Heute war der erste Tag, an dem ich meine Muskeln in den Beinen spürte. Der gestrige Tälli-Klettersteig hatte seinen Tribut in Form von Muskelkater gefordert. Da das Wetter jedoch so schön war, wollten wir trotzdem eine kleine Wanderung unternehmen. In der Schweiz jedoch Wanderungen ohne viele Höhenmeter zu finden, ist allerdings nicht so einfach. Marcel hatte gestern vom Mountain View Trail gelesen, der von der Grütschalp (1.486 m) zum Panoramarestaurant Allmendhubel (1.907 m) führte und mit grandiosen Blicken auf Eiger, Mönch und Jungfrau aufwarten sollte. Daher ging es nach dem Frühstück im Hotel Staubbach los zum Bahnhof von Lauterbrunnen.
Hier fährt nicht nur der Zug, sondern auch die Luftseilbahn zur Grütschalp. Die Fahrt kostete 9 CHF (Oneway/Person) und dauerte ca. 4 Minuten. Von hier kann man mit der Schmalspurbahn auch weiter nach Mürren fahren. Wir stiegen jedoch aus, überquerten die Gleise und orientierten uns erstmal. Einen GPS-Track hatten wir diesmal nicht aber wenn die Schweiz uns eins gezeigt hat, dann das die Wanderwege bis jetzt alle perfekt ausgeschildert oder markiert waren.
Wir folgten daher der Beschilderung entlang des Mountain View Trails aufwärts durch ein kleines Waldstück. Der knackige Anstieg fiel mir heute um einiges schwerer als in den letzten Tagen.
Als wir aus dem Wald heraustraten, genossen wir eine atemberaubende Panoramasicht auf das Dreigestirn Eiger, Mönch und Jungfrau.
Der schmale Pfad verlief zwischen Wiesen und den noch verbliebenden, blühenden Alpenblumen leicht aber stetig bergauf.
Wir gelangten zum Abzweig „Pletschenalp“ auf 1.740 m. Hier folgten wir dem Mountain View Trail nach links. Der Allmendhubel war von hier nur noch eine gute Stunde entfernt. Wir legten daher eine kleine Rast ein und genossen die Aussicht auf die Bergwelt. Herrlich.
Auf dem ausgetretenen Pfad wanderten wir mit der Höhe weiter.
Wolken zogen auf und bevor die Sonne hinter ihnen komplett verschwand, rasteten wir noch einmal. Marcel nutzte die Pause um ein paar Makroaufnahmen zu schießen.
Ich hingegen schnappte mir das Tele und stalkte mal hinauf zum Jungfraujoch. Um Leute in oder um der Wand herum zu erkennen, hätte ich allerdings mehr Brennweite benötigt. Allerdings verharrte ein Helikopter recht lang in der Wand der Jungfrau. Erkennen konnte ich jedoch nichts.
Alles hat irgendwann ein Ende und da es ohne Sonne recht kühl wurde, folgten wir dem Mountain View Trail weiter zum Allmendhubel.
Ein kleiner Anstieg brachte uns über einen Rücken in ein grasgrünes Tal.
Links erhoben sich weiter die Bergriesen und rechts blickten wir auf die geologisch interessanten Strukturen des Bietenhorns (2.753 m.ü.M).
Immer wieder schön anzusehen sind auch die Silberdisteln, die sich in den Schweizer Bergen zahlreich finden lassen.
Der Weg zweigte nach links ab und brachte uns zu einer Bank mit einem wirklich fantastischen Panorama über die Berner Alpen.
Recht eben verlief der Mountain View Trail durch das Tal bis zum letzten knackigen Anstieg hinauf zum Abzweig Richtung Allmendhubel.
Ein paar Kühe hatten es sich direkt am Wegweiser gemütlich gemacht.
Ab hier folgten wir dem Flower Trail zum Hausberg in Mürren.
Der Flower Trail ist ein breiter Weg, der an über 150 verschiedenen Bergblumenarten wie Enzian, Alpenrosen und Edelweiss vorbeiführt. Im Spätsommer blühte allerdings kaum noch etwas und so gelangten wir recht schnell zum 1.907 Meter hohen Allmendhubel.
Hier befindet sich neben der Bergstation ein großer Abenteuerspielplatz und ein Restaurant sowie öffentliche Toiletten.
Auf einer Bank genossen wir noch einmal die Aussicht auf die Berge und folgten danach dem Wanderweg abwärts nach Mürren.
Der Himmel war leider mittlerweile ganz bedeckt und die Wolken erreichten die Gipfel der 4000er.
Wir warfen einen letzten Blick in das weite Tal und auf die hohen Berge und folgten dem ausgewaschenen Pfad steil abwärts.
Unterwegs legten wir unsere Aufmerksamkeit mal auf die Alpenblumen und entdeckten wirklich viele unterschiedliche Arten. Mit dem Makroobjektiv suchten wir uns ein paar von ihnen für die heimische Fotogalerie aus.
Leider habe ich keine Ahnung von der Botanik und bis auf den Löwenzahn, die Bärtige Glockenblume und die Wilde Erdbeere konnte ich den Pflanzen keine Namen zuordnen.
Dem Panoramaweg Richtung Mürren folgend, gelangten wir an einem Bauernhof vorbei weiter leicht abwärts.
Oberhalb der Dächer Mürrens erreichten wir nach 3,5 Stunden gegen 13 Uhr den Bahnhof.
Hier stiegen wir in die Schmalspurbahn ein und fuhren zurück zur Grütschalp und nahmen von hier die Seilbahn abwärts nach Lauterbrunnen.
Bevor wir uns von Lauterbrunnen verabschiedeten, spazierten wir noch einmal zum Staubbachfall. Der 297 Meter hohe Wasserfall verdankt seinen Namen der Tatsache, dass warme Winde das Wasser im Sommer durcheinander wirbeln und in alle Richtungen verteilt wird. Im Lauterbrunnental befinden sich übrigens 72 Wasserfälle. Da unser Weg weiter nach Grindelwald führte, hatten wir für den Besuch weiterer Wasserfälle leider keine Zeit mehr.
Wir kehrten daher am Staubbachfall um und liefen zurück zum Auto.
Von Lauterbrunnen nach Grindelwald lagen ca. 30 Minuten Autofahrt vor uns. Wir hatten uns für eine Unterkunft außerhalb von Grindelwald entschieden, da es mit dem Parken in der Schweiz immer recht schwierig ist und gerade Grindelwald ist kein günstiges Pflaster was die Parkgebühren angeht. Unsere Ferienwohnung im Chalet Bodenwald befand sich daher in Grindelwald-Grund und bot uns einen kostenlosen Parkplatz.
Direkt neben der Unterkunft befindet sich ein Campingplatz, der uns aber nicht gestört hat.
Wie immer in der Schweiz wurden wir herzlich empfangen und waren begeistert von der großen Ferienwohnung. Separates Schlafzimmer, großes Wohn- und Esszimmer mit einer super ausgestatteten Küche und einem riesigen Aussichtsbalkon auf die Eiger Nord- und Westwand erwarteten uns für die nächsten 3 Nächte.
Während Marcel sich noch auf den Weg nach Grindelwald machte (ca. 2 Kilometer von Grindelwald-Grund und ordentlich Höhenmeter, Gehzeit ungefähr 30 Minuten), verbrachte ich den restlichen Tag mit Waschen und dem Ausblick vom Balkon auf den Eiger. Mit dem Teleobjektiv konnte ich sogar die Mitteleggihütte und die Fixseile der Aufstiegsroute über den schmalen Nordost- beziehungsweise Mittellegigrat des Eigers erkennen.
Gemeinsam ließen wir den Abend bei einem Glas Wein und Abendessen ausklingen. Nach Einbruch der Dunkelheit konnten wir in der Eiger-Nordwand die Stirnlampen der Kletterer erkennen, die es nicht rechtzeitig zur Hütte bzw. den Abstieg nicht geschafft hatten. Schon ein spannender Berg der Eiger.