Bereits bei unserem Aufenthalt im Saas-Tal in 2020 wollte ich gerne den Glacier Trail gehen, denn er ist sicherlich eines der Highlights im Saas-Tal. Der hochalpine Wanderweg (T4) führt vom Mattmark-Stausee auf den Schwarzbergchopf (2.868 m.ü.N) und von dort über den Allalingletscher und Hohlaubgletscher zur Britanniahütte (3.030 m.ü.M.). Für die Querung der Gletscher sind weder Steigeisen noch Seil notwendig. Der Weg ist durchgehend markiert und kann von versierten Wanderern alleine begangen werden. Der Glacier-Trail ist der einzige alpine Wanderweg im Saastal, der über zwei Gletscher verläuft. Festes Schuhwerk ist unbedingt notwendig, da es sich im späteren Verlauf um eine weiß-blau-weiße Alpinwanderung im teilweise weglosen Gelände handelt. Knapp 1.000 Höhenmeter müssen vom Mattmark-Stausee bis zur Britanniahütte überwunden werden. Der Abstieg nach Saas-Fee kann entweder mit der Seilbahn (Abstieg bis Morenia notwendig, da der Abstieg über den Chessjengletscher im Jahr 2022 gesperrt war) oder zu Fuß erfolgen.
Wir starteten unsere Tour entlang des Glacier Trail vom Mattmark-Stausee. Der Weg lässt sich auch andersherum gehen, dann müssen aber gut 1.000 Höhenmeter abgestiegen werden. Für mein Knie keine lohnenswerte Aussicht, daher wollten wir die Seilbahn am Ende der Tour abwärts nach Saas-Fee nehmen. Da es sich nicht um eine Rundtour handelte, nahmen wir den Bus um 9 Uhr zum Mattmark-Stausee und wanderten am rechten Ufer des Sees her.
Wie bereits bei unserer gestrigen Tour zum Ze Seewjinu, folgten wir der Wandermarkierung nach rechts auf einer Bergstraße aufwärts.
In weiten Kehren gewannen wir auf dem breiten Weg leicht an Höhe, bis wir den Abzweig Schwarzbärg auf 2.365 Metern Höhe erreichten. Nach links zweigte der Weg zum Schwarzbärggletscher ab. Wir wanderten jedoch weiter geradeaus in Richtung Schwarzbärgchopf.
Der weiß-rot-weiße Wanderweg führte uns sanft ansteigend bis zur Schwarzbergalp.
Kurz vor der Alp zweigte ein kleiner, unscheinbarer Pfad nach links ab und brachte uns auf auf steilen, mit Felsbändern durchzogenen Grashängen aufwärts.
Das ging ja jetzt gut zur Sache. Wir kamen ordentlich ins Pusten und ließen ein paar schnellere Bergsteiger passieren. Auf dem Glacier Trail begegneten wir heute einigen Leuten. Aber bei dem herrlichen Wanderwetter war dies auch nicht verwunderlich.
Wir folgten dem Pfad oberhalb des Mattmark-Stausees weiter und hielten immer wieder an, um die Panoramalandschaft zu genießen (und auch um ein bisschen Luft zu schnappen und den Puls runterzufahren 🤪).
In langen Kehren wanderten wir an der Ostflanke des Schwarzbergchopf aufwärts und blickten auf den mächtigen Schwarzberggletscher, der allerdings in den letzten Jahren auch massiv gelitten hatte.
Der Weg auf den 2.868 Meter hohen Gipfel schien kein Ende zu nehmen. Wir waren froh, dass der Weg zwischendurch mal etwas flacher wurde. Aber der nächste Anstieg kommt bestimmt.
Dann hieß es noch einmal alle Reserven zu mobilisieren und den finalen Aufstieg in Angriff zu nehmen.
In steilen Kehren näherten wir uns dem flachen, terrassenartigen Aussichtsgipfel.
Der Ausblick auf die „andere Seite“ war grandios. Wir erblickten die Britanniahütte (und den finalen, steilen Anstieg zur Hütte) und spürten eine kühle Brise, die von den beiden Gletschern hinaufzog.
Wir brachten die letzten Meter bergauf hinter uns und erreichten nach etwa 1,5 Stunden den Schwarzbergchopf. Bis auf zwei Wanderer, die die ganze Zeit vor uns unterwegs gewesen waren, mussten wir den Gipfel und den fantastischen Ausblick mit niemanden teilen.
Von hier oben hatten wir eine herrliche Panoramaaussicht auf die Gletscher, das Allalinhorn, den Mattmark-Stausee, dem Monte-Moro-Pass und die 4000er Weissmies und Lagginhorn.
Ein Gipfelkreuz findet man auf dem Schwarzbergchopf nicht, dafür aber ein großes Steinmännchen.
Wir verweilten noch etwas auf dem windstillen Gipfel, machten zahlreiche Fotos und folgten dann einem Pfad abwärts.
Der ab jetzt weiß-blau-weiße Verlauf des Glacier Trails war durch Stangen markiert und führte uns einen Geröllhang hinunter zum Allalingletscher.
Wir suchten uns einen passenden Weg durch das steinige Gelände und erreichten das rechte Ufer des Allalingletschers.
Wir betraten die Seitenmoräne des Gletschers und liefen die ersten Meter über Schnee und Geröll.
Überall entdeckten wir Zeitzeugen der Schneeschmelze und die ein oder andere Gletschermühle. Also Achtung, nicht zu nah herangehen, denn auch wenn man sie nicht sieht, sind Spalten dennoch vorhanden.
Für ein kurzes Stück führten uns die gut sichtbaren Markierungen über Geröll, um dann wieder das Gletschereis zu betreten.
Wir ließen uns Zeit beim Überqueren des ersten Gletschers, denn wann hat man schon mal die Chance, sich so sicher und ohne große Anstrengung auf einem Gletscher fortzubewegen. Die Aussicht verschlug uns die Sprache.
In einem leichten Bogen überquerten wir den Allalingletscher und erreichten die Mittelmoräne.
Überall floss Wasser hinab ins Tal.
Neuschnee aus dem vergangenen Winter war kaum noch vorhanden und an einigen Stellen konnten wir einen Blick in wassergefüllte Spalten werfen.
Wir verließen den Allalingletscher und stiegen über ein steiles Geröllfeld aufwärts.
Auf einem großen Felsen beschlossen wir eine kleine Rast einzulegen und die Naturkulisse zu genießen.
Als ich den steilen Aufstiegspfad zur Britanniahütte sah, wäre ich am liebsten direkt hier unten zwischen den beiden Gletschern geblieben 😁 aber wir wanderten weiter unserem Ziel entgegen.
Über Blockgelände folgten wir den weiß-blau-weißen Markierungen weiter in Richtung Hohlaubgletscher.
An einer geeigneten Stelle versuchten wir den reißenden Fluss aus Schmelzwasser irgendwie trockenen Fußes zu überqueren. Das war jedoch leichter gesagt als getan.
Letztendlich sprangen wir einfach schnellstmöglich durch das kalte Wasser, um nicht allzu nasse Füße zu bekommen.
Bevor wir den Hohlaubgletscher betraten, stiegen wir zu einem kleinen Eisbruch hinab und legten noch einmal eine Rast ein.
Es war jedoch recht frisch so nah am Eis, so dass unsere Pause nach ein paar Fotos schon wieder endete. Ein toller Platz, der uns einen Einblick in den Eispanzer des Gletschers gab.
Wir betraten den festen Schnee des Hohlaubgletschers und folgten den Markierungen über das ewige Eis, dass wohl leider sein „ewig“ in absehbarer Zeit verlieren wird.
Nach dem wir den zweiten Gletscher überquert hatten, gelangten wir auf die Seitenmoräne und folgten dem markierten Weg hinauf in Richtung Hütte.
Unterhalb der großen Felsblöcke herzuwandern, die nur vom kläglichen Rest des Permafrosts gehalten wurden, war uns nicht ganz geheuer, so dass wir uns beeilten, die Felspassage schnell hinter uns zu bringen.
Die letzten Meter zur Hütte verlangten uns noch einmal alles ab, denn nach den gut 800 Höhenmetern, die wir schon in den Knochen hatten, mussten noch einmal etwa 100 Höhenmeter überwunden werden, bis wir die Britanniahütte auf 3.030 Metern erreichten.
Hier gönnten wir uns erstmal ein kühles Getränk und genossen erneut die Aussicht. Jetzt waren wir schon dritten Mal hier oben an der Hütte und konnten uns immer noch nicht satt sehen. Die Bergkulisse ist einmalig und die Bergbahnen weit weg. Wer Lust hat, kann auch noch den kurzen Anstieg auf das Klein Allalin in Angriff nehmen. Ein schöner Aussichtsgipfel, dem auch wir schon einen Besuch abgestattet hatten.
Da uns die Zeit ein wenig im Nacken saß und wir nur ungern zu Fuß bis in Tal wandern wollten, brachen wir nach einer halben Stunde auf. Die letzte Seilbahn von der Station Morenia fuhr um 16:15 Uhr und es lag noch einmal ein ordentlicher Anstieg zum Egginerjoch vor uns. Zudem war der Zustieg über den Chessjengletscher gesperrt worden (zu gefährlich) und wir mussten erstmal sehen, wie gut der neue Weg ausgeschildert war.
Wir stiegen daher von der Hütte ab in Richtung Egginerjoch. Für den Weg zur Seilbahn hatten wir jetzt rund 1,5 Stunden Zeit. Das sollte hoffentlich reichen.
Beim Abstieg waren wir schockiert, wie wenig von dem kleinem Schneefeld auf dem Weg zur Hütte noch übrig war. Im ersten Jahr konnte Marcel noch im tiefen Schnee abfahren, letztes Jahr war dies bereits nicht mehr möglich, da zu viele Steine im Weg lagen und dieses Jahr… tja, die Bilder sprechen für sich würde ich sagen. Das kleine Schneefeld ist kaum noch vorhanden.
Wir überquerten den kläglichen Rest des einstigen Gletschers und folgten dem markierten Weg abwärts.
Über Geröll und Blockgelände verloren wir an Höhe und erreichten ein kleines Tal, von dem aus wir nun wieder aufsteigen mussten.
Das Egginerjoch liegt auf fast 3.000 Metern über Meer und der knackige Anstieg verlangte noch einmal alles ab.
Wir blickten noch einmal zurück auf die herrliche Bergwelt und marschierten auf der breiten Fahrstraße die restlichen Meter aufwärts zum Egginerjoch.
Froh, dass es jetzt nur noch bergab ging, nahmen wir den neuen Hüttenweg direkt am Hang nach rechts abwärts zur Morenia Station.
Anstatt der bisher kaum merkbaren Höhenmetern im Abstieg über den Chessjengletscher zur Station Felskinn, mussten wir zur Zwischenstation Morenia rund 400 Meter bergab laufen.
Der gut ausgebaute Weg brachte uns flugs nach unten. Wahnsinn, was die Schweizer hier in den letzten Tagen für einen Weg aus den Steinen gestanzt hatten.
Wir blickten auf das Allalinhorn und die umliegenden Viertausender und erreichten gegen halb 4 die Morenia Station, von der es abwärts nach Saas-Fee ging.
Hier trafen wir uns mit Marcels Eltern, spazierten noch einmal durch Saas-Fee und nahmen den Fußweg hinab nach Saas-Almagell, dass wir gegen 18 Uhr erreichten.
Die Glacier Trail ist ein absolutes Topziel im Saas-Tal. Die anspruchsvolle und anstrengende hochalpine Wanderung über die zwei Gletscher war ein traumhaftes Erlebnis und wir sind froh, dass wir es dieses Jahr geschafft haben. Wer weiß, wie lange man noch über die beiden Gletscher einfach so ohne besondere Ausrüstung gehen kann. Den Mattmark Glacier Trail können wir nur jedem Wanderenthusiasten wärmstens empfehlen. Die Ausblicke sind so fantastisch und das Wandern über den Allalin- und dem Hohlaubgletscher ist ein echtes Erlebnis.
Da am heutigen Abend zum Abschluss des Saas-Festivals die Band Wintershome in Saas-Almagell spielte, pilgerten auch wir gegen kurz vor 20 Uhr zum Dorfplatz und ergatterten etwas abseits der Bühne noch eine Bank, von der wir der Musik lauschen konnten. Ein perfekter Ausklang unseres diesjährigen, kurzen Schweizurlaubs.