Norwegens – begann. Es gab allerdings noch drei Flüge zu bewältigen und die Hoffnung, dass das auch tatsächlich alles tadellos klappte. Aber SAS hat diesbezüglich einen sehr guten Ruf. Man durfte gespannt sein.
Der erste Flug brachte uns mit einer ATR 72 von Hamburg nach Kopenhagen, wo wir nach einer 45minütigen Transferzeit bei der Ankunft am Gate schon an Bord durften. Beim Online-checkin hatte ich mich schon gefreut, dass die erste Reihe im Flugzeug noch frei war. Und warum war dem wohl so? Weil die erste Reihe quasi die letzte ist, denn in die Propellermaschine steigt man hinten ein.
Da aber nicht viele Passagiere an Bord der Maschine passen, war das für die Transferzeit irrelevant.
Flug zwei mit dem Airbus A321 brachte uns von Kopenhagen nach Oslo. Fürs Umsteigen hatten wir in Oslo nur 30 Minuten Zeit, wovon schon knapp 15 Minuten durch die Verspätung des Kopenhagen-Oslo-Fluges draufgingen. Aber auch das schafften wir und erreichten das Gate trotz Passkontrolle sogar noch vor dem Beginn des Boardings.
Der letzte Flug mit der Boeing 737 ließ uns nach knapp drei Stunden Flugzeit endlich in Spitzbergen ankommen. Durch den starken Wind war der Landanflug sehr turbulent.
Insgesamt waren wir mit Transferzeiten fast 6 Stunden unterwegs gewesen. Der Flughafen in Longyearbyen ist überschaubar und mit unserem Handgepäck verließen wir das Gebäude auf der Suche nach dem Bus.
Da die Flughafenbusse nur dann fahren, wenn Flugzeuge ankommen, mussten wir noch auf die anderen Gäste warten. Die Zeit nutzten wir um einen ersten Eindruck zu gewinnen und eines der typischen Fotos zu schießen.
Das Wetter war windig und kühl aber wir waren in der Arktis; nichts anderes hatten wir erwartet. Glücklicherweise regnete es nicht mehr.
Für 75 NOK (ca. 8 Euro) / Person brachte uns der Bus zu der Haltestelle des Spitsbergen Hotels. Unsere Unterkunft – das Haugen Pensionat – befand sich nur 50m von hier zu Fuß.
Wir zogen unsere Schuhe aus und entdeckten Marcels Namen auf einem Zettel an der Tür und das zugewiesene Zimmer. Der Schlüssel steckte und wir bezogen unseren Raum. War sogar größer als erwartet. Nur ein eigenes Bad gab es hier nicht aber das war auch nicht schlimm, die Badezimmer waren sauber und ordentlich und es teilten sich maximal drei Zimmer ein Bad, zudem gab es noch eine zusätzliche separate Toilette.
Wir entspannten ein wenig und zogen dann los, um uns Longyearbyen ein wenig anzusehen.
Die Stadt auf dem 78. Breitengrad hat an sich nicht viel zu bieten aber die Umgebung schon.
Das Wetter hatte aufgeklart und die Sonne ließ sich blicken, so dass wir die umliegenden Gletscher und Berge entdeckten. Eine beeindruckende Landschaft.
Wir liefen zuerst zu der kleinen Kirche und statteten dieser einen Besuch ab. Sie ist die einzige evangelische Kirche der Inselgruppe und die nördlichste Kirche der Welt. 2003 besuchten durchschnittlich 69 Personen die Gottesdienste, darunter viele Touristen. Holz verkleidet und mit normalen Stühlen und Sitzecken ausgestattet, sah die Kirche gar nicht nach Kirche aus, sondern sehr gemütlich.
Von hier ging es die Straße hinab zum Wasser. Dort konnten wir auf die umliegenden Fjorde gucken und entdeckten eine Eiderentenfamilie mit 15! Jungtieren.
Wir schlenderten zurück Richtung Stadtmitte und versuchten noch einmal näher ans Wasser zu gelangen. Da der Weg aber sehr schlammig war, ließen wir von der Idee ab. Anscheinend hatten wir uns jedoch einer Schwalbenbrutstätte genähert, denn auf einmal hörten wir direkt über unseren Köpfen ein lautes Geschrei und ehe sich Marcel versah, hatte die Küstenseeschwalbe ihm auf den Kopf gepickt. Das kam vollkommen unerwartet und wir hielten lieber etwas Abstand.
Nachdem wir uns über die Situation köstlichst amüsiert hatten, begaben wir uns Richtung Unterkunft. Unterwegs kamen wir noch am Weihnachtsmann-Briefkasten vorbei. Dieser ist allerdings recht umstritten, denn nicht alle Einwohner Svalbards können sich mit dem Begriff „Santa Claus Town“ identifizieren.
Im Supermarkt kauften wir noch etwas für die nächsten Tage ein und waren erleichtert, dass die Preise nicht so exorbitant hoch waren, wie wir vermutet hatten. Norwegen ist für uns generell schon immer ein teureres Pflaster gewesen und einen Preisaufschlag für die Insel zahlt man natürlich auch aber es gibt einige Artikel, deren Preise uns dann doch nicht geschockt haben (bei anderen hingegen schon :-D)
Wir genossen noch einmal den Blick auf die Stadt – die wirklich nie zu einer der schönsten gehören wird – und erreichten gegen 18:30 Uhr unsere Unterkunft.
Dort bereiteten wir uns unser Essen zu (Nudeln mit Pesto) und begaben uns ins Bett, wo es zeitig ans Schlafen ging. Glücklicherweise erfüllte das Verdunklungsrollo unseres Zimmers seinen Zweck zu unserser vollsten Zufriedenheit und verdunkelte das Zimmer tatsächlich so als ob es bereits Nacht wäre. Auf Spitzbergen herrscht von Ende April bis Ende August die Mitternachtssonne, wobei sie im Mai, Juni und Juli ihren Höhepunkt erreicht. Es wird also nie dunkel.