Wer die Eiger Nordwand hautnah aber ohne Seil und Haken erleben möchte, dem sei der Eiger Trail empfohlen. Der Weg beginnt an der Station Eigergletscher bzw. kann auch von der Station Kleine Scheidegg erreicht werden (zusätzlich 40 Minuten zu Fuß). Da die Wanderung von der Station Eigergletscher bis nach Alpiglen nur 6 Kilometer lang ist, starteten wir gemütlich in den Tag.
Aufgrund der aktuellen Bauarbeiten für die V-Bahn, konnten wir am Morgen hautnah die Helikoptertransporte von Material und Personen beobachten. An einem Pfeiler direkt am Balkon unserer Ferienwohnung wurde fleißig gearbeitet. Ich beobachtete den Spaß ca. 15 Minuten, dann war der Helikopter mit der Materiallieferung bereits fertig und die Bauarbeiter konnten ihrer weiteren Arbeit nachgehen.
Wir frühstückten in Ruhe und begaben uns zu Fuß zum nahegelegenen Bahnhof in Grindelwald-Grund. Von hier fuhren wir mit der Zahnradbahn bis zur Station „Kleine Scheidegg“. Der Zug war gut gefüllt. Einen Sitzplatz bekamen wir nicht mehr. Schlimmer aber war nun die Fahrt mit der Jungfraubahn mit Zielpunkt Jungfraujoch.
Der Startpunkt der Wanderung auf dem Eiger Trail ist die Station Eigergletscher. Von der Kleinen Scheidegg nur eine Station entfernt aber da das Jungfraujoch natürlich DAS Highlight hier in der Eigerregion ist, wollten zig Leute in den Zug. Die Zahnradbahn von Grindelwald-Grund nach Kleine Scheidegg fährt nur stündlich, die Jungfraubahn jedoch alle 30 Minuten und so dachten wir, wenn wir auf den nächsten Zug warten, ist es vielleicht leerer. Wir spazierten daher ein wenig herum und genossen die Aussicht.
Der Zug um 12 Uhr war übrigens nicht leerer, denn nicht nur aus Grindelwald-Grund kann man mit der Zahnradbahn zur Kleinen Scheidegg fahren, sondern auch von Wengen. Daher passt dann auch die halbstündliche Taktung der Jungfraubahn. Es blieb uns also nichts anderes übrig, als uns in die endlos lange Schlange zu stellen. Ich war ja gespannt, ob die Leute alle in den Zug reinkamen. Eigentlich waren schon 95% der Plätze nur durch die Reservierungen belegt.
Wir hatten jedoch Glück, denn da wir nur eine Station bis Eigergletscher fahren wollten, konnten wir einen separaten Eingang nutzen und kamen so zumindest in den Zug. Die Fahrt selbst dauert nur ein paar Minuten. Laufen wäre sinnvoller gewesen… Nun ja, jetzt waren wir in der Jungfraubahn und froh, kurz darauf wieder aussteigen zu können. Was muss hier wohl los sein, wenn die Reisegruppen aus Asien und Indien herpilgern…
Während unseres Aufenthalts wurde die Streckenführung vom Eiger Trail auf Grund der Bauarbeiten für die V-Bahn geändert. Wir folgten daher der Beschilderung Eiger Trail nach Alpiglen. Durch den Umweg verlängert sich die Wanderung um ca. 20 Minuten.
Die Bauarbeiten waren in vollem Gange und wir liefen abwärts Richtung Wanderweg. Ein toller Blick auf den Eigergletscher und die Bergwelt eröffnete sich uns. Schon verrückt, dass hier demnächst eine weitere Seilbahn verkehren wird und die Landschaftskulisse darunter doch etwas leiden wird.
Der schottrige, gut angelegte Bergwanderweg zweigte nach rechts ab.
Wir blickten hinab auf die Kleine Scheidegg und folgten dem Weg direkt am Fuß der eindrucksvollen Eigernordwand entlang.
Mit dem Teleobjektiv erspähten wir eine Seilschaft in der Wand, die eine der schwierigeren Routen kletterte. Auch der Klettersteig in der Eiger Nordwand war gut gefüllt. Wir hatten diesen ausgelassen, da wir lieber morgen den Klettersteig aufs Schwarzhorn in Angriff nehmen wollten.
Der Weg unterhalb der Eiger Nordwand ist wirklich sehr beeindruckend. Welch eine massive und hohe Felswand. Allerdings waren heute wirklich viele Wanderer unterwegs. Bei Sonnenschein ist daher nicht mit Ruhe und Abgeschiedenheit zu rechnen.
Leicht abwärts folgten wir dem gut ausgebauten Bergweg immer entlang der Eiger Nordwand.
Auf der Hälfte der Tour legten wir eine Pause ein und beobachteten die Kletterer in der Wand.
Über steile Alpweiden, vorbei an tosenden Wildbächen und Wasserfällen führte der Weg hinab zur Bahnstation Alpiglen.
Wir bekamen sogar einen Sitzplatz und fuhren zurück nach Grindelwald-Grund. Ein schöner Wandertag mit grandiosen Ausblicken auf Eiger und die Bergwelt.
Nach dem Mittagessen und einen nachmittäglichen Spaziergang nach Grindelwald, ließen wir den Abend gemütlich auf den Balkon ausklingen. Ich kundschaftete die Aufstiegsroute durch die Eiger Nordwand aus und entdeckte die Stollenfenster etwa auf Höhe des Abschnitts des „Schwierigen Risses“ auf der Heckmair-Route. Schade, dass es jetzt schon so spät war und ich keine Seilschaft in der Wand entdeckte. Der Eiger ist schon ein sehr außergewöhnlicher Berg. Kein Wunder, dass er die Menschen damals wie heute fesselt.
Besonders beeindruckend war der heutige Sonnenuntergang, der die Bergspitzen glutrot färbte und zahlreiche Fotografen anlockte. Nur die Seilbahn störte ein wenig das Bild.