Da wir den gestrigen Tag zum Entspannen im Fanar Hotel & Residences in Salalah verbracht hatten, standen für heute noch eine Ausflugsziele auf dem Tagesplan. Unter anderem wollten wir uns das Wadi Darbat, die Ausgrabungsstätte Khor Rori, das Blowhole am Mughsail Beach und die Weihrauchsträucher im Wadi Dawkah ansehen. Außerdem stand auch die Suche nach Flamingos auf meinem Programm. Rund 250 Kilometer (ca. 4 Stunden reine Fahrzeit) lagen daher vor uns.
Wir frühstückten daher bereits gegen 08:30 Uhr und spazierten noch einmal entlang der Promenade des Hotelkomplexes.
Da das Thermometer gegen 09:00 Uhr bereits wieder auf die üblichen 30° Celsius kletterte, nahm Marcel zum Abschluss unseres Aufenthalts im Fanar Hotel & Residences ein Bad im Pool. Ich zog es vor, mich in den Schatten zu legen und ein wenig zu lesen.
Um 10:00 Uhr checkten wir aus und verließen die imposante Hotelanlage. Im Foyer standen bereits zahlreiche Koffer von Pauschaltouristen, die auf ihren Bus zum Flughafen warteten.
Bis zum Wadi Darbat (Google Maps: Darbat waterfall Carpark) lagen nur etwa 20 Minuten Fahrstrecke vor uns. Eigentlich wollten wir hier eine kleine Wanderung von zwei Kilometern unternehmen aber als wir aus dem klimatisierten Auto ausstiegen, traf uns die heiße Luft wie ein Schlag. Gefühlt wurde es jeden Tag wärmer (und unangenehmer).
Wir machten daher nur ein paar Fotos vom mit Wasser gefüllten Flussbett und fuhren noch ein paar Meter höher zu einem großen Parkplatz mit Picknickplatz. Das Wadi Darbat zählt zu den wenigen ganzjährig wasserführenden Schluchten.
Mit Blick auf das kleine Rinnsal an Wasserfall liefen wir bergauf bis zu einem Aussichtspunkt. Dafür hatte sich der Weg nicht wirklich gelohnt. Außerhalb der Khareef-Saison von Juni bis September sind im Westen des Omans kaum Touristen unterwegs. Die meisten Wasserfälle und die Flussbetten sind ausgetrocknet. Zur Regenzeit erstrahlt das Wadi Darbat in grüner Pracht und Wasserfälle stürzen die meterhohen Felswände hinunter.
Das türkisfarbene Wasserloch zauberte uns ein Lächeln auf das Gesicht. So ganz umsonst waren wir dann doch nicht hier hin gefahren.
Über einen angelegten Weg stiegen wir über Treppen hinab zum Wasserfall.
Früher gab es hier einen Wanderweg, der noch tiefer hinein in das Tal führte. Mittlerweile wurde dieser jedoch gesperrt. Auf der großen Besucherplattform kamen wir uns heute recht einsam vor.
Wir machten ein paar Fotos und folgten den Stufen wieder hinauf zum Picknickplatz.
Vom kleinen, asphaltierten Wanderweg genossen wir noch einmal einen traumhaften Blick auf das Wadi und die Umgebung und kehrten zum Auto zurück.
Mit voll aufgedrehter Klimaanlage fuhren wir zur 5 Kilometer entfernten Ausgrabungsstätte Khor Rori. Die einst altsüdarabische Hafenstadt Samhuram liegt an der Mündung des Wadi Darbat und gehört seit 2000 zum UNESOC Weltkulturerbe. Der Eintritt kostet 7 OMR / Person.
Wir besichtigten zunächst das kleine Museum, in dem es so kühl war, das wir uns schon wieder auf die Hitze im Freien freuten.
Wer Zeit hat, kann sich auch noch einen Film über die Ausgrabungen und die Funde ansehen. Wir nahmen mit den Bildern und Beschreibungen (auf Arabisch und Englisch) vorlieb und fuhren danach mit dem Auto hinauf zum Parkplatz der Ausgrabungsstätte.
Nach Radiokarbondatierungen und Vergleich der Keramikfunde wurde Khor Rori im 3. oder 4. Jahrhundert v. Chr. gegründet. Mehrere Bauinschriften aus der Stadt berichten, sie sei unter dem Namen Sumharum von Bewohnern der hadramitischen Hauptstadt Schabwat auf Befehl des Königs Il’adh Yalit gegründet worden. Als östlichster Außenposten des altsüdarabischen Reiches Hadramaut diente Khor Rori vermutlich als Zwischenstation auf der Handelsroute zwischen Arabien und Indien und zur Verschiffung des in Dhofar gewonnenen Weihrauches. Die letzten Funde datieren aus dem frühen 5. Jahrhundert n. Chr., danach scheint Khor Rori aufgelassen worden zu sein.
Durch das einstige Stadttor betraten wir den Komplex und stiegen bergauf bis zu einem Plateau.
Die antike Stadt von Khor Rori liegt auf einer Anhöhe über dem Hafen und war doppelt ummauert. Im Innern befanden sich verschiedene Tempel, Werkstätten, Lagerhäuser und Wohngebäude.
Vorbei an diversen Ausgrabungsobjekten, spazierten wir zu einem Aussichtspunkt mit Blick auf die Ausläufer des Wadi Darbat und das offene Meer.
Wir spazierten in aller Ruhe durch die Ruinen, die auch heute noch erahnen lassen, wo sich einst die Häuser der Bewohner befanden.
Eine kleine Echse zog meine Aufmerksamkeit auf sich. Sie zu fotografieren war allerdings nicht einfach, denn immer wenn ich gerade fokussiert hatte, lief sie wieder ein Stück weiter. Immerhin verschwand sie nicht sofort und zwei, drei gute Fotos sind mir doch noch gelungen.
Auch der Isabellsteinschmätzer (isabelline wheatear; Oenanthe isabellina) setzte sich für mich in Szene. Nur das Gegenlicht störte leider.
Nach etwa 45 Minuten verließen wir die antike Ausgrabungsstätte und fuhren zum Blowhole am Mughsail Beach.
Hinter Salalah fuhren wir durch die hügelige Landschaft hinab nach Mughsail. Die Küstenstraße mit Blick auf den kilometerlangen Sandstrand war unser Begleiter (ebenso wie die an der Straße entlangtrottenden Kamele).
An einem Strandpavillon nutzten wie die Gelegenheit für eine kleine Pause am Meer.
Wir liefen hinab zum türkisfarbenen Ozean, der einen tollen Kontrast zum blauen Himmel und dem weißen Strand bot.
Bis auf ein paar Fischer war niemand außer uns hier. So ein leerer Strand ist mir in Europa noch nirgends begegnet.
Ich tauchte die Füße ins Wasser, während Marcel die Fischer bei ihrer Arbeit beobachtete.
Ein paar Möwen warteten darauf, dass ihnen etwas vor den Schnabel fiel.
Wir spazierten ein wenig am Strand her und genossen die frische Brise, die etwas Abkühlung brachte.
Danach fuhren wir die verbleibenden Kilometer bis zu einem weiteren beliebten Ausflugsziel – dem sogenannten Blowhole.
Hinter dem riesigen Parkplatz am Ende der Bucht (und direkt am Restaurant Mughsail Beach) parkten wir das Auto. Ein breiter Asphaltweg führte uns bergauf zur überdimensionalen Marneef Cave.
Von einem Aussichtspunkt oberhalb des Restaurants genossen wir einen fantastischen Blick über den indischen Ozean.
Bergab liefen wir zu den Blowholes, von denen es hier drei an der Zahl gibt. Die Wasserfontänen, die an einen Geysir erinnern, entstehen durch die Wucht der Wellen, die das Wasser durch eine schmale Öffnung im Fels unterhalb der Plattform emporschießen lässt.
Bis es jedoch so weit war, vergingen ein paar Minuten. Der Wellengang war heute nicht allzu ausgeprägt.
Von den drei Blowholes war nur auf eines Verlass. Die anderen Fontänen werden vermutlich nur während der Monsunzeit oder bei Sturm aktiv sein.
Wir liefen ein wenig entlang des schön angelegten Weges und waren auch hier wieder komplett alleine unterwegs. Auf weitere Touristen trafen wir erst als wir den Rückweg antraten.
Es ging wieder hinauf zur beeindruckenden Marneef Cave, die mit einer schattigen Bank zu einer kurzen Rast einlud. Man, war das wieder heiß heute.
Ein letzter Blick aufs Meer und weiter ging die Fahrt.
Es war bereits 12:30 Uhr und es lag noch eine etwa zweistündige Autofahrt vor uns. Wer übrigens einen 4×4 hat, kann von Mughsail noch ein wenig weiter zum traumhaften Fazayah Beach fahren.
Auf dem Hinweg hatte ich in der Lagune von Mughsail (Wadi Ashawq Nature Preserve) ein paar Rosaflamingos (Greater Flamingo, Phoenicopterus roseus) und andere Wasservögel entdeckt. Da ich Flamingos liebe, war natürlich klar, dass wir einen weiteren Zwischenstopp an der Lagune einlegen mussten.
Vom großen Parkplatz marschierten wir hinab zum Ufer der Lagune, wo im seichten Wasser einer der stolzen Vögel auf Futtersuche ging. Wirklich rosa waren die Tiere hier allerdings nicht. Vermutlich bieten die Lagunen nicht genügend Krebse oder Algen, die ihnen das notwendige Carotinoid lieferte. Oder wie Flamingos waren noch nicht alt genug.
Im flachen Gras entdeckte ich einen adulten Kiebitzregenpfeifer im Schlichtkleid (Black-bellied Plover; Pluvialis squatarola).
Die größeren Flamingogruppen hatten sich weit zurückgezogen und so sind die Fotos leider nicht so toll geworden wie erhofft.
Neben den Rosaflamingos beobachtete ich zahlreiche Reiher, Möwen und Blässhühner, die die durch einen Taifun eingestürzte Straße als Unterschlupf oder Beobachtungsposten nutzten.
Auch ein Großer Brachvogel (Eurasian curlew or common curlew; Numenius arquata) und ein Grünschenkel (Common greenshank; Tringa nebularia) gaben sich die Ehre.
Die Lagune liegt direkt am Meer und ist nur durch einen schmalen Strandbereich vom Ozean getrennt, so dass wir auf der einen Seite die Wasservögel beobachten konnten und auf der anderen Seite noch einmal zum Strand gehen konnten.
Nach der kurzen Stippvisite liefen wir zurück zum Auto. An den Ausläufern des Wadi Ashawq entdeckte ich weitere Wasservögel, die ein Foto wert waren. Stelzenläufer (black-winged stilt; Himantopus himantopus), Grünschenkel und weitere Rosaflamingos (Greater Flamingo, Phoenicopterus roseus) begaben sich im seichten Wasser auf Futtersuche.
Zahlreiche Silberreiher (Great Egret; Ardea alba) tummelten sich auf einer kleinen Insel.
Auch ein juveniler Paddyreiher (Indian pond heron or paddybird; Ardeola grayii) fand den Weg auf meine Speicherkarte.
Dann hieß es: „Weiter gehts“. Viel Strecke hatten wir in der letzten Stunde noch nicht gemacht und so langsam wurde es Zeit.
Wir peilten den letzten Punkt auf unserer Straße – das Wadi Dawkah (Natural Park of Frankincense Trees) an. Der Ort gilt seit der Antike als Herkunftsort des Weihrauchs. Immer noch wird hier das duftende Harz wie vor 3.000 Jahren geerntet.
Nach 1,5 Stunden erreichten wir die Wiege des Weihrauchs kurz vor Sonnenuntergang.
Wieder einmal waren wir die einzigen Touristen vor Ort. Über Stufen gingen wir hinab zum Weihrauchgarten.
Über einen angelegten Wanderweg liefen wir durch das trostlos wirkende Tal mit seinen knorrigen Weihrauchbäumen. Die waren alle wirklich klein und unscheinbar.
Schon bald wurden wir von einem Betreuer des Weihrauch-Tals angesprochen und zu den beeindruckenderen Weihrauchbäumen geführt.
Der Mann erzählte uns ein wenig über den Weihrauch und wie er geerntet wird. Die Bäume werden dabei mit einem scharfen Messer an mehreren Stellen angeritzt und das austretende Harz innerhalb weniger Tage geerntet. Danach wird das Harz in der Sonne getrocknet. Je heller das Harz, desto besser ist die Qualität.
Einige der Bäumer sind gut 200 Jahre alt. Äußerst beeindruckend.
Da wir zum Abschluss des Tages noch zum Dhareez beach in Salalah wollten, verabschiedeten wir uns und erreichten nach 45 Minuten Autofahrt pünktlich zum Sonnenuntergang den Stadtstrand.
Während ich in der direkt angrenzenden Lagune auf Vogelsuche ging, schoss Marcel ein paar Fotos vom Sonnenuntergang. Den Strandspaziergang ließen wir aus. Sand hatten wir in den letzten Tag zur genüge unter unseren Füßen gehabt.
Im Verhältnis zu all unseren vorherigen Strandbesuchen war es am A´ Dahariz Strand in Salalah wirklich voll. Zahlreiche Einheimische und Touristen hatten auf dem großen Schotterparkplatz ihr Auto abgestellt. Kinder spielten Fußball und sogar einen Reiter trafen wir.
Für die Vogelfotografie in der Lagune war das Licht leider nicht mehr wirklich gut geeignet aber mit hohem ISO-Wert wollte ich zumindest ein paar Vögel ablichten.
Direkt am Anfang der Lagune stolzierte ein Küstenreiher (Western reef heron; Egretta gularis) durch das knöchelhohe Wasser.
Nur ein paar Meter weiter entdeckte ich zahlreiche Stelzenläufer, Silberreiher und einen Pharaonenibis oder auch Heiliger Ibis (African sacred ibis; Threskiornis aethiopicus) über den ich mich ganz besonders freute.
Rosaflamingos waren nicht vor Ort aber das störte mich nicht. Ich hatte Spaß am Ibis und den anderen Wasservögeln, die sich in Scharen im Wasser tummelten.
Auch ein adulter Paddyreiher (Indian pond heron or paddybird; Ardeola grayii) versteckte sich im Gras.
Ich nutzte das verbleibende Licht und schoss Fotos vom Ibis, den unterschiedlichen Reihern, Möwen und Limikolen.
Als die Sonne hinter den Bergen verschwunden war, begaben wir uns noch auf die Suche nach einem Geocache. Fündig wurden wir allerdings nicht.
Daher peilten wir unsere heutige Unterkunft „Anisa Residential Complex“ in Salalah an und erreichten das großzügige und saubere Apartment mit Schlafzimmer, Küche, Wohnzimmer, Bad und Gäste-WC gegen 18:00 Uhr.
Wir packten unsere Sachen für den morgigen langen Reisetag und nach einem Teller Nudeln mit Pesto liefen wir zum 1,5 Kilometer entfernten Carrefour, um Frühstück für den nächsten Tag zu besorgen.
Nach dem anstrengenden Tag war der verbleibende Abend nicht mehr lang. Um 06:00 Uhr in der Früh klingelte bereits wieder der Wecker.