Schweiz 2021: Hochtour auf das Allalinhorn (4.027 m)

Neben dem Breithorn wird auch das Allalinhorn als typischer „Anfängerberg“ von vielen Bergsteigern und solche, die es werden wollen, als ersten Viertausender begangen. Häufig natürlich mit einem Bergführer, da dieser die notwendigen Kenntnisse für eine Hochtour aufweist. Eine ausreichende Kondition muss jedoch vorhanden sein. Auch wir wollten heute bei bestem Wetter den 4.027 Meter hohen Berg angehen, allerdings als Zweierseilschaft. Dafür hatten wir uns vorher ausreichend vorbereitet und uns mit den erhöhten Gefahren, die bei einer Zwei-Personen-Hochtour auf uns warten könnten, vertraut gemacht. Das Allalinhorn kann als Halbtagestour von der Bergstation Mittelallalin auf ca. 3.454 Meter angegangen werden. Unterschätzen sollte man die Tour keineswegs, denn man befindet sich im hochalpinen Gletschergelände.

Durch Zufall hatten wir auf der Tourismusseite des Saas-Tals gelesen, dass es an einigen Donnerstagen im Juli und August sogenannte Sonnenaufgangsfahrten mit der Bergbahn zum Mittelallalin in Saas-Fee gab. Das hieß, dass die Seilbahnen des Alpin Express und der Metro Alpin nicht erst ab 07:00 Uhr starteten, sondern es eine Sonderfahrt gegen 05:15 Uhr gab. Die Mindestteilnehmerzahl betrug allerdings 30 Personen.

Marcel rief daher am Vortag noch einmal beim Tourismusverband an und bekam die Info, dass die Fahrt stattfinden würde.

Wir standen daher um 4:00 Uhr morgens bereits in den Startlöchern und fuhren mit dem Auto nach Saas-Fee. Das Parkhaus dort wird allerdings zur Zeit renoviert und nur die Hälfte der Stellplätze stand zur Verfügung. Es war also leider nicht so einfach, überhaupt einen Parkplatz zu finden.

Die Ausrüstung ist gepackt

Die Zeit lief uns daher beim Fußmarsch zur Seilbahnstation des Alpin Express ein wenig davon und kurz bevor die Lichter wieder ausgeschaltet wurden, hielten wir die Tickets zur Station Mittelallalin in den Händen. 

Mit dem Metro Alpin zum Mittelallalin

Einige weitere Bergsteiger und viele Skifahrer hatten das Angebot ebenfalls wahrgenommen. Die waren jedoch schon weit vor uns und wir teilten uns die letzte Bahn nur mit einer weiteren Bergsteigerseilschaft.

Mit dem Metro Alpin zum Mittelallalin

Während ich immer noch hin- und hergerissen von meiner ersten richtigen Hochtour war und zwischenzeitlich tatsächlich überlegte, einfach alles abzublasen und zurück zu unserer Ferienwohnung zu fahren, versuchte Marcel mich zu motivieren. Ich blieb jedoch weiterhin skeptisch. Die Angst vor den Spalten auf dem Feegletscher hatte mich die Nacht nicht schlafen lassen und bereiteten mir auch jetzt noch Kopfzerbrechen. Aber wir hatten uns wochenlang auf die 4000er in der Schweiz vorbereitet und jetzt alles sausen zu lassen, erschien mir auch nicht klug.

Nach ca. 45 Minuten Fahrt und zweimaligen Umsteigen in die Bergbahnen auf den jeweiligen Zwischenstationen (Morenia und Felskinn) erreichten wir zum Sonnenaufgang gegen 06:00 Uhr die Station Mittelallalin.

Sonnenaufgang Mittelallalin

Die Sonne erhellte die Bergwelt um uns herum und fackelten nicht lange.

Blick auf das Allalinhorn am Morgen

Bereits am Ausgang der Bergstation zogen wir unseren Klettergurt an. Die Steigeisen und das Seil ließen wir erstmal weg, da die ersten 500 Meter der Bergtour über eine präparierte Skipiste verliefen.

Über die Skipiste zum Einstieg aufs Allalinhorn

Sonnenaufgang in den Schweizer Alpen

Sonnenaufgang in den Schweizer Alpen

Blick zurück auf die Station Mittelallalin

Blöd nur, dass die Skipiste am Morgen noch durch den Nachtfrost gefroren und sehr glatt war. Ein Teilstück verlief steil bergauf, auf dem wir mit den Bergstiefeln auf der glattpolierten Piste nicht voran kamen, ohne wegzurutschen.

Über die Skipiste zum Einstieg aufs Allalinhorn

Also stiegen wir nochmal ein paar Meter ab und packten die Steigeisen an unsere Schuhe.

Derweilen genossen wir die herrliche Aussicht auf die Berge im Licht der aufgehenden Sonne.

Sonnenaufgangsblick auf dem Weg zum Allalinhorn

Sonnenaufgangsblick auf dem Weg zum Allalinhorn

Sonnenaufgangsblick auf dem Weg zum Allalinhorn

Sonnenaufgangsblick auf dem Weg zum Allalinhorn

Dann starteten wir unsere Hochtour auf das Allalinhorn gegen 06:45 Uhr.

Los gehts aufs Allalinhorn

Der Berg gilt als einer der leichtesten Viertausender in der Schweiz und wird häufig bestiegen. Wir waren daher froh, dass so früh am Morgen kaum Leute unterwegs waren. Die anderen Bergsteiger befanden sich bereits alle vor uns.

Durch die Fahrt mit der Tunnelbahn Metro Alpin bis zum Mittelallalin müssen beim Aufstieg auf das Allalinhorn gerade einmal 580 Höhenmeter bis zum Gipfel überwunden werden.

Am Ende der Skipiste seilten wir uns an und folgten der gut sichtbaren Spur aufwärts.

Am Ende der Skipiste gehts los

Traumhafter Blick auf die Berge

Gut erkennbare Spur auf das Allalinhorn

Anfangs verlief der Aufstieg noch recht human, doch nur einige Meter später kamen wir ordentlich ins Pusten und folgten dem nun steilen Pfad aufwärts. Die Höhe machte uns zusätzlich zu schaffen, denn das die Luft hier oben dünner ist, merkten wir bei jedem Schritt.

Gut erkennbare Spur auf das Allalinhorn

Hochtour auf das Allalinhorn

Hochtour auf das Allalinhorn

Hochtour auf das Allalinhorn

Hochtour auf das Allalinhorn

Hochtour auf das Allalinhorn

In einer ausschweifenden Rechtskurve stiegen wir weit entfernt von den Seracs immer höher.

Hochtour auf das Allalinhorn

Hochtour auf das Allalinhorn

Hochtour auf das Allalinhorn

Es dauerte nicht lange, bis wir die ersten riesigen Spaltenzonen des Feegletschers zu Gesicht bekamen.

erste sichtbare Spalten auf dem Feegletscher

Hochtour auf das Allalinhorn

Hochtour auf das Allalinhorn - Die DSLR ist natürlich mit dabei

erste sichtbare Spalten auf dem Feegletscher

Beeindruckt liefen wir großräumig auf der gut erkennbaren Spur um die Spalten herum.

Hochtour auf das Allalinhorn

Bis jetzt hielt sich meine Angst vor den Spalten tatsächlich noch in Grenzen. Die Spalten waren zwar riesig aber nicht in unserer Reichweite. Außerdem hatte es in den letzten Wochen soviel geschneit, dass wir die kleineren Spalten, die sich irgendwo unter uns befanden, nicht sehen konnten. Eine zwar trügerische Sicherheit aber für die Psyche sehr vorteilhaft.

beeindruckende Spalten auf dem Feegletscher

Hochtour auf das Allalinhorn

An einer der großen Spalten kamen wir jedoch nicht drumherum, eine sehr schmale Schneebrücke zu benutzen, um über die Spalte zu gelangen. Zuerst sicherte ich Marcel mit Seil und Eispickel während er schnell über die Schneebrücke astete, die noch recht stabil zu sein schien. 

Einzige direkte Spaltenquerung über eine Schneebrücke auf dem Weg zum Gipfel des Allalinhorn

Ich wartete kurz auf sein Zeichen, bis er mich von der anderen Seite ebenfalls gesichert hatte und ohne groß zu überlegen, folgte auch ich schnellen Schrittes dem Pfad über die Schneebrücke. Alles war gut gegangen und die Schneebrücke hatte auch nicht den Anschein gemacht, heute noch abzufallen. Ganz geheuer war uns das beiden jedoch nicht und wir wollten sehen, ob es auf dem Abstieg nicht einen alternativen Routenverlauf gab. 

Einzige direkte Spaltenquerung über eine Schneebrücke auf dem Weg zum Gipfel des Allalinhorn

Es gab in den Jahren zuvor immer eine breite Holzleiter, die von den Bergführern hier oben angebracht worden war und sicher über die riesige Gletscherspalte führen sollte. Durch den kühlen Sommer und dem ganzen Neuschnee in diesem Jahr, war der Großteil der Spalte allerdings noch mit Schnee bedeckt.

Spaltenquerung

Spaltenquerung

Geschafft - zumindest für den Hinweg ;-)

Weiter aufwärts gelangten wir an weiteren eindrücklichen Spalten vorbei, die jedoch zum Glück keine direkte Gefahr bargen.

Spalten auf dem Feegletscher auf dem Gipfel zum Allalinhorn

Spalten auf dem Feegletscher auf dem Gipfel zum Allalinhorn

Hochtour auf das Allalinhorn

Hochtour auf das Allalinhorn

Hochtour auf das Allalinhorn

Hochtour auf das Allalinhorn

Beeindruckende Gletscherspalten auf dem Anstieg zum Allalinhorn

Beeindruckende Gletscherspalten auf dem Anstieg zum Allalinhorn

Beeindruckende Gletscherspalten auf dem Anstieg zum Allalinhorn

Über eine breite und dicke Schneebrücke konnten wir die letzte große Spalte überqueren und befanden uns nun im steilen Aufstieg zum Feejoch auf 3.826 Metern.

Hochtour auf das Allalinhorn

Hochtour auf das Allalinhorn

Hochtour auf das Allalinhorn

Hochtour auf das Allalinhorn

Hier legten wir eine kurze Rast und staunten nicht schlecht über den Ausblick, den wir bereits von hier hatten. Das Matterhorn und die anderen Berge der Walliser Alpen (Breithorn, Pollux, Castor, Dufourspitze etc.) waren zu sehen.  Ebenfalls das Rimpfischhorn, dass sich direkt gegenüber von uns befand. Unser Blick reichte sogar bis zum Mont Blanc und dem Dent Blanche. Welch ein beeindruckendes Panorama, dass wir am Morgen ganz für uns hatten. Die anderen Bergsteiger befanden sich schon im finalen Aufstieg zum Gipfel des Allalinhorns und die ersten Gruppen hinter uns lagen noch weit zurück.

Ankunft auf dem Feejoch und Blick auf die Walliser Alpen

Das Matterhorn ist vom Feejoch gut zu sehen

Blick vom Feejoch auf die Walliser Alpen

Blick auf Strahlhorn (links, 4.190m) und Rimpfischhorn (rechts, 4.199 m)

Da es doch empfindlich kalt auf dem Sattel wurde, stiegen wir nach kurzer Fotopause über die Westflanke des Allalinhorns in humaner Steigung weiter aufwärts.

Unsere Route lag noch im Schatten und der Schnee war mit den Steigeisen wunderbar zu begehen.

Hochtour auf das Allalinhorn

Die Spur führte uns nicht direkt auf den Gipfel zu; vielmehr umrundeten wir diesen und gewannen so weiter an Höhe.

Hochtour auf das Allalinhorn

Die letzten anstrengenden und steilen Meter, bei dem wir alle paar Meter eine Verschnaufpause einlegen mussten, führten uns auf den Südgrat.

Hochtour auf das Allalinhorn

Kurz unterhalb des Gipfels erreichten wir ein kurzes Stück, dass uns über vereistes Felsgestein führte (Keine Kletterei). Kombiniertes Gelände ist nicht unbedingt meine Paradedisziplin. Trotz der Sicherheit der Steigeisen fühle ich mich nie wirklich sicher, mit den Zacken auf ein paar Steinen oder blankem Eis zu stehen.

Hochtour auf das Allalinhorn

Zum Glück waren nur ein paar vereiste, felsige Meter zurückzulegen, bis wir den Gipfelgrat erreichten und die letzten Meter bis zum Gipfelkreuz des Allalinhorns zurücklegten.

Gipfelgrat am Allalinhorn

Über den kurzen Firngrat begaben wir uns zum Gipfelkreuz, dass wir ganz für uns alleine hatten. Die anderen Seilschaften waren schon wieder abgestiegen bzw. begaben sich gerade erst an den Abstieg.

Gipfelkreuz Allalinhorn (4.027 Meter)

Gipfelkreuz Allalinhorn (4.027 Meter)

Gipfelkreuz Allalinhorn (4.027 Meter)

Gipfelkreuz Allalinhorn (4.027 Meter)

Wir schossen daher Fotos, machten Videos und genossen die unglaubliche Fernsicht auf fast alle 48 Viertausender der Schweiz.

Grandios. Für ein paar Minuten waren wir sprachlos und ließen die Szenerie auf uns wirken. Wir hatten ca. 2 Stunden für den Aufstieg benötigt.

Allalinhorn (4.027 m)

Bevor die nächsten Gipfelgänger eintrafen, liefen wir auf dem Grat zurück und blickten auf der anderen Seite auf den Hohlaubgrat – eine alternative Aufstiegsroute auf das Allalinhorn.

Gipfelgrat auf dem Allalinhorn

Auf dem Allalinhorn

Blick auf Strahlhorn, Zumsteinspitze, Dufourspitze und Rimpfischhorn

Blick in die Berge vom Allalinhorn

Über die Aufstiegsroute ging es zurück zum Mittelallalin.

Die im Abstieg nun gefühlt steilere vereiste Steinpassage kurz unter dem Gipfel überwanden wir mit Vorsicht und dem Benutzen der größeren Steine als Sicherung.

Zurück im Schnee stiegen wir mit direktem Blick auf das Matterhorn auf dem schmalen Pfad ab und kamen an den zahlreichen Seilschaften vorbei, die den Aufstieg noch vor sich oder schon fast geschafft hatten.

Abstieg vom Allalinhorn via Normalroute

Abstieg vom Allalinhorn via Normalroute

So langsam wurde es wärmer und der Schnee sulziger. Wir hielten uns daher nicht lange auf und begaben uns ruhig aber zügig hinab. 

Abstieg vom Allalinhorn via Normalroute

Abstieg vom Allalinhorn via Normalroute

Auf der schmalen Spur wichen wir den aufsteigenden Bergsteigern so gut es ging aus oder warteten, bis diese uns passiert hatten.

Am Feejoch legten wir noch einmal eine kleine Rast ein und zogen die Jacken aus. Verrückt, dass es auf 3.800 Meter so warm war, dass man im Fleecepullover nach unten steigen konnte.

Bergpanorama vom Feejoch

Bergpanorama vom Feejoch

Erneut bestaunten wir die riesigen Gletscherspalten und mussten auch die etwas heiklere Passage wieder überqueren. Eine Alternativroute sahen wir nicht. Ein paar Bergsteiger gingen zwar außen oder oben rum aber das schien uns auch nicht sicherer zu sein. Zumal der Schnee hier noch sehr tief sein konnte und wir eventuell einsacken würden. 

Abstieg vom Allalinhorn via Normalroute

Abstieg vom Allalinhorn via Normalroute

Abstieg vom Allalinhorn via Normalroute

Abstieg vom Allalinhorn via Normalroute

Abstieg vom Allalinhorn via Normalroute

Abstieg vom Allalinhorn via Normalroute

Abstieg vom Allalinhorn via Normalroute

Abstieg vom Allalinhorn via Normalroute

Abstieg vom Allalinhorn via Normalroute

Abstieg vom Allalinhorn via Normalroute

Abstieg vom Allalinhorn via Normalroute

Abstieg vom Allalinhorn via Normalroute

Daher blieb uns nur, mit einem großen bedachten Schritt die Schneebrücke über die Spalte zu überqueren. Interessant wäre ja, wie lange diese dem Besucheransturm wohl stand hält.

Abstieg vom Allalinhorn via Normalroute

Nachdem wir die Stelle sicher passiert hatten, stiegen wir mal mehr und mal weniger steil hinab bis zur Skipiste.

Abstieg vom Allalinhorn via Normalroute

Abstieg vom Allalinhorn via Normalroute

Unterhalb der Seracs legten wir einen Zahn zu, da uns diese bei ansteigendem Wärmepegel nicht wirklich geheuer aussahen.

Abstieg vom Allalinhorn via Normalroute

Beim Rückweg über die Skipiste ist Vorsicht vor den zahlreichen Skifahrern geboten, die hier mit einem Affentempo den Hang hinabfahren oder die Pisten queren.

Das Restaurant Allalin erreichten wir gegen 10:45 Uhr. Hier packten wir den Rucksack und blickten von der Besucherterrasse noch einmal zum Allalinhorn und der umliegenden Berglandschaft.

Blick vom Restaurant Mittelallalin auf die Berge

Blick vom Restaurant Mittelallalin auf die Berge

Allalinhorn

Skipiste Mittelallalin

Nach der Hochtour auf das Allalinhorn

Danach fuhren wir mit den voll gefüllten Bergbahnen ins Tal nach Saas-Fee.

Mit dem Auto ging es zurück nach Saas-Almagell, wo wir den Rest des Tages gemütlich auf dem Balkon unserer Ferienwohnung ausklingen ließen.

Das Allalinhorn eignet sich gut für den ersten Viertausender. Jedoch befindet man sich natürlich im Hochtourengelände und sollte die Sicherungstechniken beherrschen und die Gefahren richtig einschätzen können. Auch eventuelle Rettungshilfen bei einem Spaltensturz sollten vor allem bei einer Zweierseilschaft gekonnt sein. Alternativ kann man mit einem Bergführer das Allalinhorn besteigen. 

Wir benötigten für den ca. 3 Kilometer langen Aufstieg zum Gipfel (knapp 600 Höhenmeter von Mittelallalin) ca. 2 Stunden und für den gemütlichen Abstieg mit zahlreichen Fotopausen 1,5 Stunden. Wer darauf verzichtet, ist natürlich schneller wieder am Ausgangspunkt.