Unsere Zeit im Süden des Omans endete leider schon wieder und ein laaaaaaaaaaanger Fahrtag lag heute vor uns. Auf dem Hinweg von Muscat nach Salalah hatten wir uns einen Zwischenstopp in Duqm gegönnt. Die Rückfahrt wollten wir jedoch an einem Tag erledigen. So mussten rund 865 Kilometer von Salalah bis zu unserem Hotel rund 20 Kilometer vor Nizwa abgespult werden. Wir starteten daher sehr früh und verließen unsere Unterkunft in Salalah um 06:30 Uhr. Die Sonne war gerade aufgegangen aber auf den Straßen war schon einiges los.
Salalah hinter uns lassend, nahmen wir die 31 bergauf. Wir passierten erneut die fest installierte Kontrolle der Polizei und folgten der Straße.
An einem Kreisverkehr in Thumrait fuhren wir geradeaus und das Navi zeigte uns nun 411 Kilometer Fahrstrecke ohne Abbiegen an. Wann hat man schon einmal solch eine lange Distanz ohne Abbiegen oder Abfahren. Ich musste zweimal hinschauen, ob ich auch wirklich richtig gelesen hatte.
Da die Straße leider nur zweispurig war, musste Marcel häufiger LKWs oder langsamere Fahrzeuge überholen. Dennoch herrschte nicht so viel Verkehr und wir kamen gut voran.
Eine weitere Militärkontrolle wartete irgendwo im Nirgendwo auf uns. Diesmal mussten wir tatsächlich anhalten und dem Polizisten oder Soldaten den Fahrzeugschein des Mietwagens vorzeigen. Warum auch immer. Führerschein oder Reisepass wollte er hingegen nicht sehen.
Kilometer um Kilometer fuhren wir durch die karge Landschaft. Kein Baum und auch keine Ortschaft säumten die Straße. Wir trafen nicht mal mehr auf Kamele.
Hinter Haima – der einzigen größeren Ortschaft auf der langen Fahrt – tauschten wir den Fahrerplatz und die jetzt nun vierspurige Straße brachte uns problemlos voran.
Nach rund acht Stunden Fahrt ohne größere Pausen erreichten wir das IntercityHotel Nizwa etwas außerhalb des Zentrums. Wir hauten uns erstmal ein wenig aufs Ohr und wollten danach den Pool unsicher machen.
Auf der Tapete unseres Zimmers entdeckten wir die zahlreichen Touristenspots wie Jabal Shams, Fort Nizwa und die Festungen Jabrin und Bahla. Letztere hatten wir bis jetzt allerdings noch nicht besucht. Daher beschlossen wir spontan, dorthin aufzubrechen. Die Festung von Jabrin sollte sogar bis 22 Uhr seine Pforten geöffnet haben.
Die Festung von Bahla schloss allerdings bereits um 18 Uhr seine Türen. Daher sahen wir von einem Besuch ab und fuhren stattdessen zu einem Aussichtspunkt etwas oberhalb der Stadt.
Im Licht der untergehenden Sonne blickten wir auf das Fort Bahla und die Stadtmauer.
Wir fuhren vom Aussichtspunkt wieder hinab nach Bahla und steuerten die Festung von Jabrin als nächsten Punkt an.
Auf dem Parkplatz stand nur ein einziges Auto und wir waren gespannt, ob auf die Öffnungszeiten laut Google Verlass war.
Und tatsächlich konnten wir nach Bezahlen des Eintritts von 3 OMR/ Person die Festung von Jabrin erkunden.
Die Palastfestung aus dem Mittelalter erstreckt sich über drei Etagen und liegt etwa 180 Kilometer von der Hauptstadt Maskat entfernt.
Wir betraten den Innenhof und blickten auf die beeindruckende omanische Architektur des 17. Jahrhunderts.
Die Festung wurde 1670 von Balʿarab ibn Sultan als Sommerresidenz konstruiert und genutzt. Als dieser zum Imam bestimmt wurde, verlegt er jedoch den Regierungssitz von Rustaq nach Jabrin und machte die Festung damit bis zu seinem Tod 1692 zum politischen Zentrum. Während seiner Regierungszeit geriet er in Konflikt mit seinem Bruder Saif ibn Sultan I., weshalb er die Festung mit mächtigen bis zu zwei Meter dicken Mauern und Wehrtürmen verstärkte.
1984 wurde eine umfangreiche Sanierung durchgeführt. Die Ausstellungsgegenstände im Inneren umfassen diverse Möbel und Gebrauchsgegenstände und sollen den Flair des ehemaligen Hoflebens in Oman an seine Besucher vermitteln. Das Gebäude selbst ist unter anderem durch aufwändige Holzschnitzereien, Deckenmalereien und Stuckarbeiten verziert.
Wir starteten im Erdgeschoss und besichtigten Raum für Raum. Hier befanden sich unter anderem die Küche, Wirtschaftsräume und eine Bibliothek.
Interessant war auch der Vorratsraum, in dem Datteln gelagert wurden. Über die Rinnen im Boden ist der Dattelsirup in die Tonkrüge geflossen. Später wurde der heiße Sud sogar zur Verteidigung genutzt, den man an strategisch wichtigen Punkten auf den Feind hinabschüttete.
Wir ließen die zweite Etage aus und stiegen hinaus auf das Dach, um die Aussicht noch ein wenig genießen zu können. Kleiner Fun-Fact: Eine Stufe war aus Holz gefertigt, so dass sich Eindringliche durch das Knarzen der Stufe unwillkürlich bemerkbar machten.
Auf dem Dach des Gebäudes befand sich neben den Wachtürmen auch eine ehemalige Koranschule.
Wir genossen die fantastische Aussicht auf die umgebende Bergwelt und stiegen danach die steilen Felsstufen hinab. Im Dunkeln war hier etwas Vorsicht geboten, denn wirklich gut beleuchtet war das Dach nicht.
Im zweiten Obergeschoss befanden sich die Privat- und Empfangsräume des Imams und seiner Frauen, die wir im Folgenden erkundeten. Eine Besonderheit des Palastes sind die Deckenmalereien, deren filigrane Muster an Perserteppiche erinnerten. Gerade aufgrund seiner Schlichtheit fanden wir einen Besuch der Jabrin-Festung sehr eindrucksvoll.
Unser Weg durch das alte Gemäuer führte uns nun wieder hinab ins Erdgeschoss. Hier befindet sich auch das Grab des Sultans.
Wir gingen durch das verwinkelte Gemäuer hinaus in den Innenhof und beendeten unseren kleinen Rundgang durch die Festung von Jabrin. Wer in Nizwa ist, sollte dem Jabreen Castle unbedingt einen Besuch abstatten.
In rund 30 Minuten erreichten wir die Sultan Qaboos Moschee und unser Hotel.