Schweiz: Bergtour zur Glecksteinhütte

Die Wetterprognose für die nächsten zwei Tage war ausgezeichnet und so starteten wir heute mit unserer 5-Tages-Hüttentour entlang des Wetterhorn-Treks. Auf Alpin- und Bergwanderwegen (Bewertung auf der Wanderskala des SAC von T2 bis T4) führt der Weg von Grindelwald nach Innertkirchen und verläuft rund um das Wetterhorn.

Übernachten kann man während der Tour auf der Glecksteinhütte (Auftieg T3), der Brochhütte bzw. Schwarzwaldalp (Abstieg von der Glecksteinhütte T3 und Wanderung zur Brochhütte T2), der Dossenhütte (Abstieg von der Brochhütte zur Gletscherschlucht Rosenlaui T2 und Aufstieg zur Dossenhütte T4) und der Gaulihütte (Abstieg von der Dossenhütte T4 und Aufstieg zur Gaulihütte T3). Der Abstieg von der Gaulihütte nach Innertkirchen ist mit T3 bewertet.

Viele Informationen zu der Tour gibt es leider nicht und auch keine GPS-Tracks (die jedoch insbesondere bei den T-4 Alpinwegen notwendig sein können). So baute ich mir aus unterschiedlichen GPS Tracks den Wetterhorn-Trek selbst zusammen. Ein paar Infos zu dem Weg gibts auf der Website der Dossenhütte.

Die Hütten selbst müssen zu Zeiten von Corona bereits im Voraus gebucht werden. Ohne Reservierung gibts generell keine Übernachtung. Aber sollte sich das Wetter oder der Plan ändern, lassen sich alle Hütten 24 Stunden vorher stornieren. So hatten wir genug Spielraum, falls das Wetter nicht halten sollte. Zumindest für den 3. Tag sah es aktuell leider nicht gut aus.

Aber nun wollten wir heute erstmal den ersten Teil des Wetterhorn-Treks angehen. Da der Weg eine Punkt-zu-Punkt Bergtour und keine Rundwanderung ist, parkten wir das Auto an einem kostenlosen Parkplatz in der Nähe des Bahnhofs Innertkirchen MIB. Von hier nahmen wir den Zug nach Meiringen. 10 Minuten später gings von Meiringen nach Interlaken Ost und von dort final nach Grindelwald. Kostenpunkt: 61 CHF für uns zusammen. Wer früher bucht, kann evtl. bei der Zugverbindung von Meiringen nach Interlaken Ost sparen. Es gibt auch einen Bus von Meiringen, der bis zur Schwarzwaldalp und von dort weiter nach Grindelwald verkehrt. Aber der Bus fährt nur einmal die Stunde und die Zeit zwischen Umstieg aus dem Zug zu Bus ist nicht wirklich gut getaktet. Günstiger ist diese Variante leider auch nicht.

Da die Züge alle pünktlich verkehrten, erreichten wir 1,5 Stunden später den Bahnhof von Grindelwald. Die Bergtour beginnt allerdings entweder an der Bushaltestelle „Abzweig Gleckstein“ oder „Oberer Gletscher“. Der Zustieg zur Glecksteinhütte von der Haltestelle „Abzweig Gleckstein“ ist eine Stunde kürzer als der Start an der Bushaltestelle „Oberer Gletscher“. Dennoch entschieden wir uns für die zweite, anstrengendere Variante.

Um 12:30 Uhr befanden wir uns auf dem GPS-Track und starteten unsere 5-Tages-Hütten-Tour in den Schweizer Bergen. Die Bushaltestelle befindet sich übrigens auf 1.200 Metern Höhe über NN. Die Glecksteinhütte auf 2.317 Metern. Es sind also gut 1.100 Höhenmeter zurückzulegen. Angegeben ist die Tour mit 3:40 Std.

Start des Wetterhorntreks in Grindelwald

Entlang der Fahrstraße stiegen wir – an einem kleinen See vorbei – gleich zu Beginn gut bergauf.

Wetterhorntrek von Grindelwald zur Glecksteinhütte

Ein schmaler Pfad zweigte nach rechts ab und wir wanderten mit diesem weiter hinauf.

Wetterhorntrek von Grindelwald zur Glecksteinhütte

Wir traten aus dem kleinen Waldgebiet heraus und folgten einem Graspfad aufwärts.

Wetterhorntrek von Grindelwald zur Glecksteinhütte

Wetterhorntrek von Grindelwald zur Glecksteinhütte

Dieser ging kurze Zeit in einen steilen Geröllpfad über, der uns in Serpentinen aufwärts brauchte. Ja, die ersten Meter hatten es bereits ordentlich in sich.

Wir gelangten immer höher und der Blick auf den Eiger waren grandios.

Wetterhorntrek von Grindelwald zur Glecksteinhütte - Blick auf den Eiger

An einer Wegkreuzung hielten wir uns rechts (Glecksteinhütte) und querten ein kleines, ausgetrocknetes Flussbett.

Wetterhorntrek von Grindelwald zur Glecksteinhütte

Wetterhorntrek von Grindelwald zur Glecksteinhütte

Ab hier folgte der alpine Teil des Aufstiegs zur Glecksteinhütte. Ein Schild wies uns auf die notwendige Trittsicherheit und Schwindelfreiheit hin. Der Weg auf dem Ischpfad ist nur für geübte Bergsteiger.

Wetterhorntrek von Grindelwald zur Glecksteinhütte

Wetterhorntrek von Grindelwald zur Glecksteinhütte

Der schmale und teilweise ausgesetzte Pfad verlief zeitweise in sehr luftiger Höhe. Blicke nach unten waren tatsächlich nur für Schwindelfreie. Nicht meine beste Paradedisziplin, wenn man aus dem platten Flachland kommt und leichte Höhenangst hat 🤪. Marcel hatte weitaus weniger mit sich zu kämpfen. Manchmal frag ich mich schon, warum ich mir die psychische Belastung antue aber wenn ich dann die Ausblicke und die Abgeschiedenheit erlebe, weiß ich, warum ich das mache 🤗.

Glücklicherweise ist der Pfad an heikleren Stellen drahtseilversichert. Der Pfad liegt stellenweise auf der Nordseite, daher ist es dort häufig feucht und kann durchaus etwas rutschiger ein. Also acht geben.

Wetterhorntrek von Grindelwald zur Glecksteinhütte

Wetterhorntrek von Grindelwald zur Glecksteinhütte

Wetterhorntrek von Grindelwald zur Glecksteinhütte - Blick nach Grindelwald

Wetterhorntrek von Grindelwald zur Glecksteinhütte - Ischpfad

Auf dem gut gesicherten Weg zur Glecksteinhütte gewannen wir schnell an Höhenmetern und erreichten die Engi (1.735 Meter). Hier endet erstmal der drahtseilversicherte Pfad. Eine Bank lädt zum Verweilen ein. Unterhalb der Engi steht die ehemalige Bergstation der geplanten Seilbahn auf das Wetterhorn, die jedoch 1915 stillgelegt wurde. Diese wird nur noch als Unterschlupf für Steinböcke genutzt.

Wetterhorntrek von Grindelwald zur Glecksteinhütte

Tiefe Talblicke und der vor Kopf liegende Obere Grindelwaldgletscher versetzten uns ins Staunen. Nicht umsonst ist der Weg zur Glecksteinhütte eine echte Genusstour mit grandiosen Ausblicken.

Wetterhorntrek von Grindelwald zur Glecksteinhütte

Ein Pfad führte nun nicht mehr ganz so nah am Abgrund bergab.

Wetterhorntrek von Grindelwald zur Glecksteinhütte

Einige drahtseilversicherte Passagen brachten uns hinab zum Wasserfall des Wyssbachs.

Wetterhorntrek von Grindelwald zur Glecksteinhütte

Die kühle Erfrischung bei Durchschreiten des Wasserfalls (drahtseilgesichert) kam genau richtig.

Wetterhorntrek von Grindelwald zur Glecksteinhütte

Wir stiegen auf den sogenannten Zybachplatten wieder hinauf. Hier ist wieder Schwindelfreiheit gefragt, denn an einigen Stellen geht es direkt neben einen ins finale Absturzgelände. Die schmalen oder heikleren Passagen sind drahtseilversichert. Mich kostete es dennoch mich doch einiges an Konzentration. Einen Blick nach unten riskierte ich nicht.

Wetterhorntrek von Grindelwald zur Glecksteinhütte

Nach den Zybachplatten gelangten wir in Serpentinen teilweise über Felsen, nasses Gestein oder Geröll steil nach oben.

Wetterhorntrek von Grindelwald zur Glecksteinhütte

Wetterhorntrek von Grindelwald zur Glecksteinhütte

Wetterhorntrek von Grindelwald zur Glecksteinhütte

Ein gerade verlaufendes und teilweise abschüssiges Steinband brachte uns weiter bergauf bis zum Unteren Schönbiel auf ca. 2.050 Meter.

Wetterhorntrek von Grindelwald zur Glecksteinhütte

Wetterhorntrek von Grindelwald zur Glecksteinhütte

Der Blick auf den Oberen Grindelwaldgletscher war atemberaubend. Die Glecksteinhütte lag über uns.

Wetterhorntrek von Grindelwald zur Glecksteinhütte

Wetterhorntrek von Grindelwald zur Glecksteinhütte

Wetterhorntrek von Grindelwald zur Glecksteinhütte

Wetterhorntrek von Grindelwald zur Glecksteinhütte

Die letzte heiklere und teilweise gesicherte Passage entlang der Felswand brachte uns in Serpentinen steil aufwärts zum Oberen Schönbiel.

Wetterhorntrek von Grindelwald zur Glecksteinhütte

Wetterhorntrek von Grindelwald zur Glecksteinhütte

Immer wieder genossen wir den Ausblick auf den Oberen Grindelwaldgletscher. Zwischenzeitlich gingen ein paar kleinere Eisblöcke mit lautem Donnern vom Gletscher ab.

Wetterhorntrek von Grindelwald zur Glecksteinhütte

Wetterhorntrek von Grindelwald zur Glecksteinhütte

Wetterhorntrek von Grindelwald zur Glecksteinhütte

Wetterhorntrek von Grindelwald zur Glecksteinhütte

Auf einem schmalen Geröllweg entlang der Wiesen stiegen wir die letzten Höhenmeter empor zur Hütte auf 2.317 Metern Höhe, die wir um 16:30 Uhr erreichten.

Wetterhorntrek von Grindelwald zur Glecksteinhütte

Wetterhorntrek von Grindelwald zur Glecksteinhütte

Wetterhorntrek von Grindelwald zur Glecksteinhütte

Wetterhorntrek von Grindelwald zur Glecksteinhütte - Oberer Grindelwaldgletscher

Wetterhorntrek von Grindelwald zur Glecksteinhütte

Wetterhorntrek von Grindelwald zur Glecksteinhütte - Glecksteinhütte

Wir setzten uns geschafft aber glücklich in einen der Liegestühle und genossen die Aussicht auf den Gletscher. Immer wieder gingen kleinere und größere Eisblöcke am Gletscher ab und zerbarsten mit lautem Donnern. Wirklich eine tolle Lage für eine Hütte.

Wetterhorntrek von Grindelwald zur Glecksteinhütte - Blick auf den Oberen Grindelwaldgletscher

Marcel organisierte zwei Apfelschorlen und meldete unsere Ankunft dem Hüttenwirt. Für die heutige Nacht hatten wir zwei Schlafplätze in einem Vierbettzimmer reserviert. Die Hütte war ausgebucht.

Nach dem kühlen Getränk genossen wir den Sonnenschein und brachten den Rucksack aufs Zimmer. Das beste Gefühl ist jedoch nach Bergtouren immer die schweren Stiefel mit den leichten Hüttenschuhen zu tauschen.

Wetterhorntrek von Grindelwald zur Glecksteinhütte - Blick von der Glecksteinhütte

Auf der Glecksteinhütte hatten wir keine Verpflegung gebucht, sondern wollten uns etwas abseits der Hütte ein paar Nudeln kochen.

Wir suchten uns ein gemütliches Plätzchen. Wolken zogen auf. Wir hofften, dass die Wetterprognose recht behielt und kein Regen einsetzte. Der Rückweg von der Hütte führt nämlich auf demselben Weg zurück wie der Aufstieg. Die Steinplatten könnten daher bei Regen rutschig werden.

Wetterhorntrek von Grindelwald zur Glecksteinhütte - Kochgelegenheit

Direkt neben unserer Kochstelle befand sich ein Geocache.

Wer übrigens noch Kraft und Lust hast, kann zum Chrinnenhorn (T4) aufsteigen oder eine Rundwanderung ins Beesi Bärgli (3 Stunden, T4) unternehmen.

Da die Sonne hinter den Wolken verschwunden war, wurde es kühler und wir kehrten daher zurück zur Hütte. Da die anderen Bergsteiger ihr Essen zu sich nahmen, hatten wir die Terrasse für uns.

Wetterhorntrek von Grindelwald zur Glecksteinhütte - Blick von der Glecksteinhütte

Mir wurde allerdings zu kalt und ich zog mich aufs Zimmer zurück. Marcel spazierte noch ein wenig draußen herum und kam aufgeregt zurück. Steinböcke hatten sich vor der Hütte versammelt und leckten Salz vom Stein.

Gebannt beobachteten wir die Tiere aus nächster Nähe.

Wetterhorntrek von Grindelwald zur Glecksteinhütte - Steinböcke vor der Glecksteinhütte

Wetterhorntrek von Grindelwald zur Glecksteinhütte - Steinböcke vor der Glecksteinhütte

Immer mehr Steinböcke fanden sich an der Glecksteinhütte ein. Auch noch ganz kleine Jungtiere.

Wetterhorntrek von Grindelwald zur Glecksteinhütte - Steinböcke vor der Glecksteinhütte

Wetterhorntrek von Grindelwald zur Glecksteinhütte - Steinböcke vor der Glecksteinhütte

Die älteren Tiere verteidigten natürlich ihr Revier.

Wetterhorntrek von Grindelwald zur Glecksteinhütte - Steinböcke vor der Glecksteinhütte

Nachdem wir uns satt gesehen hatten, kehrten wir zurück in die Hütte. Es war zwar erst 19:30 Uhr aber wir legten uns dennoch schon ins Bett. Was soll man auch sonst den Abend noch anstellen? Noch mehr Flüssigkeit konnten wir nicht zu uns nehmen.

Die Hütte hat übrigens auch heißes Wasser. Duschen kostet jedoch 5 CHF.

Unsere Zimmergenossen waren eine Vater-Tochter-Gemeinschaft, die aus Grindelwald aufgestiegen waren und Morgen, wie wir, denselben Weg wieder abstiegen.

Wir legten uns ins Bett und warteten auf den Sandmann. In der Nacht löste sich übrigens ein großer Eisbrocken am Gletscher, der mit einem lauten Donnern abbrach und zerbarst.

Wer übrigens mal nach dem Oberen Grindelwaldgletscher googelt, wird erschreckende Bilder finden. In den letzten 20 Jahren ist der Gletscher rapide abgeschmolzen. 1992 konnte man auf dem kompletten Aufstieg ab der Engi seinen Blick auf den Gletscher richten. Inzwischen ist der unterste Bereich des Oberen Grindelwaldgletschers völlig verschwunden und man sieht nur noch die glatten, abgeschliffenen Felsen.