Nach dem gestrigen Erholungstag, standen wir heute wieder früh auf und fuhren um 07:00 Uhr zu dem Parkplatz am Mattmark Stausee. Wir hatten eine Wanderung auf den 2.707 Meter hohen Seewjinenberg (= kleine Seen Berg), zu einigen Bergseen und evtl. noch eine Besteigung des Grünberghorns geplant.
Das Parken am Stausee kostete für den ganzen Tag drei Franken. Ein Bus ist so früh leider noch nicht gefahren, sonst hätten wir diesen mit dem Touristenticket vom Saastal gratis nutzen können.
Auf der ca. 11 Kilometer langen Rundwanderung waren rund 555 Höhenmeter im Aufstieg zu bewältigen. Die alpine Wanderung ist mit weiß-blau-weißen Zeichen markiert.
Wir folgten dem Wanderweg am rechten Ufer des Stausees durch einen Tunnel, der aber auch ohne Stirnlampe durchquert werden kann.
An einem Abzweig folgten wir den Wanderschildern nach rechts bergauf in Richtung Ze Seewjinu und Britanniahütte.
Der morgendliche Blick auf den türkisschimmernden See und die umliegenden Berggipfel war wieder ein Traum, auch wenn der Monte Moro Pass bereits in dichten Wolken hing.
Entlang der breiten Schotterpiste ging es in Kehren sanft aufwärts.
Im Tal entdeckten wir zwei Murmeltiere. Während sich eines aus dem Staub machte, setzte sich das andere auf einen Stein und beobachtete uns ganz genau.
Als es genug von unserer Anwesenheit hatte, verschwand es in seinem Bau.
Wir wanderten aufwärts bis zu einem Abzweig, an dem es rechts zur Britanniahütte über den Glacier Trail ging und links zum Ze Seewjinu.
Nach links abbiegend entdeckten wir an einem großen Fels den Hinweis, dass auch das Grünberghorn in dieser Richtung liegen würde. Um eins schon mal vorweg zu nehmen; dies war die einzige Markierung, die wir zu dem unbekannten Gipfel entdeckten. Markiert ist der Zustieg nicht. Auch gibt es kaum Tourenberichte zum Grünberghorn.
Ein schöner Pfad wand sich leicht aufwärts zum Schwarzbärgbach, den wir über eine große Brücke sicher überquerten.
Über teils vom Gletscher blank polierte Felsen stiegen wir steil aufwärts. Der Weg ist bestens markiert und verlaufen kann man sich nicht.
Nach einer Weile wurde das Gelände flacher und wir konnten einen tollen Blick auf den Schwarzberggletscher und die hohen Berge um uns herum werfen.
Ein großer Wasserfall zeigte die starke Gletscherschmelze in diesem Jahr. Leugner des Klimawandels sollten mal jedes Jahr in die Schweiz zum gleichen Punkt fahren und sich die Veränderung ansehen. In diesem Jahr war es wirklich krass, wie stark der Schnee geschmolzen war.
Leicht aufwärts gelangten wir zu einer Metallstange und suchten hier die Wegmarkierung. Da hatten wir einmal zu sehr die Natur um uns herum bestaunt und gleich die Orientierung verloren.
Etwas weiter links fanden wir den Pfad wieder und stiegen nun leicht abwärts bis zur linken Seitenmoräne des Schwarzberggletschers.
Ein schmaler Pfad führte uns auf dieser bergan, bis wir die Anhöhe erreichten und auf der alten Seitenmoräne weiterwanderten.
Der Blick war ein Traum. Der Gletscher kam immer näher, wenngleich die umliegenden, hohen Gipfel in dichten Wolken verschwanden.
Und den Blick zurück auf den Mattmark-Stausee und die gegenüberliegende Bergwelt nicht vergessen. Was für ein Panorama.
Wir waren immer noch ganz alleine unterwegs. Die Wanderung zum Ze Seewjinu schien eine eher unbekannte Tour im Mattmarktal zu sein.
Die weiß-blau-weiße Markierung wies uns nun scharf nach links einen Grashang hinauf.
Über Steine und Gras kraxelten wir aufwärts. Zum Glück ging es nur für ein kurzes Stück steil bergauf.
Es wurde wieder flacher und über Gestein folgten wir dem Trail im leichten auf und ab weiter.
Wir folgten einem schmalen Graspfad am Hang entlang und genossen den fantastischen Ausblick auf den Mattmark-Stausee und die Berggipfel. Der Monte-Moro-Pass lag in einer dichten Wolkendecke und die goldene Madonna war nicht mehr zu erkennen. Eine herrliche Wanderung, bei der uns immer noch niemand entgegenkam oder uns überholte.
Entlang des Felsbandes konnten wir den Blick tief hinab zum See werfen. An den exponierteren Stellen des Trails ist Trittsicherheit erforderlich. Ein Stolpern könnte hier fatal enden, denn links von uns ging es steil abwärts.
Nur noch leicht ansteigend gelangten wir zu dem kleinen idyllischen See auf 2.707 Metern Höhe, der dieser Tour den Namen gegeben hat. Der höchste Punkt der Tour war erreicht.
Wir legten eine kleine Pause ein und genossen die wunderschöne Naturkulisse. Während das Wollgras sich leicht im Wind hin und herbewegte, spiegelten sich die Berge in dem See.
Eine Herde Gämsen hatte sich oberhalb des Sees versammelt und beobachtete uns ganz genau. Als wir weiterwanderten, zogen sich auch die Gämsen in unwegsameres, felsiges Gelände zurück.
Steil bergab gingen wir über Schrofengelände – teils in Stufen – zum nächsten See. Wir verloren gut 100 Höhenmeter bis wir das kleine Seelein, in dem sich nicht mehr allzu viel Wasser befand, erreichten.
Von hier sollte auch die Tour zum Grünberghorn laut GPS-Track starten. Wir sahen jedoch weder eine Markierung, noch ein Steinmännchen.
Marcel checkte daher erstmal das Gelände, während ich etwas oberhalb des Sees pausierte und mir die Sonne auf die Nase schienen ließ.
Der Ausblick war einfach so schön, dass ich stundenlang hätte hier verweilen können.
Als Marcel zurück kam, hatte er auch keinen Einstieg zum Gipfel des Grünberghorns gefunden. Wir versuchten es an einem steilen Grasanhang, der ungefähr auf dem GPS-Track lag, kamen aber nach einem kurzen Aufstieg zu einem Felsen nicht weiter, da das Gelände noch steiler wurde und zudem das Gras auch feucht war. Da es uns zu gefährlich war und ich mich hier auch nicht wohl fühlte, stiegen wir in dem tiefen Gras wieder ab. Zwischendurch mussten wir auf Steine achten, die sich im dichten Gras versteckten.
Ich war froh als wir wieder zurück am See waren. Der steile Abstieg hatte mich ganz schön Überwindung gekostet. War mir beim Aufstieg gar nicht so extrem steil vorgekommen… Da der Gipfel des Grünberghorns somit gestorben war, legten wir eine ausgiebige Rast auf einem großen, platten Stein ein, der sich zum Ausruhen quasi anbot.
Nach einer halben Stunde, folgten wir den Wandermarkierungen bergab zur Distelalp.
Zuerst ging es noch sanft abwärts. Doch nur kurze Zeit später, erreichten wir einen schmalen Grat, dem wir auf rutschigem Geröll hinab folgten.
Der Ausblick auf den Gletscher war grandios. Unter uns rauschte das Wasser ins Tal.
Auf dem ausgesetzten Grat (Moräne des Seewjinengletschers) war es sehr windig und wir waren froh, als wir um den Berg herum waren und es windstiller wurde.
Steil abwärts ging es über Schrofen in Richtung Distelalp. Auch hier ist noch einmal Konzentration gefragt, denn einige der Steine im Gelände waren locker.
Der teils kaum erkennbare Pfad führte uns in Kehren nach unten. Der Blick auf den Mattmark-Stausee war einfach ein Traum.
Durch dichtes Gras, hohe Büsche und Felsgelände mussten wir den weiteren Weg ab und an suchen. Die weiß-blau-weißen Markierungen halfen uns, die Richtung zu halten. Dafür gab es unterwegs noch ein paar leckere Heidelbeeren zum Snacken.
Wir gelangten zur Distelalp, an der die schwarzen Eringer-Kühe grasten. Zum Glück lag keine der bulligen Kühe auf unserem Weg und wir folgten den letzten Metern hinab zum Rundwanderweg am Mattmark-Stausee.
Den linken Weg nehmend, liefen wir zurück zum Parkplatz.
Wir genossen die Aussicht und waren einmal mehr schockiert beeindruckt von den Wassermassen, die dieses Jahr ins Tal schossen.
Eine der Brücken wäre geflutet worden, wenn es keine Schutzmetallwand gegeben hätte. Es ließ sich allerdings nicht vermeiden, dennoch ein wenig nass zu werden.
Die türkisschimmernde Farbe des Mattmark-Stausees zog uns noch einmal in ihren Bann, bevor wir durch den Tunnel zurück am Auto ankamen.
Für die etwa 11 Kilometer lange Wanderung mit rund 700 Höhenmetern hatten wir mit ausgiebigen Pausen ca. 6 Stunden benötigt. Die Wanderung mit einzigartiger Aussicht ist nur geübten Wanderern zu empfehlen, da es teilweise über sehr steiles und manchmal auch wegloses Gelände geht. Highlights waren die kleinen Seen auf dem Ze Seewjinu.
Unseren vorletzten Abend in der Schweiz ließen wir gemeinsam mit einem klassischen Käsefondue ausklingen. Immer wieder lecker.