Ein weiterer sommerlicher Wandertag mit Sonnenschein wartete heute auf uns. Die Tour auf das Sidelhorn hatten wir schon ein paar Tage eher eingeplant aber aufgrund des regnerischen Wetters von einem Aufstieg abgesehen. Welcher Tag bot sich also besser an als heute, die Tour nachzuholen. Der alpine Rundwanderweg führte auf den Aussichtsgipfel mit grandiosem Blick auf die 4000er und das Grimselmassiv mit seinen Gletschern und Stauseen.
Wir mussten allerdings von der Schwarzwaldalp erstmal zurück nach Innertkirchen. Der Bus von der Schwarzwaldalp zum Bahnhof in Meiringen fuhr immer um ´15. Wir frühstückten daher in aller Ruhe und stiegen um 09:15 Uhr in den Bus. Die Fahrt dauerte rund 45 Minuten. Unterwegs kamen wir auch an der Gletscherschlucht Rosenlaui vorbei, der wir eventuell auch noch einen Besuch abstatten wollten. Mit dem Auto von Meiringen hier hinauf allerdings eine spannende Sache. Die Straße ist häufig nur einspurig und wenn der Postbus von vorne kommt, muss man vorausschauend einplanen, in welche Lücke man ausweichen kann.
Da hatten wir es im Bus definitiv einfacher, wenngleich wir auch – dank Maskenpflicht – froh waren in Meiringen auszusteigen.
Blöd war allerdings, dass der Zug nach Innertkirchen nicht wirklich gut an den Bus angebunden war, denn der Zug war vor 5 Minuten abgefahren und der nächste kam erst in 45 Minuten. Also mit dem ÖPNV ist es nicht nur in Deutschland problematisch.
So warteten wir bei herrlichstem Wanderwetter auf den Zug. Das nervte schon ziemlich. Immerhin fahren die Züge in der Schweiz pünktlich und um kurz vor 12 starteten wir nach Innertkirchen MIB, wo unser Auto wartete.
Nach ca. 3 Stunden Fahrt- und Wartezeit fuhren wir mit dem Auto zum Grimselpass. Wir hofften, dass wir dort noch einen Parkplatz bekamen und nicht zu viele Leute heute unterwegs waren.
Wir hatten Glück und erwischten noch einen Parkplatz. Von hier startete auch die Tour zum Sidelhorn via Jostsee. Ca. 600 Höhenmeter mussten vom Grimselpass bis zum Gipfel des Sidelhorns bewältigt werden.
Rechts vorbei am Totesee auf 2.160 m.ü.M. folgten wir einem ausgetretenen Pfad leicht bergauf.
Der Weg wurde breiter und der Anstieg steiler. Die Scharte vor uns, auf die es zuging, war gut zu erkennen.
Ein Wanderschild wies uns die richtige Richtung zum Jostsee und zum Sidelhorn.
Der schweißtreibende Anstieg brachte uns schnell höher und der Blick auf den Grimselpass, den Totesee und die Bergwelt war fantastisch.
Auf der ersten Anhöhe angekommen, legten wir eine kleine Rast ein. Während Marcel einen Geocache suchte, genoss ich die Aussicht. Ein paar Wanderer nahmen mit derselben Stelle als Pause vorlieb.
Trotz der Sonne war es auf gut 2.000 m.ü.M. doch recht frisch und ich wartete etwas ungeduldig auf Marcels Rückkehr. Meinen Fleecepullover hatte ich heute im Auto gelassen, da ich dachte, dass es etwas wärmer sei. Daher war ich froh als wir weitergehen konnten, denn bis zum Jostsee mussten wir noch einige Höhenmeter zurücklegen. Die Aussicht war einfach fantastisch.
An einem Abzweig nahmen wir den Weg geradeaus. Wer mag, kann auch nach rechts zum Sidelhorn abgehen, verpasst dann aber den Jostsee und der ist den Abstecher wert. Also unbedingt geradeaus gehen 😀.
Der Pfad verlief nun steil bergauf. An einigen Stellen war der Boden sehr trocken und rutschig. Die Ausblicke wurden jedoch Höhenmeter um Höhenmeter beeindruckender.
Auf 2.400 Metern und kurz vorm Erreichen des Jostsees gelangten wir an einem kleinen idyllischen See vorbei, der Marcel zu ein paar Makroaufnahmen des Wollgrases animierte.
Nur 70 Meter vom kleinen See entfernt, lag unser erstes Ziel des heutigen Tages – der zauberhafte Jostsee auf 2.419 Metern über Meeresniveau.
Ein Meer aus Wollgras erwartete uns hier. Ich glaub nicht, dass ich jemals soviele „Wattebäusche“ auf einem Haufen gesehen habe. Dazu das Bergpanorama im Hintergrund. Wir nutzten auch hier wieder die Gunst der Stunde für eine kleine Rast. Genug Felsblöcke zum Rasten sind vorhanden.
Nach einer knappen Viertelstunde zogen wir weiter und folgten dem Wanderweg weiter bergauf. Wir warfen einen letzten Blick auf den Jostsee, bevor dieser aus unserem Blickfeld verschwand.
Wir stiegen immer höher und genossen die fantastischen Ausblicke. Vor Kopf befand sich die Triebtenseelicke – ein breiter Sattel, der die Kantonsgrenze zu Bern bildet. Eine Antenne (die wir fälschlicherweise zuerst für den Gipfel des Sidelhorns hielten) befindet sich auf einem Zwischengipfel auf dem Weg zum Sidelhorn.
Bis zum Sattel sind vom Jostsee gut 200 Höhenmeter zu überwinden. Ich freute mich zur Abwechslung heute mal aufs Bergaufgehen, da mir im T-Shirt doch recht frisch war.
Oben angekommen konnten wir endlich einen Blick auf die andere Seite werfen. Und was für eine Aussicht wir genießen durften. Lauteraarhorn (4.042m) und Schreckhorn (4.078m) gaben sich die Ehre. Das Finsteraarhorn (4.274m), der höchste Gipfel der Berner Alpen, hielt sich hinter einer Wolke versteckt.
Einziger Wehmutstropfen; für eine Pause war es zu windig auf dem Sattel. Wir stiegen ein wenig ab in Richtung einer Hütte und während Marcel auf der Suche nach einem Geocache ging, genoss ich die Aussicht auf die fantastische Bergwelt.
Ich war jedoch froh als er endlich zurückkam. Zum Schutz vor dem starken Wind hatte ich mir den Rucksack schon vor die Arme gelegt.
Über wegloses Blockgelände kraxelten wir aufwärts zur Antenne.
Ein breiter Grad brachte uns die letzten Meter zum Zwischenpunkt.
Von hier oben auf 2.700 m.ü.M. hatten wir eine unglaublich weite Sicht auf´s Finsteraarhorn, Oberaarhorn, Oberaarrothorn, dem Oberaargletscher und Oberaarsee (linkes Tal im Bild) sowie auf die Gipfel des Lauteraarhorn, Schreckhorn, Hienderstock, Bächlistock, dem Unteraargletscher und dem Grimselsee (rechtes Tal im Bild). Direkt unter uns befand sich der Triebtenseewli. Wir konnten uns gar nicht satt sehen.
Auch in die andere Richtung genossen wir einen atemberaubenden Ausblick.
Wir rasteten auf einem der dicken Felsbrockenund genossen die wärmenden Sonnenstrahlen.
Nur ungern trennten wir uns von der Aussicht aber der Gipfel des Sidelhorn wartete noch auf. Dafür mussten wir auf weglosen Gelände über festes Blockgestein in eine Scharte bis auf 2.689m absteigen.
Wir folgten den weiß-rot-weißen Markierungen aufwärts zum Sidelhorn. Auch hier gehts über große Felsblöcke Richtung Gipfelkreuz.
Ein erneut grandioser Ausblick auf das Oberaarhorn, Oberaarrothorn, dem Oberaargletscher und dem Oberaarsee eröffnete sich uns. Das Finsteraarhorn hatte sich wieder hinter eine Wolke zurückgezogen.
Der Gipfel war nicht mehr weit.
Auf den letzten Meter entdeckten wir noch eine Alpenbraunelle, die die Sonnenstrahlen genoss.
Wir entdeckten den Wegweiser hinab vom Gipfel zum Grimselpass und kurz dahinter das Gipfelkreuz des 2.764 Meter hohen Aussichtsgipfels.
Mit uns waren nur zwei Schweizerinnen auf dem Gipfel, die die Gegend kannten und uns sagten, auf welche Gipfel wir blickten. Wir machten ein paar Gipfelfotos und genossen danach einfach nur die Wahnsinnsaussicht. Das Sidelhorn ist unbedingt einen Besuch wert.
Der Abstieg zum Grimselpass führte uns auf Blockgelände weglos abwärts und war mit 1:25 Stunden angegeben.
Nachdem wir die Schotterhalde hinter uns gelassen hatten, folgten wir dem schmalen Pfad weiter abwärts zum Grimselpass.
Die Aussicht auf den Grimselpas, Totesee und die Bergwelt sowie die 4000er der Berner Alpen war magisch.
Meter um Meter gelangten wir tiefer bis wir die Husegghütte auf 2.450 Meter erreichten.
Bis zum Grimselpass auf 2.165 Meter (ca. 30 Minuten) lagen noch ca. 300 Höhenmeter im Abstieg vor uns.
Wir konnten bereits den Parkplatz entdeckten. Auf der Wiese davor war gerade ein Helikopter gelandet. Wir konnten allerdings nicht erkennen, ob es sich um einen Rettungseinsatz handelte. Ich bin immer wieder beeindruckt in welchem Gelände die Hubschrauberpiloten hier in der Schweiz so überall landen können.
Wir begaben uns die letzten Meter auf der asphaltierten Panoramastraße zum Parkplatz. Eine tolle Bergtour endete. Marcel musste sich nun allerdings noch nach einem Hotel umsehen, da wir für die nächsten Nächte keine Unterkunft gebucht hatten. Vielleicht erinnert ihr euch; wir wollten eigentlich die Hüttentour entlang des Wetterhorntreks gehen aber ab Morgen sollte das Wetter schlechter werden und die Tour ist nur bei stabilem Wetter empfohlen.
So fuhren wir vom Grimselpass zum Furkapass und während ich mir eigentlich den Rhonegletscher aus der Nähe ansehen wollte, sollte Marcel die Zeit nutzen, eine Unterkunft für die nächsten beiden Tage zu finden.
Marcel ist allerdings nicht dafür bekannt, sehr entscheidungsfreudig zu sein. Während ich mich schon innerhalb von 5 Minuten entschieden hätte, wollte er die perfekte Übernachtungsmöglichkeit finden. Am besten mit Schwimmbad oder Spa, um die Regentage entsprechend nutzen zu können. Das ist mit begrenztem Übernachtungsbudet in der Schweiz freilich etwas schwierig wie sich herausstellte. Und so verbrachten wir eine gute Stunde auf dem Parkplatz am Rhonegletscher. Der Eintritt zur hier befindlichen Eisgrotte beträgt 9 CHF. Fand ich etwas happig für einen 100 Meter langen Eistunnel. Außerdem hatte die Grotte nur bis 18 Uhr geöffnet und da wir erst um 17:30 Uhr auf dem Parkplatz ankamen, hätte sich das nicht mehr gelohnt.
So spazierte ich genervt draußen rum, während Marcel immer noch suchte. Letztendlich entschieden uns für die Unterkunft „Ufem Egg Ferienwohnungen“ in Innertkirchen.
Die Ferienwohnung liegt etwas abseits der Straße zum Grimselpass und der Auto- und Motorradlärm ist kaum zu hören. Wir wurden wieder einmal sehr herzlich empfangen und bekamen anstatt eines Doppelzimmers ein Upgrade auf ein Apartment, dass eigentlich für eine Familie gedacht ist. Die große Ferienwohnung ließ keine Wünsche offen. Uns erwartete ein großes Wohnzimmer, zwei Schlafzimmer, eine voll ausgestattete Küche und ein großes Badezimmer. Wir freuten uns über das Upgrade und buchten die Unterkunft direkt auch noch für den morgigen Tag.