Der Waterkloof Trail ist eine 21 km lange Wanderung im Namib-Naukluft Nationalpark, die wir heute angehen wollten (offiziell sind es nur 17 Kilometer, allerdings haben wir die Trackaufzeichnung am GPS eingeschaltet und rund 21 Kilometer gemessen). Für den mittelschweren Trail werden mit Pausen etwa 8 bis 10 Stunden benötigt. Man sollte auch hier wieder trittsicher und körperlich fit sein. Die Wanderung ist nichts für Ungeübte, die sonst nie Wandern gehen. Aufgrund der Länge sollte man genügend Zeit einplanen und ausreichend zu trinken mitnehmen. Auch feste Wanderschuhe sind aufgrund der Wegbeschaffenheit anzuraten.
Nach einer unruhigen Nacht im NWR Bush Chalet (wenn man ganz alleine inmitten von Nichts ist, hat das schon einen gewissen Gruselfaktor. Auch das ständige Knacken des Metalldachs durch die Abkühlung trägt nicht zu einem ruhigen Schlaf bei) standen wir mit den ersten Sonnenstrahlen auf. Da die Sonne in Namibia bereits gegen 18 Uhr unterging und für den Waterkloof Trail rund 8 bis 10 Stunden benötigt werden, wollten wir frühestmöglich los. Allerdings nicht ohne Frühstück.
Während Marcel unter die kalte Dusche hüpfte (am besten abends duschen, da das Wasser durch Solarenergie aufgeheizt wird und über Nacht abkühlt), starrte ich wie gebannt aus dem Fenster und war wieder einmal mehr beeindruckt von dem Sonnenaufgang in Afrika.
Danach begaben wir uns zur Rezeption des NWR Naukluft Camps um zu frühstücken. Wieder einmal wurden wir sehr freundlich begrüßt und konnten uns am kleinen Buffet direkt am Tisch mit Müsli, Käse und frischem Obst bedienen. Außerdem gab es kalten Saft und frisch gekochte Rühreier sowie getoastetes Brot.
Nach dem Frühstück starteten wir direkt an der NWR Campsite und folgten der breiten Schotterpiste bis zum Abzweig des Waterkloof Trails.
Der Wanderweg ist mit gelben Fußspuren markiert. Ein GPS ist aber zur Orientierung hilfreich, denn an einigen Ecken war uns nicht immer klar, wo der Weg herläuft. Empfohlen wird, den Waterkloof Trail gegen den Uhrzeigersinn zu wandern.
((C) Copyright und Quelle: https://www.info-namibia.com/de/aktivitaeten-und-sehenswuerdigkeiten/sossusvlei/waterkloof-wanderung)
Ein schmaler Pfad führte uns nach rechts und brachte uns in die unberührte Natur.
Durch den schattigen Busch, schlängelte sich ein Pfad leicht aufwärts entlang des Naukluft Flusses.
Abenteuerfeeling kam auf und wir schlugen uns durch das teils dichte Unterholz.
Wir gelangten zu einer Lichtung und konnten einen atemberaubenden Blick auf die hohen Berge um uns herumwerfen, die uns klein und unscheinbar erschienen ließen.
In der Ferne entdeckten wir ein Prachtexemplar eines Köcherbaumes.
Wir überquerten den Naukluft-Fluss, der wenig Wasser führte, und folgten dem Trail weiter bis zu einer kleinen Schlucht, in der die Vegetation durch den häufigen Regen in den Bergen üppig grün war und es überall blühte.
Die Wasserstellen bieten im Sommer eine herrliche Abkühlung und werden auch gerne von den Pavianen besucht. Am Morgen waren jedoch keinen Affen zu sehen.
Wir genossen den fantastischen Blick um uns herum. Soviel Wasser hätten wir hier wirklich nicht erwartet.
Leicht aufwärts liefen wir auf dem steinigen Untergrund weiter durch den Canyon.
Während neben uns die hohen Felswände aufragten, entdeckten wir weitere Wasserstellen.
Weglos folgten wir den gelben Fußspuren über griffige Felsen aufwärts.
Auf einer Hochebene blickten wir auf die umliegenden Berge und sahen abwärts einen großen Pool mit glasklarem Wasser, der zum Baden einlud. Am Morgen war es jedoch noch zu kühl zum Schwimmen und wir wanderten weiter.
Der schmale Pfad brachte uns durch das hohe Gras leicht aber stetig bergauf.
Wir passierten weitere Pools und kleinere Wasserfälle.
Der Waterkloof Trail führte zwischen zwei Wasserbecken auf einem schmalen Steinband hindurch. Wir waren absolut begeistert von diesem tollen Wanderweg, auf dem wir ganz alleine unterwegs waren.
Ständig hielten wir an, um die unvergleichliche Landschaftskulisse zu fotografieren. Wir wollten uns natürlich aufgrund der Länge der Tour nicht so lange aufhalten, wie gestern beim Olive Trail. Das Teleobjektiv hatte ich gar nicht erst mitgenommen, was ich später bereuen sollte.
Stellenweise wuchs dichtes Schilf und wir mussten uns durch einen meterhohen Schilftunnel schlagen, in der Hoffnung keine Schlangen oder Spinnen aufzuschrecken.
Wir gelangten erneut zu einer Hochebene und lauschten dem morgendlichen Vogelgezwitscher. Hätte ich doch nur mein Teleobjektiv mitgenommen. Aber es war besser so, denn wir entdeckten so viele unterschiedliche Vögel, dass wir uns alleine hier auf dem Plateau stundenlang hätten aufhalten können.
So genossen wir die Wanderung und die Schattenspiele, die uns die aufgehende Morgensonne bot. So langsam wurde es auch wärmer.
Wildtiere zeigten sich jedoch keine. Wir fanden ein paar Zebraknochen, sahen allerdings keine frischen Spuren.
Nach rund 5 Kilometern erreichten wir die letzten Wasserstellen und legten eine kleine Rast am Ufer ein. Herrlich, wie abwechslungsreich die letzten Kilometer gewesen waren.
Der Waterkloof Trail folgte auf den folgenden Kilometern dem Flussverlauf des Naukluft in der Ebene.
Wann immer es ging nahmen wir die kleinen Wanderpfade, die neben dem Flussbett verliefen, denn im Flussbett selbst liegen teilweise große Steine, die umgangen oder überstiegen werden müssen. Auch die kleineren Steine waren beim Vorankommen eher hinderlich.
Zwischendurch verloren wir ab und zu den Weg, aber fanden dank GPS immer wieder zurück. Der Waterkloof-Trail folgte eigentlich nur dem Flusslauf des Naukluft.
Sanft aufwärts gelangten wir immer tiefer hinein in das Tal. Die meterhohen Felswände des Canyons beeindruckten uns, wenngleich wir uns auch nach etwas mehr Abwechslung sehnten. Die Wanderung durch das Flussbett war nicht allzu abwechslungsreich und durch die Steine auch sehr beschwerlich.
Nach rund 9 Kilometern Flussbettlauferei näherten wir uns einem Talkessel und hatten nach etwa 3,5 Stunden ein weitläufiges Hochplateau erreicht.
Wir orientierten uns zur Wegfindung am GPS-Verlauf und an den gelben Fußabdrücken und gelangten zu einem großen Steinhaufen, der die Hälfte des Weges markierte.
Hier legten wir eine längere Pause ein und suchten die Umgebung nach Tieren ab. Das Fernglas hatten wir zum Glück eingepackt und während ich erstmal ordentlich trank und mich erholte, entdeckte Marcel an einem Berghang doch tatsächlich die selten gesehen Hartman-Bergzebras. Das Hartmann-Bergzebra, benannt nach Anna Hartmann, der Frau des Entdeckers dieser Unterart Georg Hartmann (1865–1946), ist in seinem natürlichen Lebensraum bedroht und daher häufig nur in staatlichen oder privaten Schutzgebieten zu finden. Mann kann die Hartmann-Bergzebras übrigens ganz gut von Steppenzebras unterscheiden. Während die Beine des Hartmann-Bergzebras bis zum Huf gestreift sind, sind die Beine des Steppenzebras über dem Huf weiß. Auch die Streifen der Hartmann-Bergzebras sind dicker und viel enger beieinander (weiße Zwischenräume sind schmaler) als die der Steppenzebras. Das Hartmann-Bergzebra wirkte generell enger gestreift und dunkler als das Steppenzebra.
Da wir leider kein Teleobjektiv mitgenommen hatten, blieb uns nur der Versuch einer Aufnahme durch das 100mm Objektiv. Erahnen kann man die Bergzebras auf dem Foto aber wirklich gut erkennen leider nicht. Was ein Elend, dass ich das Teleobjektiv im Auto gelassen hatte.
Wir beobachteten die scheuen Tiere noch eine Weile, bis sie sich hinter die Bergkuppen zurückgezogen hatten und fast außer Sichtweite waren. Dann machten auch wir uns auf den weiteren Weg und dem finalen Anstieg zum höchsten Punkt der Tour.
In einigen Serpentinen wanderten wir eine Bergflanke hinauf. Auf halber Höhe konnten wir das gesamte Hochplateau überblicken.
Steil aufwärts folgten wir dem Waterkloof Trail weiter. Auf 700 Metern mussten wir gut 200 Höhenmeter überwinden, bevor wir den höchsten Punkt der Wanderung auf ca. 1.910 Metern Höhe erreicht hatten.
Ein großer Steinhaufen markierte den Gipfel. Etwa 11 Kilometer und ca. 500 Höhemeter hatten wir bis hier hin zurückgelegt.
Das klare Wetter bescherte uns eine tolle Rundumsicht; sogar bis zu den Dünen der Namib.
Da der Gipfel sehr ausgesetzt war und der Wind uns um die Ohren pfiff, zogen wir es nach einigen Minuten vor, dem Wanderweg die verbleibenden etwa 10 Kilometer bergab bis zum Naukluft Camp zu folgen.
Auf dem Weg abwärts schreckten wir eine Herde Hartmann-Bergzebras auf. Für ein Foto waren die Tiere leider viel zu schnell weg.
Wir wanderten auf einem gut erkennbaren Pfad entlang des Bergrückens hinab. Da wir uns nun auf der dem Wind zugewandten Seite befanden, wurde es schlagartig kühler. Bevor meine Mütze sich auf und davon machte, nahm ich sie lieber ab.
Der steinige Wanderweg führte uns steil bergab.
Es erwarteten uns abermals tolle Fernsichten, die wir auf den ebeneren Wegstücken in vollen Zügen genossen.
Auch die Vegetation veränderte sich. Es war nun viel trockener und am Wegesrand wuchsen große Kakteen.
Flache Wegabschnitte wechselten sich mit steileren Bergab-Passagen ab und führten uns flugs hinab ins Tal.
Auch der Wind nahm nun ab und nach rund einer Stunde hatten wir ein weiteres Flussbett erreicht, durch das uns der Wanderweg führte.
Wir wanderten entlang eines Berghanges auf einem schmalen, zugewachsenen Pfad. Oberhalb von uns entdeckten wir Paviane in den Felswänden. Wir hofften, dass wir nicht unverhofft auf unserem Weg auf einen Affen treffen würden. Die Paviane sind nicht schreckhaft und an Menschen gewöhnt.
Am Ende des Abstiegs wanderten wir durch ein herrliches Tal, mit Bäumen am Wegesrand, deren Rinde so goldfarben aussah, dass wir erst dachten, der Baum wäre angesprüht worden.
Der erste Pool des Flusses tauchte auf und wir hüpften von Stein zu Stein.
Noch einmal ging es steil hinab. Die Vegetation wurde dichter und an einer großen Wasserstelle, die zum Baden einlud, hielten wir noch einmal kurz an. Es war nun nicht mehr weit bis zum Ausgangspunkt am Naukluft Camp.
Während wir dem Flusslauf weiter bergab folgten, kam uns ein kleiner Trupp Paviane entgegen, die sich von uns nicht stören ließen und gemütlich weiter ihres Weges zogen.
Durch dichtes Schilf überquerten wir kleine Wasserrinnsale und gelangten zu weiteren Pools. Auch hier könnte man sich im klaren Wasser abkühlen.
Der Waterkloof Trail führte zwischen den Wasserstellen hindurch bis zu einem Pfad, an dem sich der Abzweig zur längeren 8-Tages-Tour durch die Naukluft-Berge befindet.
Bis zum Camp lagen jetzt noch etwa 2 Kilometer vor uns, die wir abermals durch ein breites Flussbett zurücklegen mussten. Der Rückweg zog sich länger als wir gedacht hatten.
Durch hohes Gras und dem Flusslauf führte uns der Weg bis zum Campingplatz des Naukluft-Camps, den wir gegen 15:30 Uhr erreichten. Für die Wanderung hatten wir inkl. Pausen ca. 7,5 Stunden benötigt.
Eigentlich wollten wir heute auf dem Campingplatz in unserem Dachzelt übernachten. Da uns das Bush-Chalet aber so gut gefallen hatte und wir uns heute auch gerne noch eine entspannte Dusche gönnen wollten, hatten wir von der Campsite auf das Bush-Chalet gewechselt. Außer uns war sowieso niemand hier und die Hütten nicht belegt.
Während Marcel das Auto holen ging, wartete ich auf dem Campingplatz und rastete erstmal. Die Wanderung entlang des Waterkloof Trails ist zwar nicht so schwer aber aufgrund der Länge und der Wegbeschaffenheit doch kräftezehrend. Ich war daher froh, nicht noch den letzten Anstieg zur Rezeption der NWR Campsite laufen zu müssen. Stattdessen beobachtete ich die Vögel und träumte vor mich hin.
Gemeinsam fuhren wir zu unserem Bush-Chalet. Marcel wollte heute im Hellen mal das Dachzelt unseres Jeeps aufbauen, um zu gucken, wie leicht das war. Nachdem wir herausgefunden hatten, dass wir die Leiter nicht erst abmontieren, sondern das Dachzelt einfach nur umklappen mussten, setzten wir uns den Rest des verbleibenden Tages auf die Veranda unseres Chalets und beobachteten die Vögel.
Der neugierige Bergsteinschmätzer gesellte sich etwas zu uns bevor der Abend hereinbrach und wir müde ins Bett fielen.
Unsere Tipps für die Wanderung auf dem ca. 21 Kilometer langen Waterkloof Trail:
- feste, am besten knöchelhohe Wanderschuhe anziehen
- auszureichend Getränke (3-4 Liter) mitnehmen
- Sonnenschutz einpacken
- rund 8-10 Stunden Zeit für die Wanderung einplanen
- Kondition für die Überwindung von ca. 500 Höhenmetern und die Länge der Tour
- Kamera nicht vergessen
- Nach Tieren Ausschau halten