Für uns ging es heute weiter nach Uis. Dafür hatten wir die 4×4-Strecke von Swakopmund via Cape Cross zum Messum Krater und von hier weiter nach Uis gewählt. Der 4×4-Track ist leicht zu fahren. Bis zum Messum Krater ist ein 4×4-Fahrzeug nicht unbedingt notwendig (aber aufgrund der vielen Spurrillen bequemer und angenehmer). Ein Allradfahrzeug ist vor allem für die Fahrt durch das sandige Flussbett des Messum in Richtung Uis zu empfehlen. Am Cape Cross warteten zahlreiche Seehunde auf Besucher und auf dem 4×4-Track zum Messum Krater können die berühmten Welwitschas bestaunt werden. Wir waren sehr gespannt, was der heutige Tag und vor allem auch die 4×4-Strecke für uns bereithielt.
Über Swakopmund hang am Morgen eine dichte Nebeldecke, die kaum Sonne durchließ. Wir blickten vom Aussichtspunkt unserer Unterkunft The Stiltz noch einmal auf das Meer und genossen die kühle Brise.
Webervögel hatten sich auf dem Gelände des Hotels ebenfalls Schlafplätze gesucht.
Bevor wir Swakopmund verließen, hielten wir am Büro des NWR direkt in der Stadtmitte und ließen uns ein Permit für den 4×4 Track zum Messum Krater ausstellen (Das Permit für den Besuch des Dorob Nationalparks ist verpflichtend und kostenlos).
Schnell hatten wir die Stadt am Atlantik hinter uns gelassen und fuhren auf der Asphaltstraße C34 direkt am Meer entlang bis zum Zeila Schiffswrack.
Da wir für die Fahrt entlang der Skeleton Coast leider keine Zeit hatten, freuten wir uns, wenigstens eines der zahlreichen Schiffswracks aufsuchen zu können. Die Zeila war im August 2008 an der Skelett-Küste südlich von Henties Bay gestrandet und befindet sich unweit der Hauptstraße.
Während einige Mineralienhändler versuchten, ihre Steine an Touristen zu verkaufen, genossen wir noch einmal die kühle, frische Brise.
Nach dem kurzen Zwischenstopp fuhren wir auf der C34 weiter bis nach Cape Cross.
Am Kreuzkap befindet sich eine der größten Robbenkolonien (Cape Cross Seal Reserve) der Südafrikanischen Seebären – einer Ohrenrobben-Art. Die Robben bilden hier eine Kolonie von bis zu 250.000 Tieren (letzte Zahlen des Ministeriums von 2007), um im Oktober oder November ihre Jungen zu gebären.
Aufgrund der hohen Anzahl an Robben stellen diese leider mittlerweile ein echtes Problem für die Fischerei dar, weil Robben täglich etwa acht Prozent ihres Eigengewichts an Fischen fressen. Eine gewisse Anzahl wird daher jedes Jahr zur Jagd freigegeben.
Die Robbenkolonie kann aus nächster Nähe besucht werden. Für den Nationalpark ist ein Permit notwendig, dass man an einem kleinen Häuschen des NWR erwerben kann, bevor man weiter bis zum Ende der Landspitze und der Robbenkolonie fährt.
Als wir auf dem Parkplatz ankamen, lagen zahlreiche Robben im Sand, auf Steinen und sogar auf dem Holzpfad, der für Besucher angelegt wurde. Ein beißender Geruch wehte uns entgegen. Wer empfindlich auf Gestank reagiert, sollte ein Tuch oder einen Schal mitnehmen und sich diesen um die Nase und Mund binden. Wir fanden es nicht so schlimm, wie erwartet und verzichteten auf Mund-Nase-Bedeckung. Im Juni sind aber auch noch nicht so viele Tiere da, wie von Oktober bis Dezember, wenn die Paarungszeit beginnt.
Um die Robben aus der Nähe beobachten zu können, liefen wir zwischen einigen Tieren hindurch bis zu einem Holzgatter, durch das wir auf einen eingezäunten Holzsteg gelangten. Die Robben ließen sich von unserem Spießroutenlauf nicht stören und schauten immer mal nur kurz auf. Angriffslustig waren sie zum Glück nicht.
Ein ehemaliger Picknickplatz wurde ebenfalls von den Robben vereinnahmt.
Vom Holzsteg aus waren wir nun ganz nah an den Tieren dran und konnten diese Fauchen, Husten und Pusten hören. Spannend. Die meisten Tiere schliefen, einige robbten durch den Sand und wieder andere rangen miteinander. Es war immer was los und wir wussten gar nicht so recht, wo wir zuerst hinschauen sollten.
Sicher eingezäunt konnten wir uns auf dem Holzbohlenweg nach rechts und links bewegen und am Strand und im Meer weitere tausende Robben ausmachen.
In den hohen Wellen des Atlantiks suchten die Robben nach Fischen.
Wir spazierten gemütlich über den Holzsteg und beobachteten die Tiere. Besonders niedlich sind die kleinen Robben, die entweder in „Kindergärten“ zusammenliegen oder bei ihren Müttern sind.
Nach rund 45 Minuten verließen wir den eingezäunten Bereich und liefen an den Robben vorbei zum Parkplatz. So ganz wohl fühlten wir uns nicht, direkt an den Tieren vorbeizulaufen, auch wenn sich diese nicht für uns interessierten.
Wir spazierten noch einmal zum Kreuz, das dem Seefahrer Diogo Cão gewidmet ist. Die Inschrift in drei Sprachen auf einer Steintafel beschreibt folgendes: „Im Jahre 6685 nach der Schöpfung der Welt und 1485 nach Christi Geburt beauftragte der hervorragende, vorausschauende König Johann II. von Portugal einen Ritter seines Hofes, Diogo Cão, dieses Land zu entdecken und das Padrão hier zu errichten.“
Rund um das Kreuz hatten es sich auch zahlreiche Robben gemütlich gemacht und reckten die Hälse der Sonne entgegen, die sich so langsam ihren Weg durch die dichten Wolken suchte.
Wir nahmen Abschied vom Cape Cross und der Robbenkolonie und fuhren zurück zur C34.
Am Ende der Straße bogen wir nach links ab und nahmen nach ein paar Metern die unscheinbare Schotterpiste, die den Anfang des 4×4 Trails zum Messum Krater markierte. Ein Schild zeigte uns, das wir auf dem richtigen Weg waren. Vom Cape Cross via Messum Krater bis zur Daureb Isib Campsite in Uis lagen gute 150 Kilometer Fahrt vor uns. Davon ca. 80 Kilometer auf dem 4×4 Trail bis zum Abzweig auf die D2342. Vom Abzweig auf die D2342 waren noch rund 55 Kilometer bis nach Uis zurückzulegen. Dafür hatten wir bis zum Sonnenuntergang um 18 Uhr mit Stopps rund 6 Stunden Zeit eingeplant.
Die Wellblechpiste schüttelte uns ordentlich durch. Da wir nicht wussten, wie sich die Straßenverhältnisse weiter entwickeln würden, schalteten wir 4×4 high range an. Dadurch hatten wir vorsichtshalber mehr grip.
Da es direkt neben der Hauptpiste noch weitere Fahrspuren gab, die weniger Querrillen aufwiesen, wichen auch wir von der Hauptstrecke ab. Den GPS-Track und die Hauptpiste behielten wir jedoch stets im Blick, da durch die offene Landschaft zahlreiche Fahrspuren führten, die aber nicht alle zu unserem Ziel verliefen.
Nach ein paar Kilometern lag die C34 weit hinter uns und die Sonne strahlte uns wieder entgegen. Wir legten eine kleine Pause ein und genossen die absolute Stille. Über riesige Flechtenfelder blickten wir bis zum Horizont.
Zurück im Auto ging es weiter in Richtung Messum Krater.
Wir passierten die ersten kleinen Vulkankegel, deren schwarzes Gestein einen tollen Kontrast zum hellen Sand und dem blauen Himmel gaben. Hier trafen wir das einzige Mal während der gesamten Fahrt auf zwei weitere Autos. Man sollte sich bewusst sein, dass man bei einer Autopanne keinen Handyempfang hat und es kilometerweit keine Einkehrmöglichkeit gibt. Entweder nimmt man daher genug Wasser und Essen mit, um in der Wüste zu übernachten und auf Hilfe zu warten oder man fährt mit zwei Jeeps. Wir entschieden uns für die erste Variante und vertrauten auf die Fahrtüchtigkeit unseres Autos. Campingutensilien, Gaskocher und Schlafsäcke hatten wir für unser Dachzelt sowieso dabei.
Nur ein paar Meter weiter trafen wir auf die ersten Welwitschias, die in der unwirklichen Landschaft ihren Platz gefunden hatten.
Die Pflanze, die bereits vor 112 Millionen Jahren auf der Erde wuchs, ist endemisch in der Wüste Namib. Aufgrund ihres häufigen Vorkommens ist die Welwitschia unter anderem im Wappen Namibias und im Wappen der Stadt Swakopmund abgebildet. Obwohl die Pflanze mehrere hundert Jahre alt wird, besitzt sie nur ein einziges Blattpaar. Die Welwitschia sieht immer wie ein vertrockneter Strauch aus, der dringend Wasser benötigt. Man möchte der Pflanze am liebsten eine Gießkanne voll Wasser über die wenigen grünen Stellen schütten.
Eine wirklich interessante, wenn auch eher hässliche Pflanze, die aber unserer Meinung nach einfach in dieses Bild der kargen Landschaft passte.
Nach ein paar Fotos setzten wir unsere Tour fort.
So langsam kamen wir dem riesigen Messum Krater näher. Ein 4×4 war bis hier hin noch nicht erforderlich, machte aber die Fahrt angenehmer, da die Piste sehr uneben war.
Der Messum-Krater ist rund 130 Millionen Jahre alt und nicht durch einen Meteoriten- oder Asteroideneinschlag entstanden, sondern war Teil eines magmatischen Ringkomplexes auf einem einst aktiven Vulkan des Urkontinents Gondwana, dessen Zentrum zusammengebrochen ist. Er besteht aus einem breiten flachen Becken mit einem Durchmesser von 18 bis 25 km, das von einer ringförmigen Hügelkette umgeben ist. Die gesamte Formation besteht hauptsächlich aus quarzreichem Basalt.
Die 4×4-Piste führte uns nun hinein in den Krater. Aufgrund des riesigen Durchmessers hatten wir gar nicht das Gefühl, in einem ehemaligen Vulkankrater zu sein.
Wir hielten an einem Picknickplatz und stiegen ein paar Meter aufwärts, um den Blick über die Mondlandschaft schweifen zu lassen. Hier war einfach nichts, kein Baum und keine Welwitschias; nur ein paar Sträucher, die im leichten Wind sanft hin und her schwangen.
Die unterschiedlichen Farben boten uns einmal mehr eine beeindruckende Naturkulisse. Meilenweit war kein Mensch und kein Tier zu sehen oder zu hören. Die Fahrt hatte sich schon jetzt gelohnt.
Zurück im Auto half uns nun der GPS-Track zur weiteren Orientierung durch den überdimensionalen Vulkankrater, denn zahlreiche Fahrspuren führten in alle möglichen Richtungen.
Die Einzigartigkeit der Landschaft beeindruckte uns jedoch so sehr, dass wir immer wieder anhielten, um Fotos zu machen.
Sprachlos näherten wir uns einem Geocache, der sich abseits des Haupttracks befand.
Steil bergauf fuhren wir auf einer schmalen Piste auf einen Hügel. Hier benötigten wir das erste Mal den 4×4 low range Modus.
Oben angekommen stiegen wir erneut aus und blickten in die Ferne. Weit und breit war nichts zu sehen und nichts zu hören. Außer uns war niemand hier und es schien sich auch niemand mehr zu nähern.
Zuerst hatten wir überlegt, im Messum Krater zu campen (da es sich um einen Nationalpark handelt, ist dies nur an einer Stelle gestattet aber ob das hier jemand kontrolliert ist die größte Frage) wegen der Abgeschiedenheit ließen wir jedoch davon ab. Unsere Abenteuerlust hatte doch ein paar Grenzen und mitten in der Einöde ganz alleine zu übernachten hatte für uns nicht den größten Charme.
Ohne den Geocache gefunden zu haben, stiegen wir wieder ins Auto und fuhren auf einer flachen Piste den Hügel hinab zum Haupttrack.
Hier befand sich auch die geologische Stätte „Bakkrans“, an der uralte Felszeichungen direkt unter dem Felsüberhang bestaunt werden konnten. Wir fanden jedoch keine, dafür entdeckten wir einen Stein, der wie ein Fisch aussah. Vielleicht hatten die Bewohner dieser alten Damara-Siedlung diesen in den Stein geschnitzt? Wir wissen es leider nicht.
Wir hatten jetzt noch rund 3,5 Stunden Zeit, bis die Sonne unterging. Noch einmal sogen wir die einmalige Landschaft um uns herum auf und setzten die Fahrt fort.
Am Rande der Piste entdeckten wir wieder Welwitschias.
In Kurven schlängelte sich der Track über die gut zu fahrende Schotterpiste. Wir hatten das nordöstliche Gebiet des Messumkraters erreicht und näherten uns dem Kraterrand.
Ein Schild verriet uns, dass wir das Nationalparkgebiet nun verließen. Die schwarze Mondlandschaft des Messum-Kraters verschwand langsam hinter uns.
Die breite Piste war gut zu fahren und wir gelangten schnell zum Flussbett des Messumflusses, dass wir mehrmals durchquerten.
Auf dem sandigen Untergrund benötigten wir nun einige Male den 4×4 low range Modus. Zum Ende hin wollten wir uns nicht noch festfahren.
Wasser war zwar keines mehr im Fluss aber der üppigere Bewuchs um uns herum, ließ erahnen, dass hier zeitweise auch mal Wasser her floss.
Neben Sträuchern entdeckten wir Bäume und abermals Welwitschias.
Vor Kopf blickten wir auf das beeindruckende Brandbergmassiv. Das Bergmassiv liegt im Damaraland im Westen des Landes. Hier befindet sich auch der höchste Berg Namibias – der Königstein mit einer Höhe von 2.573 Metern über Null.
Die Querrillen im Flussbett rüttelten uns ordentlich durch und wir suchten uns eine passende Spur. Da war es im Krater deutlich angenehmer zu fahren gewesen.
Das Brandbergmassiv rückte immer näher und wir wussten, dass sich unsere Fahrt auf der 4×4 Piste dem Ende näherte.
Kurz vorm Erreichen der D2342 entdeckten wir einen Gabarhabicht (gabar goshawk, Micronisus gabar) auf einem dornigen Busch.
Wir bogen nach rechts auf die D2342 ab und nach gut 5 Stunden hatte uns die normale Schotterstraße wieder.
Da es bis zum Sonnenuntergang nicht mehr allzu lang, waren wir froh, mal wieder etwas aufs Gaspedal drücken zu können. Auf der 4×4 Piste konnten wir mit maximal 40-50 km/h fahren.
Wir genossen die vollkommen andere Landschaft, die sich uns nun bot.
Bis nach Uis lagen rund 55 Kilometer vor uns, die wir in gewohnter Manier abspulten und dennoch die Aussicht genossen. Zahlreiche kleine Straßenstände boten Mineralien und anderes Gestein zum Verkauf an. Meist waren diese nicht besetzt, sondern man konnte das Geld in eine Dose werfen, die sich auf dem Tisch befand. Da wir aber nicht wussten, ob man Schmucksteine (z. B. Amethyst, Rosenquarz oder Bergkristall, früher als Halbedelstein bezeichnet) einfach so ausführen darf, sahen wir von einem Kauf ab.
Gegen 17 Uhr erreichten wir die Daureb Isib Campsite in Uis. Wir wurden sehr freundlich empfangen und zum Stellplatz für die heutige Nacht im Dachzelt gebracht.
Der Stellplatz hatte ein eigenes Bad mit Dusche (sogar mit Heißwasser), eine Küche und ausreichend Platz fürs Dachzelt und den Toyota Hilux. Wir hätten allerdings etwas weiter nach vorne fahren sollen, da die Leiter zum Aufstieg auf dem Steinboden wegrutschte und keinen festen Halt fand. Aber für eine Nacht gings auch so.
Wir erkundeten ein wenig die sehr schöne und gepflegte Anlage, die auch Übernachtungen in Chalets anbot und bereiteten danach unser Abendessen zu.
Nachdem die Sonne untergegangen wurde, wurde es minütlich spürbar kälter.
Wir zogen daher dicke Sachen über und genossen unsere Nudeln mit Ketchup und Bockwurst. All-Inclusive im überfüllten Restaurant? Brauchen wir nicht. Ab und an mal Essen gehen ist für uns auch in Ordnung aber täglich müssen wir das nicht haben. Wir bereiten uns lieber selbst etwas zu.
Während Marcel im Café des Campingplatzes noch ein wenig im Internet surfte und nach Hause telefonierte, ließ ich den Abend auf der großzügigen Terrasse ausklingen, bis es mir zu kalt wurde.
Ich spazierte noch ein wenig umher und entdeckte wieder die riesigen Panzerheuschrecken.
Als Marcel zurück kam, zogen wir uns ins Zelt zurück und waren gespannt auf die erste Nacht im Dachzelt.