Die Nacht auf Berghütten endet immer recht früh und so wälzte ich mich schon seit 6 Uhr morgens im Bett herum. In der Nacht war mit einem lauten Donnern ein Stück am Oberen Grindelwaldgletscher abgegangen. Das Knallen hatte ich sogar trotz Ohropax gehört. Wir machten uns gegen 7 Uhr fertig und verließen die Glecksteinhütte kurz darauf. Ein Frühstück hatten wir nicht gebucht, da wir unser eigenes Brot, Käse und Marmelade dabeihatten. Nur ein gemütliches Plätzchen brauchte es noch.
Der Wetterhorntrek führte uns nun auf der zweiten Etappe von der Glecksteinhütte zur Brochhütte oder zur Schwarzwaldalp.
Zuerst stiegen wir jedoch den steilen Weg von der Hütte wieder abwärts. Man muss denselben Weg hoch und runter gehen, daher wusste ich, welche Stellen kritisch für meinen Kopf waren.
Über den schmalen Gras- und Schotterpfad gelangten wir abwärts zum drahtseilversicherten Weg steil an der Felswand. Einige Stellen waren durch die nächtliche Abkühlung feucht und ein wenig rutschig. Also Obacht.
Die ersten Berggänger kamen uns bereits um 7:30 Uhr entgegen. Kein Wunder bei dem Traumwetter.
Wir erreichten die Felsplatten und liefen vorsichtig hinüber, denn auch hier war es teilweise rutschig und nicht drahtseilversichert. Fallen ist hier keine Option.
Nachdem der Wasserfall durchquert war, ging der Pfad noch einmal bergauf. Der Blick ins Tal und zurück auf die Berge war traumhaft.
Bevor wir der drahtseilversicherten Passage durch das Engi folgten, fanden wir eine Bank mit Aussicht, auf der wir nun frühstücken wollten.
Es war halb 9 und unser Platz bot eine großartige Aussicht. Mit jeder Minute wanderten mehr Leute aus dem Tal hinauf zur Glecksteinhütte. Ich war gespannt auf den restlichen Abstieg. Ausweichen auf den engeren Passagen war eher schwierig.
Eine Dreiergruppe, die auch auf der Hütte übernachtet hatten, hatte uns mittlerweile eingeholt. Wir ließen diese passieren und hängten uns hinten dran.
Die links des Weges steilen Abgründe waren zum Glück weit weniger problematisch für mich wie anfangs gedacht und wir gelangten schnell bergab.
Weitere Berggänger kamen uns entgegen, aber man arrangierte sich immer perfekt.
So erreichten wir nach ca. 2,5 Stunden Abstieg (mit Frühstückspause) um 09:30 Uhr den Abzweig nach Lauchbühl. Nach links ging es zurück zum Oberen Gletscher in Grindelwald.
Wir folgten dem Pfad durch Geröll bis zur Straße. Hier befindet sich auch die Bushaltestelle „Abzweig Gleckstein“. Der Weg zur Glecksteinhütte ist ab hier auch bestens ausgeschildert und dauert nur 2 Stunden und 40 Minuten. Vom Oberen Gletscher ist man eine gute Stunde länger unterwegs.
Die Sonne weckte Grindelwald und ein schöner Wandertag wartete auf uns. Der weitere Weg führte uns zur Großen Scheidegg und von dort hinab zur Schwarzwaldalp. Der Wanderweg ist mit T2 bewertet und führt größtenteils auf schmalen Pfaden parallel entlang zur Straße.
So hörten wir am Morgen das unvergleichliche Dü-Da-Do des Postautos. Das charakteristische Dreiklanghorn, dessen Tonfolge aus dem Andante der Ouverture zu Rossinis Wilhelm Tell stammt und die Töne cis-e-a in A-Dur umfasst, wird im Linienverkehr auf Bergpoststrassen zur Signalgebung oder Warnung, zum Beispiel vor unübersichtlichen Kurven, benutzt.
Auf Bergpfaden gelangten wir aufwärts, querten immer wieder die Straße und gelangten höher und höher. Die steile Wand des Wetterhorns rechts neben uns beeindruckte immer wieder.
Der Geröllpfad brachte uns zu einer Hütte, in der wir eine Rast einlegten und den Ausblick auf den Eiger und den Eigergletscher genossen. Genug Zeit hatten wir heute.
Nach einer Viertelstunde folgten wir dem Pfad weiter hinauf. Die Aussicht wurde von Minute zu Minute schöner, denn die Sonne erstrahlte nicht nur die gegenüberliegenden Berggipfel, sondern suchte sich auch ihren Weg durch die steile Felswand.
Die letzten Höhenmeter bis zur Großen Scheidegg waren schnell aber nicht über zu steiles Gelände überwunden und das Berghotel Große Scheidegg auf 1.900 Metern gelangte in unser Blickfeld.
Wir setzten uns auf eine der Holzbänke des Kiosks und gönnten uns ein kühles Getränk. Wahnsinn, was für eine Aussicht. Spannend waren auch die ganzen Radfahrer, die den Anstieg bergauf geschafft hatten und sich freuten, oben angekommen zu sein. Naja, zumindest die, die sich ohne Elektro-Hilfe aufwärts quälten 😉.
Marcel suchte noch einen Geocache und nach einer halben Stunde Rast in der Sonne begaben wir uns an den Abstieg.
Durch ein kleines Moorgebiet gelangten wir leicht abwärts.
Der breite ausgetretene Weg führte uns tief hinab ins Tal.
Scharen an Menschen pilgerten uns entgegen. Immer wieder querten wir auch hier die nicht für den öffentlichen Verkehr freigegebene Straße. Statt auf Autos muss man allerdings auf die Fahrradfahrer achten, die mit einem Heidentempo abwärtsfuhren.
Wir ließen uns Zeit und genossen den sonnigen Tag.
An einem Fluss liefen wir nach links und folgten auf den verbleibenden zwei Kilometern der Straße hinab bis zur Schwarzwaldalp.
Bei unserer Ankunft war es erst 13:30 Uhr aber wir konnten trotzdem einchecken. Das Chalet Hotel Schwarzwaldalp bot Zimmer mit Gemeinschaftbad und Halbpension für 105 CHF / Person. Auf das Abendessen waren wir daher schon sehr gespannt.
Vorher gönnten wir uns jedoch ein riesiges Stück Kuchen. Das hätten wir uns besser teilen sollen, denn das war echt groß.
Vollgestopft begaben wir uns aufs Zimmer und nutzten den restlichen Tag, um ein wenig zu Entspannen.
Das Abendessen wurde zwischen 18:30 Uhr und 19:00 Uhr serviert und wir begaben uns um kurz nach halb 7 zu Tisch. Ein ausgezeichnetes Drei-Gang-Menü erwartete uns.
Pünktlich zum Sonnenuntergang gingen wir noch einmal vor die Tür und beobachteten das Gipfelglühen der Engelhörner.
Wir suchten noch einen Cache in der nahegelegenen hirstorischen Mühle und warteten nach Einbruch der Dunkelheit auf die Sterne. Da ich allerdings keinen Fernauslöser dabei hatte, konnte ich nur mit maximal 30 Sekunden belichten. Allzu viele Sterne sind daher nicht zu sehen. Dafür entdeckten wir eine Stirnlampe eines Kletterers oder Bergsteiger in der Wand, der vermutlich gerade sein Nachtlager herrichtete.
Bevor wir uns nun zu Bett begaben, checkten wir noch einmal die Wetterprognose für den übernächsten und den darauffolgenden Tag. Leider hatte sich an der Vorhersage nicht geändert, sondern war eher präziser geworden: Regen und Gewitter für den übernächten und den überübernächsten Tag. Und das bereits ab Morgens. So fassten wir den schwierigen aber richtigen Entschluss, die restlichen Etappen des Wetterhorntreks zu streichen und die Übernachtungen auf der Dossenhütte und der Gaulihütte zu stornieren. Bei Regen und Gewittergefahr wird aufgrund der alpinen Bewertung des Weges zur Dossenhütte (T4) und dem Abstieg zur Gaulihütte (T4) unbedingt davon abgeraten, den Weg weiterzugehen.
Wir brauchten daher noch zwei Übernachtungsalternativen. Für den morgigen Tag hatten wir uns erneut für das B&B Triftblick im Haslital entschieden. Ziel unserer Wanderung sollte das Sidelhorn am Grimselpass sein. Für den darauffolgenden Tag wollte Marcel nach der Tour eine Unterkunft suchen. Und da ich weiß, wie entscheidungsunfreudig er immer ist, sah ich mich schon im Auto übernachten.
Für heute hatten wir jedoch ein Bett und schliefen nach einem erholsamen Tag friedlich ein.